Dr. Norden Bestseller Paket 4 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.
»Heute hat er auch wieder mit dem Dr. Norden telefoniert.«
Susannes Herz begann schmerzhaft zu klopfen. Sie lehnte sich an die Wand, haltsuchend, weil sich alles um sie drehte.
Das tust du mir nicht an, Adrian, daß du mich nur wegen des Geldes heiratest, dachte sie. Die beiden reden genauso töricht daher wie die Gräfin Almassy.
»Ich bin da«, rief sie laut, »Ist niemand zu Hause?«
Da kam Erna, verlegen mit hochroten Wangen. »Wir haben Sie gar nicht kommen hören«, sagte sie stotternd. »Mei, sehen Sie aber schön aus, nur a bisserl blaß.«
»Ist Paps nicht zu Hause?« fragte Susanne.
»Er hatte noch was zu erledigen, aber es ist alles gerichtet. Es wird an nichts fehlen.«
»Das weiß ich, Erna«, sagte Susanne leise. »Ich werde mich ein Stündchen ausruhen.«
*
»Es ist der Blutdruck, Herr Dittmar«, sagte Dr. Norden. »Er ist viel zu hoch. Da spielt das Herz auch verrückt, obgleich es sonst erstaunlich in Ordnung ist. Ruhe müßten Sie halt mal geben und nicht zu üppig essen.«
»Man hat ja so viel Verpflichtungen«, sagte Vinzenz Dittmar. »Aber heute abend muß ich fit sein. Wir feiern Susannes Verlobung.«
»Und das sagen Sie mir erst jetzt?«
»Ist ja auch nur, weil es zum guten Ton gehört. Die Hochzeit findet in vier Wochen statt. Daß meine Tochter mal eine Baronin wird, habe ich mir auch nicht träumen lassen. Aber sie ist ja vernarrt in den Adrian, dagegen ist nichts zu machen. Das Mädel hat selbst Verstand genug um zu wissen, was sie sich zumuten kann. Und die Mitgift wird gut angelegt sein.«
Dr. Norden horchte auf. »Eine Heirat ist doch kein Geschäft, Herr Dittmar«, sagte er unwillig.
»Eine arme Frau könnte sich Adrian von Cordes nicht leisten«, sagte Vinzenz Dittmar. »Aber Susanne will ihn haben, und sie soll ihn bekommen. Er ist nicht übel. Sie wird ihn schon auf Vordermann bringen. Natürlich weiß sie nicht, daß der alte Cordes nur daran denkt, sich sanieren zu können. Aber dem werde ich auch schon noch zeigen, mit wem er es zu tun hat, wenn die Hochzeit erst vorbei ist. Mir macht keiner mehr was vor.«
»Wirklich nicht, Herr Dittmar?« fragte Dr. Norden. »Nur weil Sie Susanne keinen Wunsch abschlagen können?«
»Sie können einem schon zusetzen, Dr. Norden«, brummte Vinzenz Dittmar, »aber Ihnen nehme ich nichts übel. Susanne weiß nichts von den Abmachungen, die ich mit dem alten Cordes getroffen habe. Sie wird davon auch nie was erfahren. Und ich bin nicht so blöd, daß ich meine Tochter nicht absichern würde. Außerdem bekomme ich endlich das Grundstück am See. Für mich ist es ein gutes Geschäft, und Susanne bekommt ihre große Liebe.«
»Und wenn diese große Liebe nach der Hochzeit als Seifenblase platzt?« fragte Dr. Norden.
