Der exzellente Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
»Was woll’n ’se denn da, ich denk’, Sie sin‘ der Typ, der bedienen soll un’ so«, wunderte sich der stiernackige und ganz eindeutig bewaffnete Mann.
»Meiner bescheidenen Wenigkeit obliegt es, den Gesamtablauf des heutigen Abends zu steuern und zu überwachen«, erklärte Parker würdevoll. »Dazu gehört auch, daß die entsprechenden Vorbereitungen getroffen sind, um einen fehlerfreien Ablauf zu gewährleisten.«
»Na, wenn das so is’...« Der Stiernacken steuerte über den Korridor und stieß am Ende eine Tür schwungvoll auf.
»Achtung, Mädchen, hier bring’ ich euch den neuen Boß, wenigstens für heute abend«, verkündete er und lachte schallend. »Daß ihr ihn nicht verführt, der würd’ das nich’ überleben, glaub’ ich.«
»Sie verfügen über einen recht ungewöhnlichen Humor, wenn Sie mir diese Bemerkung gestatten«, rügte Parker und schob den Schläger sanft beiseite. »Sie dürfen sich jetzt entfernen, ich möchte den Damen ihre Instruktionen geben.«
»Damen, daß ich nich’ lache ...«, kicherte der Gangster, entfernte sich dann aber wunschgemäß und schlug die Tür hinter sich zu.
»Sind Sie wirklich ’n echter Butler, oder haben Sie sich nur so gestylt?« erkundigte sich eine schlanke Blondine, deren schwarzes Kleid die üppige Figur beängstigend überspannte.
»Meine bescheidene Wenigkeit darf auf eine lange Reihe von Jahren als Butler zurückblicken«, bemerkte Parker steif. »Hingegen scheinen gewisse Zweifel an Ihrer Berufung durchaus angebracht zu sein, wenn Sie mir diese Bemerkung verzeihen wollen.«
»Wir haben auch unsere Qualitäten, vielleicht kommen wir im Lauf des Abends noch darauf zurück?« Eine grazile Farbige drängte sich vor und posierte herausfordernd vor Parker, indem sie die Hände in die vorgeschobenen Hüften stützte.
»Wenn man nunmehr Ihre Pflichten heute abend einer näheren Betrachtung unterziehen dürfte«, wollte der Butler auf sein Anliegen zu sprechen kommen, wurde aber prompt wieder unterbrochen.
»Keine Angst, Süßer, die kennen wir schon«, kicherte eine dunkelhaarige junge Dame, die sich gekonnt in Positur warf und eine recht anzügliche Geste mit den Händen vollführte, was bei ihren Kolleginnen einen Heiterkeitsausbruch hervorrief und den Butler zwang, mit seinen Erläuterungen zu warten, bis sich das allgemeine Gelächter gelegt hatte.
*
Die Stimmung erreichte schnell einen gewissen Höhepunkt. Vier Herren, die Parker unschwer als die kriminellen Herren der Londoner Szene identifizierte, hielten allerdings mit dem Alkoholkonsum zurück und nippten nur von Zeit zu Zeit an ihren Gläsern.
Sie standen mit dem Hausherrn in einer Ecke der Wohnhalle und schienen ein sehr freundschaftliches und heiteres Gespräch zu führen. Nur wer so genau wie der Butler hinsah, erkannte, daß die Unterhaltung durchaus ernster Natur war. Wahrscheinlich erhielt O’Hara letzte Instruktionen, was seine neue Laufbahn als Regionalboß betraf.
Kurze Zeit später war das Gespräch beendet, und der Hausherr kam auf Parker zu. »Sorgen Sie dafür, daß jetzt das Dinner aufgetragen wird«, befahl er.
Parker verbeugte sich höflich und gab einer der Serviererinnen, die in der Nähe der Tür standen, ein unauffälliges Zeichen. Einen Moment später rollten sie diverse Servierwagen in den Raum und begannen, die Teller der Gäste zu füllen.
Der Hausherr persönlich bat die vier Herren, mit denen er kurz zuvor im Gespräch vertieft war, zu Tisch und rückte ihnen die Stühle zurecht. Die Serviererinnen hatten inzwischen die Teller mit Krebsschwanzsuppe gefüllt und zogen sich auf ein Zeichen von Parker diskret zurück.
Die Gäste ließen sich nicht lange bitten und griffen zu ihren Löffeln. Gleich darauf war nur noch diverses Klappern, begleitet von einem gelegentlichen dezenten Schlürfen, zu hören.
Josuah Parker hatte sich gleichfalls etwas zurückgezogen und beobachtete die Szene aufmerksam. Er wartete auf eine gewisse Reaktion, die jeden Augenblick erfolgen mußte.
