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Praxis Dr. Norden Box 4 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Praxis Dr. Norden Box 4 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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und seine bezaubernde Partnerin Wendy bereit erklärt, uns zu zeigen, was sie bisher gelernt haben.« Er winkte die beiden zu sich in die Mitte des Parketts. »Ich bitte euch alle, euch mit Kritik zurückzuhalten. Schließlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.« Seine Ledersohlen klapperten auf dem Parkett. Gleich darauf erklangen schmissige Salsa-Rhythmen.

      Daniel Norden nahm Tanzhaltung ein. Er sah seiner Partnerin tief in die Augen. Wendy legte die Rechte in seine Hand. Leicht wie eine Feder sank ihre Linke auf seine Schulter. Sie warf den Kopf in den Nacken und schickte ihm einen feurigen Blick.

      Fee stieß Danny in die Seite.

      »Das sieht aber nicht gerade amateurhaft aus.«

      »Warte es ab. Das ist alles nur Show«, raunte Danny und rieb sich die Hände.

      Daniel Norden nickte seiner Tanzpartnerin zu. Wendy trat mit dem rechten Fuß einen Schritt zurück. Was dann folgte, war eine Überraschung. Nicht nur die Anwesenden staunten über die emotionale Darbietung. Auch Carlos stand mit offenem Mund daneben und sah Daniel und Wendy dabei zu, wie sie über das Parkett wirbelten. Nach einer vollendeten Drehung ging Daniel Norden vor seiner Tanzpartnerin auf die Knie. Schwer atmend, aber mit leuchtenden Wangen und Augen, verbeugten sich die beiden vor ihrem Publikum.

      »Großartig. Dann kann ich den Unterricht ja jetzt Ihnen überlassen«, scherzte Carlos.

      Fee dagegen stieß ihren Sohn in die Seite.

      »Das war alles andere als eine Lachnummer.«

      »Ich … Ich weiß auch nicht, was da passiert ist. Heute Mittag sah das noch ganz anders aus.« Danny streckte den linken Arm aus und wollte seine Mutter an sich ziehen.

      Doch Felicitas schlängelte sich an ihm vorbei in Richtung Daniel, der genau wie Wendy von einer Traube Menschen belagert wurde.

      »Darf ich mal durch. Entschuldigung. Ich muss kurz vorbei.« Es kostete sie ein paar Minuten und ein Mal sogar den Einsatz ihrer Ellbogen, bis sie endlich vor ihrem Mann stand. Sie stemmte die Hände in die Hüften und sah zu ihm hinauf.

      »Wo hast du das gelernt, Dan?«

      Er zuckte mit den Schultern.

      »Ich hatte keine Wahl. Schließlich wollte ich dir keine Schande machen.« Er zwinkerte seiner Frau zu und bot ihr seinen Arm.

      Fee zögerte kurz. Dann schmiegte sie sich an ihn, sich der neidischen Blicke ihrer Geschlechtsgenossinnen wohlbewusst. Was für ein großartiges Gefühl!

      Nur Wendy hatte keine Zeit, ihren ehemaligen Chef anzuschmachten. Sie flog von einem Männerarm in den nächsten. Ihr Strahlen verriet, dass sie im siebten Himmel schwebte. Und auch Danny war zufrieden. Er hatte sein Ziel – eine glückliche Wendy - erreicht. Dass er allein am Tisch stand, spielte keine Rolle.

      *

      Der Gesprächsstoff über die Krankheit hatte sich erschöpft. Während in der Tanzschule die Stimmung überkochte, war Stille im Krankenzimmer der Behnisch-Klinik eingekehrt. Doch es war kein angenehmes Schweigen zwischen Malte und seinem Vater. Die beiden schwiegen nicht aus Ergriffenheit über gemeinsam Erlebtes, einen Sonnenaufgang auf dem Gipfel eines Berges, Ankommen nach einer beschwerlichen Wanderung, das Staunen über die Geburt neuen Lebens. Es war ein unangenehmes Schweigen voller Anspannung. Malte fühlte sich wie ein Kind in Erwartung einer Strafe. Arndt erging es nicht besser. Er knetete die kalten Hände.

      »Bist du immer noch böse mit mir?«

      Das war das Stichwort. Malte atmete auf. Gleichzeitig zog er eine Augenbraue hoch.

      »Eigentlich müsstest du böse mit mir sein. Ich war ganz schön gemein zu dir.«

      Arndt winkte ab.

      »Das, was du gesagt hast, war längst überfällig. Selbst wenn die Wahrheit manchmal weh tut.«

      »Trotzdem«, beharrte Malte. »Ich hätte es auch netter sagen können.«

      »Sollen wir noch einmal von vorn anfangen?«, scherzte Arndt.

