Perry Rhodan Neo 232: Labor der Gaden. Michelle SternЧитать онлайн книгу.
hatte das Gefühl, mit Eiswasser übergossen worden zu sein. »Was? Ist Kosum etwa ...«
»Nein, keine Sorge.« Myers hob beruhigend die Hände. »Das betrifft keine von den Sporen, die bis in seinen Organismus vorgedrungen sind, nur äußere Anhaftungen seines Anzugs. Er ist nicht infiziert.«
»Aber Shawn wollte sich diese Sporen lieber selbst ansehen«, ergänzte Gucky. »Er konnte gar nicht mehr abwarten, auf Außeneinsatz zu gehen, nachdem er das Dunkelleben gefunden hatte.«
Nun betrachtete Rhodan seine Umgebung mit anderen Augen, konnte in der farbenfrohen Funga jedoch keine Anzeichen des Dunkellebens entdecken. Sie hatten allerdings schon oft genug festgestellt, dass befallene Organismen – seien es Pflanzen, Tiere oder Humanoide – von außen betrachtet unauffällig wirkten.
»Wir sollten uns nicht lange aufhalten, sondern weiter in die Tiefe des Planeten vordringen.« Rhodan deutete zu einem der Ausgänge. »Dieser dort erscheint mir am vielversprechendsten, die anderen führen eher zur Oberfläche zurück.«
»Ich möchte ein paar Proben nehmen«, bat Shawn Myers und wedelte mit einem Messgerät und einem mehrfach unterteilten Probenbehälter aus Panzerglas. »Es können ohnehin nur Stichproben sein, angesichts dieser Fülle.«
Rhodan gestand dem Mediziner dies zu, da es nur ein paar Minuten in Anspruch nahm. Trotzdem war er froh, als sie die Kaverne hinter sich ließen.
Noch einmal erschütterte ein leichtes Beben den Planeten. Ein weiterer Sporenschwarm attackierte die Gruppe, als sie fast am Ausgang waren, sodass ihnen nichts anderes übrig blieb, als die Energieschirme auf niedrigstmöglicher Stufe anzuschalten. Perry Rhodan verspürte kein Bedürfnis nach einem weiteren infiltrierten Anzug.
Ein Gang führte von der Höhle weg. Bei diesem Stollen hatte Rhodan keine Zweifel, dass er künstlich angelegt oder zumindest erweitert worden war. Der Fels war geglättet und der Boden geebnet, obwohl die natürlichen Wände erhalten waren. Es gab zwar keine technischen Lichtquellen, aber überall wucherten lumineszierende Pilze an den Wänden, die dieses Mal ein rötliches Licht absonderten. Das machte die Atmosphäre auf seltsame Art bedrohlich.
Es dauerte nicht lange, bis die Gruppe ein Areal erreichte, das eindeutig einem bestimmten Zweck diente: Von dem Gang zweigten Türen ab. Auf Bewohner oder Siedler trafen sie nicht – ob durch Zufall oder weil dieser Bereich verlassen war, mochte Rhodan nicht mutmaßen. An diesem Ort war die Beleuchtung ein künstliches Weißlicht, das nicht viel beruhigender wirkte als das Rot zuvor.
»Gucky, ist jemand hinter dieser Tür?«, fragte Rhodan und deutete auf die erste Pforte.
Gucky neigte den Kopf und lauschte telepathisch. »Ja. Allerdings keine Druuwen oder wer auch immer hinter dieser seltsamen Anlage steckt. Die Gedanken sind sehr primitiv, vielleicht Tiere oder so. Soll ich mal nachsehen?«
Rhodan verneinte. »Spar deine Kräfte auf, falls wir schnell verschwinden müssen. Wir versuchen es auf die altmodische Art und Weise.«
Es war eine Tür mit Kontaktsensor, die sich durch leichten Druck öffnen ließ. Rhodan ging voran und fand sich in einer Art Labor wieder.
Es war tatsächlich leer, doch an den Wänden aufgereiht, standen und hingen Glaskolben in verschiedensten Formen und Größen. Diese Behältnisse waren nicht alle leer.
»Was bei allen Schrecken des Universums ist das denn?« Das Entsetzen in Guckys Stimme spiegelte Rhodans Gefühle exakt wider.
In vielen der Glaskolben befanden sich Lebewesen: Insekten, Kriechtiere, mutmaßliche Säugetiere und primitive außerirdische Lebensformen, von denen Rhodan weder Art noch Klassifizierung zu benennen wusste. Er war kein Exobiologe und konnte bei den meisten erbarmungswürdigen Kreaturen nur raten, um was es sich handelte. Allen gemeinsam war – vom daumennagelgroßen Krabbler bis zum armlangen Vierbeiner –, dass sie in fürchterlicher Verfassung waren. Jedes Wesen war von seltsamen Pilzen überwuchert und ganz offensichtlich mit Dunkelleben infiziert. Einige der armen Kreaturen atmeten kaum, andere starrten apathisch vor sich hin.
