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Lucinde. Ein Roman. Studienausgabe. Friedrich SchlegelЧитать онлайн книгу.

Lucinde. Ein Roman. Studienausgabe - Friedrich Schlegel


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Kohlen[43]pfanne. Gegenüber zeigte sich auch als stumme Figur der vergötterte Herkules wie er abgebildet wird mit der Hebe auf dem Schooß. Vorn auf der Bühne liefen und sprachen eine Menge jugendlicher Gestalten, die sehr fröhlich waren, und nicht bloß zum Schein lebten. Die jüngsten glichen Amorinen, die mehr erwachsenen den Bildern von Faunen: aber jeder hatte seine eigne Manier, eine auffallende Originalität des Gesichts, und alle hatten irgend eine Ähnlichkeit von dem Teufel der christlichen Maler oder Dichter; man hätte sie Satanisken nennen mögen. Einer der kleinsten sagte: »Wer nicht verachtet, der kann auch nicht achten; beides kann man nur unendlich, und der gute Ton besteht darin, daß man mit den Menschen spielt. Ist also nicht eine gewisse ästhetische Bosheit ein wesentliches Stück der harmonischen Ausbildung?« – »Nichts ist toller, sagte ein andrer, als wenn die Moralisten Euch Vorwürfe über den Egoismus machen. Sie haben vollkommen Unrecht: denn welcher Gott kann dem Menschen ehrwürdig seyn, der nicht sein eigner Gott ist? Ihr irrt freylich darin, daß Ihr ein Ich zu haben glaubt; aber wenn ihr indessen euren Leib und Namen oder eure Sachen dafür haltet, so wird doch wenigstens ein Logis bereitet, wenn etwa ja noch ein Ich kommen sollte.« – »Und diesen Prometheus könnt ihr nur recht in Ehren halten, sagte einer der größten; er hat euch alle gemacht, und macht immer mehrere eures gleichen.« – In der That warfen auch die Gesellen jeden neuen Menschen, so wie er fertig war, unter die Zuschauer herab, wo man ihn sogleich gar nicht mehr unterscheiden konnte, so ähnlich waren sie alle. »Er fehlt nur in der Methode!« fuhr der Sataniskus fort: »Wie kann man allein Menschen bilden wollen? Das sind gar nicht die rech[44]ten Werkzeuge.« Und dabey winkte er auf eine rohe Figur vom Gott der Gärten, die ganz im Hintergrunde der Bühne zwischen einem Amor und einer sehr schönen unbekleideten Venus stand. »Darin dachte unser Freund Herkules richtiger, der funfzig Mädchen in einer Nacht für das Heil der Menschheit beschäftigen konnte, und zwar heroische. Er hat auch gearbeitet und viel grimmige Unthiere erwürgt, aber das Ziel seiner Laufbahn war doch immer ein edler Müssiggang, und darum ist er auch in den Olymp gekommen. Nicht so dieser Prometheus, der Erfinder der Erziehung und Aufklärung. Von ihm habt ihr es, daß ihr nie ruhig seyn könnt, und euch immer so treibt; daher kommt es, daß ihr, wenn ihr sonst gar nichts zu thun habt, auf eine alberne Weise sogar nach Charakter streben müßt, oder euch einer den andern beobachten und ergründen wollt. Ein solches Beginnen ist niederträchtig. Prometheus aber, weil er die Menschen zur Arbeit verführt hat, so muß er nun auch arbeiten, er mag wollen oder nicht. Er wird noch Langeweile genug haben, und nie von seinen Fesseln frey werden.« Da dies die Zuschauer hörten, brachen sie in Thränen aus, und sprangen auf die Bühne um ihren Vater der lebhaftesten Theilnahme zu versichern; und so verschwand die allegorische Komödie.

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