Der exzellente Butler Parker Staffel 2 – Kriminalroman. Günter DöngesЧитать онлайн книгу.
der Wasserpfeife, zog mit einem Griff den Kopf ab und schickte sich an, die Funken zu löschen, die auf den luxuriösen Teppich gefallen waren. Dabei sorgte er jedoch dafür, daß auch die geschockten Raucher eine kräftige Dusche des nicht mehr ganz frischen Wassers abbekamen.
»Was soll die Schweinerei? Was haben Sie überhaupt hier zu suchen?« erkundigte sich einer der Männer nach der ersten Schrecksekunde in gebrochenem Englisch.
»Man kam lediglich in der Absicht, den Herren eine einzige Frage zu stellen«, gab Parker gelassen Auskunft.
»Eine Frage?« wiederholte der Mann stirnrunzelnd und raffte sich mühsam auf.
»Mylady wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie Auskunft darüber geben könnten, wo sich die zwölf jungen Damen befinden, die Scheich Abdul XXIII. seinen Ministern zum Geschenk machen will«, wurde der Butler konkret.
Bei den Männern stieß Parkers höfliches Ersuchen auf wenig Gegenliebe. Sie versuchten, sich der Antwort durch eilige Flucht zu entziehen. Ihr Pech war, daß sie nicht mit der schnellen Reaktion des Butlers gerechnet hatten ...
*
Der Mann, der Parker so unfreundlich begrüßt hatte, sprang mit einem Satz hoch und versuchte, durch die halboffene Terrassentür in den dunklen Garten zu entkommen. Beim Versuch blieb es allerdings.
Gleichzeitig hatte Parker nämlich seinen schwarzen Universal-Regenschirm an der Spitze gefaßt. Dicht über dem Boden ließ er den bleigefüllten Bambusgriff einen Halbkreis beschreiben, bis sich die Krücke unwiderstehlich um die Knöchel des Flüchtenden ringelte und seine Vorsätze im Keim erstickte.
Der Mann absolvierte einen tadellosen Salto vorwärts, kam kurz vor den Kakteenköpfen auf der Fensterbank wieder auf die Füße und schloß gleich noch eine eindrucksvolle Pirouette auf einem Bein an.
Leider verließ ihn nach einer Weile die Orientierung, so daß er ins Schleudern geriet und in dem gediegen eingerichteten Zimmer beträchtlichen Flurschaden anrichtete. Der Mann beschloß seine Darbietung mit einem Handstand, der allerdings den eleganten Abgang vermissen ließ. Der inzwischen etwas erschöpft wirkende Turner nahm dankbar zur Kenntnis, daß es ein ledernes Sitzkissen war, auf das sein Kopf aufschlug.
Sein Mitraucher schien für sportliche Höchstleistungen keinen Sinn zu haben. Er nutzte die Darbietung, um tatsächlich durch die Terrassentür ins Freie zu hechten.
Da Parker die Tür inzwischen mit dem Fuß zugestoßen hatte, ging das Flugmanöver aber nicht ohne ein paar häßliche Schnitte ab. Auch der Burnus war nicht mehr das, was er kurz vorher noch war. Aber der Mann raffte sich auf, sprang über die Brüstung und rannte, so schnell ihn die Beine trugen.
Er war noch nicht weit, als ihn das Geschick in Gestalt eines kaum stricknadelgroßen, gefiederten Pfeils ereilte. Von komprimierter Kohlensäure angetrieben, war der zierliche Flugkörper aus dem hohlen Schaft von Parkers Regendach geglitten und hatte sich unbeirrbar sein Ziel gesucht.
Als der noch etwas benommen wirkende Turner sah, wie Parker die Flucht seines Komplizen vereitelt hatte, stimmte er augenblicklich ein jämmerliches Gezeter an. Der Butler ließ ihn in dem Glauben, der kleine Pfeil wäre mit dem tödlichen Urwaldgift Curare präpariert.
»Im Moment dürfte es nur eine einzige Möglichkeit geben, wie Sie Ihr Leben retten können, Sir«, bemerkte Parker gelassen und zielte spielerisch mit der Schirmspitze auf den ohnehin eingeschüchterten Mann. »Mylady begehrt zu wissen, wo die entführten jungen Damen gefangengehalten werden.«
»Sie sind schon auf dem Schiff«, gab der Mann bereitwillig preis.
»Darf man zusätzlich um Auskunft darüber bitten, in welchem Teil des Schiffes sich die fraglichen jungen Damen aufhalten?« bohrte der Butler zielsicher weiter.
»Im Lagerraum hinter der Küche«, verriet der glücklose Turner.
