G.F. Barner 1 – Western. G.F. BarnerЧитать онлайн книгу.
Trevor nicht, denn Adam schlägt voll blinder Wut zu. Ein schwerer langsam kommender Hieb, der einen Ochsen umwerfen könnte, würde er ihn treffen?
Trevor duckt sich jäh, wirbelt zur Seite herum und taucht unter der heranschießenden Faust weg.
Der Hieb verfehlt ihn, die Wucht des fehlgehenden Schlages reißt Adam Sherburn nach vorn und lässt ihn durch das Zimmer bis an die Wand taumeln. Dort dreht sich Adam mit fast irrer Wut in den Augen um, erblickt den leichten Stuhl an der Wand und reißt ihn mit einem Ruck über seinen Kopf.
»Ich bringe dich um, du Schuft«, faucht er gurgelnd und kaum noch verständlich. »Ich bringe dich …«
Er stürmt wie ein Rasender auf Trevor zu, schlägt den Stuhl herunter und mitten über den Rücken von Trevor, der sich abduckt.
»Du Narr«, sagt Trevor bitter »Ich habe dich nie betrogen und werde es nicht schlucken, von dir verdächtigt zu werden. Adam – tut mir leid!«
Er fängt den Anprall des zerbrechenden Stuhles auf, holt dann links aus und setzt den ersten Hieb an. Er hört irgendwo links Anne heiser und schreckhaft japsen, aber jetzt wird auch er wütend und keilt noch einmal aus. Diesmal trifft er den zurücktaumelnden Adam Sherburn voll. Adam dreht sich ächzend nach links, Trevor taucht herum und schlägt zum dritten Mal zu.
Nach diesem Konter geht Adam Sherburn mit leeren Blicken zwei Schritte zurück, stürzt dann rücklings über das Sofa und bleibt reglos auf ihm liegen.
Er bewegt sich aber gleich wieder, ein Mann, den man mit einem Hammer niederschlagen muss, wollte man ihn zu Boden bringen.
Anne Sherburn sagt keinen Ton. Sie steht nur mit hochgerissenen und vor den Mund gepressten Händen am Tisch und sieht furchtsam auf Adam und Trevor.
Trevor macht zwei schnelle Schritte nach vorn, bleibt dann vor dem Sofa stehen und zieht seinen Revolver unter der Jacke heraus. Er macht es keine Sekunde zu spät, denn Adam Sherburn greift nach seiner Hüfte, schüttelt wild den Kopf und wird dann erst steif.
»Adam«, sagt Trevor Joslyn düster. »Ich möchte dich wahrhaftig nicht umbringen müssen. Liege besser still und werde wieder normal. Du verdammter Idiot bist selbst daran schuld, wenn deine Frau von ihren Erinnerungen nicht loskommt. Das wirst du endlich begreifen müssen. Hörst du jetzt zu, oder soll ich dir den nötigen Verstand langsam in deinen verrückten Kopf hämmern? Adam, bist du jetzt friedlich?«
Adam Sherburn rutscht ein Stück höher, legt die Hand auf die Sofalehne, anstatt sie am Revolver zu halten und sagt gallenbitter und finster: »Dafür stirbst du, das verspreche ich dir! Hast du ein Glück, das ich etwas ahnte und meine Leute unten gelassen habe, hast du ein Glück! Darum dieses Zimmer, darum dieser ganze verfluchte Bau, von dem sie nie losgekommen ist. Ich Narr – ich Narr, ich werde euch alle beide …«
»Du wirst gar nichts, höchstens anfangen, dich zu schämen, Adam«, unterbricht ihn Trevor eisig. »Du musstest das schönste Mädel aus dieser Ecke einfach haben, aber danach hast du dich nicht mehr viel um sie gekümmert, du Narr. Du hast dein Leben weitergelebt wie vorher und dich den Teufel um die Gedanken dieser Frau gekümmert. Deine Geschäfte, Adam, sie sind dir wichtiger gewesen als deine Frau. Dafür bezahlst du jetzt, mein Freund. Eine Frau, die nur dem Namen nach einen Mann besitzt, wird sich in die Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit flüchten müssen, weil sie keine Zukunft sehen kann. Du Narr, jetzt hast du es. Ich hoffe nur, du bist schlau genug, um es einsehen zu können.«
»Ich habe mich nicht … Mensch, du Hungerleider, wie redest du mit mir? Hat sie nicht alles besessen, was eine Frau nur haben kann? Fehlt ihr etwas, he?«
»Ein Mann, Adam – du! Sie hat sich in ihre Erinnerungen geflüchtet, sie hat sich eingebildet, dass irgendwer sie braucht und einer sie nicht vergessen kann, sie nicht als ein Stück Sache behandelt – ich! Weißt du, dass sie Liebe braucht, Adam? Und was hast du ihr gegeben? So wenig, dass sie träumen musste. Dazu hast du sie auch noch betrogen.«
