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Elfenzeit 5: Trugwandel. Uschi ZietschЧитать онлайн книгу.

Elfenzeit 5: Trugwandel - Uschi Zietsch


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staunte, was die Digitaltechnik alles herausholte. Tatsächlich konnte sie, was ihr früher nie aufgefallen wäre, Schlieren feststellen, die sich in bestimmten, sehr gleichmäßigen Sinuswellen durch den Gang zogen. Ab und zu gab es kleine Lichtblitze, die bei genauem Hinsehen an diesen Stellen unmöglich Reflexionen waren. All dies hätte sie sonst für Unschärfe und Fehleinstellungen gehalten.

      »Ich habe gar nichts gespürt …«, stellte sie fest. »Aber dieses ganze Bauwerk ist ja nur so aufgeladen! Kein Wunder, dass euch das mitgenommen hat.«

      Inzwischen konnten die Elfen schon wieder darüber lachen.

      »Es war eine ganz neue Erfahrung«, gestand Rian. »Mit der Geisterwelt war ich noch nie so in Berührung, und David auch nicht. Wir sind zwar damals durch den Ursumpf zu dir gegangen, aber das war etwas anderes.«

      Diesen Weg kannte Nadja, und es schüttelte sie noch einmal im Nachhinein.

      Nun war die Hauptkammer an der Reihe, Bild für Bild genau betrachtet zu werden. »Da!«, rief Fabio plötzlich, deutete aufgeregt und sprang auf. »Da ist es!« Er ging an den Bildschirm und tippte mit der Fingerkuppe auf die mittlere Grabbucht hinter dem Altar. Und tatsächlich, als er es nachzeichnete, wurden hauchfein leuchtende Linien sichtbar, die wie normale Lichtreflexe aussahen. Doch ein ähnliches Muster fand sich auch auf dem Altar und noch einmal an der Wand dahinter. »Ich hatte Recht! Sie haben gewusst, was sie geöffnet hatten, und haben es aktiv versiegelt. Dann haben sie die Energie aus diesem Ort für sich bezogen und ihre Höchsten hier begraben, bis sie irgendwann das Land verließen … aus welchem Grund auch immer.«

      Das Volk hatte keine weiteren Spuren hinterlassen, es war auf einmal da gewesen und wieder verschwunden, ohne dass nur annähernd darüber zu spekulieren war, wie es ausgesehen und gelebt hatte. Eine rätselhafte Hochkultur mehr …

      »Vielleicht gab es einen Krieg«, vermutete Nadja.

      »Es gab immer einen Krieg«, versetzte ihr Vater. »Wahrscheinlich kam es damals zum ersten Bruch der Welten, und nur das Siegel zeugt noch vom ehemaligen Bund.«

      Rian ging in die Küche, holte Chips und Schokolade. »Also schön, darüber können wir lange philosophieren. Aber konzentrieren wir uns jetzt lieber auf das, weswegen wir hier sind. Deine scharfen Augen haben uns dem Ziel einen Schritt näher gebracht, alter Mann.« Sie zwinkerte. »Was jetzt?«

      Fabio zog die linke Augenbraue hoch und schien zu überlegen, was er ihr antworten sollte, dann fiel sein Blick auf den Ehering an seiner Hand, und er schluckte es hinunter.

      »Der Getreue hat mit dem Wahrheitseffekt genauso zu kämpfen wie … äh, wir«, setzte er an. »Er kann nicht einfach reingehen, Magie einsetzen und das Siegel aufbrechen. Die Erbauer damals haben genau gewusst, was sie taten. Auch ohne den Lichtstrahl kann es jeder spüren, wie er sich entblößt und alles … hmmm, egal.« Er stopfte sich eilig eine Handvoll Chips in den Mund.

      »Das wiederum spricht dafür, dass nur die Menschen daran beteiligt waren«, meinte David. »Fanmór hätte das niemals so zugelassen.«

      »Und da hätte er ausnahmsweise mal recht gehabt!«, piepste Pirx.

      Grog nickte bedächtig. »Zum Glück waren wir vor eurer Gruppe drin. Wir wären voll aufgeflogen.«

      »Doch es gereicht uns jetzt zum Vorteil, weil es unseren Feind aufhält und uns Zeit gibt, eine Falle zu bauen«, fuhr Fabio fort. »Ich nehme an, er hat seine Helfer auch schon hineingeschickt, die ihm vielleicht ebenso Aufnahmen gemacht haben, damit er sein Ziel avisieren kann. Der Getreue ist kein Elf, aber durchaus den Gesetzen der Anderswelt unterworfen. Trotz seiner Verbindung zur Geisterwelt kann nicht einmal er den Offenbarungszauber einfach umgehen. Vermutlich würde sogar Morgana hier scheitern. Wer auch immer die Idee damals hatte, er war ein Genie. Nicht zuletzt deshalb ist das Zeitgrab so lange unberührt geblieben. Unser ungeliebter Freund wird sich jetzt eine Strategie zurechtlegen, wie er hineingeht, das Siegel bricht und dann den Öffnungszauber wirkt. Es muss schnell gehen, denn andernfalls kann es ihm passieren, dass ihm alle Kräfte abgesaugt werden. Und genau da setzen wir an.«

