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Ganz leise wirbst du um mein Herz. John EldredgeЧитать онлайн книгу.

Ganz leise wirbst du um mein Herz - John Eldredge


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saßen stundenlang zusammen und redeten über unsere persönlichen Sehnsüchte und Ängste. Wir beteten sogar laut zusammen, was für mich etwas völlig Neues war.

      „Christ werden“ beseitigt jedoch noch nicht unbedingt das Dilemma der Pfeile, wie ich bald entdecken musste. Meine saßen immer noch tief in meinem Fleisch und ließen es nicht zu, dass einige der bösen Wunden in meinem Innern heilen konnten. Die Zwiespältigkeit, die sich daraus für mich ergab, färbte jeden Gedanken, jede Handlung und jede Beziehung jener wichtigen Jahre. Eines Tages saß ich auf Bitten meiner inzwischen Verlobten fünf Stunden lang am Ufer eines Sees und versuchte die Zweifel zu verstehen, die ich bezüglich unserer Heirat hatte. Am Ende dieses Tages war ich nicht schlauer, als ich es zu Anfang gewesen war. Ich hatte in dieser Phase meines Lebens niemanden, der mir hätte helfen können, die Ambivalenz zu verstehen, die durch die Botschaft der Pfeile entstand. Niemanden, der die wider-sprüchlichen Botschaften dieser beiden Offenbarungen (die der Romanze und die der Pfeile) in einer Geschichte zusammenzuweben verstand, die Raum für die Unwägbarkeiten des Lebens ließ, während mein Herz dennoch offen blieb für die Intimität der Romanze. So wurde ich selbst zum Autor meiner Geschichte und tötete das eine, um das andere unter Kontrolle zu bekommen. Ich löste meine Verlobung. Ich gab das Mysterium der Romanze auf für eine Geschichte, die viel vorhersagbarer war – nämlich die Einsamkeit.

      Später ließ ich die Romanze mit einem anderen Mädchen wieder aufleben. Ginny wurde schließlich meine Frau, als ich achtundzwanzig war, aber die Pfeile blieben auch danach nicht aus, und ich erlebte das Ende meiner Zwanziger und den Anfang meiner Dreißiger in einer beständigen blinden Reaktion auf die beiden Offenbarungen, die um meine Seele wetteiferten. Ein altes, vertrautes Gefühl begann sich irgendwo in der Nähe meines Herzens bemerkbar zu machen; eine Einsamkeit, eine Leere, eine Art Schmerz und eine Sehnsucht nach etwas und jemandem, das oder die ich nicht ganz fassen konnte. Solche treulosen Gefühle setzten mir zu und ich fühlte mich von ihnen verraten, sodass ich sie unterdrückte und mich nur umso intensiver in das christliche Engagement und den Dienst für Gott stürzte. Ich fing an den Berufsberatungskurs in unserer Gemeinde zu unterrichten, wurde Pastor für die Singles und arbeitete mit unseren High-School-Schülern. Ginny und ich waren beide Lehrer und nutzten unsere Zeit im Sommer zu Einsätzen auf dem Missionsfeld in Mexiko und der Dominikanischen Republik.

      Das waren alles gute Dinge, aber es gab einen Teil in mir, der sich einfach nicht heilen oder füllen oder befreien lassen wollte, oder was immer es war, worüber mein Herz einfach nicht zum Schweigen zu bringen war. Und da ich mir nie die Mühe machte, mir selbst über das, was ich fühlte oder glaubte, viele Fragen zu stellen (zumindest nicht die richtigen Fragen), durchlebte ich jene Jahre, angetrieben durch Agnostizismus und Resignation, in einem verworrenen Netz der Fantasie, das nichts mit dem gegenwärtigen Leben und der Realität zu tun hatte. Ich lebte in Reaktion auf eine Reihe von Ereignissen und Umständen, die ich nicht verstehen oder auch nur als Anhaltspunkt zu einem Verständnis nutzen konnte. Mir ging es so wie Forrest Gump, als er am Grab seiner lebenslangen Liebe Jenny stand. „Ich weiß nicht, ob jeder von uns ein Schicksal hat, oder ob wir einfach nur zufällig dahingleiten wie ein Blatt im Wind.“

      Viele von Ihnen, die meine Geschichte lesen, werden darin eine innere Reise wiedererkennen, die sich ganz ähnlich anfühlt, auch wenn die Szenen Ihrer äußeren Geschichte ganz anders abgelaufen sein mögen. Und das Gefühl, Teil einer Großen Geschichte zu sein, eines Abenteuers mit Sinn und Ziel, wie es das christliche Leben ist, versickert allmählich nach jenen Jahren der ersten Liebe, was auch immer wir tun, um das zu verhindern. Statt einer Liebesaffäre mit Gott fühlt sich Ihr Leben immer mehr an wie eine Reihe immer wiederkehrender Verhaltensweisen, so als ob Sie immer und immer wieder dasselbe Kapitel eines Buches lesen oder denselben Roman schreiben. Die „Glinus“-Orthodoxie (Gläubig In Unserem Sinne), die wir auszuleben versuchen, reicht als Geschichte nicht aus, um den inneren Aufruhr und die Sehnsucht zu befriedigen, von denen unser Herz uns zu erzählen versucht. Irgendwie sind unser Kopf und unser Herz auf verschiedenen Straßen unterwegs, und keine davon fühlt sich wie das Leben an.

