Der exzellente Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
strahlte übers ganze Gesicht ob dieser souveränen Handlung und nahm dankend den Kreislaufbeschleuniger entgegen, den Parker ihr kredenzte.
»Wer stört mich denn ausgerechnet jetzt, wenn es spannend wird?« grollte sie einen Moment später, als das Telefon anschlug.
»Mister Rander und Miß Porter, Mylady«, meldete Parker höflich. »Mister Rander fragt an, ob man Mylady helfen kann. Er befand sich gerade auf dem Weg hierher, als er durch einen Pfeil gestoppt wurde, der den rechten Vorderreifen seines Wagens durchbohrte.«
»Ein Pfeil, der seinen Reifen ruiniert hat?« Die Detektivin sah Parker konsterniert an und räusperte sich. »Habe ich Ihnen nicht gleich gesagt, daß dieser Wagen nur dem lieben Jungen gehören kann und niemand sonst, Mister Parker? Aber Sie hörten mal wieder nicht auf mich und mußten unbedingt mit meinem Bogen schießen ...«
*
»Das ist schiefgegangen, am besten, wir putzen die Platte«, stellte eine Stimme im Gebüsch gegenüber dem altehrwürdigen Fachwerkhaus resigniert fest.
»Das hat uns aber keiner gesagt, daß die von da drüben zurückschießen«, beschwerte sich eine zweite Stimme hinter einem parkenden Möbelwagen.
»Wie dem auch sei, wir hauen ab«, äußerte sich eine dritte Stimme, die aus der Krone einer alten Kastanie kam. »Pat werd’ ich was erzählen, wenn wir zurück sind, von wegen ’n idiotensicherer Job und so.« Es raschelte im Baum, einen Augenblick später glitt eine grüngekleidete Gestalt herab und sprang geschmeidig auf den Boden.
Josuah Parker, der das Domizil seiner Herrin durch ein Nachbargebäude, das durch einen unterirdischen Gang mit Myladys Haus verbunden war, verlassen hatte, hob seine Zwille und visierte den »Grünen« kurz an. Danach verließ die hartgebrannte Tonmurmel die Gummischlaufe und sirrte nahezu lautlos durch die Luft.
Der Grüngekleidete, der ähnlich wie sein Pendant im Haus der Lady als Robin Hood verkleidet war, kiekste erschrocken auf, als ihn das seltsame Geschoß traf und umgehend für die Entstehung einer respektablen Beule sorgte. Er stöhnte laut, tastete verwirrt an die schmerzende Stelle und rutschte langsam am Stamm der Kastanie zu Boden, wo er sich einem kurzen, aber durchaus erholsamen Schlaf hingab.
»He, George, wo bleibst du denn?« erkundigte sich die Stimme hinter dem Möbelwagen ungeduldig. »Ich denke, wir wollen abhauen?«
»George ist verhindert«, teilte ihm ein gewisser Mike Rander mit, der zusammen mit dem Butler Myladys Haus auf Schleichwegen verlassen hatte. Kurz zuvor war der Anwalt mit Kathy Porter in deren Mini-Cooper eingetroffen und hatte sich sofort bereit erklärt, Parker zu begleiten.
»He, wer sind Sie denn?« Der Mann hinter dem Möbelwagen, der wie Brother Tuck aussah, der gleichfalls schon im Haus der Detektivin vorhanden war, starrte den jungen Anwalt überrascht an.
»Darf man mitspielen?« fragte Mike Rander, der verblüffend einem bekannten James-Bond-Darsteller ähnelte, lässig. In diesem Augenblick reagierte der fromme Bruder und riß seinen Knüppel hoch in der Absicht, Rander niederzuschlagen. Aber dazu kam er nicht.
Der Anwalt trat mit fast spielerisch anmutender Bewegung zur Seite, lächelte den kriminellen »Bruder« spöttisch an und ... setzte ihm seine Handkante auf den Solarplexus. Der schwergewichtige »Mönch« schnaufte beeindruckt, verdrehte die leicht vorstehenden Augen und ließ sich langsam zu Boden, sinken.
Einen Moment später lag er friedlich und produzierte höchst unmelodische Schnarchtöne, was wiederum seinen Partner hinter dem Gebüsch irritierte.
Er schob sich etwas aus dem Versteck hervor, um besser sehen zu können, und stand plötzlich dem Butler gegenüber, der höflich die Melone lüftete.
»Kann man behilflich sein?« erkundigte sich Parker formvollendet, ohne eine Miene zu verziehen, bei dem verdutzten Mann, der ihn erschrocken musterte.