      Pirx’ Augen leuchteten auf. »Könnte ihn das umbringen? Vernichten? Auflösen?«

      »Schon möglich. Zumindest würde es ihn für eine ganze Weile außer Gefecht setzen, und seine geschätzte Königin müsste ohne ihn auskommen. Das wäre dann Fanmórs Gelegenheit, zuzuschlagen.« Fabio hatte sich ganz in das Thema hineingefunden, und Nadja dachte bei sich, wie dankbar der Herrscher der Crain sein sollte, dass dieser menschgewordene Elf immer noch zur Unterstützung bereit war, nach allem, was man ihm angetan hatte.

      Die Elfen sahen ihn gespannt an, und auch Nadja war neugierig, was ihr Vater sich hatte einfallen lassen.

      Fabio musterte sie der Reihe nach und seufzte dann. »Aber Kinder, das ist doch völlig offensichtlich!«

      Der alte Grogoch grinste plötzlich breit, und die Spitze seiner Kartoffelnase zitterte. »Wenn ein Effekt gut funktioniert – verstärke ihn!«

      »Richtig, mein kluger haariger Freund«, schmunzelte Fabio. »Wir werden morgen nach Dublin fahren und Spiegel kaufen, die in Eisen gefasst sind. In Antiquitätenläden und Galerien dürfte das kein Problem sein, und wenn doch, werden wir uns eben Nägel und Eisendrähte besorgen und die Spiegelfassungen damit präparieren. Es soll ja kein Kunstwerk werden, sondern eine Waffe. In jedem Fall kriegen wir in Blei gefasste antike Spiegel, und das ist schon mal eine gute Basis.«

      Nadja begriff. »Du willst die Spiegel in der Kammer aufstellen, denn sie verstärken den Wahrheitszauber und brechen zugleich die Magie!«

      »Huuu!« Pirx schüttelte es. »Das ist ein garstiger Plan! Verachtenswert! So was kann nur einem Menschen einfallen!« Seine schwarze Knopfnase kräuselte sich vor Ekel. »Könnte klappen! Aber wer soll das machen?«

      »Nadja und ich«, antwortete Fabio. »Und ihr werdet euch derweil draußen zusammentun und einen Elfenzauber wirken, der die Augen täuscht, sobald Menschen die Kammer betreten, und die Spiegel für sie quasi unsichtbar macht. Außerdem könntet ihr eine weitere Sperre aufbauen. Alles, was den Getreuen Zeit und Kraft kostet, ist von Vorteil.«

      »Teuflisch«, befand David. »Du bist dem Getreuen ein ebenbürtiger Gegenspieler und schon fast so grausam wie er.« Er zog sein Kurzschwert, das er immer in einer magischen Falte verborgen am Körper trug. »Ich ziehe den offenen, ehrlichen Kampf vor.«

      Rian stieß ihn lachend in die Seite. »Natürlich würde nie ein Elf auf so einen Plan kommen, der in der Tat abscheulich ist. Dein Heroismus und Edelmut in Ehren, Bruder, aber genau das ist es doch, womit der Getreue rechnet.« Ihre Augen funkelten, als sie Fabio bewundernd ansah. »Aber damit nicht, nie im Leben.«

      »Danke für die Blumen, aber ich bin da nicht so ganz sicher«, erwiderte der Venezianer. »Nach meiner Aktion mit dem Haus auf Sizilien wird er vorsichtiger geworden sein. Deswegen werden wir in die Sperre beim Eingang eine kleine Falle einbauen. Ihr erinnert euch sicher noch an eure Kinderstreiche, mit denen ihr Brückenzoll erheben wolltet und dergleichen mehr. Setzt so einen ein, das wird ihn erst mal aus dem Konzept bringen und ablenken.« Er nickte Nadja zu. »Was macht einen guten Zauberer aus?«

      »Die Fähigkeit zur Ablenkung«, sagte sie. »Ja, ich glaube auch, das könnte funktionieren.«

      5.

       Der Getreue: Versuchungen

      Zuerst durchstöberte der Getreue das Schlafgemach von Bandorchu, um einen Ansatzpunkt zu finden, wonach er suchen musste.

      Nach einer Weile fiel ihm auf, dass etwas fehlte. Das Hündchen. Erstaunt fand er die leeren Ketten, doch von dem Menschen mit der gestohlenen Zeit keine Spur mehr. Wie war das denn möglich? Sollte der Gefangene etwa …

      Der Verhüllte ließ erneut den Aurenseher kommen, der ihm präzise beschrieb, wie Bandorchus Hündchen zuerst die Seele entrissen wurde und wie es sich dann befreit hatte. Seine Spur führte anschließend zur verbotenen Kammer.

      »Du kannst gehen«, sagte der Getreue. »Die restlichen Spuren werde ich finden, nun,


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