      Am Ende spitzt sich diese Scheidung von Kopf und Herz in einer von zwei Richtungen zu. Wir können entweder unser Herz töten oder unser Leben in zwei Bereiche unterteilen, sodass unsere äußere Geschichte zum Schauplatz dessen wird, was wir sollen, und unsere innere Geschichte zum Schauplatz dessen, was wir brauchen, zu dem Ort, wo wir den Durst unseres Herzens mit dem erstbesten Wasser stillen, das zur Verfügung steht. Ich wählte den zweiten Weg. In dem, was ich für mein religiöses Leben hielt, machten sich Trockenheit und Zynismus breit, während ich mir „Wasser“ suchte, wo ich konnte: in sexuellen Fantasien, im Alkohol, im nächsten Essen im Restaurant, in Gewaltvideos am späten Abend, im Ansammeln von Wissen auf religiösen Seminaren – was immer mir half, die unersättliche Rastlosigkeit in meinem Inneren zu betäuben. Welchen Weg wir auch immer wählen – ein totes Herz oder die Trennung von Herz und Kopf – in jedem Fall gewinnen die Pfeile, und wir verlieren unser Herz.

      Das ist die Geschichte, die wir alle auf die eine oder andere Weise erleben. Der lockende Ruf der Romanze und die Botschaft der Pfeile sind so radikal verschieden und scheinen sich so sehr gegenseitig auszuschließen, dass sie unser Herz in zwei Teile spalten. In jeder Hinsicht, in der die Romanze voller Schönheit und Wunder ist, sind die Pfeile ebenso mächtig in ihrer Hässlichkeit und Verheerung. Die Romanze scheint ein Leben der Ganzheit durch eine tiefe Verbindung mit dem großen Herzen hinter dem Universum zu versprechen. Die Pfeile verleugnen das und sagen uns: „Du bist allein. Es gibt keine Romanze, niemanden, der stark und freundlich ist und dich zu einem exotischen Abenteuer ruft.“ Die Romanze sagt: „Diese Welt ist ein wohlwollender Ort.“ Die Pfeile machen sich über solche Naivität lustig und warnen uns: „Pass bloß auf – die Katastrophe kann jeden Moment kommen.“ Die Romanze lädt uns ein zum Vertrauen. Die Pfeile schüchtern uns ein, bis wir uns nur noch auf uns selbst verlassen.

      Es ist, als wären wir alle dazu bestimmt, einen Verlust des Herzens zu erleiden. Ich denke an zwei Ehepaare, die zu mir zur Eheberatung kamen, nicht weil ihre Beziehungen so zerrüttet waren, sondern weil beide Paare den Wunsch hatten, vor Gott und voreinander mit mehr Freiheit und Liebe zu leben. Hanna und Mike (die Namen wurden geändert) waren Anfang zwanzig und erst seit ein paar Monaten verheiratet. Hanna hatte vor ihrer Ehe ein schweres Leben gehabt und war ohne Kontakt zu ihrem wirklichen Vater von Stadt zu Stadt gezogen. Mike war ein Einzelgänger gewesen, bevor er Hanna kennen lernte, und hatte in der Einsamkeit die Wunden geleckt, die er durch seine Pfeile erlitten hatte. Beide liebten die freie Natur, und während ihre Liebe zueinander wuchs, freuten sie sich auf ein langes Leben in den Bergen mit Kindern, die noch geboren werden sollten. Ein Jahr nach ihrer Hochzeit sprach ich auf Hannas Trauerfeier. Der Krebs hatte ihr das Leben geraubt, bevor sie auch nur eine Chance gehabt hatte, dagegen anzukämpfen.

      Sam und Leslie (die Namen wurden geändert) kamen in die Beratung, nachdem sie jahrelang in der Mission gearbeitet und dort viel Gutes bewirkt hatten. Sie waren noch jung, Anfang fünfzig, und sie wussten, dass es unverheilte Verletzungen zwischen ihnen gab, die sie daran hindern würden, die tiefere Intimität zu erleben, nach der sich beide für die kommenden Jahre sehnten. In einer Lebensphase, in der es viel leichter gewesen wäre, einfach beim Status quo zu bleiben, machten sie sich voller Mut und Hoffnung daran, an ihrer Ehe zu arbeiten. Sie freuten sich auf die kommende Zeit mit ihren Kindern und Enkelkindern und auf eine tiefere Intimität miteinander. Vor nicht langer Zeit stand ich an Leslies Grab, als Sam und die Kinder sich von ihr verabschiedeten. Auch Leslie war vom Krebs dahingerafft worden.

      Welche Schlussfolgerung bleibt für Mike und Sam? Mike öffnete sein Herz, nur um alles zu verlieren, genauso wie er befürchtet hatte. Sam hoffte sein Leben mit Leslie zu Ende zu leben, seine Familie und die Früchte all seiner Jahre im Dienst zu genießen, nur um jetzt allein in die vor ihm liegenden Jahre gehen zu müssen. Die Pfeile treffen uns an den empfindlichsten Stellen in unserem Herzen, bei den Dingen, die uns am wichtigsten sind. Die tiefsten Fragen, die wir jemals stellen, beziehen sich direkt auf die größten Bedürfnisse unseres Herzens, und die Antworten, die uns das Leben gibt, formen unser Bild von uns selbst, vom Leben und von Gott. Wer bin ich? Die Romanze flüstert uns zu, dass wir jemand Besonderes sind, dass unser Herz gut ist, weil es für jemanden geschaffen wurde, der gut ist. Die Pfeile sagen uns, dass wir Dutzendware sind, wertlos, sogar finster und verdreht, schmutzig. Wo ist


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