Эротические рассказы

Minarett. Leila AboulelaЧитать онлайн книгу.

Minarett - Leila  Aboulela


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Sie wurden zahlreicher, seine rätselhaften Eskapaden, und damit auch die Orte und die neuen Freunde, zu denen ich keinen Zugang hatte.

      Randas Eltern hatten gerade Gäste zum Dinner. Um der Gesellschaft auszuweichen, gingen wir durch die Küchentür ins Haus, an den fieberhaft arbeitenden Dienstboten vorbei und über einen Fussboden, der von Frittieröl und Küchenabfällen ganz klebrig und rutschig war. Randas Zimmer im Obergeschoss war sauber, und die Klimaanlage blies sanft. Randa zog eine langärmlige Bluse über ihr rückenfreies Shirt. »Damit wir uns was zu essen holen können«, sagte sie. Ich zupfte meine Bluse aus meiner Hose, und obwohl der untere Teil ganz zerknittert war, bedeckte er wenigstens meine Hüften und machte meine Kleidung etwas schicklicher.

      Randas Eltern waren ein wenig verrückt, fanden meine Eltern. Sie hatten aus England, wo sie studiert hatten und Randa geboren worden war, auch exzentrische englische Gewohnheiten mitgebracht. Sie gingen spazieren, luden zum Dinner mit Kartenspiel ein und hatten einen jungen Hund. Randas Mutter war eine der allerersten Professorinnen im Land. Darum war Randas Unvermögen, es an die Universität zu schaffen, eine herbe Enttäuschung. Und jetzt wollten sie sie nach England auf die Schule schicken – auch dies ein kühnes Unterfangen, denn nur wenige Mädchen gingen allein im Ausland studieren.

      Die Erwachsenen hatten fertiggegessen und waren im Garten, wir mussten also nicht alle begrüssen und Konversation machen. Kurz bevor das Dienstmädchen im Speisezimmer abzuräumen begann, füllten wir unsere Teller mit Essen und verzogen uns wieder in Randas Zimmer. Sie hatte wohl Liebeskummer wegen Amîr und ass nicht viel. Ich jedoch putzte meinen Teller leer und ihren noch dazu.

      »Hast du Sundari mit ihrem Marine gesehen?« Ich lachte. »Das wird allmählich ernst …«

      »Stell dir vor, ich hab ihr Auto neulich auf dem Parkplatz vor dem Marine House gesehen.«

      »Das soll wohl ein Witz sein?«

      »Nein, und es war während der Siesta!«

      Ich kreischte und Randa lachte. Sie wurde wieder sie selbst, und bald kicherten wir zusammen und hechelten alle aus der Disco durch (ausser Amîr, natürlich) – was sie anhatten, mit wem sie getanzt hatten und wie eng. Ich wartete, bis sie Amîr erwähnen würde, aber sie tat es nicht. Sie trug die leeren Teller in die Küche und sagte, sie werde ein Dessert mitbringen.

      Allein in ihrem Zimmer, tat ich das, was Mama mir jahrelang vergeblich abzugewöhnen versucht hatte: Ich schnüffelte herum. Ich öffnete Randas Schränke und begutachtete ihre Schubladen. Ich fand ein Foto von uns beiden in der Schule in der gleichen Uniform – dunkelblaue Schürze und weisser Gürtel. Arm in Arm lächelten wir in die Kamera. Es war schön damals, Randa jeden Tag zu sehen; neben ihr in der Klasse zu sitzen, während der Stunden zu schwatzen und die Lehrer zu ärgern, Sandwiches auszutauschen und aus derselben Flasche Double Cola zu trinken.

      Ich blätterte in einer Jackie7 und fand sie kindisch – warum Randa sie sich wohl noch immer aus London zuschicken liess? Ich stöberte in einem alten Time Magazine. Chomeini, der Iran-Irak-Krieg, Mädchen, die im schwarzen Tschador marschierten, Studentinnen … Eine Frau hielt eine Flinte in der Hand. Sie war von Kopf bis Fuss verhüllt und verborgen.

      Randa kam mit zwei Schalen Karamellcreme, Äpfeln und Bananen ins Zimmer.

      Ich legte das Heft auf den Boden und griff nach meiner Schale.

      »Völlig zurückgeblieben«, sagte sie mit einem Blick auf das Foto und gab mir einen Löffel. »Wir sollten vorwärtsgehen und nicht ins Mittelalter zurück. Wie kann eine Frau in diesem Aufzug arbeiten? Wie kann sie in einem Labor tätig sein oder Tennis spielen oder irgendwas tun?«

      »Ich weiss nicht.« Ich löffelte die Karamellcreme, starrte auf das Heft und überflog den Artikel.

