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Das Weiße Haus am Meer. Hannes NygaardЧитать онлайн книгу.

Das Weiße Haus am Meer - Hannes Nygaard


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der Welt ehrlicher.

      Gerade der jetzige Präsident war nicht frei von Skandalen, und um seine Person rankte sich manch Fragwürdiges. Hatte er wirklich die Verfolgung strafbarer Tatbestände durch Geld, Bestechung, Drohung oder Amtsmissbrauch unterdrückt? »Freunde werden wir beide nicht«, sagte Lüder im Selbstgespräch. »Aber ich bin professionell genug, um zu wissen, dass ich meinen Anteil an deiner Sicherheit leisten muss.«

      Lüder suchte Oberrat Gärtner auf, der mit zwei Mitarbeitern daran arbeitete, eine Liste mit potenziellen Gefährdern zusammenzustellen.

      »Das sind nur Schlagworte«, erklärte Gärtner. »Ich habe auch mit dem Kollegen Meenchen vom Verfassungsschutz gesprochen. Aber wenn wir ehrlich sind … Das Ganze ist eine Nummer zu groß für uns. Wir haben unseren Bereich gut im Griff, aber die große Weltpolitik, die geht doch ein wenig an Kiel vorbei.«

      Sie wurden durch den Abteilungsleiter unterbrochen, der plötzlich in der Tür stand. Er winkte Lüder zu sich. »Wir sollen sofort ins Innenministerium kommen. Der Kontaktmann aus Berlin ist eingetroffen.«

      Jens Starke hatte ein ziviles Fahrzeug mit Fahrer besorgt, das sie mit Blaulicht zum Innenministerium brachte. Der Rotklinkerbau lag unweit des Landtags direkt an der Kieler Förde. Im Besprechungssaal mit Blick auf das im Novembergrau liegende Kieler Ostufer hatte sich eine Reihe von Personen eingefunden. Lüder nickte dem Staatssekretär des Innenministeriums zu, grüßte den Landespolizeidirektor mit einem Handzeichen und nahm zwischen Jochen Nathusius und Jens Starke Platz.

      Staatssekretär Sorgenfrei wirkte gehetzt. Mit wenigen Worten betonte er die schwierige Situation, in die der amerikanische Präsident die deutschen Behörden gebracht habe. Es sei eine Herausforderung, der man sich stellen müsse. Dann entschuldigte er sich. Man erwartete ihn in der vom Minister geführten Runde. In diesem Gremium sollten die Experten, wie er betonte, nach praktikablen Lösungen suchen. Er erteilte einer brünetten Frau, deren ganzes Erscheinungsbild mit »dezent« umschrieben werden konnte, das Wort.

      »Frau Ministerialdirigentin Wuschig leitet im Bundesinnenministerium die Unterabteilung ÖS II Extremismus, Terrorismus und Organisierte Kriminalität.«

      Lüder zog die Blicke der Anwesenden auf sich, als er auflachte. Auch die Angesprochene sah zu ihm herüber.

      Extremismus – Terrorismus – Organisierte Kriminalität. Wie passte das zum amerikanischen Präsidenten?, überlegte er, unterließ es aber, seine Gedanken auszusprechen.

      »Guten Tag«, sagte die Frau, deren Alter Lüder auf etwa fünfzig Jahre schätzte. »Mein Name ist Sabine Wuschig. Wir alle stehen vor einer großen Herausforderung, die uns aus der überraschenden Entscheidung des amerikanischen Präsidenten erwachsen ist. Insofern gilt es, innerhalb kürzester Zeit ein praktikables Konzept zu etablieren, mit dem wir dem Gast den größtmöglichen Schutz bieten können. Dabei müssen wir auch seiner Person und seiner Position gerecht werden. Ich weiß, es ist eine Herausforderung. Insofern ist Ihrer aller Expertise gefordert.« Sie sah in die Runde. »In der Kürze der Zeit haben wir versucht, alle wichtigen Ansprechpartner hier zusammenzubringen. Darf ich Sie bitten, sich selbst kurz vorzustellen?«

      Neben Frau Wuschig hatte ein schlaksig wirkender Mann Platz genommen. Seine Haare waren akkurat in einem Scheitel gekämmt. Das Gesicht zierte eine Harry-Potter-Brille. Das ließ ihn jünger erscheinen, als er vermutlich war. Die farblich aufeinander abgestimmte Kombination und das am Kragen offene Hemd verrieten Geschmack.

      »Richard von Ravenstein«, sagte der Mann. »Ich komme vom Bundesaußenministerium.«

      »Würden Sie bitte Ihre Dienststellung mit nennen?«, bat Sabine Wuschig. »Das vereinfacht die Vorstellung.«

      »Vortragender Legationsrat«, erklärte von Ravenstein. »Ich möchte die Gelegenheit nutzen und etwas zur Vorgeschichte sagen.«

      Er sah Frau Wuschig an. Als die unmerklich nickte, fuhr von Ravenstein fort.

