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G.F. Barner 1 – Western. G.F. BarnerЧитать онлайн книгу.

G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner


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die Augen, daß man nur noch das Weiße sieht?

      Mort nahm den Kopf herum und starrte ihn an. Dann flüsterte er gespenstisch hohl:

      »Jetzt hat ihn der Teufel geholt, siehst du, Bruder? Das war meine Idee, meine! Sie werden ihn in vier, fünf Tagen suchen und doch nicht finden. Es wird sich schnell herumsprechen. Und wenn wir nach Comanche zurückkommen, werden sie uns anstarren und sich wieder vor uns fürchten wie damals. Sie werden sich noch viel mehr fürchten, weil sie wissen, daß wir es waren. Aber beweisen kann man uns nichts, niemals! Charly, ich werde uns die besten, schnellsten und härtesten Burschen aussuchen, die wildesten Banditen. Comanche wird unsere Stadt. Von Comanche aus werden wir reiten – nachts, nur nachts. Und dann werden wir Banken überfallen, Züge ausrauben – Postkutschen anhalten! Charly, wer gegen uns ist, der wird sterben müssen, hörst du? Ich werde allen zeigen, wer Mort Dillon ist – Mort Dillon, der Mann, der Marshal Logan verschwinden ließ. Charly, spuck hinunter! Spuck auf ihn, Charly!«

      »Ja!« keuchte Charly und spie in den Abgrund. »Da, Logan, da! Ich hab’s dir versprochen, du Hund!«

      Danach lachte er wie ein Kind, dem der große Bruder ein Geschenk gemacht hatte.

      »Wollen wir nachsehen, Morty?«

      »Wo, da unten? Ich bin doch nicht lebensmüde! Man käme herunter, aber was ist, wenn Gestein losbricht – es bricht immer noch hier und da etwas aus der Wand – was ist, wenn es dir oder mir auf den Kopf fällt? Nein, Charly, wir brauchen nicht nachsehen. Sie liegen unten – er und sein verfluchter Gaul. Über den Spalt kann kein Pferd springen, auch sein Höllenvieh konnte das nicht schaffen. Steh auf, wir wollen gehen!«

      »Laß mich noch mal spucken, Morty.«

      »Na, dann spuck!«

      Er sah auf ihn herab und dachte, daß Charly manchmal wirklich wie ein Kind war.

      »Dem habe ich es gegeben, habe ich, Morty?«

      »Hast du, Junge? Hast du! Wir reiten noch bis über Trinidad hinaus, dann schlafen wir den Tag über. Ich schätze, wir könnten in acht, neun Tagen in Centreville sein. Aber wir werden ganz vorsichtig sein müssen, sage ich dir. Ich wette, Liza, das Aas, hat sich auf uns eingerichtet. Sollte mich schwer wundern, wenn sie sich nicht ein paar ganz rauhe Burschen angeworben hat, die sie bewachen und uns abknallen sollen. Aber sie kann sich zwanzig Halunken angeworben haben, ich bekomme sie doch. Glaubst du mir?«

      »Was du willst, erreichst du auch, Morty!«

      »So ist es!« nickte Mort Dillon. »Ich kann es kaum erwarten, Charly. Uns bestiehlt man nicht, das wird sie lernen, das Aas!«

      Mort Dillon lachte giftig, dann ging er davon.

      Er hatte Marshal Logan erledigt, er würde noch ganz andere Dinge erledigen – auch Liza Palucco.

      Dillon sah sich nicht um. Vielleicht hätte er es besser getan, denn irgendwo weit hinten zwischen Büschen und Felsklippen stand ein Pferd. Die schwarzen Flecken seines Fells verschwammen mit dem im Schatten liegenden Buschwerk.

      Arrow, der Hengst, sah den beiden Dillons nach und rührte sich nicht. Ihm brauchte niemand zu sagen, daß er sich vor ihnen zu hüten hatte.

      *

      Das Halbblut schrie irgend etwas und hing wie eine Puppe an den Zügeln Arrows. Der Hengst hob ihn hoch, stob herum, kam schnaubend, die Nüstern gebläht und Feuer in den Augen auf Scarlett zu. Sie sah nur den leeren Sattel, sonst nichts – nur den Sattel. Es war wie bei Edwards Tod vor gut einer Woche, aber irgendwie war es schlimmer, krallte sich diese Faust, die sie in der Brust fühlte, um ihr Herz und schien es zusammenpressen zu wollen.

      Drüben rannte der alte Ben Carter mit aus der Hose lugendem Hemd aus seinem Haus. Der alte Vormann der Parkinsons blickte verstört auf den steigenden Hengst, der mit Pacco Segali tat, was er wollte.