»Parker mein Name, ich habe die Ehre und den unbestreitbaren Vorzug, Lady Simpson als Butler dienen zu dürfen«, stellte sich Josuah Parker vor. »Mylady bittet Sie zu einer kleinen Unterhaltung in ihr Haus, wie auszurichten sie mir auftrug.«
»Äh, nun ja, das kommt etwas überraschend ...«, stotterte der Mann, der mittelalterlich wirkende, zerlumpte Kleidung trug. »Ein andermal gern, aber jetzt habe ich leider keine Zeit.«
Er wollte sich umdrehen und verschwinden, wurde dann aber doch an dieser Absetzbewegung gehindert, was in erster Linie mit einem harten Gegenstand zusammenhing, der sich um seinen Hals gelegt hatte und auf diese Weise die Bewegungsfreiheit erheblich einschränkte. Es handelte sich dabei um Parkers Universal-Regenschirm, dessen Bambusgriff sich in diesem Fall als hinderlich oder hilfreich, je nach Perspektive des Betrachters, erwies.
Der Zerlumpte griff mit den Händen zum Hals und versuchte sich zu befreien, aber vergeblich. Schließlich sah er ein, daß er verloren hatte, und steckte auf.
»Sie haben mich überredet, Mann«, keuchte er. »Lassen Sie mich los, ich komme ja schon mit.«
»Na, Parker, auch Beute gemacht?« erkundigte sich Mike Rander einen Augenblick später, während er »Brother Tuck« vor sich her trieb. »Ich dachte, die Herren befänden sich bereits in Myladys Haus.«
»Man scheint in mehrfacher Ausführung existent zu sein, Sir«, vermutete Parker, ohne eine Miene zu verziehen. »Übrigens sollte man unter jener Kastanie dort drüben auch noch Mister Robin Hood II. auflesen und Mylady zu einem klärenden Gespräch überstellen.«
*
»Kenne ich diese Leute nicht?« Agatha Simpson, die gerade Kathy Porter schilderte, wie es dazu kam, daß der Reifen an Mike Randers Wagen durch einen Pfeil seiner Luft beraubt wurde, hielt inne und musterte die Neuankömmlinge stirnrunzelnd.
»Zwei der Herren sind in der Tat bereits als Duplikate Myladys Gäste«, stellte Parker gemessen fest. »Möglicherweise werden Mylady herausfinden wollen, warum die Herren in mehrfacher Ausführung auftreten.«
»Allerdings, Mister Parker, und diesmal werde ich nicht so zimperlich mit den Leuten umgehen«, grollte die Detektivin und starrte die neuen Gäste entschlossen an. »Ich möchte endlich klare Antworten auf meine Fragen haben, ich dulde keine Ausflüchte«, stellte sie fest und erhob sich.
»Irgendwas ist anders an diesen Leuten, Mister Parker«, stellte sie fest und sah die verbissen vor sich hinstarrenden Neuankömmlinge nachdenklich an. »Sagen Sie mir, was es ist, ich bin gespannt, ob es Ihnen auch aufgefallen ist.«
»Sicher spielen Mylady auf Alter und Physiognomie der Herren an«, vermutete Parker höflich. »Während die noch anwesenden Herren einen sehr jugendlichen, offenen Eindruck machen, sind Myladys neue Gäste wesentlich älter und wirken – mit Verlaub – nicht gerade vertrauenerweckend.«
»Genau das ist es, Mister Parker.« Die Detektivin nickte ihrem Butler wohlwollend zu und wandte sich an ihre neuen Gäste. »Sie haben ja gehört, was Mister Parker gesagt hat, Sie sehen alles andere als vertrauenerweckend aus. Was sagen Sie dazu?« raunzte sie Robin Hood II. an.
»Ihr Problem, Lady, nicht meines«, grinste der Mann und heulte im nächsten Augenblick. Myladys Schuhspitze hatte Kontakt mit seinem rechten Schienbein aufgenommen und sich dort schmerzhaft bemerkbar gemacht.
»Ich verbitte mir derart dreiste Antworten«, grollte sie und lächelte erwartungsvoll. »Ich hoffe, Sie geben nicht gleich auf und machen so weiter.«
»Wie bitte?« Robin Hood II. verstand nun gar nichts mehr und sah die Detektivin verwirrt an.
»So kommen wir nicht weiter, Mister Parker, ich werde andere Saiten aufziehen«, ärgerte sie sich. »Schaffen Sie die Lümmel in den Keller und bereiten Sie alles vor für ein scharfes Verhör.«
»Mylady denken an etwas Spezielles dabei?« erkundigte sich Parker gemessen.
»Papperlapapp, wo diese Leute dauernd mit ihren Armbrüsten herumfuchteln ... da gab es doch diesen komischen Menschen, der damals in Schottland herumzog und Äpfel von den Köpfen schoß ... wie hieß dieser Bursche doch gleich?«
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