G.F. Barner 1 – Western. G.F. BarnerЧитать онлайн книгу.
zurück. »Sie haben im Mimbres Hotel gewohnt, er hat dort gespielt. Ich glaube, sie haben mit der Kutsche reisen wollen, aber die ist überfallen worden, und sie haben auf die nächste Stagecoach warten müssen.«
»Welche Stagecoach, Smith?«
»Die von Silver City nach Gold Dust, glaube ich«, antwortete Smith. »Ich bin nicht ganz sicher, Boss. Jedenfalls hat Conrads mit der jungen hübschen Frau zwei Tage im Mimbres Hotel wohnen müssen, das weiß ich genau, Boss. Ich bin nicht sicher, aber ich meine, er wäre aus Gold Dust gekommen.«
»Sonst weißt du nichts, den Namen der Frau, ihr Alter?«
»Sie war jung, sehr jung. Ich denke, kaum zwanzig Jahre alt«, erwiderte Smith. »Eine schwarzhaarige, verdammt hübsche Person, Boss. Sie hat einen Ehering getragen, das weiß ich. Spieler wie dieser Gauner Conrads tragen selten einen Ring, weil der ihre Fingerfertigkeit beeinträchtigen könnte, Boss. Wir haben gedacht, sie wäre seine Frau, aber wenn Ihr Sohn den Spieler ohne sie gesehen hat? Kein Mann würde sich von so einer Frau trennen.«
»Du meinst, er hätte sie nach El Cantara mitgenommen, Smith?«, fragte Jim. »Hep, kannst du dich an eine besonders hübsche Frau in der Bodega erinnern?«
»No«, antwortete Hep Waller. »Ich erinnere mich nur an einige drittklassige Mexikanergirls. Die Frau wäre mir aufgefallen.«
Jim nickte. Hep vergaß nie ein besonders hübsches Girl.
»Nun gut«, meinte Buster Tom. »Jim, übernimm dich nicht, fang die Suche langsam an, unternimm nichts, wenn du müde und zerschlagen bist. Ich werde deiner Mutter berichten. Sieh zu, dass du ihr irgendwann weniger Sorgen machst.«
Jim war fertig, bekam den Braunen Heps und seines Vaters dunklen Wallach, den Buster Tom immer mitnahm, wenn er einen längeren Ritt vor sich hatte. Der Wallach war ausdauernd und schnell, er brauchte zudem wenig Wasser.
»Also, ich reite dann«, sagte Jim. »Es kann eine Weile dauern, fürchte ich, ehe ich wieder zu Hause bin.«
Er stieg auf, nickte Hep zu und griff vor seinem Vater kurz an den Hut. Dann zog er die Pferde herum.
»Jim!«
Er war vier Längen entfernt, als sich Buster Tom meldete.
»Sei vorsichtig«, sagte der Rancher. Es klang mürrisch und rau, und doch wusste Jim, dass es Buster Tom nicht leichtgefallen war, eine so harte Entscheidung zu treffen. »Pass auf dich auf, Sohn!«
»Ich werde es versuchen«, gab Jim zurück. Er fühlte sich müde und zerschlagen, drückte dem Braunen die Hacken ein und ritt neben der Spur im schnellen Tempo nach Südosten. Vor ihm lag die Fährte Conrads’, der Clay Robin mit den drei Halunken gefolgt war.
Das wird eine eisenharte Sache, dachte Jim. Es war seltsam, dass er weder Unruhe noch Angst verspürte, er war völlig ruhig. Ich glaube, der Boss will herausfinden, wie hart ich bin und was ich ertragen kann. Dennoch muss er mir zutrauen, mit drei kaltblütigen Halunken und einem Spieler fertig zu werden. Wohin mag Jeff Conrads geritten sein, und wo will er seine Verfolger abhängen? Jim dachte an den spärlichen Proviant, mit dem Conrads nicht weit gekommen sein konnte. Irgendwo musste sich Conrads versorgen, und Jim war sicher, dass er den Platz bald gefunden haben würde.
*
Der Mann mit dem verquollenen Gesicht und dem Pflaster über dem linken Auge, dessen Braue anscheinend dick wie ein Daumen war, nahm den Kopf herum. Am unteren Rand der Glasglocke, unter der Ziegenkäse ausgetrocknet und gelb lag, versuchten einige dicke Madenscheißerfliegen vergeblich durch eine Scharte in das Innere der Glocke zu krabbeln. Das Gesumme der anderen Fliegen erfüllte den Handelsstore der Canelo Station. Es roch nach Kerosin, Pfeffer, Chili und hundert anderen Gewürzen. Und doch hatte Jim das Gefühl, dass es immer noch etwas nach Pulver roch.
Im Futter der Tür zum Hinterraum war ein frischer Kugeleinschlag. Das Holz war braun gebeizt, das Kugelloch hell, und der Mann sah aus, als hätte ihn eine Dampfwalze überfahren.
