G.F. Barner 1 – Western. G.F. BarnerЧитать онлайн книгу.
sahen die Männer jetzt, dass Roscoe gebunden war und wie tot am Boden lag. Es war niemand mehr da, der ihnen Befehle geben konnte.
»Sheppard!«, knurrte Huston bissig. »Hoch mit dir – aufstehen und den Gurt abschnallen. Dann wirfst du ihn Darrey vor die Beine, aber vorsichtig, Mann, verflucht vorsichtig, sonst …«
Der Telegrafist erhob sich langsam, er gehorchte wortlos und ging dann auf Darreys Befehl nach links, wo er sich vor Murdock hinsetzen musste, die Hände im Nacken verschlungen.
»Der nächste Narr«, fauchte Caldwell. »Komm schon hoch, Charlie!«
Einer nach dem anderen musste seine Waffen abliefern und auf einen Haufen werfen, kalt beobachtet von Darrey und Huston. »Ihr habt an alles gedacht, was?«, fragte Sheppard verbissen, als Huston, nachdem alle am Boden hockten, zu seinem Packen ging und den Spiegel zerschmetterte. »Die Schwadron steckt etwa fünfzehn Meilen westlich von uns, der Rest des Zuges unter dem Lieutenant ist im Norden, aber auch zu weit entfernt, um Schüsse zu hören oder Blinkzeichen mit Spiegelscherben sehen zu können. Caldwell, was habt ihr mit uns vor, he?«
»Das wirst du gleich sehen«, antwortete Caldwell eisig. Er zerstampfte auch den letzten Spiegelscherben mit dem Absatz und grinste teuflisch. »Willie, Darrey – rüber zu den Pferden! Du passt weiter auf, McCallum. Ich bringe dir ein Pferd, warte!«
Sie zogen sich langsam zurück, als Sergeant Blunt nach einem kurzen Steinekollern neben den Pferden vom Hang herabgerollt kam und gurgelnd im Feuerkreis liegen blieb. Er war geknebelt und gebunden und blutete aus einer klaffenden Kopfwunde.
»Na, Blunt, du Schinder?«, erkundigte sich Darrey höhnisch, indem er ihm in die Rippen trat. »Wie gefällt dir der Anblick dieser Affen?«
Oben schrie jemand auf, es war Seaton, der Corporal und zweite Nachtposten, den Willie Huston von den Felsen stieß, nachdem er ihm den Knebel aus dem Mund genommen hatte. Seatons linkes Auge war blutverkrustet und zugeschwollen, seine Augenbraue aufgeschlagen worden. Er wimmerte leise, nachdem er hart aufgeprallt war.
Murdock blickte ihn an, sein Gewehr zeigte auf Seaton.
»Moment!«, sagte Murdock finster, als Darrey und Willie Huston alle Pferde zusammenbanden. »Caldwell, was soll das werden?«
»Wir nehmen die Pferde, die Waffen mit – was dachtest du denn?«, erwiderte Caldwell eisig. »Sollen sie uns nachkommen können? Wir brauchen Vorsprung, Mann!«
»Caldwell, hier könnten Indianer in der Nähe sein. Ohne Pferde und Waffen sind sie verloren.«
»Na und?«, höhnte Caldwell. »Es wäre nicht die erste Patrouille, die nicht zurückgekommen ist, klar? Du musst doch am besten wissen, ob Indianer in der Nähe sind – du hast gesagt, es wären keine da, oder hast du gelogen?«
»Nun gut«, brummte Murdock, »du hast recht. Sie könnten frühestens in acht Stunden zu Fuß beim Major sein. Das dürfte für uns reichen.«
Er wartete, bis er sein Pferd bekam, saß dann auf und sah über die am Boden hockenden Männer hinweg, während Huston alle Waffen bündelte und auf einen Gaul packte.
»Murdock«, keuchte der einäugige Seaton, »sind wirklich keine Apachen in der Nähe?«
»Nein«, antwortete McCallum düster. »Sie sind tiefer im Süden, mach dir keine Sorgen, du Tölpel. Dann – lauft euch die Hacken ab!«
»Mistkerl!«, knirschte Seaton. »Zur Hölle mit euch!«
»Die seht ihr vielleicht bald«, erwiderte Caldwell höhnisch. »Murdock, willst du ihm eins überbraten?«
»Wozu, er sieht wirklich schon schlimm genug aus«, entgegnete Murdock achselzuckend. »Los, lasst uns reiten, wir brauchen den Vorsprung, Caldwell!«
Murdock zog sein Pferd herum, sicherte aber mit dem Gewehr so lange, bis die anderen drei Männer zwanzig Schritt fort waren, ehe er dem Gaul die Hacken gab und lospreschte. Hinter ihm ertönten jetzt wilde Flüche und Verwünschungen, die Huston, Darrey und Caldwell in ein viehisches Gelächter ausbrechen ließen.
