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G.F. Barner 1 – Western. G.F. BarnerЧитать онлайн книгу.

G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner


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– du wo – wolltest doch wa – was«, fragt Lispy und ist schon mit einer Flanke über den Balken hinweg. »Lass – lass das lie – lieber.«

      Es ist genauso, als hätte er für diesen Kampf Monate trainiert. McDewey liegt zwar am Boden, bewegt aber die rechte Hand und will seinen Revolver ziehen. Doch ehe er so weit ist, der Revolver kommt aus dem Halfter, aber nicht mehr hoch, tritt Lispy genau unter die Hand. Der Revolver wirbelt weg.

      »Nicht schi – schießen«, keucht Lispy. »Du mu – musst was begrei – fen.«

      Er weicht dem Stoß von McDeweys rechtem Bein aus, springt hoch und erwischt seinen Gegner in der nächsten Sekunde vorn am Hemd. Dann zieht er McDewey hoch und lässt los. Sein nächster Hieb knallt McDewey unter die kurzen Rippen. McDewey torkelt vor Lispy her, der nachsetzt und ihn mit drei, vier Hieben bis dicht an den Wassertrog jagt.

      »Mein Gott«, sagt Bruce stockheiser. »Teufel, der Junge kann was. James, soll ich nicht besser …«

      »Misch dich jetzt nicht ein, er macht es nicht zu schlimm, dafür kenne ich ihn, Bruce.«

      Einen Schritt vor dem Wassertrog holt Lispy links aus und schlägt zu. Sein Treffer landet genau an McDeweys Kinnwinkel. Es sieht aus, als wolle sich McDewey auf die Zehenspitzen stellen, aber dann kippt er rücklings über den Trog. Einen Moment bleibt er wie tot auf ihm liegen, doch als er sich zu bewegen beginnt, packt ihn Lispy schon wieder.

      »Hi – hinein, du Sti – tinktier«, schnauft Lispy, und schiebt McDewey in den vollen Tränktrog. »Da liegst du gu – gut, was?«

      McDewey taucht unter, er glaubt ersticken zu müssen und kommt durch das kühle Wasser schnell wieder zur Besinnung. Gleich darauf strampelt er, taucht auf und klettert aus dem Trog.

      »Lispy«, meldet sich da James. »Wenn du jemanden brauchst, der dir hilft, dann werde ich mitkommen.«

      »Hast du gehört, Bruce?«

      Bruce Murdock zuckt zusammen, als habe jemand hinter ihm einen Revolver abgefeuert. Er dreht sich scharf um, starrt James einen Moment groß an und beißt sich auf die Lippen.

      »He«, sagt er tonlos. »Das ist doch nicht dein Ernst, wie? Wir riskieren alles, wenn wir versuchen, den Mann zu befreien, weißt du das nicht?«

      »Verdammt, er kann nicht für etwas hängen, was er nicht getan hat, Bruce, das ist mein letztes Wort! Der Mann ist unschuldig. Irgendwann muss man etwas tun, was anständig ist, und dies ist der Moment, damit anzufangen.«

      Dorrey reißt entsetzt die Augen auf. Für ihn ist klar, was kommen muss, denn sie haben immer alles zusammen getan.

      Einen Augenblick zuckt ein Muskel an Murdocks linker Wange schnell und heftig, ein Zeichen, dass Murdock äußerst erregt ist.

      »Die Kutsche«, sagt er dann, »wird niemals die ganzen hundertfünfzehn Meilen durchfahren. Wahrscheinlich fahren sie am Sonnabend los und verbringen die Nacht mit dem Burschen in einer der Stationen oder Städte. Es ist Wahnsinn, aber vielleicht haben wir eine Chance. Allein lasse ich euch nicht gehen. Wir nehmen es alle auf uns, oder keiner. Also gut, ziehen wir uns an wie anständige Bürger, zu dieser Sache müssen wir vielleicht eine Menge Tricks anwenden. Verdammt, hätten wir dem Kerl doch nie die Hemden gestohlen.«

      *

      »Komm raus aus der Zelle, du Bandit!«

      Da stehen sie, drei Männer, zwei mit dem Deputy-Stern und hinter ihnen der Sheriff, der die Handschellen in der einen Hand baumeln lässt.

      Kenneth sieht sie an und geht die ersten Schritte etwas steif und müde.

      Sie haben ihm zu essen gegeben. Hirse und ein Stück zähes Rindfleisch, eine Scheibe Schmalzbrot und einen Becher lauwarmen Kaffee. Der eine Deputy, Shoan, macht einen Schritt zur Seite, hält die Hand am Revolverkolben und sieht ihn kurz an. Dann knallt die Gittertür hinter ihm zu, und der zweite Deputy deutet mit seinem Revolver auf die kahle, getünchte Wand.

