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Der Heilige Geist und das Auto. Reinhold StecherЧитать онлайн книгу.

Der Heilige Geist und das Auto - Reinhold Stecher


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Darin heißt es unter anderem:

      „Variiere dein Menü je nach deinen Gästen! Kranke brauchen Trost, Kinder brauchen Fröhlichkeit, Intellektuelle brauchen Weisheit, die den Hausverstand nicht verachtet und doch nicht von dieser Welt ist, Fernstehende brauchen Erinnerung an das, was ihnen fehlt, einen Verstärker für die Hoffnung, die unter der Asche der Enttäuschung ja doch glimmt, … und alle brauchen die befreiende Wahrheit Jesu.“

      Reinhold Stecher hat sich in seinen eigenen Predigten genau an dieses Rezept gehalten. Er hat seine jeweiligen Zuhörer in ihrer eigenen Welt und Lebenssituation abgeholt und ihnen den Tisch des Heils gedeckt.

      Die in diesem Band abgedruckten Texte stammen alle aus der Zeit zwischen 1980 und 2011. In Einzelfällen wurden Personennamen und situationsbedingte Hinweise, die heute überholt sind, ausgeblendet. Der Vorspann zu den einzelnen Kapiteln, Überschriften und kleinere Hinweise zu manchen Texten stammen vom Herausgeber.

Innsbruck, im Sommer 2015 Klaus Egger

      WEGWEISER ZUM CHRISTSEIN

      Im Jahr 2002 hat Reinhold Stecher im Wiener Rathaus die Festansprache zum 50. und 25. Bischofsjubiläum von Kardinal Franz König und Weihbischof Helmut Krätzl gehalten. Das Wirken der beiden großen Kirchenmänner hat er im Bild des Wegweisers aufleuchten lassen (vgl. Reinhold Stecher, Mit gläubigem Herzen und wachem Geist, S. 262–268). Wenn man diese Rede heute liest, dann kann man darin auch ein Selbstporträt von Bischof Stecher entdecken. Auch er gehörte und gehört zu den großen Wegweisern für Kirche und Gesellschaft, für ein Christsein im Hier und Heute.

      Neben Vorträgen und öffentlichen Stellungnahmen waren es vor allem seine Hirtenbriefe in der Fastenzeit, die in einer Zeit sich überstürzender Ereignisse Orientierung geschenkt haben und immer noch schenken. Die hier abgedruckten Schreiben an alle Christinnen und Christen nehmen sich aus wie vier kräftige Säulen, die das Leben tragen können.

      Erste Säule: Das Christentum ist eine „Ja“-Religion. Es geht um das Ja zu Gott, zur Gesellschaft, zur Kirche, zum Gemeinwohl und auch zur Fröhlichkeit und zum Humor.

      Zweite Säule: Die Freude an der Schöpfung, die sich in dankbarem Lobgesang zum Ausdruck bringt, dabei aber die Sorge um unsere Umwelt nicht aus den Augen verliert. Der große Trost: Gott segnet auch unsere Welt.

      Dritte Säule: Die Heilige Schrift. Nach alter Tradition sind uns Menschen zwei Bücher geschenkt, in denen Gott zu uns spricht – das eine: die Natur und das andere: die heiligen Texte der Bibel. Der „Gang zur Quelle“ führt den Menschen zum Wasser des Lebens.

      Vierte Säule: Das große Atemholen am Sonntag. Zu einem gesunden Lebensrhythmus gehören Arbeit und Ruhe, das Erleben von Gemeinschaft und die Begegnung mit dem Geheimnis, das wir Gott nennen. All das schenkt die Feier des Sonntags.

      Diese vier Säulen stecken den großen Rahmen ab, in dem sich ein frohes und gelingendes Christsein entfalten kann.

      Das große „Ja“

      Das ganze Universum, die Heilsgeschichte, die Heilige Schrift hallen wider vom großen „Ja“ Gottes. Es beginnt schon bei der Schöpfung, wo der Ewige zu allem, was wird, seinen bejahenden Gruß ausspricht: „Und Gott sah, dass es gut war …“ Und dieses „Ja“ schwingt im Worte Jesu: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn dahingab …“ Das „Ja“ Gottes weht noch durch die letzten Seufzer am Kreuz und es strahlt aus dem Friedensgruß des Auferstandenen. Dieses „Ja“ Gottes fordert das „Ja“ unseres Herzens heraus. Das Christentum ist eine „Ja“-Religion. Freilich ist dieses „Ja“ ein „Trotzdem-Ja“, zu dem man sich auf dem Hintergrund von Zweifel, Unsicherheiten, Traurigkeit und Schuld durchringen muss. Und dieses „Ja“ schließt auch immer wieder ein „Nein“ ein, nämlich das zum Bösen. Aber ich glaube, dass man dieses „Nein“ sehr schwer sagen kann, wenn kein „Ja“ im Herzen schwingt. Wenn ein schwieriges „Nein“ gesagt werden muss, kann man es eigentlich nur jemandem zuliebe sagen. Das gilt schon für jedes Kind.