      »Ihnen allen ist bekannt, dass der US-Präsident vor einiger Zeit das Ansinnen geäußert hat, von Dänemark die Insel Grönland zu erwerben. Er hat sich dabei wohl vom damaligen Kauf Alaskas von Russland leiten lassen.«

      »Eine völlig aberwitzige Idee«, warf Lüder ein.

      Von Ravenstein nickte leicht. »Jeder mag seine eigenen Gedanken dazu haben. Auf diplomatischer Ebene haben wir es zur Kenntnis genommen und nicht kommentiert. Die Vereinigten Staaten sind ein … ach was, das politische Schwergewicht auf der Erde, und ihr Präsident repräsentiert dieses. Sie wissen, dass er mit einer größeren Machtfülle ausgestattet ist als die europäischen Regierungschefs. Ich muss zudem nicht ausführen, wie diese Persönlichkeit die Befugnis ausfüllt. Es steht uns nicht zu, öffentlich darüber zu befinden.« Er warf Lüder einen Bick zu und zwinkerte verstohlen mit einem Auge. »Natürlich verkauft ein souveräner Staat wie Dänemark kein Gebiet, schon gar nicht inklusive der Menschen, die dort leben. Abgesehen davon, dass Grönland innenpolitisch vollständig unabhängig ist und nur in allen außen- und verteidigungspolitischen Angelegenheiten von Dänemark vertreten wird. Das sollte auch die US-Administration wissen. Auch, dass es Bestrebungen gibt, Grönland in die volle Unabhängigkeit zu entlassen. Der Präsident wollte nur einen großen Immobiliendeal abwickeln, um das Land und seine Bewohner für einen Atomabwehrschild und zur Ausbeutung von Bodenschätzen zu benutzen.«

      Sabin Wuschig räusperte sich vernehmlich.

      »Ich bitte um Entschuldigung«, sagte von Ravenstein. »Das war jetzt kein Statement der Bundesregierung, sondern ein Pressezitat. Jedenfalls war der US-Präsident sehr verstimmt über die, wie er es nannte, ungebührliche Abfuhr, die ihm seitens der dänischen Regierung widerfahren ist. Deshalb weigert er sich, am NATO-Gipfel in Kopenhagen teilzunehmen. Er versteht es auch als Warnung, da sich die Europäer, hier weist er besonders auf Deutschland hin, seiner Auffassung nach nicht hinreichend engagieren. Stattdessen, so twittert er, will er einen Kurzbesuch in der ehemaligen dänischen Kolonie Schleswig-Holstein absolvieren. Vor diesem Hintergrund möchte die Bundesregierung das Ganze nicht weiter eskalieren lassen. Dem Wunsch des Präsidenten sollte entsprochen werden, auch wenn es keine offiziellen Kontakte zu deutschen Stellen geben wird.« Von Ravenstein hob die Hand in Richtung seines Nachbarn. »Wollen Sie etwas sagen, Herr Möller-Reichenbach?«

      Der Mann mit den schütteren silbernen Haaren, der Hornbrille und dem dunkelgrauen Anzug nickte bedeutungsvoll.

      »Möller-Reichenbach«, stellte er sich vor. »Bundespräsidialamt. Ich komme vom Referat Z 4, der Abteilung für Zentrale Angelegenheiten. Wir sind zuständig für alle Protokollfragen. Bei allen berechtigten Überlegungen hinsichtlich der Sicherheit ist stets drauf zu achten, dass der äußere Rahmen gewahrt bleibt. Es handelt sich um einen hochrangigen Staatsgast …«

      »Ich denke, es ist ein privater Besuch«, warf Lüder ein.

      Möller-Reichenbach verdrehte kunstvoll die Augen. »Herr … äh … Ein amerikanischer Präsident ist nie Privatmann.« Dann sah er der Reihe nach alle Anwesenden an. »Ich bitte Sie, diesem Umstand bei all Ihren Überlegungen Rechnung zu tragen.«

      »Insofern hat der Gast eine Vorentscheidung getroffen«, sagte Sabine Wuschig. »Er hat sein Wunschdomizil benannt.«

      Möller-Reichenbach nickte hoheitsvoll. »Es gibt unsererseits Bedenken, ob eine solche Unterkunft den richtigen Rahmen bietet. Da es aber ein Wunsch der amerikanischen Seite ist, können wir uns dem nicht verschließen.«

      »Sie wissen also schon, wo er logieren will?«, fragte Lüder.

      »Logieren.« Möller-Reichenbach ließ die Vokabel aus den Mundwinkeln tropfen. Es hörte sich an, als spräche er von einem Obdachlosenasyl. »Der Präsident hat stets seine deutsche Herkunft betont.«

      »Na ja«, mischte sich von Ravenstein ein. »Er sprach vom deutschen Blut, nicht von der Herkunft.«

      »Eine unglückliche Formulierung«, erwiderte Möller-Reichenbach. »Wir schätzen andere.«

      »Deutsches Blut«, wisperte Lüder Nathusius zu, »hat einen Beigeschmack.«

      Der Leitende Kriminaldirektor legte einen Zeigefinger


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