G.F. Barner 1 – Western. G.F. BarnerЧитать онлайн книгу.
und eine viertel Minute. Gleich zwei, mein Freund! Jeff sagt, der Alte hätte nach dir suchen lassen. Angeblich hätte er von dir zu seinem Geburtstag eine Karte aus Kalifornien bekommen, stimmt das? Warst du in Kalifornien? Anderthalb Minuten noch, Burton. Dein Alter sucht dich also. Ob er sich freut, wenn er dich zurückbekommt? Vielleicht zahlt er jemand, der ihm von dir eine sichere Nachricht bringt, auch was? Eine Minute, Mann!«
Er sah zu Floyd. Er wußte, welche Angst Floyd hatte. Er wußte auch, daß sie es tun würden.
»Hört auf«, sagte er grimmig. »Macht Schluß damit. Nun gut, ich bin Clanton Burton. Geht zur Hölle, ihr Strolche!«
Skate schrie gellend, packte den Hebel und warf ihn herum. Die Sägeblätter fraßen sich noch einmal hinein, dann standen sie. Einer rannte hinaus und zog den Schieber hoch. Auch das Schwungrad kam zur Ruhe. Dann schnitten sie Floyd los.
Er rutschte vom Stamm, sein schweißüberströmtes Gesicht wendete sich Clancy zu.
»Clancy«, stöhnte er, »ich bin schuld, ich habe dich da ’reingeritten. Clancy…«
»Mach dir nichts vor«, antwortete Clancy knapp. »Es ist passiert, Junge. Paine, wenn du glaubst, daß mein Vater zahlt, dann irrst du dich. Mag sein, daß er mich suchen ließ. Ich rechnete damit, ich ging darum hierher. So nahe vermutete er mich niemals, das wußte ich. Er mußte denken, daß ich nach Texas oder Kalifornien, vielleicht auch nach Denver gegangen war. Von Boise aus gab ich jedes halbe Jahr einem der Zugbegleiter der Bahn einen Brief mit und zehn Dollar. Die Leute steckten die Briefe entweder in Kalifornien oder in Denver ein. Er hat mich niemals hier gesucht.«
»Und warum hast du Narr dich Clancy genannt?« fragte Paine bissig. »Warum so, warum nicht ganz anders?«
»Als ich klein war, nannte mich meine Mutter Clancy«, sagte Clancy träge. »Und jetzt bildest du dir ein, mein Vater spuckt etwas für mich aus, was? Du kennst meinen Vater nicht.«
»Und du mich nicht«, lachte Paine höhnisch. Er ließ die Uhr pendeln, bis Floyd plötzlich einen heiseren Schrei ausstieß. Floyd stierte auf die Uhr. Er hatte nicht auf sie geachtet, er hatte nur die Sägen gesehen und an sie gedacht. Jetzt stierte er auf die Uhr.
»Die Uhr!« schrie Floyd verstört. »Clancy, die Uhr, siehst du die Uhr? Zeig mir die Uhr, Mann!«
Paine fuhr herum, starrte Floyd an und trat auf ihn zu.
»Was schreist du so?« fragte er finster. »Was ist mit der Uhr?«
»Mach den Deckel auf!« keuchte Floyd. »Mann, mach ihn auf!«
»Nun gut, und?« knurrte Paine. »was hast du, he?«
Floyd blickte wie hypnotisiert in den Uhrdeckel. Sein Mund blieb offen, und sein Gesicht wurde leichenblaß.
»Wo hast du sie her, Mann?« ächzte er. »Von wem hast du die Uhr bekommen?«
»Bekommen?« grinste Paine höhnisch. »Die gab mir jemand. Er kroch über den Boden, und die Uhr baumelte aus seiner Westentasche an dieser goldenen Kette. Als ich sie mir ansehen wollte, fing er an zu schreien. Er schrie nicht lange.«
»Du, du nahmst einen Stein, was?« fragte Floyd zitternd. »Du hast ihn erschlagen und seine Uhr genommen, du Mörder! Clancy, das ist Ed Bartleys Uhr. Die Pferde, Clancy... In der Nacht verschwanden aus dem Corral in Rogerson vier Pferde. Begreifst du?«
Paine grinste nicht mehr. Skate war genauso erstarrt wie zwei der anderen Burschen.
»Verdammt, woher weißt du das?« zischte Paine dann. »Kerl, woher weißt du das von Rogerson und dem Corral? Was weißt du von dem betrunkenen Hundesohn, der dort am Corral aufstehen wollte und uns sah?«
»Das war ein Freund von mir«, sagte Floyd Reegan tonlos. »Ihr habt ihn erschlagen. Und mich haben sie dafür ins Jail geschickt. Sie sagten, ich hätte ihn nicht nur erschlagen, sondern auch noch seine goldene Uhr gestohlen. Ich weiß nicht, wie oft sie mich fragten, wo ich die Uhr versteckt hätte. Aber ich wurde fast verrückt wegen der dauernden Fragerei. Du hast Ed Bartley erschlagen, Mann!«
»Hölle!« stieß Paine hervor. »Wo wir mal waren, da ritten wir nie wieder hin. Den Narren hatten wir gar nicht gesehen. Er war plötzlich da. Und dich haben sie dafür...«
Er begann zu lachen. Skate wieherte wie ein altes Pferd, und die beiden anderen Burschen schlugen sich auf die Schenkel.