»Mensch, ich bringe dich um, ich schicke dir so viel Ärger an den Hals, dass du deines Lebens nicht mehr froh wirst! Wie redest du denn mit mir? Sie hat sich dir an den Hals werfen wollen – dir, einem Habenichts! Das verstehe ich nicht – nicht zu fassen!«
»Du kannst es nicht verstehen, das weiß ich, aber du wirst es verstehen müssen, Adam. Du hast sie nur enttäuscht. Da hat sie noch einen Zipfel von ihren – alten Träumen erwischen wollen. Mach nur so weiter, eines Tages läuft sie dir davon. Dann werden die Leute über dich lachen und mit Fingern auf dich zeigen. Sie braucht jemanden, der sie versteht, mit dem sie reden kann. Nicht über Geschäfte, Rinder, Preise und deinen ganzen anderen Tagesunsinn. Einen Mann braucht sie, keine Rechenmaschine. Sie wird dir weglaufen, Adam – weglaufen!«
»Was – was? Weglaufen – mir? Bist du irr? Anne, du wirst mir doch nicht weglaufen wollen? Anne …«
»Doch, genau das werde ich! Liebe deine Zahlen weiter, vielleicht wirst du mit ihnen glücklicher. Du verdammter Narr, ich habe dich vom Fenster aus kommen sehen. Komm her und sieh auf die Straße, dann kannst du dein Pferd sehen. Ich werde weglaufen – ich werde …«
»Du hast mich kommen sehen? Dann hast du nur so getan, als wenn …«
»Ich habe nicht so getan. Ich werde mit dem erstbesten Mann weglaufen, Adam. Hörst du, ich werde auf dein ganzes Geld pfeifen und …«
»Anne, das darfst du nicht, du kannst mich doch nicht allein lassen! Du kannst mich doch nicht … Ich liebe dich doch!«
Großer Gott, denkt Trevor bestürzt, sie muss ihn wirklich gesehen haben. Und dann hat sie so laut gesprochen, dass er es hören musste, hat gemeint, da draußen sei nichts, als ich etwas hörte.
Sie bekommt immer noch alles, was sie haben will, sie versteht es immer noch! Ich bin beinahe auf ihr prächtiges Spiel hereingefallen! Ganz sicher hat sie mich warnen wollen, weil sie irgendwie doch an der alten Zeit hängt, aber es ist wirklich nur eine ihrer verträumten Spielereien gewesen, das mit dem Zimmer hier. Weiter aber auch nichts, denn sie würde niemals so verrückt sein, ihren reichen Burschen Adam sausen zu lassen. Nun gut, was kann es ihr schon tun, dass Adam nun etwas von der Zeit vor seiner Ehe mit ihr weiß? Es wird ihn nur eifersüchtig machen können, gerade das, was sie braucht, um ihm seine Streiche abzugewöhnen. Dieses gerissene kleine Biest!
»Adam, ich werde weggehen, heute noch!«
»Nein, nein, ich lasse es nicht zu. Ich werde dich lieber umbringen, als dass ich dich gehen lasse! Anne …«
»Da hast du ihn«, sagt Trevor Joslyn bitter und sieht Anne grimmig an. »Du hast ihn wirklich, mein Kompliment, Lady. Und du, du Narr, Adam, du kannst froh sein. Ich hätte nie gedacht, dass sie sich wirklich etwas aus dir machen würde. Streitet euch weiter, aber ohne mich!«
Er dreht sich um und geht auf die Tür zu. Und er hört Adam hinter sich keuchend sagen: »Wir sprechen uns noch. Ich lasse dich auf den Mond jagen, du Habenichts – auf den Mond! Geh, geh schnell, ehe ich es dir gleich besorge!«
»Pass auf, dass du keinen Fehler machst«, erwidert Trevor kühl. »Adam, ich werde auch mit dir fertig, das weißt du nur zu genau. Fang nichts an, was dir eines Tages leidtun könnte. Das ist eine Warnung, mein Freund. Ich sage sie dir nur einmal! Viel Spaß, Mister.«
Und damit geht er hinaus und über die Treppen nach unten. Er weiß in dieser Minute, dass er nie mit Anne glücklich gewesen wäre. Und es ist wie eine Erleichterung für ihn. Der letzte Rest jenes alten Gefühls für sie ist verschwunden. Die Erinnerung wird von dieser Minute an sterben und zur Bedeutungslosigkeit absinken.
Er geht durch den Saloon, sieht die erstaunten Blicke der Männer und sagt kein Wort, ehe er nicht draußen bei seinen Männern ist. Einige der Reiter, die mit Adam gekommen und unter ihm geritten sind, als er noch Vormann auf der Sherburn-Ranch gewesen ist, nicken ihm zu. Er nickt genauso freundlich zurück, steigt dann auf sein Pferd und nimmt es herum.
»Wir reiten. Fahr an, Saguaro«, sagt er sanft wie immer. »Hallo – Jungens!«
Das gilt den alten Partnern der Sherburn-Ranch und der Gruppe um McLaine und Dutch.