      »Bloß nicht.«

      Einen Moment lachten Vater und Sohn miteinander.

      »Darf ich dich um etwas bitten?«, fragte Arndt schließlich.

      »Kommt darauf an.«

      »Erzählst du mir in Zukunft, wenn du gesundheitliche Probleme hast?«

      Malte sah seinem Vater in die Augen. Er nickte langsam. Haderte mit sich.

      »Es gibt da ein Mädchen, Antonie. Ich glaube, ich habe mich in sie verliebt.«

      »Aber das ist doch wundervoll.« Arndts Lächeln war echt. »Es gibt kaum etwas Schöneres als diese Schmetterlinge im Bauch.«

      »Echt?« Malte machte keinen Hehl daraus, dass er nicht mit diesem Geständnis gerechnet hatte. »Ehrlich gesagt bin ich froh, wenn ich wieder normal bin. Wenn ich ein und dieselbe Zeile nicht mehr drei Mal lesen muss, weil ich ständig an Antonie denke. Wenn ich nicht mehr jedes Mädchen auf der Straße mit ihr verwechsle. Wenn ich nicht mehr wie ein Idiot herum stammle, weil ich Wortfindungsstörungen habe.«

      »Ich verstehe, was du meinst.« Arndt nickte. »Schon Platon wusste, dass Liebe eine schwere Geisteskrankheit ist.«

      Malte kniff sich in den Arm. Träumte er oder war das wirklich sein Vater, mit dem er über dieses heikle Thema scherzte?

      »Weißt du, wie viel Angst ich hatte, dir von Antonie zu erzählen? Ich dachte, dass dich das an Mama erinnert. Dass du wieder so traurig wirst wie früher.«

      Arndt biss sich auf die Unterlippe. Er senkte den Blick und betrachtete die Hände in seinem Schoß.

      »Vor ein, zwei Jahren wäre das wahrscheinlich sogar noch der Fall gewesen«, gestand er mit rauer Stimme. »Wahrscheinlich hätte ich alles in meiner Macht stehende getan, um dir das Mädchen auszureden.«

      Malte schluckte.

      »Und heute?«

      Er hatte noch nicht ausgesprochen, als es klopfte. Ein Mädchenkopf tauchte im Türspalt auf.

      »Oh, Entschuldigung. Ich wusste nicht, dass du noch Besuch hast.«

      »Nein, schon gut. Komm nur rein.« Mit einem Satz war Arndt auf den Beinen. »Ich wollte ohnehin gehen. Ich habe eine Verabredung mit Janine.« Gab es eine bessere Antwort auf Maltes Frage?

      *

      Die Hände tief in die Taschen ihrer Jacke versenkt, schlenderte Janine am Gehweg entlang. Die Luft war kühl. Sie roch nach Herbst. Klingelnd fuhr ein Fahrradfahrer an ihr vorbei. Sein Schatten folgte ihm und holte ihn unter der nächsten Straßenlaterne ein. Janine sah ihm nach und sah ihn doch nicht. Sie versuchte, sich auszumalen, was dieser Abend bringen mochte. Und hatte doch keine Idee. Wie würde Arndt zu ihrer Entscheidung stehen? Und was würden ihre Kollegen sagen, allen voran Danny Norden? Darüber dachte sie schon den ganzen Abend nach und hatte doch keine Antwort gefunden.

      »Ich werde es wohl ausprobieren müssen«, seufzte sie. Unversehens war sie am Treffpunkt angelangt. Spanische Gitarrenklänge hallten hinaus auf die Straße. Ein paar Besucher verließen das Lokal. Eine Wolke Knoblauch begleitete sie nach draußen. Ein junger Mann hielt ihr die Tür auf. Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. An einem anderen Abend wäre Janine stehengeblieben, hätte ein paar Sätze mit ihm gewechselt. Vielleicht sogar die Telefonnummern getauscht. So aber dankte sie ihm mit einem abwesenden Lächeln und betrat die Tapasbar.

      Es war, als betrete sie ein anderes Universum. Ein warmes, duftendes, lautes, fröhliches Universum voller lachender Menschen. Und mittendrin Wendy und ein fremder Mann. Fantasierte sie oder legte ihre Freundin wirklich gerade eine heiße Salsa aufs Parkett?

      Fee war auf dem Rückweg zu ihrem Tisch. Sie entdeckte die ehemalige Assistentin ihres Mannes und kämpfte sich zu ihr durch.

      »Genauso habe ich heute auch geschaut, als Daniel und Wendy getanzt haben.« Lachend umarmte sie Janine.

      Die konnte den Blick nicht


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