G.F. Barner 1 – Western. G.F. BarnerЧитать онлайн книгу.
am Oberarm und zog ihn mit in die Küche, in der der schmierige Hank Priestley gerade die Laterne, die sie zusätzlich zum Ausleuchten drüben gebraucht hatten, auf das Regal über dem Herd stellte.
»Saustall ist das hier«, knurrte Higgins. »Morgen hast du Saubermachtag, Hank. Verdammt, du bist ein Schmierlappen! Koch Kaffee für Jericho, sofort!«
David Jericho schien betreten zu Boden zu blicken, äugte aber in Wirklichkeit zum Vorhang, doch der war zugezogen.
»Immer Arbeit – dauernd wollt ihr was oder macht euch was in meiner Küche. Da soll man Lust haben, hier noch sauberzumachen? Na gut, da ist noch Kaffee in der Kanne, er kann sich welchen nehmen. He, da hängen Becher am Regal.«
Hank starrte Jericho an, der nun zu den Bechern blickte und polterte dann unwirsch: »Oha, sie sind dem Gentleman wohl nicht sauber genug, was? In Ordnung, weil du Mikel geholfen hast, wasche ich dir einen aus. Zufrieden, du Wunderbursche?«
»Ja«, gab Jericho knapp zurück. Er lehnte sich an den Herd, wandte den Kopf und blickte die knapp fünfzehn Schritt zum Blockhaus hinüber. Dort brannte im ersten Raum Licht, und Jericho konnte durch das Fenster den Tisch drüben sehen.
Das Fenster drüben, das Küchenfenster hier und der Herd, überlegte Jericho eiskalt – und über dem Herd das Regal mit der Kugelbauchlaterne…
In diesem Moment brummte Higgins, der sich in Richtung Vorhang bewegt hatte: »Der Giftspritzer Eddie haßt dich, der Kerl ist die Rachsucht selbst. Wenn ich mit ihm unterwegs bin und Regan das Geld holt, hat hier James Edson das Kommando, da Mike es nicht führen kann. Graves, fang nichts an, ich warne dich. Sie würden dich auf der Stelle niederschießen müssen. Willst du nicht doch einen Drink?«
Higgins schlug den Vorhang auf der rechten Seite zurück. Dort stand auch ein Fäßchen, aber es war ein Zwei-Galonen-Tönnchen mit Whisky. Von den anderen beiden Tonnen und den Kisten war nichts zu sehen.
»Nein«, murmelte Jericho. »Lieber Kaffee, Higgins.«
Warum will er nicht, daß ich das Zeug zu sehen bekomme, überlegte Jericho und spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte, da – er zieht den Vorhang sacht zu. Das ist Absicht. Ich soll es nicht sehen. Eddie hat gelacht, als er sagte, ich würde am Leben bleiben, ich?!
Das Würgen meldete sich in Jerichos Kehle. Plötzlich fiel ihm wieder der Tisch drüben ein. Als man Big Bill hinausgeschleift hatte, um ihm seinen toten Neffen zu zeigen, hatte man den Tisch zur Seite gestoßen. Er hatte doch noch so dagestanden, als Jericho das Blockhaus an Higgins’ Seite verlassen hatte. Und da erst war Jericho die Falltür an der Stelle aufgefallen, die der zur Seite geschobene Tisch sonst verdeckt hatte.
»Du kannst am Vormittag Ferguson beerdigen«, meldete sich Higgins in seinem Rücken. »Ob du auch für den Lumpenkerl Alec ein Grab machen willst, ist deine Sache. Von mir aus können den hinterhältigen Mörder die Geier fressen, da bin ich ganz ehrlich. Danach machst du mir die Plane über Regans Jump-seat. In der Mitte muß sie überlappen, damit ich blitzschnell hochtauchen kann, wenn etwas ist. Ich zeige dir, wie ich es meine. Klappt alles, fahren wir so los, daß wir am frühen Morgen in Tucson sind. Ich komme bei Tageslicht zurück. Und jetzt sage ich dir noch etwas, mein Freund: gar nicht so hoch über dieser Schlucht ist eine Bergkuppe, von der aus man bis Tucson blicken kann. Weißt du, was man mit Spiegeln alles machen kann?«
Jericho zuckte leicht zusammen, er wußte, Higgins hatte an alles gedacht. Der Mann war eiskalt und plante risikolos.
