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Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Paket 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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hatte Denise auch dafür gesorgt, dass Kitty nicht gleich beim Empfang ihrer Mutter anwesend gewesen war.

      »Wie schön es hier ist«, flüsterte Marianne entzückt. »Ich bin ganz sicher, dass Sie hier gesund werden. So ein wunderschönes Gutshaus, und diese gemütlichen Zimmer für uns beide … Ich hatte es mir nicht so vorgestellt. Aber wie hätte man das auch vorher wissen sollen?«

      Rosita saß im Sessel und schaute in den großen Park hinaus. »Weißt du, das ist doch besser, als immer nur die Münchener Hinterhöfe zu sehen«, meinte sie lächelnd. »Ich gebe zu, dass ich auch nicht geahnt habe, wie herrlich es hier ist.«

      Wenig später klopfte Denise an. Sie wies zum Fenster und machte die Gäste darauf aufmerksam, dass man Sophienlust von hier aus liegen sehen könne.

      »Das Gebäude wirkt beinahe wie ein Schloss«, stellte Rosita überrascht fest. »Oder täuscht das aus der Entfernung?«

      »Nein, nein, es hat einen schlossartigen Charakter. Unsere Kinder nennen es auch manchmal das Schloss, aber es ist ein normales Herrenhaus. Können Sie die Verbindungsstraße erkennen?«

      »Aber ja! Man sieht sie doch ganz deutlich.«

      »Dann geben Sie nur genau acht, denn auf dieser Straße wird der Ponywagen mit Kitty kommen. Kitty hat sich in den kleinen Kopf gesetzt, Ihnen unseren herrlichen Wagen gleich zu zeigen. Und der gute Justus hat wieder einmal nicht nein sagen können.«

      »Es klingt wie ein Märchen, dass hier alle Menschen so gut zu meinem kleinen Mädchen sind. Ein Ponywagen! Von so etwas habe ich als Kind immer geträumt. Ich hatte ein Buch, in dem ein solches Ponygespann eine wichtige Rolle spielte. Ich las das Buch immer wieder, und ich träumte lange Zeit von nichts anderem, als selbst einmal einen solchen Wagen und ein solches Gespann zu besitzen. Ich wollte damit in die Schule fahren und war fest überzeugt, dass mich alle Menschen sehr bewundern würden, wenn ich einen Ponywagen haben würde. Aber leider hatte ich keinen. Es blieb beim Träumen. Doch meine kleine Kitty kommt mit einem Ponywagen zu mir gefahren, um mich zu begrüßen. Es ist, als würde nun ein Kindertraum plötzlich wahr. Dass es Kitty ist, die mit den Ponys fahren kann, ist fast noch schöner, als wenn ich selber fahren würde.«

      Marianne packte bereits aus. Lächelnd hörte sie zu. Ihr schlug das Herz, denn sie konnte es kaum erwarten, Kitty, ihre geliebte kleine Kitty, endlich wiederzusehen.

      Als es so weit war, bot sich ihnen ein wahrhaft entzückender Anblick. Zunächst war das kleine Gefährt mit den beiden braven Ponys nur undeutlich zu erkennen. Doch Denise führte Rosita und Marianne in die Halle und von dort aus ins Freie, damit sie die Ankunft Kittys aus unmittelbarer Nähe beobachten konnten.

      Auf die Krücken gestützt, erwartete Rosita ihr Töchterchen.

      »Mutti, Mutti – siehst du, dass ich einen Wagen und lebendige Pferde habe?«

      Der gute alte Justus saß mit auf dem Kutschbock und hielt die Hände des kleinen Mädchens in den seinen, weil Kitty noch nicht imstande war, allein die Zügel zu halten.

      Der hübsche leichte Wagen fuhr in einem schwungvollen Bogen vor. Justus hob Kitty vom Bock, und nun war das Kind nicht mehr zu halten.

      »Mutti, Mutti, meine liebe, liebe Mutti.«

      Wie ein Pfeil schoss Kitty auf Rosita Linden zu, die Mühe hatte, nicht mitsamt ihren Krücken zu Boden geworfen zu werden. Doch Marianne sorgte dafür, dass es kein Unglück gab.

      Rosita hob Kitty schließlich auf die Arme und küsste sie innig. »Du, ich freue mich, dass wir uns endlich wiedersehen, Kitty«, flüsterte sie in das kleine Ohr.

      »Gesund siehst du aus. Das Leben auf dem Land scheint dir gut zu bekommen.«

      »Du kannst jeden Tag frische Milch haben und Honig und Butter, die von den Kühen kommen, genau wie die Milch«, meinte Kitty voller Eifer. »Außerdem ist Magda die beste Köchin der Welt. Sie kocht so gut, dass es immer schmeckt. Sogar Spinat.«

      »Das klingt allerdings überzeugend«, ließ sich Rosita vernehmen. »Soviel ich mich erinnere, hast du Spinat nie gemocht.«

      »Mit Sahne und Spiegeleiern mögen ihn alle Kinder«, behauptete Kitty vergnügt.

