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Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Paket 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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meine Wünsche eingehen würde. Da ist Evi, die ich einfach nicht im Stich lassen kann.

      Helmut schien die Gedanken, die Betti bewegten, zu erraten, denn er sagte: »Ich bin überzeugt, dass im Moment für dich nur Evi wichtig ist.«

      »Nein, das stimmt nicht«, entgegnete sie.

      »Natürlich steht Evi an erster Stelle …« Betroffen hielt sie inne.

      »Ich habe es doch geahnt«, murmelte Helmut, ganz und gar nicht erfreut darüber, dass sich seine Ahnung bewahrheitet hatte. »Evi steht also an erster Stelle«, wiederholte er voll Bitterkeit.

      »Ach, Helmut, leg doch meine Worte nicht auf die Waagschale«, rief Betti ärgerlich aus.

      Helmut gab ihr keine Antwort. Mit zusammengezogenen Brauen dachte er nach. Schließlich hob er den Kopf und fragte: »Wenn du wählen müsstest – zwischen Evi und mir –, wie würde deine Entscheidung lauten?«

      »Was soll das? Das ist doch Unsinn. Warum soll ich wählen müssen?«

      »Ganz einfach deshalb, weil ich nach unserer Heirat mit dir allein sein möchte.«

      »Das ist egoistisch, und …, und …«

      »Du würdest also auf Evi nicht verzichten, wenn es darauf ankäme?«

      »Du vergisst bei deinen Überlegungen, dass Evi nicht zu mir gehört. Jeden Tag kann sich der Vater melden und das Kind für sich beanspruchen.«

      »Wovor du dich zu fürchten scheinst. Aber angenommen, der Vater meldet sich nicht, und du darfst Evi behalten.«

      »Darüber würde ich mich freuen«, gestand Betti. »Ich verstehe nicht, was du gegen das Kind einzuwenden hast.«

      »Ich habe nichts gegen das Kind einzuwenden, aber ich finde, dass es in Sophienlust sehr gut aufgehoben wäre. Warum belastest du dich damit?«

      »Evi ist für mich keine Last«, erwiderte Betti mit einiger Schärfe.

      »Aber für mich. Ich sehe nicht ein, dass wir unsere Ehe zu dritt beginnen sollen.«

      »Ach, Helmut, da gibt es doch keine Schwierigkeiten. Evi ist so lieb und brav, und wenn wir dann noch eigene Kinder dazubekommen …«

      »Davon kann vorerst keine Rede sein. Wenn ich eine Stelle beim Zirkus annehme, wären uns Kinder hinderlich.«

      Betti seufzte. Der Zirkus schien in Helmuts Zukunftsplänen so fest verankert zu sein, dass es unmöglich war, ihn davon abzubringen.

      »Du verlangst also von mir, dass ich auf Evi verzichte«, sagte Betti traurig.

      »Du drückst dich etwas hart aus.« Helmut zögerte. Er hatte Gewissensbisse, aber er sah nichts Böses darin, Evi nach Sophienlust zu bringen. Sie würde dort glücklich sein, wie die anderen Kinder auch. Er verstand Betti einfach nicht.

      »Wenn wir erst beim Zirkus sind und du ein wenig von der Welt gesehen hast, wirst du Evi vergessen«, begann er von Neuem.

      »Nein!«

      »Es hat wenig Sinn, dass wir weiter über dieses Thema reden«, meinte Helmut. »Wer weiß, was die Zukunft bringt.« Im Stillen hoffte er, dass es der Polizei doch noch gelingen würde, Evis Verwandte ausfindig zu machen.

      Bettis Seelenfrieden jedoch war durch dieses Gespräch dahin. Als sie am Abend im Bett lag, konnte sie lange nicht einschlafen. Die Gedanken wirbelten in ihrem Kopf herum. Doch wie sehr sie alles auch drehte und wendete, sie gelangte jedes Mal zu dem gleichen Schluss: Sie war nicht gesonnen, Evi aufzugeben. Mit welchem Recht verlangte Helmut eigentlich von mir, dass ich nachgebe und ihm ein Opfer bringe, dachte sie. Ich soll nicht nur auf Kinder verzichten, sondern auch noch zum Zirkus gehen. Aber das reizt mich in keiner Hinsicht.

      *

      Zwei Tage später tauchte Wachtmeister Kirsch neuerlich im Haus der Familie von Lehn auf. Betti war mit Evi gerade unterwegs, um Lebensmittel einzukaufen, deshalb erfuhr Andrea von Lehn als Erste die Neuigkeit.