      Bill, dachte Scarlett – die Faust ließ ihr Herz los, es hämmerte jetzt los wie verrückt –, Bill, um Gottes willen! Nein, lieber Gott, nein, das nicht, nicht noch das! Bill, Bill…

      Plötzlich sah sie ein Bild und begann zu frieren. Die Kühle der Nacht drang durch ihr Nachthemd, über das sie schnell die Strickjacke geworfen hatte. Sie hielt die Jacke an der Brust zusammen und biß sich auf die Lippen. Sie war kreidebleich geworden, denn das Bild stand plötzlich vor ihren Augen.

      Scarlett sah das Gesicht Mort Dillons vor sich, das Flimmern der dunk­len Augen, das Lächeln, das so falsch war, höhnisch, listig, verschlagen!

      Zu Dillons Füßen lag jemand auf dem Gesicht. Dillon nahm den Stiefel, stieß ihn unter den Mann und hob den Fuß mit einem Ruck in die Höhe. Der Mann kollerte auf den Rücken, sein kalkweißes Gesicht lag nun im fahlen Mondlicht – das Gesicht eines Toten… Bill Logan.

      »Nein!« sagte Scarlett. »Nein!«

      Er ist tot, dachte sie, Bill ist tot, ich weiß es, er ist tot, sie haben ihn umgebracht, diese beiden Teufel.

      »Miß Scarlett – Miß Scarlett, Pacco kann Pferd nicht halten. El diablo – la bestia… bist du ruhig, sei ruhig, sei ruhig. Damnato, valgame dios, er hat Kraft, er macht kaputt Pacco – por dios!«

      »Laß ihn doch los, Pacco!«

      »Er hat Haustür getreten in Stücke, er haben Haustür gemacht zu Trümmer, Madonna!«

      »Laß ihn los!«

      Pacco flog zur Seite, knallte in den Hof, stand ächzend auf und fluchte wild. Der Hengst stob herum, raste auf Scarlett zu, schnappte, als wolle er sie beißen, nach der Strickjacke. Dann ging er rückwärts, drehte, stieß sie mit dem Maul an, rammte ihr den Kopf in den Rücken, daß sie beinahe hinstürzte. Er trieb sie zum Tor.

      Ich werde verrückt, dachte der alte Ben Carter, er stößt Miß Scarlett an das Tor, er schiebt seinen Kopf unter ihr Nachthemd – was, ist der toll, ist der – was denn, er hebt sie hoch, sie soll auf die Stangen des Tores, er will, daß sie aufsitzt, tatsächlich! Das gibt es doch nicht, der läßt doch keinen Menschen außer dem Marshal auf sich reiten, der feuert jedem die Hufe vor den Schädel, der das versucht.

      »Nein, Arrow, nein, ich muß mich erst anziehen, ich muß mich anziehen, verstehst du? Arrow, ich muß mich anziehen! Ben, binde ihn an!«

      »Wenn ich das schaffe, will ich Josef heißen!« keuchte der Alte, erwischte die Zügel, schlang sie um den dicken Zaunpfosten. Dann sprang er fort, als wäre er gerade zwanzig geworden, denn der Hengst merkte kaum, daß er festsaß, als er sich umdrehte und dem Halunken, der ihn angebunden hatte, die Hufe vor den Bauch knallen wollte. »Maria und Josef, der tritt aus, der reißt sich los, Miß.«

      Scarlett lief ins Haus und hörte hinter sich das schmetternde, zornige Gewieher. Aus dem Bunkhaus war alles gestürzt, was noch auf der Ranch und nicht draußen auf der Weide in der Hütte schlief. Der Hengst tobte, er wollte das Zaumzeug zerreißen. Scarlett riß ihr Fenster auf und schrie:

      »Arrow, steh still, ich komme, ich komme doch!«

      Der Hengst hörte ihre Stimme, fuhr herum und stand wirklich still, er äugte zum Fenster, wieherte und knallte die Hufe zornig gegen den Boden, als ginge es ihm nicht schnell genug, daß sie kam.

      »Ben, mein Pferd satteln! Pacco, du reitest mit. Nimm eine Laterne, hörst du?«

      »Si, Señorita, subito!«

      Mein Gott, mein Gott, dachte Scarlett, Bill ist tot, der Hengst ist hergekommen, um mich zu holen, aber warum zu mir, warum nicht zum Sheriff in Trinidad? Was ist das nur für ein Pferd? Bill hat einmal gesagt, der Hengst habe mehr Verstand als mancher Mensch – und ich habe gelacht.

      Sie war schon fertig, nahm ihr Gewehr mit, sah kurz nach ihrem Acht­unddreißiger. Dann stürmte sie hinaus und stieg auf ihren Wallach. Der Wallach war so schnell wie der Araberhengst, den ihr Vater und danach Edward geritten hatte.

      »Ruhig, Arrow, ich mache dich los!« schrie sie dem Grauschecken ins Ohr, als sie nach seinen Zügeln griff und Pacco Segali angstvoll das Tor öffnete, um gleich zur Seite zu reiten, damit dieses


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