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Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Sophienlust Paket 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg


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sich doch bestimmt nach einer liebevollen Partnerin, genau wie ich von einem Mann träume, der Ihnen ähnlich ist. Genauer gesagt, von Ihnen, Doktor.«

      Helmut Amberg nickte ernst. »Ich bin allein. Sehr allein sogar. Aber ich könnte es nicht ertragen, dass eine andere den Platz meiner Frau einnimmt. Noch nicht. Es ist zu früh.«

      Eigentlich war das mehr ein Selbstgespräch gewesen, doch Martha Thaler hakte sofort ein. »Es soll ja auch nicht heute und nicht morgen sein. Ich warte gern auf Sie, Doktor. Ich bin zufrieden, wenn ich jede Woche hierherkommen kann, um Sie zu sehen, um Ihre Stimme zu hören.«

      Der Arzt schluckte. Eigentlich hatte er noch nie daran gedacht, wieder zu heiraten. Doch auf die Dauer konnte er natürlich nicht allein leben. Er wollte die Kinder wieder zu sich nehmen, also brauchte er auch eine Frau, die für sie sorgte. Auf keinen Fall sollten die Kleinen in einem Heim aufwachsen. Doch es war ihm völlig gleichgültig, wer künftig an seiner Seite lebte. Warum sollte es nicht diese rotblonde Patientin sein? Sie war zwar nicht sein Geschmack, doch was schadete das? Die Frau, die er geliebt hatte, war das Opfer einer schrecklichen Krankheit geworden. Er hatte ihr nicht helfen können, so sehr er sich auch darum bemüht hatte. Nicht einmal ihre Schmerzen hatte er zu lindern vermocht. Dass ausgerechnet ihm als Arzt das passiert war, würde er wohl nie überwinden.

      »Sie sind so feinfühlig und so gütig wie kein anderer Mensch. Ich liebe Sie. Es hört sich vielleicht kitschig an, aber es ist wirklich so.«

      Dr. Amberg fühlte sich so hilflos wie noch nie zuvor in seinem Leben. Er horchte in sich hinein, doch nichts regte sich in seinem Herzen. Alles war stumm und tot. Wahrscheinlich würde er nie wieder etwas empfinden können. Seine Gefühle waren mit Eva gestorben.

      »Ich bin ein Witwer mit zwei Kindern«, antwortete er dumpf.

      »Ein Mann in den besten Jahren mit zwei reizenden Kleinen«, verbesserte Martha mit betörendem Lächeln. »Wie alt sind Sie, Dr. Amberg?« Bewundernd sah sie zu dem großen breitschultrigen Mann auf. Der weiße Kittel stand ihm gut. Das korrekt zurückgekämmte dunkle Haar war lockig, dicht und voll. Die klugen grauen Augen sahen melancholisch drein.

      »Zweiunddreißig. Aber ich fühle mich viel, viel älter. Uralt sogar. Mir ist, als läge das ganze Leben hinter mir, als gäbe es nichts mehr, was mich noch interessieren könnte. Nur die Arbeit kann mich ablenken. Sie gibt meinem Leben noch ein wenig Sinn.«

      »Sehen Sie, Doktor, das habe ich gefühlt. Und deshalb habe ich auch die Initiative ergriffen. Trauer ist natürlich, aber sie muss irgendwann wieder anderen Interessen weichen. Schließlich geht das Leben weiter. Gerade Sie als Arzt wissen das doch am besten. Sie dürfen sich nicht verkriechen. Damit ist keinem gedient, am wenigsten Ihnen selbst.« Marthas runde Wangen glühten, ein heimliches Feuer glomm in ihren hellen Augen.

      »Vielleicht wissen Sie nicht, wie das ist, wenn man einen Menschen verliert, der einem sehr viel bedeutet. Wenn man außerdem Arzt ist und doch nicht helfen kann.« Bitterkeit klang in den Worten Dr. Ambergs mit. »Ich habe schon oft mit dem Gedanken gespielt, meine Praxis aufzugeben, mich umschulen zu lassen. Ein Beruf, in dem man versagt hat, macht keine Freude mehr.« Er sah auf die Spitzen seiner Schuhe. Er wusste selbst nicht, weshalb er gerade Mar­tha Thaler das alles erzählte. Sie bedeutete ihm nicht mehr und nicht weniger als andere Patienten.

      »Sie haben nicht versagt, Doktor. Alle Ihre Patienten wissen, wie tüchtig Sie sind. Wenn man kein Vertrauen zu Ihnen hätte, wäre Ihre Praxis nicht so groß.«

      Dr. Helmut Amberg nickte gedankenvoll. »Das Sonderbare ist, dass ich meinen Beruf trotzdem liebe. Mar­tha, bitte kleiden Sie sich wieder an. Ich muss den nächsten Patienten rufen.« Er griff nach seinem Rezeptblock.

      »Sie haben mich Martha genannt?« Die hellen Augen der jungen Frau leuchteten sehnsüchtig auf. »Bedeutet das nicht, dass auch Sie mich mögen?«

      Helmut Amberg nickte gegen seine eigene Überzeugung.