»Blinkzeichen wie die Armee sie bei der Apachenjagd angewandt hat – meinst du das?«
»Ja«, gab Higgins kalt zurück. »Ich werde ständig wissen, ob hier alles in Ordnung ist. Abe wird dort oben hocken und den Wagen nicht aus den Augen lassen, aber euch hier noch weniger. Passiert etwas, werde ich verfolgt oder versuchtest du, nachdem du – was ein Wunder wäre – Hank und Edson erwischt hättest, Abe dort herunterzuholen, gibt der mir die Blinkzeichen. Rechne dir aus, was ich dann tun muß.«
»Du würdest Regan erschießen!«
»Genau das«, bestätigte Higgins eisig. »Überlege dir dreimal, ehe du etwas anfängst, Graves. Niemand wird verhindern, daß ich mir das Geld hole und mit ihm verschwinde. Ich habe nie viel erbeutet, das meiste waren einmal fünftausend Dollar aus einer Wells & Fargo Geldkiste. Und die mußte ich mit sieben Mann teilen. Rechne dir aus, was da blieb. Das ist der große Schlag, von dem ein jeder Bandit irgendwann träumt. Ich kann ihn endlich landen, und ich schwöre dir, mein Freund, jeder stirbt, der mich daran hindern wird. Und nun trink deinen Kaffee!«
Allmächtiger, dachte Jericho verstört, der Bursche hat an alles gedacht. Es gibt keine Chance, sobald er fort ist. Dann muß es vorher eine geben, es muß! Irgendwann muß doch mein verdammtes, elendes Pech einmal enden. Wenn ich doch an meine Werkzeugkiste käme oder sonstwie an eine Waffe, aber bevor Higgins aufbricht. Der hat niemals im Sinn gehabt, die Regans am Leben zu lassen. Higgins muß sich vom ersten Moment an klargewesen sein, daß er für das Geld über Leichen gehen mußte. Dazu brauchte er das Zeug hinter dem Vorhang, nur zu diesem Zweck. Gerechter Gott, eine Chance, nur eine einzige, damit ich zwei Morde verhindern kann!
Einmal mußte das Pech doch aufhören, aber wann?
*
David Jericho brach jetzt der kalte Schweiß aus allen Poren. Etwas ging hier vor, was Jake Higgins mit allen Mitteln vor ihm verbergen wollte. Higgins und James Edson standen genau vor dem Fenster dieses mittleren Raumes im Steinhaus. Sie hatten alles getan, damit Jericho nicht in den Hof und zum Blockhaus blicken konnte.
Vor knapp fünf Minuten erst hatte Hank, der Schmuddelkoch, in der Küche fluchend zu Abe gesagt, der solle gefälligst woanders das Zeug umfüllen, nur nicht auf dem Herd, sonst würden sie noch alle…
Bis dahin war Hank Priestley gekommen, dann hatte Higgins losgebrüllt, er solle sein ungewaschenes Maul halten. Jetzt herrschte drüben Stille, dafür konnte Jericho jedoch das Schurren aus dem Blockhaus hören. Abe war hinübergegangen, und wenn er jetzt nicht den Tisch beiseite schob, wollte Jericho nie mehr ein Geräusch richtig deuten können. Das war das Schurren der Tischbeine gewesen. Und nun…
Die Falltür, dachte Jericho fröstelnd, mein Gott, das war die Falltür. Was hat Abe nach drüben geschafft, was will er in den Vorratskeller unter der Blockhütte bringen?
Während Jericho lauschte, erneuerte er den Beinwickel Mike Ellerys. Seine mehr als zweistündigen Bemühungen, Mikes Fieber herunterzudrücken, hatten Erfolg gehabt, aber nun galt es, die kalten Wickel fortzusetzen.
Mein Gott, es geht alles schief, dachte Jericho verzweifelt. Mike fing an zu phantasieren und zu rasen, als ich gerade die beiden Gräber hinten in der Schlucht ausgehoben hatte. Dort liegen die Toten jetzt noch, und wann ich endlich dazu komme, sie in die Grube zu senken, weiß der Teufel oder sonstwer. Der verdammte Higgins hat mich nicht mal mein Werkzeug vom Wagen holen lassen, das mußte Abe anschleppen. Kann sein, er wollte mir die Schlepperei ersparen, aber vielleicht steckt er auch bis unter die Haare voll Mißtrauen, was? Keine Chance, nur eine vielleicht…
»Jake, Jake, mir wird kalt«, flüsterte Mike Ellery in diesem Augenblick zitternd. »Muß das mit den kalten Wickeln sein?«
»Wenn er es sagt, bekommst du sie weiter«, brummte Higgins. »Immer ruhig, Mike, du bist über den Berg, und so soll es auch bleiben. Ich will mir unterwegs nicht dauernd Gedanken über dich machen müssen. Du ißt jetzt gleich kräftig, wie Jericho es vorgeschlagen hat, dann sollst du mal sehen, wie du wieder zu Kräften kommst. In ein paar Tagen lachst du über den Kratzer, Junge.«
»Ja, ja«, sagte Mike Ellery matt. »Vorhin war mir verdammt nicht zum Lachen, Jake. Ich sah wieder das Feuer – sie hatten das ganze Badland am Pecos angesteckt, und wir beide steckten mittendrin mit den anderen. Es war fürchterlich!«
»Das sind Fieberphantasien gewesen«, beruhigte ihn Higgins. »Du hast von alten Zeiten geträumt. Ja, die Jahre am Pecos – unsere Partner, und der Spaß, den wir hatten. Das war noch ein Leben, Junge.«
»Das war gut und… und anständig«, schluckte Mike. »Hoobie, der Verrückte, der verkehrt