G.F. Barner 1 – Western. G.F. BarnerЧитать онлайн книгу.
die Ähnlichkeit blieb, die Keith schon einmal aufgefallen war, als er ihn in der Salzmine sah.
Von rechts kam Harris den Hang heruntergerutscht und starrte Flint an.
»Himmel, wo kommst du her, Trevor?«
»Aus der alten Salzmine«, sagte Flint träge. »Sie liegt auf seinem Land.«
Er deutete mit dem Colt auf Keith hinab. Sein Mund verzog sich kurz, er stellte sein linkes Bein auf einen Stein.
»Keith – Keith!« keuchte jemand und hob die Laterne über Keith empor. »Auf Keith wäre ich nie gekommen. Wie heißt er in Wirklichkeit, Marshal?«
Es war O’Connor, der leuchtete und Keith anstarrte.
»Sam Sullivan«, murmelte Flint. »Sein Vetter liegt dort hinten, sieh nach, ob er noch eine Waffe hat und lebt. Sie hatten einmal einen Saloon in der Nähe von El Paso. Mein Bruder war damals Marshal. Irgendwer überfiel Stagecoaches in jener Ecke. Der Sheriff von El Paso hatte Mexikaner in Verdacht, die über die Grenze kamen und in Texas Überfälle machten. Als der Sheriff nicht weiter kam und niemals jemand fand, holten sie meinen Bruder. Eines Tages überfiel man wieder eine Stagecoach, die einige tausend Dollar nach El Paso bringen sollte. Mein Bruder fand eine Spur, er ritt den Burschen nach, die nach Mexiko verschwunden waren. Kurz vorher waren wir noch zusammen gewesen, und er hatte jemanden verdächtigt – den Saloonbesitzer Sam Sullivan. Sullivan besaß eine kleine, verkommene Ranch in der Nähe von El Grande, und mein Bruder sagte, von dort aus könnten Banditen ihre Streifzüge unternehmen. Nach dem Überfall verfolgte mein Bruder John die Fährte bis zum Rio Grande. Am anderen Ufer verlor er sie jedoch. Darum drehte er um und ritt zu jener kleinen, verkommenen Ranch.«
Er sah auf Keith hinab, auf Sam Sullivan, der ihn anstierte, Haß in den Augen, Wut.
»Es gab Spuren dort«, fuhr Flint, der Mann aus El Paso, leise fort. »Mein Bruder wartete, bis es dunkel war. Dann erst wagte er sich auf die Ranch. Er wußte nicht, daß man ihn beobachtet hatte. Er kam auf die Ranch, aber hinter ihm schlich sich jemand her – nun, Sullivan, wer?«
»Das weißt du doch!« giftete Sullivan-Keith. »Ich war es, ich! Ah, er dachte, daß er schlau war, aber ich war hinter ihm. Und dann schoß ich… Ich schoß, bis das Gewehr leer war. Ich hatte keine Wahl – er oder wir…«
»Du lügst«, sagte Flint langsam. »Wir, das war nicht nur dein Vetter, der dir geholfen hatte. Du hattest noch zwei Freunde auf der Ranch. Sie kamen heraus, als mein Bruder tot war. Du nahmst meinem Bruder den Colt ab. Und dann hast du sie erschossen, deine beiden Freunde, Sullivan. Sie kannten euch zu gut, sie hätten reden können, wie? Sie waren völlig ahnungslos, als du sie umbrachtest.«
»Du Hund! Woher weißt du das?«
»Woher schon?« murmelte Flint. »Die Spuren, Mister. Ich kam einen Tag später auf die Ranch und fand meinen Bruder, die beiden Männer, aber dich nicht mehr. Du warst fort mit deinem Vetter. Und du bliebst verschwunden, Sullivan. Ich habe dich gesucht. Jahrelang bin ich geritten, um dich zu finden. Ich konnte den Anblick nie vergessen. Er hatte die Kugeln alle in den Rücken bekommen. Eines Tages, das wußte ich, würdest du wieder dein altes Leben anfangen. Ich schrieb jedem Marshal im Westen und Norden, ich wurde selbst Marshal in Texas. Immer wieder schrieb ich Briefe, bis ich vor Wochen Nachricht aus Oregon bekam. Fast gleichzeitig meldete sich Marshal Harris bei mir. Du hattest Marshal Roebuck, der wegen der Überfälle auf die Andrewslinien einen Transport von Lohngeldern nach
Prineville begleitete, angeschossen. Er war in der Stagecoach, als du sie mit deinen Burschen stopptest. Roebuck eröffnete das Feuer und bekam eine Kugel in den Rücken. Er liegt heute noch im Bett.«
»Hätte ich ihn nur umgebracht!« gurgelte Sam Sullivan. »Der verfluchte Kerl!«
Sie sahen, wie sich sein Gesicht vor Haß verzerrte.
