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Mission SOL 2020 / 11: Anker der Superintelligenz. Olaf BrillЧитать онлайн книгу.

Mission SOL 2020 / 11: Anker der Superintelligenz - Olaf Brill


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wäre allein in der Zelle.

      *

      Es dauerte nicht lange, da ertönte von draußen auf dem Gang Kampflärm. Energieschüsse, kurzes Gegenfeuer, Explosionen. Eine Alarmsirene schrillte.

      Perry Rhodan begriff sofort, was geschah. Eine Chance tat sich auf.

      Sein Blick flog hinüber zu Haldukass. Dessen knochige Gestalt saß wieder verkrümmt auf dem Technosessel, die dürren Finger aneinandergelegt. Auf der Gesichtshälfte, die noch aus biologischem Material bestand, zuckten die spröden Lippen.

      Er sprach wie jemand, der sich bemühte, ruhig zu wirken, obwohl in seinem Innern längst das Feuer eines Vulkans brodelte. »Jetzt bekommst du deine Antwort, Orbiter.«

      Mit ein paar schnellen Schritten brachte sich Rhodan hinter einem Maschinenteil in Sicherheit. »Sind das deine Leute?« Er versuchte, möglichst beherrscht zu klingen.

      Zischend fraßen sich von außen Energiestrahlen in das Zellenschott. Das Metall explodierte. Trümmerteile regneten in die Zelle herein. Rauch und beißender Gestank erfüllten die Luft.

      Aus dem Qualm schälten sich vier Gestalten in Helmen sowie Schutzanzügen und stürmten in die Zelle. Zwei hielten schwere Energiewaffen in den Armen, die anderen beiden einfache Handstrahler, terranischen Modellen ähnlich, die Rhodan kannte.

      Haldukass rührte sich nicht. Inmitten der Rauchschwaden wirkte er mit den weißen Haarsträhnen, seinem mühsam zusammengeflickten Körper und den stoisch aneinandergelegten Fingern wie ein Gespenst aus einem Fiebertraum.

      »Ja, das sind meine Leute«, sagte er aufreizend langsam. Dann ruckte er plötzlich vor und befahl: »Tötet Perry Rhodan!«

      Noch während des ersten Worts sprang Rhodan aus der Deckung und prallte mit voller Wucht gegen den ersten Eindringling. Er hatte mit Haldukass' Verrat gerechnet und schaltete von Verteidigung auf Angriff. Was sonst hätte er von dem verrückten Richter erwarten sollen? Hatte Haldukass tatsächlich geglaubt, er hätte Rhodan mit seinem Gerede über Zellengenossen eingelullt?

      Rhodan und sein Gegner stürzten übereinander, die Strahlenwaffe polterte zu Boden. Noch war der feindliche Soldat verblüfft. Noch hatte Rhodan das Überraschungsmoment auf seiner Seite, bevor die anderen begriffen, dass auch der Terraner schnell und skrupellos handelte.

      Rhodan griff nach der Waffe, fand den Abzug und gab ungezielt breit gefächerte Schüsse in den Raum ab. Maschinenelemente explodierten und sprühten Funken. Rhodan wollte so viel Chaos wie möglich auslösen, um hoffentlich unversehrt aus dieser Hölle zu entkommen.

      Hinter ihm schrie Haldukass.

      Nun erkannten die anderen Soldaten die Gefahr, die von Rhodan ausging, und feuerten ebenfalls.

      Er rollte sich auf dem Boden ab und warf sich abermals in Deckung. Rauch umwehte ihn, fraß sich brennend in seine Lungen. Der Zellaktivator pulsierte. Rhodans Augen brannten.

      Als er die Konturen eines Gegners im Qualm erkannte, gab er einen Schuss auf ihn ab. Hell leuchtete ein Energiefeld auf. Schutzschirme!

      Rhodan fluchte. Vier Gegner gegen ihn allein, und sie trugen Kampfanzüge mit Schutzschirmen. Er dagegen nur eine einfache Kombination und den erbeuteten Strahler. Besäße er noch den SERUN, könnte er es leicht mit diesen Planetariern aufnehmen. Doch so?

      Er stürzte durch das brennende Schott nach draußen, hustend und keuchend stolperte er über die verkohlten Trümmer der Roboter, die dort lagen. Rauch kringelte sich in die Luft. Haldukass' Spießgesellen hatten kurzen Prozess mit den Robotwachen gemacht.

      Perry Rhodan deckte das Schott, aus dem er gekommen war, mit einer weiteren Salve ein.

      Für einen kurzen Moment dachte er darüber nach, dass er alles versuchen sollte, um Haldukass und seine Leute aufzuhalten, was auch immer sie nach ihrer Flucht vorhatten. Doch ihre Übermacht war zu groß. Und ein nagendes Gefühl in seinem Innern sagte ihm, dass es in diesem Moment eine größere Gefahr als Haldukass gab, um die er sich kümmern musste.

