Der exzellente Butler Parker Staffel 3 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
dünne Farne, die von dicken Ästen weit über ihnen ins Wasser hingen.
»Sollte mich nicht wundern, wenn’s hier drin seltsames Viehzeug gibt«, keuchte Randall. »Ich hab’ euch doch gleich gesagt, diese Lady hat ’nen Knall, wer weiß, was die in dieser Höhle treibt.«
»Eine ... eine Wasserschlange!« Einer der Kerle hatte einen langen, armdicken Körper ausgemacht, der sich nicht weit von ihnen entfernt durchs Wasser wand und in der Tiefe verschwand. Einen Moment später spürte er, wie etwas an seinen Beinen vorbeistrich. Ein eisiger Schauer rann ihm über den Rücken.
Wenige Meter entfernt entdeckte Pat O’Hara zwei grüne, im Dämmerlicht der Höhle unheimlich glimmende Punkte, die sich schnell näherten. Dann glaubte er, einen dunklen Schatten zu erkennen, der auf ihn zutrieb. O’Hara schrie gellend auf.
*
Ein zweiter Schrei ließ den Gangstern das Blut in den Adern gerinnen. Als sie aufsahen, erblickten sie eine seltsame Gestalt, die auf einem der dicken Äste über ihnen stand und grimmig auf sie herabsah.
Die Gestalt trug ein Kostüm, das eindeutig von einem gewissen Robin Hood ausgeliehen war, während Schrei und Pose von einem Herrn namens Tarzan übernommen worden waren. In diesem Augenblick legte die Gestalt die zu einem Trichter geformten Hände wieder an den Mund und ließ den durch Mark und Bein gehenden Urschrei ertönen.
Dann nahm sie eine Armbrust von der Schulter, legte einen Pfeil ein und zielte sorgfältig auf einen Punkt hinten in der Höhle.
Dort war einen Moment später gräßliches Stöhnen zu hören, ein dunkler, schlanker Körper bäumte sich auf und stieg fast kerzengerade aus dem Wasser, um einen Moment später wild um sich schlagend in den Fluten zu versinken.
Die Gestalt auf dem Ast lachte zufrieden auf, wandte sich um und sprach.
»Endlich hab’ ich dieses Monster erwischt, Mister Parker, aber wo ist die zweite Schlange?«
»Sie wird mit Sicherheit jeden Moment auftauchen, um nach ihrem Gefährten zu sehen«, antwortete eine höfliche Stimme aus dem Hintergrund. »Vielleicht sollten sich Mylady bis dahin auf die Krokodile konzentrieren, die sich gleichfalls bedenklich vermehrt haben.«
»Richtig, Mister Parker. Gut, daß Sie mich daran erinnern.« Die kombinierte Robin Hood/Tarzan-Gestalt lachte dröhnend und spannte erneut die Armbrust.
Ein greller Suchscheinwerfer strich aus dem Dunkeln hinter ihr über die Wasseroberfläche und blieb an einem baumstammähnlichen Gegenstand haften, der in der Kellergrotte trieb. Einen Moment später sauste ein Pfeil durch die Luft und bohrte sich in den Baumstamm.
»Getroffen, Mister Parker, ich bin heute mal wieder in Top-Form«, verkündete stolz der Schütze, während der Suchscheinwerfer erlosch.
Parker betätigte einen Schalter an seiner Fernbedienung und sorgte so für den akustischen Todeskampf des getroffenen »Reptils«, das keinesfalls natürlich war. Die Gangstern lauschten verängstigt und fasziniert zugleich auf die Geräusche, die an ihre Ohren drangen.
»Holen Sie uns hier raus, Lady, und wir erzählen Ihnen eine Geschichte, daß Ihnen Hören und Sehen vergeht«, flehte O’Hara, der sich an einem ins Wasser hängenden Ast festhielt und ängstlich um sich schielte.
»Was ist das für ’ne Schlange?« wollte George Randall wissen und zog sich auf einen dicken Ast über sich.
