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Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Paket 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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unternehmen können. Schwester Regine hatte ja auch schon alle notwendigen Schritte veranlasst. Die Polizei war eingeschaltet, und mehr konnte man nicht tun.

      Nick und Henrik informierte Denise erst am Morgen über Lucies Verschwinden. Gleich darauf begab sie sich nach Sophienlust, wo sie dann nach ein paar Stunden bangen Wartens den Anruf von Wachtmeister Kirsch erhielt.

      »Ist es sicher, dass es sich bei dem Kind um Lucie handelt?«, fragte sie.

      »Ja. Es ist keine Verwechslung möglich«, erwiderte der Polizeiwachtmeister.

      »Und wie geht es ihr? Ist sie …, ist sie schwer verletzt?« Denise wartete atemlos auf die Antwort von Herrn Kirsch.

      »Da müssen Sie sich an das Krankenhaus wenden. Uns hat man nur über den Unfall informiert.«

      »Ich werde nach Maibach zum Krankenhaus fahren«, beschloss Denise spontan und teilte diesen Entschluss auch Schwester Regine mit.

      Die Kinderschwester meinte dazu: »Können Sie nicht beim Doktorhaus vorbeifahren und Gisela mitnehmen? Fräulein Hiller liebt das Kind, als ob es ihr eigenes wäre. Gestern war sie richtiggehend verzweifelt. Wir waren alle erschüttert über Lucies Verschwinden, aber bei Gisela war es noch mehr. Wenn sie hört, dass Lucie in Sicherheit ist, wird das eine ungeheure Erleichterung für sie sein.«

      Denise machte also einen kleinen Umweg, um Gisela abzuholen.

      »Gibt es etwas Neues?«, rief Gisela ihr entgegen.

      »Ja, deswegen bin ich gekommen«, erwiderte Denise und berichtete von dem Anruf der Polizei. »Wollen Sie mich nach Maibach begleiten?«, fragte sie anschließend.

      »Ja, unbedingt.«

      Denise sah sich zu einer Warnung veranlasst. »Sie dürfen aber nicht erschrecken, wenn es dem Kind schlechtgehen sollte«, sagte sie. »Herr Kirsch konnte mir über Lucies Befinden keine Auskunft geben.«

      »Ich werde nicht erschrecken«, versprach Gisela. »Seit gestern habe ich keine ruhige Minute mehr gehabt. Ununterbrochen habe ich mir ausgemalt, was dem Kind alles zugestoßen sein könnte. Jetzt weiß ich wenigstens, dass Lucie noch am Leben ist.«

      Obwohl Denise von Schoenecker durchaus keine langsame Autofahrerin war, kam Gisela ihr Tempo schneckenmäßig vor. Am liebsten wäre sie nach Maibach geflogen.

      Im Krankenhaus erkundigte sich Denise, ob Lucie besucht werden dürfe.

      »Gewiss dürfen Sie die Kleine besuchen«, sagte ein freundlicher älterer Arzt. »Sie braucht zwar Ruhe, aber ich nehme nicht an, dass Sie das Kind aufregen werden.«

      »Bestimmt nicht. Was …, was fehlt ihr?«, fragte Gisela stockend.

      »Nichts Gefährliches. Wir müssen sie nur noch zur Beobachtung hierbehalten. Sie hat sich bei ihrem Sturz eine leichte Gehirnerschütterung und etliche Hautabschürfungen und Prellungen zugezogen. Dazu kommt ­natürlich noch ein beträchtlicher Schock.«

      »Die arme Lucie«, seufzte Gisela. »Dass ausgerechnet ihr so etwas passieren musste …«

      »Es hätte schlimmer sein können. Seien wir froh, dass es so glimpflich abgelaufen ist«, meinte Denise. »So und jetzt wollen wir nach der kleinen Ausreißerin sehen.«

      Man hatte Lucie in einem Einzelzimmer untergebracht, wo sie in einem Gitterbettchen lag und schlief. Die beiden Frauen schlichen auf Zehenspitzen zu ihr hin. Trotzdem schien Lucie zu fühlen, dass jemand das Zimmer betreten hatte, denn sie schlug plötzlich die Augen auf. Ihr Blick blieb an Gisela hängen. »Gisela?«, stammelte sie fragend und wiederholte dann mit größerer Sicherheit: »Gisela.«

      »Lucie! Mein Liebling!« Gisela konnte sich nicht länger zurückhalten. Sie drückte Lucie an sich und küsste sie. Dann aber kam ihr zu Bewusstsein, dass sie ihm womöglich wehgetan hatte. Vorsichtig ließ sie Lucie in das Kissen zurückgleiten.

      »Gisela«, sagte Lucie zum dritten Mal.

      »Du weißt meinen Namen«, stellte Gisela glücklich fest.

