Mit gläubigem Herzen und wachem Geist. Reinhold StecherЧитать онлайн книгу.
Wachsen und Reifen
Silberne Schale und goldener Apfel
WERKWOCHE DER KINDERGÄRTNERINNEN SÜDTIROLS, NALS (1991)
Liftfahrt in das Hochhaus der Werte
LANDESKINDERHEIM AXAMS, INNSBRUCK (2002)
450 JAHRE AKADEMISCHES GYMNASIUM INNSBRUCK (2011)
PRIESTER-SENIOREN-TREFFEN, BRIXEN (1993)
ARBEITSGEMEINSCHAFT VATERLANDSTREUER VERBÄNDE TIROLS INNSBRUCK (1990)
Im Durchgangshaus der Gesellschaft
50 JAHRE CARITAS, INNSBRUCK (1995)
625 JAHRE BRUDERSCHAFT ST. CHRISTOPH ST. ANTON AM ARLBERG (2011)
50. UND 25. BISCHOFSJUBILÄUM VON KARDINAL FRANZ KÖNIG UND WEIHBISCHOF HELMUT KRÄTZL, WIEN (2002)
Übersicht der Ansprachen und Vorträge
Vorwort
„Natur als Medizin“, das war der erste Text, den ich von Reinhold Stecher bei Exerzitien erhalten habe. Er weiß darin vom Ordnenden und Heilenden des Gehens, von der schöpferischen Kraft der Bewegung, auch für das Denken. In der Vielfalt der Reize und Sinneseindrücke, z. B. in den Medien, führt die Natur zur Stille und zur Schönheit. Reinhold Stecher hat das Buch der Natur – durchaus im Sinne eines Bonaventura oder auch eines Johannes Kepler – gelesen und erschlossen. Die Natur ist nicht nur Ort des Trainings und der Fitness, auch nicht nur der Ästhetik, sondern sie trägt die Spuren Gottes. Bischof Reinhold hat vielen Menschen geholfen, die Abstumpfung, die Stumpfsinnigkeit und damit auch eine Form der Dummheit zu überwinden.
Ende der Achtzigerjahre habe ich Karikaturen von Bischof Reinhold in die Hände bekommen. Eine zeigt den Schweizer Kampf um die Generalabsolution bei der Weltbischofssynode 1983 zum Thema „Versöhnung und Buße in der Sendung der Kirche von heute“ in Rom, die andere Don Quichotte und Sancho Pansa unverwechselbar als einen österreichischen Kardinal mit seinem damaligen Weihbischof. Reinhold Stecher hat das Buch des Humors und auch der Freiheit gelesen und geschrieben. Er hat durch seine Karikaturen und auch durch seine Deutungen Freiräume und Spielräume in deprimierenden Situationen und Phasen der österreichischen Kirche erschlossen.
In einer kurzen, aber prägnanten Osterpredigt geht es um Fragen der Mengenlehre, um die Klammer vor einer Menge, um das Plus oder das Minus. Auferstehung ist das Plus vor der Menge des Lebens, vor der Ansammlung von Erfahrungen und Widerfahrnissen. Reinhold Stecher hat das große Ja Gottes vermittelt, und das in einem Land, in dem Glaube und Religion teilweise mit viel Druck oder auch mit Angst verbunden waren. Und er hat die Beziehungen zu unserer Wurzel, die trägt, zum Judentum entscheidend verbessert.
Der junge Reinhold Stecher kam wegen „Organisation einer Wallfahrt“ auf die Waldrast in Gestapohaft. Bei einem Gedenken an die Opfer der Pogromnacht im November 1938 hat er das Entsetzen über die Ermordung von Innsbrucker Juden ausgedrückt. Dann forderte er das nüchterne Bedenken der Hintergründe, den Wurzelverzweigungen des Hasses nachzugraben, den Nährboden für Vorurteile, Sündenbocktendenzen, Horizontverengungen, Rassenstolzdummheiten und Aberglauben aufzuspüren. Weil er die absolute Rechtlosigkeit in Zeiten des Staatsterrors erfahren hat, war er ein leidenschaftlicher Verfechter und Verteidiger des Rechtsstaates, auch und gerade gegenüber denen in der Kirche, die meinten, dass der Gegensatz zum Recht die Liebe sei. Aber das Gegenteil von Recht ist nicht die Freiheit und die Liebe, sondern das Unrecht, die Barbarei, die Willkür und die Unterdrückung.
Bischof Reinhold hat etwas von der größeren Gerechtigkeit im Sinne der Bergpredigt verwirklicht: Er hat Menschen mit Behinderung Räume der Beziehung und der Freundschaft eröffnet, er hat Brunnen ermöglicht, deren Wasser Leben gespendet und gerettet haben. Und er hat nicht einfach Recht haben und Recht behalten wollen, sondern die Versöhnung gesucht. 1993 unterzeichnete er die Petition von SOS Mitmensch gegen eine Verschärfung der Asylgesetzgebung. Als der Innenminister 1990 die Abschiebung von 7000 Rumänen ankündigte, meldete er sich in den Medien zu Wort. Die Diözese Innsbruck werde die Flüchtlinge in den Pfarren aufnehmen, so der Bischof, denn er fände „die Idee einer Deportation ungeheuerlich. Vielleicht habe ich zu lange in der Diktatur gelebt.“
Bischof Reinhold wurde von zahlreichen Organisationen als Festredner eingeladen; dementsprechend breit ist die Fülle an Themen in seinen Ansprachen und Vorträgen. Der Diözese Innsbruck ist es ein Anliegen, dieses Vermächtnis in Buchform erscheinen zu lassen. Ich danke Klaus Egger, seinem Generalvikar und Wegbegleiter, für die Auswahl und Zusammenstellung der Texte.
Manfred Scheuer Bischof von Innsbruck
Einführung
Reinhold Stecher war nicht nur ein im ganzen Land geschätzter Bischof, Autor von Büchern, die auf Bestsellerlisten stehen, und begabter Hobbymaler, dessen Bilder Jahr für Jahr auf einer Vernissage versteigert wurden, um mit dem Erlös beachtliche Brunnenprojekte in Albanien, Brasilien und vor allem in Afrika zu finanzieren, er war auch ein begnadeter Redner, ein Meister des gesprochenen Wortes. Wo immer er zu Vorträgen und Ansprachen bei festlichen Anlässen eingeladen wurde, war er es, der dem Ereignis das eigentliche Glanzlicht aufgesetzt hat. Hilde Domin hat einmal geschrieben:
Wir Pächter und Weinbauern des Lebens essen Brot und trinken Wein, aber wir leben vom Glanz.
Reinhold Stecher hatte die Gabe, dem Leben in seiner ganzen Vielfalt jenen Glanz zu verleihen, der den Alltag aufbricht