G.F. Barner 1 – Western. G.F. BarnerЧитать онлайн книгу.
knackten die Dielen leicht. Dann stand Clancy am Fenster. Er zwängte die Klinge seines Messers unter den Rahmen, stemmte es hoch und schloß danach die Augen, um sie an die Dunkelheit des Raumes zu gewöhnen. Als er die beiden Töpfe vom Fensterbrett genommen hatte, stieg er in den Raum. Rechts stand ein Sofa. Davor war ein Tisch mit zwei kleinen Sesseln. Neben der Tür leuchtete eine helle Vase vom Vertiko herab.
Mit drei Schritten war Clancy am Fenster. Er sah hinaus und Floyds Schatten am Schuppen reglos stehen. Ohne jede Hast griff Clancy nach den Vorhängen. Er zog sie zu, hatte nun jedoch nur noch wenig Licht im Raum durch das hintere Fenster.
Sie wird es nicht merken, daß der Vorhang zugezogen ist, dachte er. Wenn sie hereinkommt, greift sie nach der Lampe. Also dreht sie sich der Wand zu. Sie kann gar nicht zum Vorderfenster sehen.
Clancy zog das Schiebefenster wieder herab, bis es fast geschlossen war.
Dann schlich er durch den Raum zum Vorhang, öffnete ihn etwas, sah hindurch und...
Im selben Augenblick sah er sie auch schon kommen. Ihr Schatten hob sich hell von der grauen Wand des Schuppens ab. Von Floyd Reegan war nichts mehr zu erkennen. Er hatte sich bereits um den Schuppen verdrückt.
Clancy glitt neben die Tür. Er preßte sich an die Wand und ließ die Klinge des Messers ausschnappen.
Die Schritte kamen, die Dielen auf der Veranda knackten.
Clancy stand still, das Messer in der rechten Hand...
Die Tür vor ihm war wie eine Wand, um die er nun glitt. Clancy kam lautlos herum wie ein Geist. Er schlich auf Socken. Seine Stiefel hatte Floyd draußen.
Die Frau seufzte leise. Er roch ihr Parfüm, den Duft ihres Puders, ehe er am Türschloß vorbei war. Dann sah er sie unmittelbar vor sich stehen. Der Lampenzylinder klirrte, das Ratschen des Streichholzes kam, die Flamme zuckte hoch.
Clancy bewegte sich nicht mehr. Jetzt konnte er nichts tun. Wenn sie den Lampenzylinder fallen ließ, mußte das Klirren von den sieben Girls drüben gehört werden. Er wartete, er sah mit angehaltenem Atem über ihre Schulter hinweg auf das Streichholz und ihre Hand, die Finger, die beiden Ringe.
Die Flamme kroch nun über den schwarzen Dochtrand der Lampe, das Licht breitete sich aus. Madeleines brünettes, hochgestecktes Haar schimmerte, als sie den Kopf zur Seite bog, sich auf die Zehenspitzen stellte und den Zylinder aufsetzte. Dann glitt ihre Hand abwärts – und Clancys Linke schoß blitzartig über ihre Schulter hinweg. Vielleicht sah sie seine Hand, vielleicht hörte sie, wie sich der Stoff seines Hemdes rieb. Sie zuckte zusammen, aber sie schrie nicht. Er war zu schnell mit der Hand, deren Daumen und Zeigefinger zupackten. Die Finger krallten sich blitzschnell um ihre Kehle. Danach zuckte sein Messer hoch und blieb unmittelbar vor ihrem Gesicht stehen.
Im vollen Licht der Lampe sah Madeleine Crouchot jetzt die funkelnde Klinge in der schwieligen Faust. Sie öffnete den Mund, sie glaubte ersticken zu müssen.
»Wenn du schreist«, sagte Clancy leise, »passiert dir was, klar? Das ist kein Bluff, Madeleine, ich bringe dich um.«
Er wußte, was sie jetzt dachte. Sie war viel zu kalt, um ihre Chancen nicht genau abzuwägen. Eine Frau wie Madeleine handelte nicht kopflos, sondern kalt durchdacht nach dem ersten Schreck.
Seine linke Hand glitt von ihrem Hals. Er hörte, wie sie saugend Atem schöpfte. Dafür nahm er die Rechte etwas herum, die Klinge wanderte nun auf ihre Kehle zu.
»Ich würde nichts versuchen«, murmelte Clancy. »Auch wenn die Klinge weg ist, Madeleine, mehr als einen Ton bringst du nicht über die Lippen. Leise reden, wenn du schon etwas sagen willst, verstanden?«
Einen Moment nahm er die Klinge herum, aber nur, um das Messer in die linke Hand zu wechseln. Dann zuckte die Klinge wieder zurück, und seine Rechte glitt zu ihrer Hüfte.