      »Ich habe es ja gewusst! Mein Gefühl war richtig!«, jubelte die Dame mit dem rotblonden Engelslöckchen. Sie dachte gar nicht daran, ihre Bluse wieder überzuziehen, sondern eilte um den Schreibtisch herum und schlang stürmisch die Arme um den Hals des Arztes.

      »Noch nie hat jemand meinen Namen so liebevoll ausgesprochen wie Sie«, flötete sie voll Berechnung. Sie war entschlossen, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Dr. Amberg war ein gutaussehender Mann, der viel Geld verdiente. Eine solche Gelegenheit gab es nicht alle Tage. Da lohnte es sich, etwas mehr zu tun, als üblich war. Natürlich war er nicht gerade das, was man einen angenehmen, charmanten Unterhalter hätte nennen können. Doch über diesen Schönheitsfehler wollte Mar­tha großzügig hinwegsehen. Wenn sie erst Frau Doktor war, würden sich andere Männer finden, die gern bereit sein würden, sie amüsant zu unterhalten.

      Nervös sah Dr. Amberg auf seine Armbanduhr. »Draußen warten bestimmt noch Patienten. Ich kann jetzt keine Privatgespräche führen«, wehrte er ab und versuchte sich aus der Umarmung zu befreien.

      Martha schlang ihre Arme jedoch nur noch inniger um ihn. »Irrtum«, flüsterte sie. »Ich habe gewartet, bis alle anderen dran waren. Und die Türen habe ich auch abgeschlossen. Die Sprechstundenzeit ist ohnehin längst überschritten.«

      »Tüchtig.« Ein flüchtiges Lächeln huschte über Helmuts Gesicht.

      Martha schmiegte ihre Schläfe an seine Wange. »Na, bekomme ich dafür einen Kuss?«, fragte sie herausfordernd.

      Helmut Amberg erschrak. Wie lange war es her, dass er jemanden geküsst hatte? Nicht einmal seine Kinder hatte er geküsst. Dabei liebte er sie. Mit dieser Patientin dagegen verband ihn nichts. Sie war eine nette junge Frau. War dies Grund genug, um Zärtlichkeiten auszutauschen? Bedurfte es dafür nicht einer tiefen, echten Zuneigung?

      »Schüchtern bist du gar nicht«, stellte Martha fest und ging damit mutig einen Schritt weiter. Wenn Dr. Amberg duldete, dass sie ihn duzte, dann war das Spiel schon halb gewonnen.

      Er duldete es, obwohl es ihn irgendwie unangenehm berührte.

      »Trotzdem gefällst du mir.« Mar­thas Stimme klang dunkel und verführerisch. Sie spitzte die Lippen zum Kuss und sah Helmut tief in die Augen. Doch er wich diesem Blick aus, übersah die Aufforderung zum Kuss.

      Trotzdem drückte Martha ihm ihre Lippen auf den Mund, fuhr liebkosend mit den Fingern durch sein lockiges Haar. »Geliebter Doktor«, flüsterte sie, als sie ihn endlich freigab. »Was hältst du davon, wenn wir miteinander essen gehen?«

      Helmut Amberg hatte den Ansturm etwas unbeteiligt über sich ergehen lassen. Die ganze Schmuserei machte ihm keinen Spaß. Er würde wohl nie mehr Freude daran haben. Doch er sagte: »Keine schlechte Idee.«

      *

      Mit langen Schritten durchquerte Alexander von Schoenecker die Halle von Sophienlust und verschwand im Biedermeierzimmer. Dort saß Denise an dem zierlichen Damenschreibtisch und sah einen Stapel Rechnungen durch.

      Überrascht schaute sie von ihrer Arbeit auf. »Alexander, du? Welch hübsche Überraschung.« Ihre dunklen Augen strahlten.

      »Ich hatte hier in der Nähe zu tun. Da wollte ich nicht versäumen, nach dir zu sehen.« Alexander beugte sich über seine Frau und küsste sie sanft auf die Stirn.

      »Lieb von dir«, freute sich die schlanke, jugendliche Frau. Sie stand auf, schmiegte sich innig in die Arme ihres Mannes und dankte ihm mit einem zärtlichen Kuss.

      »Du weißt doch, ich bin verliebt in dich wie am ersten Tag. Und genauso benehme ich mich«, sagte Alexander und strich behutsam eine Haarsträhne aus Denises Stirn. »Manchmal glaube ich schon, ich mache mich richtig lächerlich.« Er machte ein zerknirschtes Gesicht.

      »Du? Niemals!«, kam es überzeugend zurück. Man sah Denise an, wie stolz sie auf ihren Mann war. Er war außerordentlich tüchtig, klug und gütig, und er war ein Mann, der gefiel. Seine Angestellten mochten ihn sehr und waren jederzeit bereit, für ihn einzustehen. Die Kinder vergötterten ihn und machten ihn zum leuchtenden Vorbild. »Im Übrigen hört es natürlich jede Frau gern, wenn man ihr sagt, dass sie geliebt wird.« Denise blinzelte


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