»Dann kann der Adrian was erleben, aber er ist nicht so, wie die meisten denken. Er kann sich doch auch alle zehn Finger schlecken, wenn er Susanne zur Frau bekommt.«
»Sie sehen das als Vater, aber er sieht vielleicht doch nur die einzige Tochter eines reichen Vaters«, sagte Dr. Norden frei heraus. »Wie denkt Susannes Mutter?«
»Das weiß ich nicht, das interessiert mich auch nicht. Sie fühlt sich ja auch wohl in dieser High society. Ich stelle für gutes Geld wenigstens auch Gutes auf die Beine, aber diese verrückten Weiber geben einen Haufen Geld für Fetzen aus, die schon im nächsten Jahr nicht mehr modern sind. Meine Häuser überdauern Generationen.«
»Ihre Frau macht aber sehr hübsche Kleider, die auch über Jahre hinaus tragbar sind«, sagte Daniel. »Ich weiß das aus Erfahrung.«
»Melanie ist nicht mehr meine Frau«, sagte. Vinzenz Dittmar. »Wollen Sie meinen Blutdruck höher treiben?«
»Keinesfalls, aber was Recht ist, muß Recht bleiben. Sie ist eine tüchtige Frau. Sie braucht keinen reichen Mann. Aber manche Männer brauchen eine reiche Frau. Nehmen Sie mir es nicht übel, wenn ich das sage.«
Dittmar kniff die Augen zusammen. »Und meine Susanne? Ist das ein Mädchen, das man nur wegen ihrer Mitgift nimmt? Wenn das so wäre, dann kann Adrian etwas erleben. Aber wenn ich Ihnen nun sage, daß er bei mir einsteigen wird, daß er mir zugesichert hat, meine Firma zu repräsentieren? Ein Baron von Cordes, Repräsentant der Baufirma Dittmar, ist das nichts?«
»Der Name allein macht es nicht, Herr Dittmar. Aber mich würde es für Susanne freuen, wenn Ihre Menschenkenntnis Sie nicht im Stich gelassen hat. Sie können mich nun schelten, wenn ich Sie daran erinnere, daß Sie auch einmal sagten, daß Ihre Frau kein Bein auf die Erde bringen würde, wenn sie auf sich allein angewiesen wäre. Aber was hat sie bewiesen! Ich wette, daß sie bereits auch Millionärin ist.«
»Sie sind ein harter Brocken, aber so was mag ich«, sagte Vinzenz Dittmar. »Nur als Arzt werden Sie es nicht zum Millionär bringen. Dazu sind Sie viel zu gutmütig.«
»Vielleicht bin ich sehr viel reicher als Sie, Herr Dittmar. Ich habe eine wundervolle Frau, drei gesunde Kinder, die nicht maßlos verwöhnt werden, und sehr viele Patienten, die mir treu bleiben, und dann auch noch die Insel der Hoffnung. Vielleicht sollten Sie mal eine Kur dort machen. Da würden Sie viele Leute kennenlernen, die längst erkannt haben, daß Geld nicht glücklich macht.«
Vinzenz Dittmar blickte zu Boden. »Sie haben ja recht. Sie haben immer recht. Aber meine Susanne soll doch glücklich werden. Sie ist mein Alles. Und wehe, wer ihr ein Härchen krümmt!«
*
Fee Norden hatte das neue Kleid angezogen, bevor ihr Mann kam.
»Mensch, siehst du toll aus«, sagte Danny.
»Man sagt nicht ›Mensch‹«, wies Felix seinen großen Bruder zurecht.
»Ist mir doch bloß rausgerutscht. Toll sieht Mami aus.«
»Schön«, säuselte Anneka. »Wie eine Königin.«
»Die Königinnen im Fernsehen sehen aber doof aus«, sagte Danny,
»Ruhe«, sagte Fee, als sie hörte, daß Daniel kam. »Mal sehen, was Papi sagt.«
Daniel stand stumm da und betrachtete seine Frau bewundernd. »Umwerfend«, murmelte er, »aber das bist du auch ohne alles.«
»Ohne alles?« sagte Danny. »Wie meinst du das, Papi?«
»Im Bikini meint er«, sagte Felix. »Da sieht Mami doch noch dünner aus.«
»Ihr müßt ja immer eure Kommentare geben«, brummte Daniel. »Ich habe Hunger.«
»Ich ziehe mich schnell um«, sagte Fee mit einem schelmischen Lächeln.
»Und ich sage Lenni Bescheid«, sagte Danny.
Daniel folgte seiner Frau. »Wofür ist das Kleid eigentlich gedacht?« fragte er, seine Arme um sie legend.
»Du hast doch nicht etwa vergessen, daß Professor Emmrich seinen siebzigsten Geburtstag feiert? Da werden auch Minister mit ihren Gattinnen erscheinen.«
»Das ist doch erst in zwei Wochen«, sagte Daniel.
»Aber Melanie muß auch für die Gattinnen der Minister Kleider schneidern«, sagte Fee lächelnd.
»Die du auch im Nachthemd in den Schatten stellen würdest, mein Schatz«, sagte er schmunzelnd.
»Ich möchte wissen, was du sagen würdest, wenn ich da im Nachthemd erscheinen würde«, erwiderte sie neckend. »Aber Scherz beiseite, es gibt große Neuigkeiten.«
»Meinst du die Hochzeit von Susanne Dittmar?« fragte er.
»Woher weißt du das schon wieder?«
»Von ihrem Vater. Er war bei mir. Heute wird erst mal die Verlobung gefeiert.«
»Warum sagst du das so anzüglich?«
»Vielleicht überlegt er sich noch,