Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
im Alter zu dir paßt, der gut aussieht, der in gesicherten Verhältnissen lebt und ein sehr sympathischer Mensch ist. Ich habe schon bei der Hochzeit gemerkt, daß er nur Augen für dich hat.«
»Ich habe es nicht bemerkt, und es gibt da noch etwas, was mich tief bewegt, Barbi. Ich erzähle es nur dir. Du darfst es den Kindern auf keinen Fall wiedererzählen. Aber ich muß unentwegt daran denken, wie so was möglich ist. Stell dir vor, er hat mich schon mal gesehen, vor fünfundzwanzig Jahren am Wolfgangsee. Da war ich gerade frisch verheiratet und auf der Hochzeitsreise.«
»Ihr hattet euch kennengelernt?« staunte Barbara.
»Nein, das nicht.« Annelie erzählte, was sie von Robert erfahren hatte. Ganz versunken saß Barbara da, und unwillkürlich hatte sie die Hände gefaltet.
»Das klingt ja wie ein Märchen«, sagte sie gedankenverloren.
»So kommt es mir auch vor.« Annelies Stimme bebte.
»Und da kannst du noch zögern oder gar zweifeln? Mein Gott, Annelie, welcher Frau passiert schon so etwas. Und davon träumt doch insgeheim jede, die ein Herz hat.«
»Aber solch ein Mann verdient es doch auch, sehr geliebt zu werden«, sagte Annelie sinnend. »Und ich habe meinen Mann geliebt.«
»Und warum solltest du ihn nicht auch lieben?« fragte Barbara. »Es ist ein anderer Mann, und es ist eine andere Liebe. Damals warst du zwanzig, jetzt bist du vierundvierzig. Und du hast nach dem Tod deines Mannes dein Leben wieder selbst in die Hand genommen, Annelie.«
»So siehst du das?«
»Wie sollte ich es sonst sehen? Soll ich dir Moral predigen und dir weise Vorträge halten? Ich würde mir lächerlich vorkommen. Du bist vierzehn Jahre jünger als ich, und wir verstehen uns einmalig gut. Wir haben das große Glück, daß unsere Kinder sich ehrlich lieben, und die haben das Glück, daß sie einen Chef haben, der keine Maschine ist, kein Computer, ein Mann, der sich Träume bewahrt hat und deshalb jung geblieben ist. Und dieser Mann hat dir sein Herz geschenkt, das fühlt man doch.«
»Ich mag ihn ja auch«, sagte Annelie leise.
»Dann genieße den morgigen Tag.«
»Und wenn es doch Probleme mit den Kindern gibt?«
»Ich bin schließlich auch noch da, Annelie.«
»Was würde ich jetzt nur machen, wenn du nicht da wärst«, sagte Annelie zaghaft.
»Wenn du noch lange so redest, komme ich mir wie eine Urgroßmutter vor«, lachte Barbara. »Weißt du was, jetzt trinken wir einen Schampus. Um das Geschäft brauchst du dir doch keine Gedanken zu machen. Das übernehme ich.«
»Du bist nicht zu bremsen, Barbi«, staunte Annelie.
»Jeder lebt auf seine Weise.« Und dann knallte der Sektkorken. »Auf deine Zukunft, Annelie«, sagte Barbara herzlich, »den guten Robert eingeschlossen.«
»Und was soll ich dir wünschen? Ich weiß doch, wieviel Ärger der Laden mit sich bringt.«
»Er steht doch nicht unter Denkmalschutz. Wenn es mir zuviel ist, werden wir schon einen Nachfolger finden.«
*
Robert war pünktlich gekommen, sogar vor der Zeit. Barbara hatte Annelie frisiert, weil sie mit der verletzten Hand nicht gut zurechtkam. Sie hatte ihr auch einen Hauch Make-up auf das recht blasse Gesicht gelegt und die Lippen nachgezogen. Sie hatte auch entschieden, daß Annelie das helle Kostüm und die zartgrüne Seidenbluse anziehen sollte. Beinahe wäre Annelie dann in den Hauspantöffelchen losmarschiert, aber auch das merkte Barbara noch rechtzeitig.
Und dann wurde sie auf beide Wangen geküßt. »Ich würde mich auch in dich verlieben, wenn ich ein Mann wäre«, sagte Barbara aufmunternd.
