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Südwestfrankreich Reiseführer Michael Müller Verlag. Marcus X SchmidЧитать онлайн книгу.

Südwestfrankreich Reiseführer Michael Müller Verlag - Marcus X Schmid


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      ♦ Knapp 3,5 Millionen Menschen woh­nen in Südwestfrankreich - das sind weniger als in Rheinland-Pfalz.

      ♦ Die größte Stadt Südwestfrank­reichs ist Bordeaux mit 250.000 Ein­woh­nern, als Metropolregion zählt die Hauptstadt des Weines knapp 800.000 Einwohner.

      Über die Hälfte aller französischen Qua­litätsweine wird im Bordelais ge­kel­tert, das sind im Jahr rund 500 Mil­lio­nen Flaschen. Die berühmtesten Wei­n­schlös­ser liegen im Médoc, sie sind seit 1855 in fünf Kategorien klas­si­fi­ziert. Nur fünf Güter - darunter La­fite-Rothschild und Mouton-Rothschild - dürfen Pre­mier Cru Classé aufs Etikett schreiben. Derart geadelte Weine ruhen am bes­ten erst einmal ein paar Jahre im wohltempe­rierten Weinkeller. Weitere Spit­zen­produkte kommen aus dem Mit­tel­alter­städtchen Saint-Emilion, aber auch die Weine des nahen Bergeracois schme­cken vorzüglich. Am Fuß der Pyrenäen wird im Béarn ein kräftiger roter Madi­ran oder ein leichter weißer Jurançon getrunken, und selbst die Basken haben ihr kleines Anbaugebiet: Irouléguy.

      Ganz im Südwesten Südwestfrank­reichs sind die Basken zu Hause. Sie spre­chen nicht nur Französisch, son­dern auch Bas­kisch. Linguisten haben sich an die­ser rätselhaften Sprache und ihrer ver­trackten Grammatik die Zähne aus­ge­bissen - sie zeigt keinerlei Ver­wandt­schaft mit irgendeiner an­de­ren Sprache der Welt. Etxe huntako etxeko alabak iduri baitu arrosa heißt „Das Mädchen dieses Hauses gleicht ei­ner Rose“.

      Nachdem 1940 vier Jugendliche beim Spielen ein Loch im Boden und da­hin­ter eine reich ausgemalte Höhle ent­deckt hatten, strömte die Fachwelt nach Montignac im Périgord. Der Prä­his­tori­ker Henri Breuil feierte die stein­zeit­lichen Ma­le­rei­en der Höhle von Las­caux als „sixtinische Kapelle der Früh­zeit“, der Kulturphilosoph Georges Ba­tail­le entdeckte hier die „Ge­burt der Kunst“. Die originale Höhle ist für die Öffentlichkeit gesperrt, Be­su­cher müs­sen mit detail­ge­treuen Kopien - Las­caux 2 und Lascaux 4 - vorliebneh­men. Auf­regend schön.

      Angeblich wurde Rugby, das Spiel mit dem Lederei, im 19. Jahr­hundert in der englischen Stadt Rugby erfunden. Die Süd­west­franzosen ordnen es ein paar Jahr­hunderte früher ein, in die Zeit der englischen Besat­zung, die Eng­länder hätten das Spiel erst später auf ihre Insel ex­por­tiert. Auch der Stierkampf, die Cor­ri­da, zählt in Süd­west­frank­reich als Sport, ebenso die Cour­ses Landaises, bei de­nen ren­nen­de Kü­he die Haupt­rolle spie­len. Die Bas­ken wiederum ha­ben ih­ren ei­genen Sport und schlagen beim Pilota einen harten Gummi­ball ge­gen eine Stein­mauer.

      Essen wie Gott in Frankreich! Wenn Gott in Frankreich isst, setzt er sich ver­mutlich in Südwestfrankreich an den Tisch. Als Entrée empfiehlt sich Foie gras (Stopf­leber) von Gans oder Ente, eine Spe­zia­li­tät der péri­gour­di­ni­schen Küche, die jedem französischen Gour­met das Was­ser im Mund zu­sam­men­laufen lässt. Dann folgen Schenkel oder Brust des Geflügels, im Herbst mit Trüf­feln ver­feinert. Auch in den Landes ste­hen Ente und Gans jahraus, jahrein auf der Karte, manchmal auch Fasan. Im Becken von Arcachon wiederum sind die Austern­züchter zugange. Al­leine im Städtchen Gujan-Mestras ver­fügen sie über sieben Häfen. Gegessen be­zie­hungs­weise ge­schlürft wird die Auster am liebsten roh, in lebendem Zu­stand. Woody Allen („Ich esse nur tote Tiere“) verstand nichts davon. Mit etwas Zi­trone beträufelt, Graubrot und Butter dazu, schmecken sie her­vor­ra­gend. Ein Glas Champagner krönt die Vorspeise.