      Justus betreute die Ponys und begab sich in die Küche, um einen Schwatz mit Martha, Magdas Schwester, abzuhalten. Dass er bei Martha auf eine extra gute Tasse Kaffee rechnen konnte, stand fest.

      Auch die übrigen Bewohner des Gutshauses stärkten sich nun. In der Halle war der Tisch gedeckt. Es gab frische Krapfen, Kaffee und Tee zur Wahl, dazu frische Sahne, die so gut war, dass Rosita nicht widerstehen konnte und sich davon sogar noch ein drittes Mal einen dicken Kopf auf ihren Kaffee setzte.

      *

      An diesem ersten Abend kam zunächst kein persönliches Gespräch zustande. Rosita hatte genug zu tun, die verschiedenen Mitglieder der Familie kennen zu lernen. Kaum war Kitty mit Justus wieder abgefahren, tauchten auch schon Nick und Henrik auf. Außerdem erschien in einem betagten Auto der Student Sascha von Schoenecker, der beschlossen hatte, das Wochenende bei seinen Eltern zu verbringen. Wie üblich hatte er sich nicht angemeldet, dafür aber Berge von ungewaschener Wäsche und zerrissenen Sachen mitgebracht.

      Rosita, die so lange Zeit in der Abgeschiedenheit hatte leben müssen, war glücklich, sich plötzlich im Kreis vieler liebenswerter Menschen wiederzufinden. Sascha war die Aufmerksamkeit in Person, und Nick, mit seinen dunklen Locken und Haaren das Ebenbild seiner schönen Mutter, bemühte sich, es seinem Bruder gleichzutun. Henrik stellte dagegen allerlei Fragen nach der Funktion der Unterarmkrücken und anderen Dingen. Der Hausherr umsorgte Rosita ebenfalls, und Denise überwachte das Geschehen in ihrer sanften heiteren Art mit offenen Augen und warmem Herzen.

      Marianne aber fand in Martha, der tüchtigen und liebenswerten Schwester der besten Köchin der Welt, vom ersten Augenblick an eine Herzensfreundin. Es war eine gegenseitige Zuneigung auf den ersten Blick.

      Rosita sah sich also im Mittelpunkt allgemeiner Freundlichkeit und Aufmerksamkeit und fand nicht eine Minute Zeit, mit ihrem Schicksal zu hadern oder sich um die Zukunft Sorgen zu machen.

      Nach dem Abendessen kam Andrea von Lehn von Bachenau auf einen Sprung nach Schoeneich.

      »Ich wollte Sie gleich am ersten Abend kennen lernen, weil ich mit Kitty eine besondere Freundschaft geschlossen habe«, gestand sie. »Kitty geht bei mir häufig aus und ein. Sie spielt mit unserem kleinen Buben, oder sie hält sich im Tierheim auf. Neuerdings betrachtet sie einen Junghasen, den der Förster uns brachte, nachdem die Häsin von einem Wilderer erschossen worden war, als ihren persönlichen kleinen Freund.«

      »Den Hasen Mummel? Das hat Kitty mir heute Nachmittag bereits in allen Einzelheiten erzählt. Nun weiß ich wenigstens auch, wer Tante Andrea ist, liebe Frau von Lehn«, erwiderte Rosita. »Mein Personengedächtnis wird heute reichlich angestrengt. Aber es tut mir wohl, wieder unter Menschen zu sein. Ich glaube, ich war viel zu einsam seit meinem Unfall. Aber es ließ sich ja nicht ändern. Wenn man im Krankenhaus liegen oder sich zu Hause schonen muss, wird man halt einsam.«

      »Das wird hier alles anders und besser werden«, tröstete Andrea mit einem Lächeln. »Einsamkeit ist eine Vokabel, die es in unserem Wortschatz gar nicht gibt.«

      »Kitty ist der beste Beweis dafür. Sie war noch nie von mir getrennt und hat sich sofort glücklich in Sophienlust gefühlt. Sie hat mir vorhin von so vielen Freunden und Freundinnen erzählt, dass mir von den Namen noch jetzt der Kopf schwirrt. Einsam scheint mir mein kleines Mädchen wahrhaftig nicht zu sein.«

      »Kitty ist so goldig, dass jeder sie sofort lieb hat. Dazu kommt ihre leidenschaftliche Zuneigung zu den Tieren. Wo immer ein paar junge Tiere auftauchen, ist auch Kitty zu finden. Sie hätschelt kleine Katzen, Hunde, Küken. Es macht ihr auch nichts aus, wenn sie dabei einmal einen kleinen Kratzer oder Biss abbekommt. Bei einem dreijährigen Kind ist das erstaunlich. Und Mummel, der Hase, ist schon ganz zahm geworden, obwohl es an und für sich nur selten gelingt, einen Hasen zutraulich zu machen. Kitty hat es von Anfang an für selbstverständlich gehalten, dass ihr Hase zahm werden muss. Da konnte der kleine Mummel wohl nicht anders, als ihr


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