      »Es handelt sich um das kleine Mädchen, das bei Ihnen lebt«, begann Wachtmeister Kirsch.

      Andrea horchte gespannt auf. »Ja?«, fragte sie. »Weiß man inzwischen, woher es stammt?«

      »Ich bin meiner Sache noch nicht sicher«, erwiderte Wachtmeister Kirsch vorsichtig. »Jedenfalls ist heute Morgen aus Hannover eine Meldung eingegangen, aus der hervorgeht, dass eine junge Frau und deren vierjähriges Töchterchen vermisst wird.«

      »Diese Meldung könnte auf Evi und ihrer Mutter zutreffen«, meinte Andrea nachdenklich.

      »Ja, dieser Gedanke kam mir sofort, als ich davon hörte«, stimmte Herr Kirsch ihr zu. »Umso mehr, da das Kind Eva heißt. Eva Gleisner. Die Mutter heißt Gisela Gleisner.«

      »Seit wann werden die beiden vermisst?«

      »Das ist aus der Meldung nicht klar hervorgegangen. Verschiedenen Leuten in einem großen Häuserblock in Hannover ist aufgefallen, dass Gisela Gleisner nicht von ihrem Urlaub zurückkam. Es hat eine Weile gedauert, bis sich jemand aufraffte und die Polizei verständigte.«

      »Es ist also eine größere Zeitspanne verstrichen«, stellte Andrea fest.

      »Ja. Unsereiner kann sich schwer vorstellen, wie es in einem riesigen Neubau zugeht. Die Leute sprechen kaum miteinander, und man kennt niemanden.«

      »Ja, das erklärt das lange Stillschweigen«, sagte Andrea. »Und was soll nun geschehen?«

      »Ich werde der Dienststelle in Hannover mitteilen, dass hier ein kleines Mädchen namens Evi wohnt, das mit der gesuchten Eva Gleisner identisch sein könnte. Vielleicht schicken sie dann jemanden her, der das Kind identifizieren kann.«

      »Ja, das müssen Sie wohl tun«, erwiderte Andrea. Doch dabei dachte sie, Betti wird traurig sein.

      Wachtmeister Kirsch verabschiedete sich, noch bevor Betti von ihren Einkäufen zurückkehrte. So blieb es Andrea überlassen, ihr Hausmädchen auf das Kommende vorzubereiten. Sie schickte Evi in den Garten, wo sie Peter Gesellschaft leisten konnte, und zog Bett in die Küche.

      »Wachtmeister Kirsch ist gerade hier gewesen«, begann sie.

      »Oh!« Bettis Miene verdüsterte sich. Sie ahnte, was der Polizist gewollt hatte.

      »Er ist wegen Evi gekommen«, fuhr Andrea fort.

      »Ja, natürlich«, murmelte Betti tonlos. Sie stellte den Einkaufskorb auf den Boden und sank auf einen Küchenstuhl.

      Andrea setzte sich ihr gegenüber. »Nun machen Sie nicht so ein trauriges Gesicht«, versuchte sie Betti aufzumuntern. »Es ist ja noch nichts entschieden.«

      »Man wird mir Evi wegnehmen«, seufzte Betti.

      »Davon hat Herr Kirsch nichts gesagt …« Andrea brach ab. Es hatte keinen Sinn, falsche Hoffnungen in Betti zu erwecken. »Es muss Ihnen doch von allem Anfang an klargewesen sein, dass Sie das Kind eventuell wieder hergeben müssen«, setzte sie vorsichtig hinzu.

      Betti nickte und schnupfte auf.

      »Aber einstweilen ist es noch nicht so weit«, meinte Andrea tröstend und wiederholte Herrn Kirschs Mitteilungen.

      Betti bemühte sich zwar, Andrea aufmerksam zuzuhören, doch ihre Gedanken machten sich selbstständig und kreisten nur um einen einzigen Punkt: Es bestand die Möglichkeit, dass Evis Identität festgestellt wurde, und dann …

      Betti weigerte sich, diesen Gedanken zu Ende zu denken. Mit feuchten Augen sah sie Andrea von Lehn an und murmelte: »Was soll ich jetzt machen?«

      »Nichts. Wir können nur abwarten.«

      *

      Die folgenden Tage verstrichen für Betti mit einer qualvollen Langsamkeit. Wenn sie Evi beim Spielen beobachtete, tat ihr das Herz weh. Weder sie noch Andrea hatte dem Kind etwas von den Ausführungen Wachtmeister Kirschs erzählt. Wozu auch? Sie wollten Evi nicht verunsichern. Sie war heiter und glücklich und hatte sich ihrer neuen Umgebung


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