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Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Paket 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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ob Sie den Tod Ihrer Tochter verheimlichen wollen«, meinte Wendelin.

      »Verheimlichen? Ich? Nein, ich habe nichts zu verheimlichen«, sagte Mathilde Harlan.

      Gisela schien es, als ob die Stimme der alten Frau bei dieser Feststellung einen Augenblick lang geschwankt hätte. Deshalb hakte sie sofort ein. »Merkwürdig, drei Jahre. Das dürfte so ungefähr Lucies Alter entsprechen. Woran ist Ihre Tochter eigentlich gestorben?«

      »Ich habe keinen Grund, Sie darüber aufzuklären«, entgegnete Mathilde Harlan giftig. »Sie haben nun Ihre Neugier befriedigt, das müsste Ihnen genügen.«

      »Aber mir genügt es nicht«, erklärte Wendelin. »Ich bestehe darauf, dass Sie mir die Todesursache mitteilen. Schließlich war Beatrix …«

      »Ja, sie war Ihre Geliebte«, unterbrach die alte Frau ihn. »Diese Närrin hat sich von Ihnen einfangen lassen, und so alle ihre Aussichten auf eine gute Partie verscherzt.«

      »Ich dachte, ein reicher Schweizer hat sich für Ihre Tochter interessiert?«, fragte Gisela.

      »Ja, er hat sich für sie interessiert, aber …« Mathilde Harlan stockte und biss sich auf die Lippen. »Wenn Sie es unbedingt wissen wollen, Beatrix ist an einer Lugenentzündung gestorben.«

      »An einer Lungenentzündung?« Wendelin konnte es nicht glauben. »Beatrix? Ausgerechnet Beatrix, die nie erkältet war, nicht einmal mitten im Winter? Und dann ist sie im Sommer an einer Lungententzündung gestorben?«

      »Zweifeln Sie daran? Wollen Sie etwa den Totenschein sehen?«, fragte Mathilde Harlan in spöttischem Tonfall.

      Wendelin wollte ablehnen, doch da sagte Gisela. »Ja, bitte. Sie wunderte sich selbst über ihren Mut, aber sie war erbittert über das Benehmen der alten Frau, die nicht die geringste Trauer um ihre Tochter Beatrix zu empfinden schien.

      »Wie Sie wünschen«, meinte Mathilde Harlan gleichgültig und ging mit ihren Besuchern zur Villa zurück.

      Diese Bereitschaft, den Totenschein vorzuzeigen, erweckte in Gisela die Gewissheit, dass damit alles in Ordnung sei. Und so verhielt es sich dann auch. Als Todesursache war Lungenentzündung angegeben, und unterzeichnet war die Urkunde von einem Dr. Wöhrer.«

      »Sind Sie nun zufrieden?«, fragte Mathilde Harlan.

      »Nein«, entgegnete Wendelin. »Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass es sich bei Lucie um Beatrix’ Kind handelt.«

      »Verschonen Sie mich endlich mit diesem Unsinn«, fuhr Mathilde Harlan zornig auf. »Da müsste ich doch das Kind kennen. Hat es vielleicht etwas dergleichen gesagt?«, fragte sie lauernd.

      »Nein, Lucie spricht überhaupt nicht. Sie … Wir nehmen an, dass sie einen Schock erlitten hat und dass sie in ihrem bisherigen Leben sehr schlecht behandelt worden ist.«

      »Ich habe sie nicht schlecht behandelt«, rief Mathilde Harlan wütend aus.

      »Aber sie hat bei Ihnen in diesem Haus gewohnt!«, hakte Wendelin rasch ein.

      »Nein, Sie irren sich«, erklärte Mathilde Harlan. »Und nun gehen Sie. Ich habe endgültig genug von Ihnen. Ich habe Ihnen erzählt, was aus Beatrix geworden ist. Das muss Ihnen genügen.«

      »Sie haben es nicht erzählt, sondern uns …, sondern …« Gisela suchte voll Erbitterung nach einem passenden Ausdruck. »Sie sind eine hartherzige Frau«, beschuldigte sie Mathilde Harlan. »Der Tod Ihrer Tochter ist Ihnen gleichgültig. Ja, Sie scheinen sogar froh darüber zu sein.«

      »Beatrix war ungehorsam. Sie hat sich unseren …, meinen Wünschen nicht fügen wollen.«

      »Falls sich doch herausstellen sollte, dass Lucie Ihr Enkelkind ist, das Sie verleugnen, werden gerichtliche Schritte gegen Sie unternommen werden«, rief Gisela.