Und dann saß Annnelie wieder neben Robert. Fürsorglich befestigte er den Sicherheitsgurt.
»Hat die Traumfrau Wünsche?« fragte er.
»Nein«, erwiderte sie verlegen.
»Und wie lange hat sie Ausgang?« fragte er.
»Ich habe den Hausschlüssel«, gab sie lächelnd zurück.
»Fein, was machen die Kinder?«
»Einen Ausflug mit der anderen Großmama.«
»Das mußt du jetzt natürlich betonen, Annelie. Aber du bist bestimmt die bezauberndste Großmama, die man sich vorstellen kann.«
»Wenn ich daran denke, bin ich schon ganz aufgeregt«, sagte sie.
»Ich auch. Was meinst du, wird es ein Junge oder ein Mädchen?«
»Mir ist das gleich.«
»Mir auch. Sie bekommen ja bestimmt mehr Kinder.«
»Aber mit Evas Karriere rechnest du auch.«
»Die wird sie auch machen, wenn sie ein Dutzend Kinder bekommt. Sie ist einfach prädestiniert dafür«, erwiderte er.
»Geheimnist du da nicht etwas in sie hinein, Robert?« fragte Annelie, und sie wunderte sich, wie leicht ihr sein Name über die Lippen kam.
»Da kannst du dich auf mich verlassen, Annelie. Dafür habe ich einen Blick. Aber vielleicht macht Bernd die Karriere für sie. Auf jeden Fall wird sie dahinterstehen. Sie ist ein Intelligenzbündel.«
»So habe ich sie nie gesehen«, sagte Annelie gedankenvoll.
»Mütter haben immer eine unbestimmte Angst, daß ihre Kinder irgendwie auf Abwege geraten, willst du das leugnen?«
»Nein. Sie war immer sehr hübsch«, sagte Annelie.
»Meine Mutter hatte auch Angst, daß aus mir nichts wird, weil ich zu sehr zum Träumen neigte. Glücklicherweise hat sie es noch erlebt, daß aus ihrem Sohn etwas geworden ist. Wollen wir das Grab deines Mannes besuchen, Annelie? Zufällig ist das Grab meiner Eltern auf dem gleichen Friedhof.«
»Woher weißt du das, Robert?« fragte Annelie leise.
»Ich habe Eva mal getroffen, als sie Blumen brachte. Es ist seltsam, daß wir uns dort nie getroffen haben.«
»Ich hatte immer nur am Sonntag Zeit«, erwiderte sie.
»Dann können wir jetzt gemeinsam hingehen«, sagte er. »Wir werden ihn nicht vergessen, Annelie, das verspreche ich dir. Ich bin ihm dankbar, daß er dich nicht enttäuscht hat.«
Da lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter. »Dich muß man ja liebhaben«, sagte sie innig.
*
Barbara war mit dem jungen Paar zu dem Grundstück gefahren. Es lag inmitten von großzügigen Bungalows, durchaus nicht am Ende der Welt, wie Bernd gemeint hatte.
»Das ist ja riesengroß«, staunte er. »Da kann man ja drei Häuser hineinstellen.«
»Ich habe mich schon erkundigt, wie die Preise jetzt liegen«, erklärte Barbara in aller Ruhe. »Ihr könnt die Hälfte verkaufen und damit das Haus bauen.«
»Mutti hat einen Bausparvertrag über hundertfünfzigtausend Euro für mich abgeschlossen«, sagte Eva. »Der ist auch zuteilungsreif.«
»Ihr könnt machen, was ihr wollt«, sagte Barbara.
»Wir dachten, daß ihr dann vielleicht zu uns ziehen würdet, wenn wir mal gebaut haben«, sagte Eva.
»Das schlagt euch mal aus dem Kopf.«
Darauf herrschte ein etwas betretenes Schweigen.
»Wir verstehen uns doch aber so gut, Mama«, sagte Eva.
»Und das soll auch so bleiben. Ich gebe meine Wohnung nicht auf. Daran hänge ich.«
»Und am Geschäft hängst du auch schon«, sagte Bernd mit leisem Vorwurf.
»Ja, es gefällt mir.« Barbara lächelte in sich hinein. »Übrigens wohnt euer Boß gar nicht so weit entfernt von