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Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 3 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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nicht. Sie starrte auf die Anmeldung fürs Gymnasium.

      »Zum letzten Mal war ich vor über einem Jahr auf der Schule«, murmelte sie und warf den Kopf in den Nacken. Trotzig warf sie das Blatt auf den Tisch und starrte Paul herausfordernd an. »Ich geh da nicht hin.«

      Damit hatte Paul nicht gerechnet. Er knallte die Flasche auf den Tisch und starrte Olivia ungläubig an.

      »Und ob du da hingehen wirst! Weißt du eigentlich, was ich alles auf mich genommen hab deswegen? Meine alten Kollegen getroffen, mich zum Gespött gemacht.«

      »Ich hab dich nicht darum gebeten«, fauchte Olivia. Es war die Angst, die sie so hilflos machte. »Komm schon, was willst du dafür von mir? Soll ich woanders wohnen?«

      Paul antwortete nicht sofort. Er verschränkte die Arme vor dem Oberkörper, schloss die Augen und schien über eine Antwort nachzudenken. Als er sie wieder öffnete, hatte sich etwas geändert.

      »Weißt du, deine Mutter hat dir deinen Namen vielleicht nicht umsonst gegeben. Der Zweig des Ölbaums ist ein Symbol für Frieden und Liebe«, erklärte er heiser. »Außerdem hast du mich an etwas erinnert. An meine Zeit als Oberstudienrat, als ich junge, hoffnungsvolle Menschen in deinem Alter unterrichtet habe …« An dieser Stelle brach er ab.

      Olivia sah die Tränen in seinen Augen glitzern. Sie wollte es nicht, aber sie rührten trotzdem an ihr Herz.

      »Warum hast du aufgehört damit?«, fragte sie leise.

      Doch Paul schüttelte nur den Kopf. Er hob die Flasche an seine Lippen und leerte sie in einem letzten, großen Zug.

      »Morgen wird früh aufgestanden. Wir haben noch viel zu tun, bis du nächste Woche mit der Schule anfängst«, beschloss er und erhob sich. Dabei klang er so entschieden, dass Olivia gar nicht daran dachte, ihm zu widersprechen. Mechanisch stand sie auf, sagte gute Nacht und ging in ihr Zimmer.

      *

      Nichts ahnend, welches Drama sich zwischen ihrem Sohn und seiner Freundin abgespielt hatte, kam Felicitas Norden am nächsten Morgen zu Danny.

      Von ihrem Mann hatte sie erfahren, dass die Operation gut verlaufen war. Und auch die Nachtschwester, bei der sie vorher gewesen war, hatte Entwarnung gegeben. Das Fieber des vergangenen Abends war auf einen Normalwert gesunken. So dachte Fee an nichts Böses, als sie das Krankenzimmer gut gelaunt und bewaffnet mit einem Fresspaket von Lenni betrat.

      »Guten Morgen, mein Lieber. Wie geht es dir denn?«, begrüßte sie ihren Ältesten strahlend.

      »Geht schon«, kam die überraschend übellaunige Antwort.

      Fee stutzte und trat ans Bett. Mit der äußeren Fixatur sah Dannys Arm aus wie aus einem Science-Fiction-Film.

      »Hey, das klingt aber gar nicht gut.« Ganz besorgte Mutter beugte sich Felicitas über ihren Sohn. »Hast du Schmerzen?«

      »Nein.«

      »Kreislaufprobleme?« So etwas geschah häufiger nach Operationen. Doch auch das verneinte Danny.

      »Die Narkose hab ich gut vertragen.«

      »Machst du dir immer noch Sorgen, dass der Arm steif bleiben könnte?«, forschte Fee weiter nach der Ursache für seine schlechte Laune. »Jenny meinte, dass die Gefahr nicht sehr groß ist. Es ist ein gutes Zeichen, dass das Fieber abgeklungen ist …«

      »Mam, bitte, ich weiß das alles selbst«, fiel Danny ihr ungeduldig ins Wort.

      Erschrocken biss sich Felicitas auf die Lippe. Auf keinen Fall wollte sie eine geschwätzige, aufdringliche Frau werden, wie es bei manchen Menschen geschah, wenn sie älter wurden.

      »Tut mir leid. Ich wollte dir nicht auf die Nerven gehen«, entschuldigte sie sich pflichtschuldig.

      Als er seine Mutter so geknickt sah, war es Danny, der ein schlechtes Gewissen bekam.

      »Tut mir leid, Mam, dass ich so schlecht drauf bin«, entschuldigte er sich geknickt. »Es liegt nicht an dir. Ich freu mich sehr, dass du gekommen bist. Wirklich.« Seine Stimme klang eigentümlich. Genauso hatte er immer als kleiner Junge geklungen, wenn er etwas auf dem Herzen hatte.