      Pinienduft statt Autoabgase in der Nase! Hinter der Küstendüne erstreckt sich Frankreichs größtes zusammen­hän­gendes Waldgebiet, das bis in Age­nais hineinreicht. Darin ist ein Netz von Fahrradwegen angelegt. Man ge­langt ohne große sportliche An­stren­gung von Bordeaux an die Küste nach Lacanau, von da bis an die Médoc-Spitze im Norden oder nach Hossegor im Süden, kann Abstecher ins Landes­innere machen - stets auf speziellen Fahrradwegen. Die Nord-Süd-Piste, die parallel zum Atlantik verläuft, ist Teil der „Vélodyssée“, des französischen Abschnitts einer Fahrradroute, die der­einst vom Nordkap bis an die Südspitze Portugals führen soll. Wer seinen Drahtesel zu Hause gelassen hat, findet an jedem Küstenort einen Fahrrad­verleih, der auch Räder für Kinder im Angebot hat.

      Perlen am Weg

      Lascaux, die Höhle im Vézère-Tal, ist dem Kulturphilosophen Georges Bataille zufolge der Ge­burt­sort der Kunst. Die dor­ti­gen Felsenmalereien sind laut jüngs­ten Forschungen über 20.000 Jahre alt. In Bordeaux wurde 2016 die „Cité du Vin“ eröffnet, ein kühner, kanten­loser Bau aus Glas und Alumi­nium, mit dem die Stadt ihre Offenheit für die Architektur des 21. Jahrhunderts markiert.

      Zeugnisse von Kunst und Kultur aus allen Epochen sind in Südwest­frank­reich natürlich auch in den Mu­seen zu finden, viel Schönes aber ent­deckt man abseits der Städte und Haupt­routen.

      Lascaux ist seiner Felsenmalereien wegen weltberühmt, doch im Périgord fin­den sich noch andere künstleri­sche Zeug­nisse aus der Jüngeren Alt­stein­zeit. Die Grotte de Rouffignac (→ Link) über­rascht mit einer Un­zahl von in die Fels­wände geritzten Tier­darstellungen, da­von über 150 Mam­muts und eine Ra­ri­tät: ein hüb­sches Wollnashorn. Die Rit­zungen sind teils verblüffend natur­ge­treu. Die Höh­le ist bis heute noch nicht gänzlich er­forscht. Mehr als 10 Ki­lo­me­ter sollen die auf drei Etagen liegenden Gänge mes­sen. Für solche Strecken braucht es ein ge­eignetes Trans­port­mittel: Ein offenes Elektrobähnchen mit Sitzbänken fährt im Schneckentempo an den Mam­mut­herden vorbei.

      Die Dorfkirche von Allemans-du-Dropt (→ Link) schmücken Fresken aus dem 15. Jahrhundert. Sie beeindrucken durch ihre klare Strichführung und ihre drastischen Darstellungen der Apo­ka­lyp­se: In der Küche des Teufels schmo­ren die Sünder im Kochtopf, auf dem Drehspieß stecken zwei lästerliche Frau­en, Teufelchen schleppen schon die nächsten Opfer herbei. Der Bilder­zyklus hatte die Aufgabe, den Bauern die Folgen verderbten Tuns zu il­lus­trieren und sie zu ermahnen, nicht vom rechten Weg abzukommen.

      Ein 1894 in einer Höhle bei Brassem­pouy (→ Link) gefundenes Frag­ment einer Figurine gilt als die älteste bekannte Darstellung eines mensch­li­chen Gesichts. Der nur 3,65 cm große Kopf aus Elfenbein steht heu­te im Na­tionalen Archäo­lo­gie­mu­se­um in ei­nem Vorort von Paris. In Bras­sempouy ist ein Ab­guss der „Ve­nus von Brassempouy“ zu sehen, seit 2002 im Zen­trum einer mo­dernen Do­ku­men­ta­ti­ons­stätte.

      Die Basken sind anders

      Die Basken haben ihre eigene Kultur, ihre eigene Sprache, ihre ei­gene Musik, eigenen Sport, ih­ren eigenen Hausbau und Kir­chen­bau. Alles rund um ihre Le­bens­wei­se er­fährt man im Musée Basque in Bayonne (→ Link). Seine Sam­m­lung um­fasst 100.000 Ob­jekte; 2000 da­von sind in 20 Sä­len ausgestellt und geben einen ein­zig­artigen Einblick in die Ge­schichte und Tradition die­ses stol­zen Vol­kes.

      In den Räumen der Abtei von Bran­tôme (→ Link) kommt auch der Ma­ler Fernand Des­moulin (1853-1914) zu Ehren, eine wun­derliche, heute ver­ges­sene


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