      A-Kuatond.

      *

      Immer noch gellte der Alarm durch BARILS Adyton.

      Perry Rhodans Haare klebten am Kopf. Auf seinem Gesicht mischte sich Ruß mit Schweiß zu einem schmierigen Film.

      Nur der Umstand, dass in dem Gebäude so viele Lebewesen unterschiedlicher Spezies unterwegs waren, bewahrte ihn davor, sofort als Flüchtling aus dem Gefängnistrakt identifiziert zu werden.

      In den schwarz-weißen, gewölbten Fluren der Zitadelle kamen ihm insektoide und quallenartige Organismen entgegen, ohne ihn weiter zu beachten. Vielleicht waren es Angehörige der Rittervölker: Sissmaari wie Semmaru, der Diplomat, oder Kalurner wie Biy Ra'id, der Philosoph.

      In der Ferne marschierten bewaffnete, humanoide Soldaten im Gleichschritt. Womöglich gehörten sie dem Volk der Beobachterin Rozgorr an.

      Rhodan drückte sich in den nächsten Quergang. Er konnte nicht darauf vertrauen, einfach nicht erkannt zu werden. In wenigen Minuten würde sein Konterfei auf den Holos überall im Adyton zur Fahndung ausgeschrieben sein, wahrscheinlich direkt neben Haldukass' Bild.

      Er konzentrierte sich auf das Siegel in seiner Brust: das Zeichen der Superintelligenz BARIL, das A-Kuatond ihm gegeben und damit den Pakt zwischen Ritterin und Orbiter geschlossen hatte. Ein Pakt, der nun gebrochen war. Dennoch durchströmte die Wärme des Siegels seinen Körper. Es konkurrierte mit dem Zellaktivator in seiner linken Schulter, der immer noch stark pulsierte, um die körperlichen Belastungen der zurückliegenden Minuten auszugleichen.

      Durch das Siegel spürte Rhodan, dass A-Kuatond noch auf diesem Planeten war, sogar weiterhin im selben Gebäude. Es war also nicht zu spät, sie aufzuhalten.

      Sie war im Adyton, irgendwo weit oben in dem schlanken Turm, dort, wo die breite Plattform mit den sieben großen Dornen saß. Aber er konnte die Spitze des Turms nicht von innen erreichen. Völlig ausgeschlossen, dass ihm das gelang, ohne erkannt und festgesetzt zu werden. In einem SERUN mit Deflektorschirm wäre das anders gewesen. Doch selbst in so einer Rüstung wäre er nicht dagegen gefeit, von den Sicherheitskräften des Adytons entdeckt zu werden. Er war kein Eindringling, der sich heimlich in eine Festung schlich, sondern ein gesuchter Ausbrecher.

      Entschlossen verließ Rhodan den Seitengang, in den er sich zurückgezogen hatte, und näherte sich wieder den stärker frequentierten Wegen an der Außenwandung des Turms.

      Einige gallertartige Geschöpfe flanierten den Rundkorridor entlang. Sie konnten mit einiger Wahrscheinlichkeit Humanoide nicht voneinander unterscheiden und fanden an Rhodans Aussehen nichts Ungewöhnliches.

      Wie beiläufig schlenderte er ein paar Schritte bis zu einigen großen Fenstern, die aus Glassit oder einem ähnlichen Material bestanden. Der Blick über Muaal, die Hauptstadt der Ritterwelt, war atemberaubend. Rhodan befand sich hoch oben in BARILS Adyton und sah auf die weitläufige Stadt hinunter. Wuchtige Paläste und filigrane Türme reihten sich aneinander, so weit das Auge reichte. Der innerstädtische Flugverkehr vollzog sich auf unsichtbaren, absurd ineinander verschlungenen Luftstraßen auf mehreren Ebenen.

      Rhodan reckte den Kopf nach oben und sah über sich die große Plattform. In diesem Moment gleißte genau hinter ihr Kessailas Sonne. Die wuchtigen Dornen, die aus der Plattform ragten, verschwammen im flirrenden Licht. Das sich nach oben verjüngende Bauwerk hatte ihn bei seiner ersten Landung auf Kessaila entfernt an den Pariser Eiffelturm erinnert, die sieben Dornen sahen eher aus wie der Strahlenkranz der Freiheitsstatue von New York. Beide Gebäude seiner Heimatwelt Terra waren im Laufe der Zeit vernichtet und später wieder aufgebaut worden.

      Ein starkes Gefühl in seiner Brust verriet ihm, dass A-Kuatond dort oben war – im Strahlenkranz des Adytons.

      Er richtete den Blick auf die Wandung des Turms selbst. Wenn die verwegene Idee, der er folgte, umsetzbar sein sollte, musste dort ...

      Tatsächlich! An der Außenseite, nur zehn oder fünfzehn Meter entfernt, führte eine simple, metallene Notleiter in die Tiefe. Wer


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