»Was ist das für ein Ort?« Josue Moncadas' Haut wirkte noch weißer, als sie es gewöhnlich war – vielleicht lag es auch an dem grellen Laborlicht. »Sind das Versuchsanordnungen?«
»Sehen Sie, Mister Rhodan!« Shawn Myers hatte sich einem der Glaskolben genähert und deutete auf ein etwa handgroßes, affenähnliches Wesen, das darin hockte. Auf seinem kleinen Gesicht, das über vier stumpf vor sich hin starrende Knopfaugen und eine kleine Knollennase verfügte, hatte sich ein grünes, pelziges Myzel ausgebreitet.
»Der Halteparasit!« Rhodan musterte die anderen Lebewesen und stellte fest, dass fast jeder der kleinen Gefangenen damit infiziert war. »Wir wissen damit also, dass die Druuwen hier definitiv ihre Finger im Spiel haben.«
»Oh, nicht nur das.« Myers studierte ein Holo, das er an einer Konsole aufgerufen hatte. Seine Anzugpositronik übersetzte ihm die fremden Schriftzeichen, die sie dank Merkoshs Informationen entschlüsseln konnten. »Der Halteparasit ist in diesen Laboratorien gezüchtet worden. Zumindest wenn ich diese Protokolle und Daten richtig interpretiere, und das möchte ich keinesfalls beschwören, denn diese Kultur ist natürlich sehr fremdartig und ...«
»Stopp, Mister Myers!« Rhodan machte eine befehlende Geste. »Immer langsam. Der Halteparasit stammt also von Carxtröll-Fabb?«
»Es sieht ganz so aus. Diese Lebewesen sind so etwas wie Versuchstiere. Sie werden offenbar gezielt infiziert. Die biologischen Abläufe danach werden genauestens protokolliert, teils mit einer erstaunlich effizienten positronischen Überwachung.«
»Sie erforschen den Pilz?« Rhodan ging dichter an den Glaskolben heran, um den vieräugigen Affen genauer zu inspizieren. Die Apathie des Wesens täuschte ihn nicht über die Qualen hinweg, die es zweifellos leiden musste. Das schürte seinen Zorn, den er jedoch unter Kontrolle hielt. »Was bringt ihnen das? Was ist an diesen Pilzen so Besonderes?«
»Nein, Sir, Sie irren sich. Man infiziert die Probanden nicht mit dem Pilz, sondern benutzt diesen als Träger für Dunkelleben.« Myers deutete auf einen Holoeintrag. »Anscheinend zügelt die Pilzstruktur das Dunkelleben auf der Ebene der DNS. Damit ist er ein perfektes Vehikel.«
»Was sind das für Monster, die so etwas tun?« Guckys Stimme zitterte vor Wut.
Es war eine Frage, die Rhodan gern beantwortet hätte. »Sind es die Druuwen, die hier forschen?«
Myers Wangen hatten sich vor Aufregung gerötet. »Das geht aus den Aufzeichnungen nicht direkt hervor. Aber dieser Aufwand ... das technische Niveau ... Beides passt nicht zu dem, was wir über die Druuwen wissen. Eigentlich passt es zu gar keinem Volk, das wir bislang aus dem Contagiat kennen.«
»Ob vielleicht diese mysteriösen Gaden selbst dahinterstecken?« Gucky sah Rhodan an. »Das denkst du doch auch? Dafür musste ich nicht mal deine Gedanken lesen.«
»Mag sein. Wir wissen von den Gaden nicht besonders viel.«
Gucky bleckte seinen Nagezahn. »Wir müssen diesen Wesen helfen.«
»Das geht nicht, und das weißt du. Dazu fehlen uns die Mittel, und wahrscheinlich gibt es noch Dutzende, wenn nicht Hunderte solcher Laboratorien.«
»Perry, schau dir das mal an!« Moncadas war in den hinteren Bereich des Labors vorgedrungen.
Rhodan, Gucky und Myers eilten zu ihm. Moncadas deutete auf zwei Glaskolben, die deutlich größer waren als die anderen. Sie boten Platz für einen Humanoiden in Menschengröße, waren jedoch leer.
»Ihr wisst, was das bedeutet?«, fragte Rhodan seine Mitstreiter. »Der Mannschaft der CREST II droht genau das gleiche Schicksal wie diesen bemitleidenswerten Wesen hier. Deswegen hat man sie ins Carksystem geschafft: als Versuchskaninchen.«
Guckys Augen weiteten sich. Zuerst dachte Rhodan, dass dies eine Reaktion auf seine Worte war – dann deutete Gucky auf einen Platz hinter ihm. »Perry! Achtung!«
Josue Moncadas und Shawn Myers keuchten erschrocken auf.
Rhodan