Sie kam in Form einer Frage, die einer der Geladenen etwas später stellte, recht lautstark und mit unüberhörbar angewidertem Ausdruck in der Stimme.
»Verdammt, was ist das denn?« Ein Unterboß starrte auf seinen Löffel und musterte dessen Inhalt, der ihn nicht eben zu begeistern schien, was Parker übrigens gut verstehen konnte.
Der Nachbar des verstörten Gastes warf einen kurzen Blick auf dessen Löffel, stutzte, tauchte seinen in den Inhalt seines Tellers und hielt diesen prüfend gegen das Licht, das die Kristallüster spendeten.
»Das sind ja Spinnen!« schrie er einen Augenblick später und schleuderte den Inhalt seines Löffels entsetzt von sich. Der gegenübersitzende Gast fand das gar nicht gut, da ihn die Suppe ins Gesicht traf und ihm nachhaltig die Sicht raubte. Seine Brille überzog sich mit einem fettigen Film, während gleichzeitig etwas von der köstlichen Brühe auf seine gestärkte Hemdbrust tropfte und dort sich schnell ausbreitende Flecken hinterließ.
Der hinter ihm stehende Leibwächter mochte diese Beleidigung seines Vorgesetzten nicht hinnehmen und machte sich auf den Weg, den Missetäter zu strafen. Er eilte um die Tafel herum, stand einen Moment später neben dem schreckensbleichen Suppenschleuderer und tauchte dessen Kopf schwungvoll in seinen Teller ...
Als er endlich losließ und sein Opfer den Kopf mühsam hob, sahen alle, daß er mit seiner Äußerung durchaus recht hatte. Von seinem Kopf tropfte nicht nur Suppe auf Tisch und Anzug, auch kleine schwarze Spinnen fielen auf die weiße Damastdecke und blieben dort reglos liegen.
Ein empörter Aufschrei ging durch die Reihen der Gäste und ließ sie wie auf Kommando aufspringen. Dabei geriet der Tisch ins Wanken und ließ eine Reihe von Tellern überschwappen, die ihren Inhalt großzügig über Decke und Fußboden verteilten und auch die Kleidung der Gäste nicht vergaßen.
O’Hara eilte kreidebleich um den Tisch herum und wischte seine Chefs mit großen Damastservietten sauber, wobei er pausenlos Entschuldigungen murmelte.
Dann winkte er wütend Parker herbei und drängte ihn in eine Ecke. »Was, zum Teufel, ist mit der verdammten Suppe los?« zischte er und funkelte den Butler zornig an. »Ich denke, Sie haben alles kontrolliert, dafür sind Sie doch schließlich da, oder?«
»Durchaus, Sir. Meine bescheidene Wenigkeit hat tatsächlich den Inhalt des Topfes begutachtet und darin Bestandteile ausgemacht, die man für die Krabben hielt. Man scheint Ihnen einen üblen Streich gespielt zu haben, Sir, oder der Lieferant hat minderwertige Ware verausgabt. Man sollte möglicherweise dem Gewerbeaufsichtsamt Mitteilung machen, bevor noch mehr unappetitliche Produkte in Umlauf kommen, Sir.«
»Reden Sie keinen Unsinn, Mann, ich werd’ die Leute beruhigen, und Sie sorgen dafür, daß der nächste Gang aufgetragen wird.« O’Hara drehte sich abrupt um und wandte sich an seine Gäste, um die kleine Panne herunterzuspielen und anzukündigen, daß eine um so größere Delikatesse auf sie warte.
Josuah Parker wußte natürlich, wie die Spinnen in die Suppe gekommen waren. Horace Pickett war ihm bei der Beschaffung besonders lebensecht wirkender Nachbildungen behilflich gewesen, die der Butler in der Küche persönlich in die bis dahin tadelsfreie und wirklich köstliche Suppe appliziert hatte...
Er gab den wartenden Mädchen erneut ein Zeichen und sorgte für den Fortgang des Dinners. Die Gäste hatten sich beruhigt und die Erklärung des Hausherrn, es habe sich bei den vermeintlichen Spinnen um eine besonders köstliche und exotische Krabbenart gehandelt, akzeptiert. Inzwischen waren wieder die Tischgespräche im Gang, und man wartete entspannt auf den nächsten Gang
*
Parker ließ Ersatz auftragen. Er hatte in der Küche Köstlichkeiten vorgefunden, die hierzu bestens geeignet waren. Allerdings hatte er sich auch in diesem Fall erlaubt, einige Präparierungen vorzunehmen, nachdem er die Serviererinnen hinausgeschickt hatte.
Die Gäste bekamen jetzt gebutterte Toastscheiben, Kaviar und geeiste Austern und Muscheln serviert. Die Delikatessen wurden mit beifälligem Gemurmel aufgenommen