»Die lachen, Clancy«, stammelte Floyd verstört. »Und ich... Ihr Hunde!«
Er bäumte sich plötzlich auf. Seine Fesseln platzten mit einem scharfen Knacken. Ehe jemand etwas tun konnte, traf seine riesenhafte Faust im Hochspringen Jeff Skate. Der Mann lachte nicht mehr. Die Faust setzte ihm das Kinn schief und schleuderte ihn volle sechs Schritt bis an den Baumstamm auf den Loren. Erst als Floyd wie ein Rasender herumfuhr und eine Faust Paine mitten auf den Kopf krachte, sprang ihn Hugh Stacy an und schlug ihm den Colt zwei-, dreimal auf die Haare. Floyd drehte sich unbeholfen, dann brach er zusammen.
»Ihr kommt in die Grube!« schrie Stacy giftig. »Und wißt ihr, wie wir euch fesseln werden? Wir haben genug Ketten vom Bäumeschleppen hier. Wir legen euch genauso in Ketten, wie sie euch im Jail angeschlossen hatten. Und danach darf dein Alter zahlen, Clancy. Oder er sieht dich nie wieder.«
Er holte aus und trat Clancy den Stiefel in die Seite. Clancy kippte vom Bock herab, auf den sie ihn gesetzt gehabt hatten. Er landete in den Spänen.
Ketten, dachte Clancy, Kettensträflinge. Nun gut, sollen sie es tun. Schlimmer als im Jail kann es auch nicht werden.
*
Er lag auf dem Bauch, aber er hielt den Kopf zur Seite. Seine Lider zuckten. Das war das einzige Zeichen von Schmerz, als Skate die Kette anriß und sich ihre rostigen Glieder in die Haut seiner Arme preßten.
Clancy hielt es nicht mehr aus, der Zorn war zu groß.
»Paine!« fauchte er und sah, wie Floyd die Lider schloß. »Paine, zum Teufel, ihr brecht ihm die Handgelenke! Muß das so hart gemacht werden, Mann?«
Paine drehte sich jäh um. Sein glattes Gesicht verzog sich zu einer Grimasse.
»Zu hart, was?« knirschte er. »Der Bulle hier zerreißt Stricke wie Bindfäden. Zu hart? Der kommt nie mehr los, das sage ich dir. Nie mehr. Verdammte Mißgeburt!«
Sein Stiefel trat zu, nicht nur einmal. Floyd zuckte bei jedem Tritt, bis er nur noch stöhnte.
»Hör auf!« schrie Clancy. »Mann, ich sage dir, wenn du ihn weiter so behandelst, schreibe ich nichts, keine Zeile, gar nichts.«
Paine stand still. Er faßte sich nur an den Kopf, auf den Punkt, den Floyds Riesenfaust getroffen hatte.
Skate stieß ein meckerndes, giftiges Gelächter aus und riß noch härter an den Ketten.
»Der schlägt nie wieder«, sagte er dann bissig. »Der schlägt keinen mehr, sage ich. Hätten ihn auch erschießen können, was, Clancy? Du schreibst einen schönen Brief an deinen Alten. Mehr brauschst du nicht zu tun. Das andere besorgen wir schon. Ich werde ihn besuchen und ihm einen Gruß von dir ausrichten. Und dann werde ich ihm sagen, was mit dir passiert, wenn er einen Trick versucht, der alte Bursche.«
Sie lachten jetzt alle. Stacy stand da und drückte den Bügel des schweren Vorhängeschlosses durch zwei Kettenglieder. Es war ein stabiles Kastenschloß, dessen Schlüssel er umdrehte. Danach packten sie Floyd. Sie schleiften ihn an die Wand, nahmen einen großen Haken und schoben ihn durch die Kette. Die Hammerschläge, mit denen sie den Haken in die Wand trieben, waren das einzige Geräusch für eine Minute.
Clancy hatten sie schon angekettet. Er kauerte an der Wand, die Arme wie Floyd auf dem Rücken.Von unten her sah er in Paines glattes Gesicht und in die Augen, in denen der Hohn zu lesen war.
»Du denkst, er zahlt nicht, was?« fragte Paine spöttisch. »Er zahlt, verlaß dich darauf. Jeff, hat er wirklich einen Vetter? Clancy, war der mal bei euch?«
»No«, antwortete Clancy finster. »Er ist der Sohn einer Schwester meiner Mutter.