      Der Schock, den Lucie bei ihrem Sturz erlitten hatte, schien sie zum Sprechen gebracht zu haben. Sie sagte nun: »Du bist Gisela. Und Tante Isi ist auch da.«

      Um das Kind nicht erneut zu erschrecken, wagte Denise es nicht, eine Bemerkung über seine plötzliche Gesprächigkeit zu machen. Doch sie nützte diese sofort aus, indem sie fragte: »Warum bist du fortgelaufen, Lucie!«

      Lucie zog ihre kleine Stirn in Falten und erwiderte dann: »Gisela weg. Fortgelaufen. Ich habe Gisela gesucht.«

      »Ach, Lucie, ich habe dir doch gesagt, dass ich wiederkomme. Und ich bin auch zurückgekommen. Aber du warst nicht mehr da. Wir alle haben uns schreckliche Sorgen gemacht.«

      »Sorgen?« Die Bedeutung dieses Worts schien Lucie unklar zu sein.

      »Wir haben Angst um dich gehabt«, erkärte Denise. »Alle in Sophienlust haben dich sehr lieb.«

      »Die Huber-Mutter hat auch Angst gehabt?«, erkundigte sich Lucie.

      »Sehr große sogar«, erwiderte Denise. »Wenn wir dich das nächste Mal besuchen, wird auch die Huber-Mutter mitkommen«, versprach sie.

      »Ich mag das Krankenhaus nicht«, erklärte Lucie. »Ich möchte heim – zu euch und zu Gisela«, verbesserte sie sich rasch.

      »Der Herr Doktor hat gesagt, dass sie dich noch hierbehalten wollen«, entgegnete Gisela. »Ein paar Tage musst du noch bleiben. Komm ja nicht auf die Idee, auch von hier wegzulaufen. Versprich mir das, bitte.«

      Gehorsam erwiderte Lucie. »Ich werde nicht weglaufen. Nie wieder.«

      »Das ist brav.«

      Denise überlegte, ob sie Lucie nach ihrem früheren Zuhause fragen sollte, nahm aber dann davon Abstand. Sie befürchtete, dass das Kind dadurch seine Zutraulichkeit wieder verlieren und erneut in seine frühere Schweigsamkeit zurückfallen könnte. Später beriet sie sich mit Gisela über diesen Punkt und diese war derselben Meinung wie sie.

      »Es hat keinen Sinn das Kind zu drängen«, sagte Gisela. »Wer weiß, was wir damit für einen Schaden anrichten würden. Ich werde auch Wendlin bitten, Lucie keine diesbezügliche Frage zu stellen. Haben Sie eigentlich Herrn Schulte mitgeteilt, dass Lucie im Krankenhaus liegt?«

      »Nein, noch nicht«, erwiderte Denise.

      »Ich werde ihn anrufen«, sagte Gisela. »Er wird bereits ungeduldig auf eine Nachricht warten. Lucies Schicksal liegt ihm sehr am Herzen. Er glaubt nämlich, dass Lucie seine Tochter ist.«

      »Seine Tochter?«, rief Denise ungläubig aus. »Ist er erst jetzt zu dieser Ansicht gelangt, oder hat er es die ganze Zeit gewusst und nur mir etwas vorgespielt?«

      »Gestern dürfte er sich darüber klar geworden sein«, sagte Gisela und erzählte nun auch Denise von Schoenecker von den Ereignissen in Hechingen.

      *

      Der Sturz vom Heuboden verhalf Lucie zu einer neuerlichen Publicity. Noch einmal erschien ihr Bild in sämtlichen Zeitungen. Das Kind ahnte davon nichts. Bei einer anderen Person hatte das Foto jedoch eine überraschende Wirkung.

      Lydia Harlan war erst vor zwei Tagen von einer längeren Seereise zurückgekehrt. Nun saß sie in Frankfurt in ihrer Wohnung und frühstückte. Dabei blätterte sie gelangweilt in der Zeitung. Doch ihre Gleichgültigkeit verwandelte sich in höchste Aufregung, als ihr Blick auf Lucies Bild fiel.

      »Das ist doch nicht möglich«, murmelte Lydia laut, obwohl sie allein in ihrer Wohnung war. Nachdem sie die paar Zeilen ein zweites Mal gelesen hatte, warf sie die Zeitung zu Boden und ging mit langen Schritten im Zimmer auf und ab.

      »Das Mädchen, das außer ihrem Namen kein Wort spricht. Die kleine Unbekannte aus Sophienlust vom Heuboden gestürzt und lebensgefährlich verletzt«, murmelte sie dabei vor sich hin, einige markante Sätze des Zeitungsartikels wiederholend. »Lebensgefährlich! Wenn das wahr wäre!«

      Lydia wusste, dass Zeitungen manchmal übertrieben. Endlich


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