Jim war nie in dieser Station gewesen. Er hatte von Pablo Canelo gehört. Man hatte ihm auch gesagt, dass der Mann, ein Mexikaner, der seit sechs Jahren in Arizona lebte, sofort an seinem goldgefassten Kneifer zu erkennen wäre, ohne den er angeblich nichts sehen konnte.
Die Beschreibung stimmte in allen Punkten. Der Mann war klein, dick und hatte nur wenige Haare wie einen Kranz um den sonst kahlen Schädel, einen Kugelkopf. Statt des goldgerahmten Nasenfahrrads trug der dicke Mann eine schäbige, leicht verbogene Nickelbrille.
Der Mann, der Canelo sein musste, sah zur Hintertür.
»Juan!«, schrie er dann schrill. »Juan, hier ist jemand, der fragt nach einem Spieler. Er soll gestern früh hier gewesen sein, als ich nach Huachuca gewesen bin. Juan, hast du hier einen Spieler gesehen?«
»Und die drei Männer«, sagte Jim finster. Er hatte aufgeholt, obgleich er zweimal je zwei Stunden geschlafen hatte. Seit gestern wusste Jim, dass Conrads volle zwei Tage geritten war und sich vor Hunger ganz sicher den Hosenriemen immer enger geschnallt haben musste.
Conrads war in die Santa Rita Mountains geritten, als wenn er nach Südosten und irgendwo am San Bernardo über die Grenze gewollt hatte. In Wirklichkeit hatte Conrads in den Bergen seine Spur verwischt. Da er es gründlich besorgt hatte, hatten Robin und die drei Grenzwölfe einige Stunden suchen müssen, ehe sie die Fährte wieder aufgenommen hatten. Doch das war nicht alles geblieben.
Der Spieler hatte den gleichen Trick noch einmal in den nach Canelo benannten Hügeln versucht und die Verfolger tatsächlich hereingelegt. Er war nicht nach Südosten, sondern plötzlich nach Nordosten geritten. Es musste auch einen Mann wie Robin verwirrt haben, dass Conrads die Richtung um fast neunzig Grad geändert hatte. Erst hier hatte Conrads sich neue Vorräte beschafft und zwei weitere Pferde ausgeliehen. Die Spuren am Corral draußen sagten genug.
Irgendwo hinter der Tür polterte es jetzt. Schritte tappten auf dem Lehmboden. Jemand kam schlurfend auf die halb offene Hintertür zu.
»Beeil dich, Juan, du verdammter Bursche!«, schrie Canelo wütend. »Immer langsam gehen, immer faul, was? Du faules Stinktier, ich werde dir Beine machen und …«
Er schrie ziemlich laut, doch Jim hörte jetzt etwas in seinem Rücken. Es war nichts als das Schurren und Knirschen jenes Sandes, der auf dem hartgestampften Lehmboden des Handelsstores lag.
Jim wendete jäh den Kopf, griff nach dem Revolver und bekam gerade noch den Kolben zu packen, als er den riesengroßen Schatten keine anderthalb Schritt hinter sich sah. Dann stieß ihn etwas mit voller Wucht an, jagte ihm in die Rippen und ließ seine Hand erstarren. Jims Blick zuckte herunter, ehe er dem Mann ins Gesicht blickte. Er sah die blauschwarzen Doppelläufe der Schrotflinte, dann das Gesicht eines Mischlings. Und dieses Gesicht sah genauso verbeult und zerschlagen aus wie das Canelo.
»Nimm Hand von Revolverkolben!«, sagte der riesenhafte Mischling giftig. Seine verquollenen Augen funkelten bösartig, seine geschwollene Unterlippe zuckte heftig, und er stieß die Mündung der Flinte nun mit brutaler Gewalt in Jims Seite. »Zurück an den Tresen, geh zurück, du Bandit, oder ich schießen dir Bauch entzwei!«
Er war barfuß, er hatte Füße von einer solchen Breite und Länge, dass er wahrscheinlich über einen Fluss laufen konnte, ohne zu versinken. Sein Hemd war schmutzig, bis an den Bauchnabel offen und zeigte eine muskulöse Brust. Die riesigen Hände hielten die schwere Schrotflinte wie ein Kinderspielzeug.
»Gut, gut, Juan!«, schrie Canelo im selben Augenblick. »Drück ab, wenn er Dummheiten macht! Du verdammter Strolch, haben wir dich? Von dir und deiner Sorte haben wir jetzt genug. In die Hölle mit dir!«
Im nächsten Augenblick griff Canelo unter den Tresen, und als seine Hand zum Vorschein kam, gab es ein hässlich rasselndes Geräusch.
Canelo ließ seine Hand einmal wippen. Aus dem Metallrohr schoss eine daumendicke Spiralfeder, an deren Spitze die pflaumengroße Bleikugel wippte. Den Totschläger in der Faust, kam Pablo Canelo hastig watschelnd jenseits des Tresens entlang und näherte sich der Klapptür zwischen dem langen Fronttresen und der angebauten Ecke.
Gleichzeitig