Seine Hand griff den Stoff ihres Kleides zusammen.
Er faßte fest zu, bis sich seine Finger um den Kolben des Derringers schlossen, der in einem Flachhalfter an ihrem rechten Oberschenkel steckte Clancy hob ihr den Rock leicht an. Mit dieser Bewegung zog er den Derringer aus dem Halfter.
Danach öffnete er die Hand. Die Waffe fiel zu Boden.
»Wer bist du?« fragte sie. Etwas wie Furcht schwang in ihrer Stimme mit. »Teufel, woher hast du das gewußt?«
Sie meinte den Derringer.
Clancy lächelte in ihrem Nacken. Er griff jetzt in die Brusttasche, seine Hand entfaltete das zusammengelegte Taschentuch.
»Ich nehme dich mit«, sagte er eisig. »Deine Augen werden verbunden. Solltest du schreien, stirbst du, begriffen?«
Sie wurde steif vor Furcht, aber sie schrie nicht, als er ihr die Augen mit dem Taschentuch verband.
»Wir gehen«, murmelte Clancy. »Ich führe dich schon, keine Sorge. Dir passiert nichts, wenn du vernünftig bist.«
Er wußte, daß sie vernünftig bleiben würde.
Sie kommt mit, dachte er, sie hat jetzt etwas Angst, aber sie kommt mit, wetten?
*
Die Pferde standen auf der Lichtung neben dem Weg von Silver City zum Silver Creek. Bis zur Stadt brauchte man von hier zu Fuß gut eine Stunde.
Clancy griff zu, er riß ihr das Tuch herunter und stand vor ihr, angeschienen vom Mond.
»Wir sind da«, sagte er kühl, als sie blinzelte und den Kopf nach ihm wendete. »Nun, Madeleine...«
Sie schrie nicht mal. Nur ihre Augen weiteten sich vor Schreck. Es waren dunkelbraune Augen in einem noch schönen Gesicht.
»Clancy!«
»Yeah«, sagte er träge. »Ich, Lady. Nicht an der Stimme erkannt, was?«
Madeleine sah sich um, und er wußte, was sie suchte. Sie hatte sofort an Floyd gedacht, mit dem er eigentlich zusammensein mußte. Aber sie sah ihn nicht, sie hatte keine Ahnung von Clancys Plan. Floyd war zwar hier, aber so weit entfernt, daß sie ihn weder sehen noch sein Pferd schnauben hören konnte.
»Du weißt es also«, murmelte er. »Ganz Silver City weiß davon, denke ich. Es spricht sich herum, was, wenn jemand aus dem Statejail türmt. Weiß Stacy das auch?«
Ihre Lider zuckten, aber sie hatte sich sofort wieder in der Gewalt.
»Stacy?« fragte sie achselzuckend. »Sicher hast du dich erkundigt, Clancy, was? Er ist schon vor Monaten verschwunden. Horgany mochte ihn und Carter nicht mehr als Rauswerfer beschäftigen. Ich weiß nicht, wo er ist.«
Er lächelte nur, als er das Messer hob, die Sperrfeder drückte und die Klinge herausschnellte.
»Du erinnerst dich?« fragte er sanft und leise. »Da war dieser Lopez, und da war Marita, das Halbblut aus dem Alhambra-Saloon. Sie ließ sich mit einem anderen Kerl ein, als Lopez unterwegs war. Weißt du noch, wie wir sie fanden und wie ihr Gesicht aussah? Was ist eigentlich aus ihr geworden? Mit dem Gesicht konnte sie Männer nur noch erschrecken, wie?«
Sie wurde kreidebleich und stierte auf das Messer.
»Das… das tust du nicht!« stammelte sie. Jetzt packte sie wirkliche Furcht.
»Nein?« fragte er leise und zischend. Er sprang auf sie zu und griff nach ihrem Haar. »Du glaubst nicht, wie gleichgültig einem gewisse Dinge werden, wenn man lange genug im
Statejail gesessen hat.«
Er lachte leise und spürte, wie sie zu zittern begann. Ihr Gesicht und ihre Figur waren ihr Kapital. Ohne Gesicht nützte ihr auch die Figur nichts mehr.
»Clancy, du bringst ihn um.«
»No«, sagte er eisig. »Du liebst Stacy, was? Er sieht gut aus, ich weiß. Nun, ich könnte mich mit Carter zufriedengeben. Carter braucht nur die Wahrheit zu sagen, verstehst du? Vielleicht lasse ich Stacy ganz heraus, wenn du klug bist.«
Sie schluckte schwer, dann nickte sie.
»Also