      »Wollen Sie mir drohen?«

      »Wenn Sie nichts zu verbergen haben, ist das keine Drohung.«

      »Nehmen Sie sich lieber selbst in Acht, Fräulein«, sagte Mathilde Harlan höhnisch. »Der Herr Studienrat hat schon einmal ein Mädchen ins Unglück gestürzt. Nur er ist schuld …«

      »Was reden Sie da?«, unterbrach Wendelin die alte Frau. »Wie können Sie eine derartige Beschuldigung aussprechen? Ich habe mit keinem Mädchen, außer mit Beatrix, jemals etwas zu tun gehabt. Was soll also diese Bemerkung?«

      »Von mir hören Sie kein Wort mehr«, sagte Mathilde Harlan.

      Da offenkundig war, dass die alte Frau bei diesem Vorsatz bleiben würde, verließen Wendelin und Gisela die Villa.

      Als Gisela wieder neben Wendelin im Wagen saß, sagte sie leise: »Es tut mir sehr leid. Ich habe nicht geahnt, dass unsere Nachforschungen ein so schreckliches Ergebnis bringen würden.«

      »Ich auch nicht«, seufzte er.

      »Es muss ein schwerer Schlag für Sie gewesen sein.«

      Wendelin sah irritiert zu Gisela hinüber. »Ja, das war es«, bestätigte er. »Aber warum sagst du auf einmal wieder Sie zu mir?«

      Gisela rutschte verlegen auf ihrem Sitz zurück. »Jetzt besteht keine Gefahr mehr, dass ich mich in Gegenwart der alten Frau verplappere. Ich hoffe, dass ich nie mehr mit dieser Frau zusammentreffe.«

      Wendelin nickte. »Ein verständlicher Wunsch«, meinte er. »Trotzdem bitte ich dich, dass wir beide uns weiter duzen. Wir haben beide Lucies Wohl im Auge, das ist doch ein Grund dafür.«

      Gisela fand dieses Argument nicht sehr logisch, schlug Wendelin seine Bitte jedoch nicht ab. Die Nachricht von Beatrix’ Tod hatte ihn ohnehin stark mitgenommen. Gisela empfand großes Mitleid mit ihm.

      »Glaubst du wirklich, dass Mathilde Harlan Lucie bei sich im Haus versteckt hielt?«, fragte Gisela.

      »Es war eine plötzliche Eingebung. Wenn Lucie Beatrix’ Tochter ist, und daran zweifle ich nicht, muss es sich so verhalten haben.«

      »Aber drei Jahre lang! Beatrix ist seit drei Jahren tot …«

      »… und Lucie ist ungefähr drei Jahre alt«, ergänzte Wendelin.

      »Beatrix hat ein Kind zur Welt gebracht, ist gestorben oder …«

      »Nun komm mir nicht damit, dass Mathilde Harlan Beatrix umgebracht hat«, sagte Wendelin, der erriet, was hinter Giselas Stirn vorging.

      »Nach allem, was ich bisher von Mathilde Harlan gesehen und gehört habe, wäre ihr ein Verbrechen durchaus zuzutrauen«, sagte Gisela.

      »Gisela! Nein! Beatrix war Mathilde Harlans Tochter. Kannst du dir vorstellen, dass eine Mutter ihre eigene Tochter umbringt?«

      »Nein, das nicht.«

      »Und was für einen Grund hätte sie denn haben sollen? Hass? Weil der Vater des Kindes ein unbemittelter Studienrat war?«

      »Du glaubst also, dass du …« Gisela war die Wendung, die das Gespräch genommen hatte, ausgesprochen peinlich.

      Wendelin teilte die Empfindung nicht. »Ich bin sicher, dass ich Lucies Vater bin. Damals wusste ich nicht, dass Beatrix ein Baby erwartete. Ich hatte keine Ahnung. Ich habe Mathilde Harlan geglaubt, als sie mir mitteilte, dass Beatrix in die Schweiz gefahren sei, um einen anderen zu heiraten. Ich konnte mir zwar den Umschwung in Beatrix’ Gefühlen nicht erklären, aber ich habe angenommen, dass ihre Mutter und ihre Schwester sie irgendwie erpresst haben. Erst jetzt weiß ich, dass Beatrix mir nie untreu war. Sie ist auch niemals in die Schweiz gefahren, sondern hiergeblieben und …« Er hielt inne und schüttelte den Kopf. »Ich verstehe das nicht«, murmelte er. »Warum hat sie mir nichts von dem Baby erzählt? Wir hätten dadurch einen Grund gehabt, sogleich zu heiraten. Beatrix wusste doch, dass ich nichts lieber getan hätte. Warum hat sie sich mir nicht anvertraut?«

      Gisela suchte vergeblich nach einer Antwort. Es gab einfach keine.

      »Lucie ist meine Tochter«, fuhr Wendelin fort, wobei er mehr zu sich selbst sprach. »Die Andeutung, die Frau Harlan heute gemacht hat,


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