»Wie sie brüllen!«, heulte Huston und bog sich vor Lachen. »Mann, das kostet den Captain die Führung der Schwadron, wetten? Es war ganz leicht, Murdock. Ich ließ, als wir Verpflegung für uns fassten, ein Küchenmesser in meinen Stiefel rutschen. Dann schnitt ich Darrey los, und wir knallten Roscoe, dem Bullen, eins auf den Schädel.«
»Hör auf!«, schnauzte Caldwell. »He, Murdock, wo ist das nächste Wasserloch? Wir brauchen unbedingt Wasser.«
»Ja«, antwortete Murdock knapp. »In den Bergen, durch die wir am Tag müssen, könnten sich Apachen herumtreiben – und die stecken immer in der Nähe der Wasserstellen. Wir müssen die nächste Wasserstelle am Rand der Berge erreichen, ehe der Morgen graut, die Spuren verwischen und dann sofort weiter. Ich hoffe, die Apachen sind nicht an diesem Wasserloch – es wird zu oft von der Armee aufgesucht, und davor werden sie sich hüten. Alle anderen Wasserstellen dürften von Apachen besetzt sein.«
»Nun, du kennst hier ja jeden Stein«, grinste Darrey. »Bring uns durch, es wird dein Schaden nicht sein!«
»Warum?«, fragte Murdock, als Darrey, Huston und Caldwell lachten. »Habt ihr etwa Geld?«
»Nur das, was die Posten und Roscoe in der Tasche hatten«, antwortete Caldwell grinsend, »aber eines Tages haben wir mehr. Murdock, könntest du uns ungesehen wieder nach Norden führen, sobald wir über die Grenze in Sicherheit sind und zwei, drei Wochen abgewartet haben?«
Murdock McCallum starrte Caldwell durchdringend an, er ahnte etwas, wollte sich aber Gewissheit verschaffen.
»Dann stimmt es also doch?«, erkundigte er sich. »Ihr habt damals in Woodruff mit dem Spieler Folsom gepokert, verloren und dann das Nest verlassen, aber Folsom wurde später erschossen und ausgeraubt gefunden – er soll angeblich über zweitausend Dollar bei sich gehabt haben, die man aber nie entdeckte – auch nicht in euren Taschen.«
Huston und Caldwell lachten laut. Dann sagte Caldwell grinsend: »Meinst du, wir wären so dumm gewesen, sein Geld mitzunehmen? Nein, mein Freund, nachdem wir ihn abgeknallt hatten, ritten wir friedlich nach Camp Richards zurück. Dort hatte unser Freund Darrey Wache am Tor und beschwor später, wir wären drei Stunden früher zurückgekommen. Wir haben danach abgewartet, bis die Untersuchung gegen uns nichts ergeben hatte – und dann erst türmten wir gemeinsam. Das Geld ist vergraben, Mann!«
»So war das«, sagte McCallum verblüfft. »Ah, ich begreife! Ihr habt das Geld holen wollen, seid aber von der Patrouille erwischt worden. Verdammt schlau von euch, dass ihr die Beute vergraben habt. Ob ich euch ungesehen hinbringen kann? Sicher kann ich das, aber nicht umsonst, klar?«
»Damit haben wir auch nicht gerechnet«, brummte Huston mürrisch. »In der nächsten Zeit wird die Armee überall herumstreifen und nach Apachen suchen, wir kämen nie allein bis zum Geldversteck. Dreihundert Dollar – ist das ein Angebot, Mister?«
»Ich denke darüber nach«, erklärte Murdock zwinkernd. »Alle Dinge haben ihren Preis, Freunde – und ich habe immer meinen, versteht ihr? Bishop dachte auch, er könnte mich mit einer Handvoll Dollar abspeisen.«
»Verdammt noch mal, Murdock, dreihundert dicke Böcke sind verteufelt genug!«, knurrte Caldwell. »Fang nicht an, uns wie Bishop auszunehmen. Ich wette, du hast nicht alles Geld, was Bishop dir zusteckte, bei dir gehabt, als man dich schnappte.«
Murdock McCallum zuckte heftig zusammen, und sie waren nun sicher, dass Caldwell ins Schwarze getroffen hatte.
»Na und, was ändert das?«, fragte Murdock brummig.
»Könnte doch sein, dass du dein verstecktes Geld auch holen musst, oder?«, spottete Caldwell anzüglich. »Dann brauchst du den Ritt nicht unseretwegen zu tun, oder irre ich mich? Murdock, wir haben dich befreit, ist das nicht wert, dass du uns mitnimmst?«
»Ihr habt mich befreit?«, antwortete McCallum und lächelte dünn. »Was meint ihr, wie lange ich noch Gefangener gewesen wäre? Ihr bildet euch doch nicht ein, dass ich keinen eigenen Plan zur Flucht hatte,