      »Die sind verrückt«, sagte Randa. »Im Islam heisst es nirgends, dass man das tun soll.«

      »Was wissen wir schon davon? Wir beten ja nicht einmal.« Ich hatte manchmal Gewissensbisse deswegen.

      »Ich bete ab und zu«, sagte Randa.

      »Ach ja, wann denn?«

      »Vor den Prüfungen … Hat mir viel genützt.« Sie lachte.

      »Ich bete, wenn ich im Ramadan faste. Ein Mädchen an der Schule hat mir gesagt, dass Fasten nicht zählt, wenn man nicht betet.«

      Randa zog die Brauen hoch. »Dabei behauptest du doch den halben Monat lang, du hast deine Tage und kannst nicht fasten!«

      »Nicht den halben Monat. Ich schummle ein bisschen, aber keinen halben Monat lang.«

      »Letztes Jahr waren wir in London und haben überhaupt nicht gefastet.«

      »Wirklich?« Ich konnte mir den Ramadan in London oder London im Ramadan nicht einmal vorstellen.

      »Wie kann man in London auch fasten? Der ganze Spass wäre dahin.«

      »Stimmt.« Ich sah auf das Bild hinunter und dachte an all die Studentinnen, die den Hidschab,8 und an jene, die den Tob trugen, Haar und Arme von unserer Nationaltracht bedeckt.

      »Würdest du je einen Tob tragen?«, fragte ich sie.

      »Ja, aber ein Tob ist auch was anderes als das.« Sie stach mit dem Finger ins Time Magazine. »Er ist nicht so streng. Bei einem Tob sieht man den Haaransatz und die Arme.«

      »Kommt drauf an, wie du ihn trägst und was du darunter anhast. So wie ihn manche Studentinnen tragen, sind sie wirklich verschleiert.«

      »Pah«, schnaubte sie, und ich sah ein, dass ich nichts von der Uni hätte sagen sollen, denn das tat weh. Ich legte das Heft weg und ass meine Karamellcreme auf.

      »Ich hab nicht genug gelernt«, sagte sie verdrossen. »Ich hab diese Prüfungen einfach nicht ernst genommen.«

      »Es ist so ungerecht. Du bist nämlich klüger als ich.« Ich hatte es bloss an die Universität Khartum geschafft, weil ich stundenlang auf meinem fetten Hintern sitzen und auswendig lernen konnte.

      »Ich sollte wohl glücklich sein«, sagte sie leise. »Und ich bin ja wohl auch glücklich, dass ich nach London gehe, obwohl ich vielleicht gar nicht dorthin gehe. Vielleicht irgendwohin ausserhalb Londons.«

      Ich wartete, bis sie von Amîr anfangen und sich beklagen würde, dass er sie den ganzen restlichen Abend geschnitten hatte. Das tat sie, und ich erzählte ihr die Gerüchte über ihn und das Mädchen vom Arabischen Club.

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      Es war nach drei Uhr morgens, als Omar mich abholte. Ich hatte mir allmählich schon Sorgen gemacht und nach ihm herumtelefoniert. In Randas Haus schliefen alle, nur wir blieben auf und schauten Dallas-Videos. Zum Glück waren Mama und Baba in Kairo, sonst hätte Omar Schwierigkeiten bekommen. Als er schliesslich erschien, um mich abzuholen, sah er müde aus und roch nach Bier und noch etwas, es roch süsslich.

      »Du fährst«, sagte er, und das gefiel mir nicht. Ich fuhr nach Hause, und er legte nicht Bob Marley in den Kassettenspieler wie sonst. Er sass einfach neben mir, ruhig und abwesend, aber er schlief nicht. Er roch, und ich erriet den Geruch, bloss, dass ich es nicht glauben wollte. Haschisch? Marihuana?

      Wir hörten den Ruf zum Morgengebet, als wir zu unserem Haus einbogen. Der Wächter erhob sich von seinem Schlafplatz am Boden und öffnete uns das Tor. Der Gebetsruf, die Worte und ihr Klang drangen in mich, durch den Geruch im Auto hindurch und durch den Spass in der Disco bis an einen mir unbekannten Ort. Eine hohle Stelle. Eine Finsternis, die mich einsaugen und auslöschen würde. Ich parkte den Wagen, und der Wächter schloss das Tor hinter uns. Er legte sich nicht wieder hin.

      »Omar, wir sind daheim … Omar.« Ich lehnte mich hinüber und öffnete die Autotür für ihn. Er machte die Augen auf und sah mich mit leerem Blick an. Wir stiegen aus, und ich schloss den Wagen ab. Kein Hauch war zu spüren. Die Nacht war wie versiegelt, kühlte nicht, floss nicht. Ich konnte den Gebetsruf immer noch hören. Er ging immer weiter, und nun hörte ich in der Ferne eine zweite Moschee


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