      Das tiefste „Ja“ muss das zu Gott hin sein. Ich möchte allen wünschen, dass dieses Urvertrauen, diese „Ja“-Haltung zu Gott hin neu aufblüht. Wer sie im Herzen erfährt, weiß, was der Glaube wert ist.

      Das „Ja“ der Solidarität

      Unsere gesellschaftliche Situation erfordert ein bewusstes „Ja“ des Mitgefühls und der Mitverantwortung zum anderen hin. Natürlich gilt das zunächst für den engeren Kreis der Menschen, mit denen wir unmittelbar das Leben teilen. Aber heute muss dieses „Ja“ darüber hinausgehen. Wir spüren doch alle, dass sich unter dem Druck wirtschaftlich schwierigerer Zeiten Egoismen, Rücksichtslosigkeiten und reine Privatinteressen ausbreiten. Und so wächst die Gleichgültigkeit gegenüber denen, die im Schatten leben. Es gibt sie immer, die „Stillen im Lande“, die sich nicht gut artikulieren können und über keine besonderen Beziehungen verfügen, die um ihren Arbeitsplatz im bedrängten Betrieb, um ihre Wohnung, ihre Rückzahlungen, ihre Zukunft, ja auch um ihr tägliches Auskommen bangen müssen. Wenn wir nicht immer wieder das weite „Ja“ der Solidarität in unseren Herzen tragen, mit allen Konsequenzen, die es bedeutet, dann können wir die Probe unserer Zeit nicht bestehen. Dieses „Ja“ der Solidarität macht uns ja erst zu einem Volk, und ohne dieses „Ja“ wären wir nur ein bunter, wilder Haufen von Egoisten.

      Das „Ja“ zur Kirche

      Auch wenn ich um ein „Ja“ zur Kirche bitte, die immer noch die seine, nämlich die Kirche Christi ist, ist mir bewusst, dass dieses „Ja“ für viele nicht ganz selbstverständlich ist. Es geht im Trend der Zeit, die von Institutionen ganz allgemein nicht viel hält, leicht verloren. Selbst bei bewussten und engagierten Christen kann dieses „Ja“ in Missmut, Kritik und Ungeduld untergehen. Aber wir müssen es einfach durch alles Menschliche hindurch sagen. Es weht doch auch tausendfaches und liebenswertes Gutes durch diese Kirche. Sagen wir also unser „Ja“ in der konkreten Arbeit der Pfarrgemeinden und Gemeinschaften! Sagen wir es in den vielen Initiativen für Hilfsbedürftige, Einsame, Behinderte, Kranke, Sterbende, Flüchtlinge und Hungernde, sagen wir das „Ja“ in unseren Gottesdiensten, im Gebet und in der Musik. Sagen wir es auch zu dem vielen guten Willen, der in den Gremien unserer Diözese aufbricht. Und wenn irgendwo in einem Herzen der Gedanke an einen geistlichen Beruf aufkeimt, den das Reich Gottes ja so dringend braucht, dann möchte ich auch zu diesem leisen „Ja“ ermutigen!

      Das „Ja“ zur Demokratie

      Auch unser Gemeinwesen kann ein „Ja“ dringend brauchen. Der erste Petrusbrief, der die Christen zu einer konsequenten Haltung in einer pluralistisch-heidnischen Welt aufruft, sagt trotzdem „Ja“ zum damaligen römischen Staat, der wahrhaftig mehr Schönheitsfehler hatte als der unsere. Dieses so notwendige „Ja“ zum Staat und seinen Institutionen wird untergraben, wenn überbordende Kritik, Aggression und Derbheiten den Ton angeben. Manchen ist nicht wohl, wenn sie nicht jeden Tag eine Fuhre Jauche auf die Wiesen der Öffentlichkeit fahren können. Was soll da noch wachsen? Natürlich lebt eine Demokratie auch von der Kritik – aber sie braucht auch eine Kultur der Kritik. Demokratische Autoritäten benötigen Kontrolle, aber sie brauchen auch ein Mindestmaß an Respekt. Wenn das verweigert wird, werden sich immer mehr redliche und sachkundige Menschen weigern, in der Politik tätig zu sein. Der bloße christliche Hausverstand müsste uns verpflichten, das „Ja“ zu unserem Rechtsstaat zu sagen, trotz seiner Schönheitsfehler. Denn als Alternative wartet nur die Diktatur, die Herrschaft der großen Sprüchemacher und Gewaltmenschen. Vielleicht müsste uns für dieses „Ja“ zu unseren demokratischen Gemeinden, unserem Land und unserem Staat auch so etwas wie eine Dankbarkeit bewegen. Dieses Gemeinwesen hat uns immerhin die besten Jahrzehnte unserer Geschichte beschert.

      Das „Ja“ zur Freude

      Und noch ein „Ja“: Es ist wie ein kleiner heller Sonnenschein, der über die Wasser der Zeit huscht


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