»Man dankt in aller Form für die freundliche Auskunft, Sir«, sagte Parker, zog ein Sprühfläschchen aus der Tasche und hielt es dem verdutzten Mann unter die Nase.
Der Traumspray wirkte augenblicklich. Sanft lächelnd folgte er seinem Komplizen auf dem Ausflug in eine andere Wirklichkeit.
Diskret überzeugte sich Parker, daß die Männer unter ihren Gewändern weitere Kleidungsstücke trugen und nahm dann beide Burnusse an sich. Wenig später durchschritt er in würdevoller Haltung das schmiedeeiserne Flügeltor und kehrte zu seiner Herrin zurück.
Dem Butler war es durchaus recht, daß Mylady inzwischen ein Nickerchen eingelegt hatte. So konnte er ungestört über Sprechfunk Mike Rander rufen.
Schon nach wenigen Sekunden war die Verbindung hergestellt.
»Ich sitze im Wagen und sehe die ›Fatimah‹ in rund vierhundert Metern Entfernung«, meldete der Anwalt. »An Bord ist alles dunkel und ruhig. Nur auf der Kommandobrücke brennt Licht. Wahrscheinlich wird es noch eine Weile dauern, bis sie ablegen.«
»Was zu hoffen ist, Sir«, merkte der Butler an und ließ sich von Rander den Weg zum Liegeplatz der »Fatimah« erklären.
»Die Mädchen sind also nicht mehr in Ben Abbas’ Haus?« vergewisserte sich der Anwalt.
»Die Damen dürften sich in einem Lagerraum hinter der Kombüse befinden, falls man nicht falsch informiert wurde, Sir«, teilte Parker mit, bevor er das Funkgerät ausschaltete und seinem hochbeinigen Monstrum die Sporen gab.
*
Niemand wurde aufmerksam, als das schwarze, eckige Gefährt, gefolgt von Mike Randers Austin, mit ausgeschalteten Scheinwerfern auf den Kai rollte. Parkers Chronometer zeigte fünf Minuten vor vier.
»Dürfte man Sie höflich bitten, für einen bedeutsamen Zweck Ihren Schal zur Verfügung zu stellen, Sir?« wandte sich der Butler im Flüsterton an Rander, als die Männer an der Kaimauer zusammentrafen.
Der Anwalt blickte zwar ungläubig, gab seinen leichten Wollschal aber bereitwillig.
Parker hatte eine beängstigend dünne Strickleiter mitgebracht, die aus einer reißfesten Nylonfaser hergestellt war. An einem Ende war ein stabiler Stahlhaken befestigt, den der Butler mit Randers Schal umwickelte.
»Diese Art Schalldämpfer ist mir entschieden lieber als die Dinger, die auf Pistolenläufen sitzen«, kommentierte der Anwalt. »Aber die Reling ist ganz schön hoch. Meinen Sie, Sie schaffen es, Parker?«
»Man wird sein Bestes versuchen, Sir«, versprach der Butler. »Andererseits würde meine Wenigkeit es als Ehre empfinden, Ihnen den Vortritt lassen zu dürfen, Sir.«
»Nein, nein«, wehrte der Anwalt ab. »Ich bin viel zu nervös.«
Daß Parker nicht im geringsten nervös war, zeigte sich schon beim ersten Wurf. Lautlos blieb der Haken am Geländer hängen.
Sehr vertrauenerweckend kann die dünne Strickleiter nicht gewirkt haben. Jedenfalls verzichtete Mylady freiwillig darauf, bei der Befreiung der entführten Mädchen mit Hand anzulegen.
So streiften Parker und Rander die Burnusse über und hangelten sich nach oben. Sie hatten erst wenige Schritte in einem düsteren Gang zurückgelegt, als ihnen ein Mann entgegenkam.
»Wo geht’s denn zur Küche?« murmelte Parker im besten Arabisch.
»Geradeaus und dann links«, antwortete der Mann im Vorbeigehen. Als er doch noch stutzig wurde und wie angewurzelt stehenblieb, war es schon zu spät.
Nachdrücklich klopfte der bleigefüllte Bambusgriff von Parkers Regendach auf seine Schädeldecke. Wortlos bettete der Mann sich auf die Planken und vergaß die Fremdlinge.
Nicht ganz so geräuschlos ging es ab, als Parker und Rander durch die Küche in den Lagerraum wollten. Die beiden Männer, die sich ihnen in den Weg stellten, gehörten mit Sicherheit nicht zum Küchenpersonal. Dafür sprachen schon die langläufigen Revolver, mit denen das unfreundliche Paar herumfuchtelte.
Der Butler und der Anwalt ließen sich jedoch nicht einschüchtern und waren wieder mal um die entscheidenden Sekundenbruchteile