Der exzellente Butler Parker Staffel 2 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
Rakete. In Sekundenschnelle fiel der Toyota zurück.
Bevor der Fahrer dieses Wagens reagieren konnte, erreichte Parker bereits eine Querstraße. Nur dank der exzellenten Straßenlage seines Wagens, dessen Fahrwerk natürlich dem Motor angepaßt worden war, geriet das ehemalige Taxi nicht ins Schleudern.
Mylady wurde in die andere Ecke des Wagens geworfen und gegen die Rückpolster gedrückt. Agatha Simpson wollte protestieren, doch ihr blieb vorerst die Luft weg. Parker bremste scharf, hörte hinter sich ein unartikuliertes Grollen und entwischte mit seinem Wagen durch einen Torbogen.
»Was... was soll denn das?« reagierte Lady Agatha gereizt.
»Mylady schüttelten soeben die Verfolger ab, die man jetzt ihrerseits verfolgen kann«, erläuterte der Butler. Er öffnete das Handschuhfach und holte einen Gegenstand hervor, der an einen Tennisball erinnerte.
*
Der Fahrer des Toyota war unsicher geworden.
Er vermißte sein Zielobjekt, verlangsamte das Tempo und verschaffte seinen Mitfahrern auf diese Art die Gelegenheit, in die kleinen Seitenstraßen zu sehen, die kurz hintereinander folgten. Keiner der drei Männer kam auf den Gedanken, einen Blick nach hinten zu werfen.
Was sich durchaus gelohnt hätte, denn Parker näherte sich mit seinem Monstrum, nachdem er die Toreinfahrt wieder verlassen hatte. In schneller Fahrt schloß er auf und überholte den Toyota, dessen Fenster geöffnet waren, wie er bereits festgestellt hatte.
Damit hatte der Butler die Möglichkeit, seinen tennisballgroßen Gegenstand an den Mann zu bringen. Vom Fahrersitz aus warf er ihn beim Überholvorgang in den Toyota. Er hatte das kleine Wurfgeschoß vorher nachhaltig eingedrückt und damit aktiviert. Im Inneren des Balles, der aus zwei Teesieben zu bestehen schien, die man gegeneinander gedrückt hatte, waren zwei Glasampullen geplatzt.
Die Wirkung war verblüffend.
Parker hatte genau gezielt und dafür gesorgt, daß der Ball vorn beim Fahrer landete. In Sekundenbruchteilen breitete sich explosionsartig ein Nebel aus, der das Wageninnere des Toyota füllte und dem Fahrer die Sicht raubte. Der Mann wurde völlig überrascht und verriß das Steuer, als er nichts mehr sah.
»Sehr wirkungsvoll, Mister Parker«, freute sich die ältere Dame, die durch das Rückfenster des hochbeinigen Monstrums die Szene beobachtete.
Sie untertrieb.
Der Toyota schrammte mit dem linken Kotflügeln gegen ein Ziergitter und montierte sich dabei ab. Das Kreischen des beleidigten Blechs war überdeutlich zu hören. Wenig später lagerte sich ein anderes Geräusch darüber. Glas splitterte und klirrte. Dann hörte man eine kleine Detonation.
»Es dürfte sich um den Kühler gehandelt haben, Mylady«, sagte Parker, der seinen Wagen gestoppt hatte. Er stieg gemessen und ohne jede Hast aus.
Der Toyota war nur noch in Umrissen erkennbar. Aus den geöffneten Fenstern quollen Nebelwolken, die sich mit dem Wasserdampf aus dem demolierten Kühler mischten. Ein Zischen untermalte diesen Vorgang.
In den nahen Häusern wurden Lichter eingeschaltet und waren erste Rufe nach der Polizei zu vernehmen. Parker schritt auf den Toyota zu und achtete auf die Insassen, die seiner Einschätzung nach nicht mehr in der Lage waren, das Weite zu suchen. Er kannte schließlich den Inhalt der diversen Ampullen in seinem Wurfgeschoß.
Einer der drei Männer schaffte es.
Er fiel förmlich aus der hinteren rechten Wagentür, kniete dann aber nieder und hüstelte. Dieses Geräusch wurde von einigen neugierigen Hausbewohnern aufgenommen und verstärkt. Der Ruf nach der Polizei wurde intensiver.
»Nun, Mister Parker, was haben Sie mir zu berichten?« erkundigte sich Lady Agatha wenig später, als Parker zurückgekehrt war.