      Fee überlegte nicht lange. Sie setzte sich auf die Bettkante und lächelte ihn aufmunternd an.

      »Vielleicht sagst du mir einfach, wo dich der Schuh drückt. Was meinst du?«, forderte sie ihn direkt auf und musste plötzlich an Tatjanas gedrückte Stimmung neulich denken. »Hängt es mit Tatjana zusammen?«

      Danny wich ihrem Blick aus und schluckte.

      »Kann schon sein«, gab er zögernd zu.

      »Ich will wirklich nicht aufdringlich sein, und wenn du nicht reden willst, musst du es nicht tun«, erklärte Felicitas vorsorglich.

      »Ach, vielleicht tut es ganz gut, mal mit jemandem zu reden«, seufzte Danny endlich. »Mit einer klugen Frau zum Beispiel«, schickte er ein Kompliment hinterher, das Fee erröten ließ.

      »Du alter Schwerenöter«, lachte sie verlegen. »Von deinem Charme hast du zumindest noch nichts verloren. Das ist ein gutes Zeichen.«

      »Ich weiß nicht. Bei Tatjana scheint er zumindest nicht mehr zu ziehen«, erwiderte Danny so bekümmert, dass Fee erschrak.

      »Wie kommst du denn darauf?«

      »Sie hat mir gestern Abend nach der Operation eröffnet, dass ich sie jederzeit verlassen kann, wenn mir der Sinn danach steht. Dass sie mich nicht zurückhalten wird. Und das tut echt weh. Ich brauch sie nämlich«, gestand Danny heiser, und Fee wusste sofort, wie verletzt ihr ältester Sohn war.

      Glücklicherweise kannte sie Tatjana gut genug, um zu wissen, dass diese Worte – wenn sie sie denn überhaupt so gesagt hatte – nicht so gemeint waren.

      »Nun mal langsam«, versuchte sie, ihn zu beruhigen. »Das wird sie ja nicht aus heiterem Himmel gesagt haben und schon gar nicht nach der Operation. Irgendwas muss doch zwischen euch vorgefallen sein«, sagte sie ihm auf den Kopf zu.

      Zerknirscht gab Danny den Wortlaut wieder, so gut er sich noch daran erinnern konnte.

      »Warum denkt Tatjana auf einmal, dass sie nicht gut genug für mich ist? Ich bin doch ganz froh, wenn ich auch mal was anderes zu hören und zu sehen bekomme als immer nur Krankheiten und Medizin. Wenn ich eine Frau wollte, mit der ich Tag und Nacht fachsimpeln kann, dann hätte ich mir schon früher eine gesucht«, ereiferte er sich. »Und warum kämpft sie nicht um uns? Das bedeutet doch nur, dass ich ihr nicht wirklich wichtig bin.« Diese leidenschaftliche Rede hatte ihn so sehr angestrengt, dass feine Schweißperlen auf seiner Stirn standen. Er atmete heftig.

      »Beruhige dich und denk zur Abwechslung mal mit deinem klugen Köpfchen und nicht mit deinem stolzen Herzen«, befahl Fee ihm ungerührt. Auf dem Nachttisch hatte sie das Buch von Olivias Mutter entdeckt. »War Olivia etwa hier?«, erkundigte sie sich.

      »Ja«, erwiderte Danny gedehnt und sichtlich genervt. Er wollte jetzt nicht über Olivia sprechen. »Gestern früh. Sie hat mir erzählt, dass sie sich für Medizin interessiert, will aber nicht zur Schule gehen. Stattdessen sucht sie nach einem Job als Bedienung. Ist das nicht wahnsinnig dumm?«, fragte er seine Mutter.

      Felicitas hatte aufmerksam zugehört.

      »Sag mal, hat Tatjana dieses Gespräch mitgehört?«, zählte sie Eins und Eins zusammen.

      Danny zuckte mit den Schultern.

      »Einen Teil. Ich weiß nicht, wie lange sie in der Tür stand. Ich hab sie nicht bemerkt.«

      »Na, dann ist mir alles klar.« Unwillig schnalzte Felicitas mit der Zunge. »Wahrscheinlich hast du mit der üblichen Begeisterung auf Olivia eingeredet. Das muss Tatjana in den falschen Hals bekommen haben.«

      Darüber musste Danny zuerst nachdenken. Doch wie er es drehte und wendete: Er konnte sie nicht verstehen.

      »Aber warum spricht sie mich nicht klipp und klar darauf an?«, fragte er unwillig.

      Fee


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