      »Gesicht zur Wand, Cord, Hände auf den Rücken.«

      Er sagt nichts, hört das Klimpern der Handschellen und die Schritte des Sheriffs, als er an der Wand steht.

      »Streck sie höher, Cord«, sagt Sheriff Seymour mit seiner knarrenden, rauen Stimme, die den starken Raucher verrät, der zudem ab und zu ganz gern einen trinkt. »So ist’s gut, Mister!«

      In dem Moment, als das Schloss einschnappt und Seymour den Schlüssel umdreht, beginnt Kenneth zu reden.

      »Sheriff«, sagt er tonlos, und die Furcht ist wieder da, die ihn in der Nacht abwechselnd frieren und schwitzen ließ, »Sheriff, Sie können das doch nicht machen, ich war es nicht. Ich habe diese Ranch nie gesehen.«

      »Ja, ja«, sagt Baldwin, der zweite Deputy, glucksend. »Wir verstehen schon, Cord. Du hast sie nie gesehen, du weißt nicht mal, wo sie liegt. Du hast nie Partner gehabt und bist nie Pferdedieb gewesen. Diese Tour, sich dumm zu stellen, kennen wir. Nur, mein Freund, bei uns zieht sie nicht. Fertig, können wir gehen?«

      »Gehen wir«, bestimmt Sheriff Seymour knarrend. »Er fängt schon wieder an, der Narr. Nun gut, mancher schreit noch unter dem Galgen, er sei unschuldig. Es gibt so viele Unschuldige auf der Welt, was, Cord?«

      »Sheriff, ich bin es. Verstehst du denn nicht, ich habe keinen Überfall mitgemacht, ich hatte keine Partner. Mann, warum sollte ich denn lügen?«

      »Wer weiß, warum, wir nicht, aber du bestimmt«, erwidert Seymour achselzuckend. »Die Jury hat dich schuldig gesprochen, die Lady dich erkannt. Cord, gib es endlich auf, sonst bekommst du einen Knebel, verstanden?«

      Er presst die Lippen zusammen, wird gestoßen und kommt ins Office. Dort sieht er Richter Crane stehen, den Bruder jenes Ranchers, den seine Partner angeblich niedergeschossen haben sollen. Neben Crane ist Roy Orwell Tiffin, der Sprecher der Jury war und den Schuldspruch verkündete.

      Es sind wieder Tiffins seltsame, helle Augen, die Cord das Gefühl vermitteln, das er schon bei der Verhandlung hatte:

      Dieser Tiffin hat seine Zweifel.

      Für Cord ist Tiffin der einzige Mann, der ihm vielleicht glauben würde, wenn die Beweise nicht so eindeutig gegen ihn gesprochen hätten. Vor allem das Zeugnis des Mädchens, das ihn kaum angesehen hat. Als sie in den Zeugenstand trat und der Richter sie aufforderte, Cord anzusehen, tat sie es nur mit einem angewiderten, verächtlichen Blick. Und dann sagte sie fest: »Das ist der Mann, Euer Ehren.«

      Cord friert wieder. Er blickt Tiffin, einen großen, sehnigen Mann, der die besten Pferde in diesem Land hat und nur auf Pferdezucht spezialisiert ist, Hilfe suchend an.

      Mein Gott, denkt Kenneth Cord, und der kalte Angstschweiß bricht ihm aus, nimmt das gar kein Ende?

      Der Richter ist der Bruder des Niedergeschossenen. Und sie sind hier so bekannt wie es Leute sein müssen, die noch zur Indianerzeit herkamen. Alle Leute halten zu ihnen, aber Tiffin – er ist noch jung, er hat mich mehrmals etwas gefragt. Er wollte genaue Einzelheiten wissen, auf die ich keine Antwort geben konnte, weil ich sie doch nicht wusste: Ich hatte keine Ahnung von dem alten Koch, den sie aus der Küche lockten.

      »Mr Tiffin«, sagt er hastig, als Richter Crane etwas sagen will. »Hören Sie, ich bin unschuldig. Man kann mich doch nicht hängen. Wie weit geht der Richter denn noch? Ich war es nicht. Mr Tiffin …«

      »Halt den Mund, Cord!«, donnert ihn Richter Crane an. »Du hast hier nicht ungefragt zu reden, Mann. Du bist schuldig, das ist alles, was wir wissen, was sich erwiesen hat.«

      Kenneth Cord hat das Gefühl, vor einem Abgrund zu stehen, dessen Tiefe ihn gleich aufnehmen wird.

      Richter Crane liest vor, aber Cord hört nur einzelne Worte, so sehr sitzt das Grauen in ihm.

      »… Montag früh sechs Uhr etwas zu sagen, Cord?«

      Aus, denkt er, das ist die Bestätigung des Urteils. Montag früh sechs Uhr hängen sie mich. Ob ich noch etwas zu sagen habe, ich?

      »Cord, hast du noch etwas zu sagen?«


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