»Nur eine Anakonda, die ein wenig außer Kontrolle geraten ist«, erklärte die Robin Hood/Tarzan-Kombination. »Ich hätte nie für möglich gehalten, daß sie so groß wird, nicht wahr, Mister Parker?«
»In der Tat! Man versicherte Mylady ausdrücklich, daß sie auf keinen Fall mehr als fünf Meter erreichen würde, dabei dürfte sie jetzt schon sich sehr viel mehr gestreckt haben.«
»Dieses Tier frißt mich arm«, klagte Agatha Simpson und legte einen neuen Pfeil in die Armbrust. »Jede Woche ein halbes Schwein, das ist einfach zuviel.«
»Und Menschen? Frißt sie auch Menschen, Mylady?« keuchte O’Hara und schwang sich gleichfalls auf den Ast, auf dem bereits George Randall hockte.
»Tja, wenn ich das wüßte. Was meinen Sie, Mister Parker?«
»Möglicherweise, Mylady, wenngleich bislang auch noch keine Verluste zu beklagen sind«, gab Parker höflich zurück. »Dennoch wäre es vielleicht besser, wenn sich die Herren in Sicherheit bringen würden.«
*
»Das war vielleicht ein Schlag, Mister Parker!« Der Chief-Superintendent war bester Laune und strahlte aus allen Knopflöchern. Dank der Geständnisse, die ein gewisser Pat O’Hara und seine Helfershelfer abgelegt hatten, sowie der Dokumente, die man in O’Haras Safe sicherstellen konnte, hatte man einige bislang als sehr respektabel geltende Angehörige der Oberschicht als Mafia-Bosse verhaften und hinter Schloß und Riegel bringen können.
Es war ein Schlag gewesen, wie ihn die Londoner Polizei schon lange nicht mehr hatte landen können, und McWarden hatte die Operation geleitet.
»Ursprünglich war diese Robin Hood-Bande doch eine fehlgeleitete, idealistische Truppe junger Schauspieler, die ihre Beute tatsächlich Bedürftigen zukommen lassen wollte, nicht wahr?« erkundigte sich McWarden, während er gespannt zur Bühne blickte, wo in wenigen Augenblicken der Vorhang zu einer Privatvorstellung hochgehen sollte.
»So ist es, Mister McWarden. O’Hara, der zufälligerweise dahinterkam – Steve Maddock, der Theateragent, prahlte in angetrunkenem Zustand in O’Haras Stammkneipe damit –, übernahm die Masche und zwang die jungen Schauspieler, ab sofort für ihn auf Beutezug zu gehen. So fing alles an.«
»Wo ist Lady Agatha eigentlich, Parker?« erkundigte sich Mike Rander, der ebenso wie Kathy Porter, McWarden, Horace Pickett und noch einige andere der Privatvorstellung beiwohnen wollten.
»Mylady bespricht gerade mit Mister Maddock die letzten Einzelheiten einer sogenannten Robin-Hood-Stiftung, die sie ins Leben zu rufen gedenkt, um Bedürftigen zu helfen, Sir«, gab Parker gemessen zurück. »Sie dürfte jeden Augenblick erscheinen.«
»Sie wird noch den Beginn der Aufführung verpassen«, sorgte sich Kathy Porter.
»Wohl kaum, Miß Porter. Die Vorstellung könnte, meiner unmaßgeblichen Meinung zufolge, gar nicht ohne Mylady beginnen.«
»Was wollen Sie damit sagen, Mister Parker?« erkundigte sich der Chief-Superintendent und musterte den Butler mißtrauisch.
»Mylady hat sich entschlossen, in dieser von ihr finanzierten Aufführung selbst die Hauptrolle zu übernehmen, Sir«, gab Parker ihm höflich Auskunft. »Mylady wird einen gewissen Mister Robin Hood darstellen und dabei ganz sicher neue Maßstäbe setzen.«
»Das darf doch nicht wahr sein!«
Mike Rander starrte den Butler entgeistert an und blickte dann zur Bühne, wo eben der Vorhang aufging und tatsächlich einen Moment später ein nicht eben gertenschlanker Robin Hood auftauchte ...
»Mylady wird die Fachwelt in Erstaunen versetzen«, wußte Parker und lüftete seine Melone in Richtung Bühne. »Sie wird dieser Rolle eine völlig neue Bedeutung verschaffen und damit in der Kunstszene Furore machen ...«
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