»Mit dem Erscheinen der zuständigen Behörden dürfte innerhalb der nächsten Minuten fest zu rechnen sein«, antwortete der Butler. »Wahrscheinlich wird man bei den drei Männern Schußwaffen finden.«
»Nun gut, darin wird McWarden Grund zur Freude haben«, vermutete die ältere Dame.
»Gegen eine Fortsetzung der Fahrt wäre nichts einzuwenden, Mylady?«
»Natürlich nicht«, antwortete sie.
»Mir geht es ja um den Frauenjäger, Mister Parker. Und die drei Subjekte dort kommen ja dafür nicht in Betracht. Sagte ich das nicht bereits?«
»Eindeutiger hätten Mylady sich gar nicht ausdrücken können«, antwortete Parker, ohne eine Miene zu verziehen.
*
»Herzlichen Dank für die drei Schläger«, meinte Chief-Superintendent am anderen Morgen. Er war kurz nach dem Frühstück erschienen und machte Mylady seine Aufwartung.
»Wovon reden Sie eigentlich, mein lieber McWarden?« wollte die Hausherrin lächelnd wissen.
»In der vergangenen Nacht haben meine Kollegen drei leicht benommene und hustende Kerle aus einem Toyota geborgen«, berichtete der Chief-Superintendent und lächelte ebenfalls. »Sie waren an einem Ziergitter und an einer Hausmauer gestrandet.«
»Manche Leute wissen eben nicht, wie man ein Auto fährt«, gab Lady Agatha süffisant zurück.
»Diese Kerle wußten es mit Sicherheit«, fuhr McWarden fort. »Es handelt sich um drei gesuchte Schläger, die eine Menge auf dem Kerbholz haben. Nein, nein, sie konnten plötzlich nichts mehr sehen. Man muß ihnen was in den Wagen geworfen haben.«
»Sie fanden Schußwaffen, Sir?« lenkte Parker ab.
»Drei Revolver und verschiedene Jagdmesser, Mister Parker«, sagte der Chief-Superintendent. »Ich gehe davon aus, daß die Schläger hinter zwei Opfern her waren.«
»Zwei Opfer, mein lieber McWarden?« flötete die ältere Dame geradezu.
»Wie auch immer.« McWarden winkte ab. »Hauptsache, daß wir diese Schläger erst mal festnehmen konnten.«
»Gehören die erwähnten Personen einer bekannten Gang an, Sir?« erkundigte sich Parker.
»Worauf Sie sich verlassen können«, gab McWarden zurück. »Sie arbeiten für einen Andrew Hogan.«
»Wen stelle ich mir darunter vor,« wollte die Detektivin wissen.
»Andrew Hogan ist so eine Art graue Eminenz aus der Szene«, machte der Chief-Superintendent deutlich. »Er mischt überall mit, wo es groß zu verdienen gibt, mit Kleinigkeiten gibt er sich nicht ab.«
»Er verfügt über eine fest installierte Gang, Sir, um es mal so auszudrücken?«
»Eben nicht, Mister Parker. Er heuert seine Leute von Fall zu Fall an.«
»Diese Männer aus dem erwähnten Toyota genierten sich nicht, Mister Hogans Namen zu nennen?«
»Das macht mich allerdings auch stutzig, Mister Parker«, räumte McWarden umgehend ein. »Ist eigentlich ungewöhnlich. Normalerweise sind die Kerle sehr schweigsam.«
»Sollte und müßte man unterstellen, daß sie den Namen absichtlich genannt haben?«
»Wäre gut, wenn man auch daran denken würde, Mister Parker.«
»Wie heißt dieses verkommene Subjekt, das sich für eine graue Eminenz hält?« wollte Lady Agatha wissen.
»Andrew Hogan«, erwiderte McWarden. »Nach außen hin spielt er natürlich den Biedermann und betätigt sich als Kaufmann. Hogan handelt mit Spielzeug.«
»Würden Sie das noch mal wiederholen?« fragte Agatha Simpson.
»Er handelt mit Spielzeug ... So für Kinder, Mylady. Seine Steuererklärungen sind in Ordnung, mit seiner Großhandlung verdient er recht gut, aber das alles macht nur einen Bruchteil dessen aus, was er wirklich einnimmt.«
»Hat Mister Hogan, was die kriminelle Seite angeht, sich auf eine bestimmte Branche spezialisiert, Sir?«
»Er