»Umbringen – du wirst niemand mehr umbringen«, sagte Flint kalt. »Ich bin sein Nachfolger geworden, Sullivan. Er hatte mir kurz vorher geschrieben, daß es hier jemand gab, der Überfälle ausführt und dann spurlos verschwindet. Er schrieb, diese Sache hätte Ähnlichkeit mit der Geschichte meines Bruders. Ehe ich nach Oregon kommen konnte, erwischte es ihn. Auch Harris hatte von euren Überfällen gehört, er schrieb mir zur selben Zeit. Er kannte
Roebuck gut, sie waren Freunde. Well, du Lump, so kam ich nach Nevada, ich suchte Harris und fand ihn auch. Harris hat einen Schwager, dem in Hamilton zwei Silberminen gehören. Wir erfanden den Überfall, wir ließen Steckbriefe drucken, daß man Flint suchte. Es gab nie einen Flint, verstehst du? Es gab auch niemals einen verschwundenen Silbertransport. Es gab nur mich und meine Beschreibung auf dem Steckbrief. Und es gab nur eine Ranch hier, auf der genügend Maultiere standen, mit denen man Silber wegschaffen konnte: die Claydon-Ranch. Es war Zufall, daß Mikel Claydon auf die schiefe Bahn gekommen war. Das war der einzige Zufall in unserer ganzen Rechnung. Alles andere war geplant. Ich war immer nur so weit von Brad Harris entfernt, daß er mich zu jeder Zeit erreichen konnte. Harris jagte Flint – aber Flint war ich.«
»Du Satan!« zischte Sullivan. »Du verfluchter Satan!«
»Ja«, sagte Flint eisig. »Satan für dich, wie? Wir hatten nicht damit gerechnet, daß sich zwei Kopfgeldjäger die Belohnung verdienen wollten, wir glaubten auch nicht, daß man jemanden aus deiner Bande greifen würde. Dann passierte es doch.
O’Connor erwischte Greer und Stapleton. Wir ritten sofort los. Ich mußte erst nach Nevada und dort die Spur anfangen, damit sie echt aussah. Harris war immer hinter mir. Aber als die Ansonsbrüder mich jagten, wäre er zu spät gekommen. Ich mußte mich wehren. Am Ende machte es die Geschichte um Joe Flint noch echter – zu deinem Pech, denn du hast diese Geschichte geglaubt, so fest wie andere. Irgendwie mußte ich dich dazu bringen, auf die Claydon Ranch aufmerksam zu werden, also stahl ich hier Ben Claydons Hengst. Dann ließ ich mich an der Stagecoach sehen.«
»Die Pest!« knirschte Brad Harris. »Das war nicht vorgesehen, du alter Affe. Das war deine Idee. Jetzt glaubten sie alle an Joe Brian Flint, den Einzelgänger und Banditen.«
»Das war nicht der Grund«, sagte Flint leise und sah weg. »Tut mir leid, Brad, ich wollte keinen Überfall nach Flints Manier machen, aber…«
»Ich bring dich um«, stöhnte Sullivan. »Dein Bruder war ein Satan, aber du – du bist der Obersatan, du hast den Teufel im Kopf, du Hundesohn!«
Die Männer standen um ihn und sahen, wie er sich aufbäumte, nach Flints Beinen greifen wollte, aber er fiel wieder zurück.
»Mein Plan war etwas anders«, murmelte Flint. »Ich hätte weder den Überfall auf die Kutsche noch den Zufall, daß O’Connor Greer und
Stapleton erwischte, gebraucht. Ich wollte selber einen Lohntransport von Andrews überfallen. Danach sollte mich Harris erwischen, aber ohne das Geld. Wir hätten Andrews eingeweiht. Ich wette, du hättest mich aus dem Jail geholt, Sullivan, denn ich hätte mindestens zwanzigtausend Dollar gestohlen und sie versteckt. Du hättest mich herausgeholt, um das Geld zu bekommen. Niemand wußte, daß du der Banditenboß warst. Ich hätte dich auch nicht erkannt, obwohl ich deinen alten Steckbrief tausendmal gelesen hatte. Du hast dich zu sehr verändert in den Jahren, Sullivan. Damals warst du schlank, heute bist du fett, fast kahlköpfig. Ein anderer Mann – ein anderes Gesicht. Erst als du mich fragtest, ob ich in El Paso gewesen wäre, da erst wußte ich, daß du der Mann warst, der einmal aus El Paso in dieses Land gekommen war – da erst, du Narr!«
»Ich erwürge dich!« kreischte Sullivan, als müßte er den Verstand verlieren. »Nach so vielen Jahren! Zufall, nichts als Zufall, du hast nur Glück gehabt, du Teufel!«
»No«, erwiderte Flint düster. »Kein Glück – kein Zufall. Mörder werden immer wieder morden, wenn sie so sind wie du. Du hast es aus Geldgier getan, Sullivan. Das war dein Fehler – und für den wirst du hängen.«
Er wandte sich ab und sah Brad Harris an.
»Mikel Claydon?« fragte Harris gepreßt. »Flint – verdammt noch mal, ich glaube, ich werde dich weiter Flint nennen, was? Trevor, was ist aus Mikel geworden?«
Trevor Langley