Ostseeküste - Mecklenburg-Vorpommern Reiseführer Michael Müller Verlag. Sabine BechtЧитать онлайн книгу.
zum gleichnamigen Café nebenan. Mo-Sa 10-18 Uhr. Bademutterstr. 2.
Hanse Sektkellerei 25 Die nördlichste Sektkellerei Deutschlands. Hanse-Sekt (Flaschengärung) ab 6 €. Führungen mit Sektverkostung im Alten Gewölbe 8,50-10,50 € (sehr beliebt bei Busgruppen). Verkauf Mo-Fr 10-17, Sa 10-13 Uhr, Besichtigung 14-16 Uhr und Sa 10-13 Uhr. Turnerweg 4, Tel. 03841-48480, www.hanse-sektkellerei.de.
Fischleder Store 17 Atelier und Manufaktur von Ramona Stelzer. Die gelernte Goldschmiedin und Diplom-Designerin fertigt Schmuck und Accessoires aus Fischleder und Edelmetall. Achtung: Fischleder riecht zwar nicht mehr nach Fisch (eher ein wenig nach Leder), mag nach dem Gerben aberkeine längeren Bäder mehr, daher nicht damit duschen! Di-Fr 11-18 Uhr geöffnet sowie Sa 11-15Uhr, in den Wintermonaten Sa geschl. (außer: Advent). Krämerstr. 21, www.ramonastelzerdesign.com.
Brausekontor 12 Hier gibt’s ausgewählten Trödel und beste Fassbrause aus Mecklenburg (u. a. mit Rhabarber, Blaubeere und Holunderblüte), dazu diverse Veranstaltungen. Mo-Fr 11-16 Uhr (im Sommer länger), Sa 11.30-16 Uhr. Schweinsbrücke 2a.
Vom Geschäft in der Krämerstraße zum Handelsimperium: Rudolph Karstadt
Am 14. Mai 1881 eröffnete der 25-jährige Kaufmann Rudolph Karstadt aus dem nahe gelegenen Grevesmühlen in der Krämerstraße 4 mit nur einem Angestellten das „Tuch-, Manufactur- u. Confections-Geschäft“. Sein Kapital war ein Wagen voller Waren und eine Geschäftsidee. Letztere war denkbar einfach, aber weitgehend unbekannt: Die Waren sollten billig, aber zu festen Preisen verkauft und bar bezahlt werden; der Einkauf sollte also ohne das branchenübliche Gefeilsche und Anschreiben vonstatten gehen. Gegen alle mecklenburgische Skepsis setzte sich Karstadts Idee durch. Bereits drei Jahre später eröffnete er eine Filiale in Lübeck und kaufte in Wismar das Gebäude an der Ecke Krämer Straße/Lübsche Straße. Hier ließ er 1907/1908 das moderne Gebäude errichten, in dem man auch heute noch einkaufen kann. Zu diesem Zeitpunkt betrieb er bereits 24 Kaufhäuser, zum 50. Firmenjubiläum sollten es 89 sein, darunter mit dem Karstadt am Hermannplatz in Berlin eines der größten Warenhäuser der Welt. Rudolph Karstadt starb am 15. Dezember 1944 in Schwerin. Sein Name ist zu einem Synonym für Kaufhäuser geworden. Nach dem Krieg verlor der Karstadtkonzern seine Filialen östlich von Oder und Neiße sowie in den sowjetischen Besatzungszonen. In der Bundesrepublik hingegen stieg Karstadt zum größten Handelsunternehmen auf, zum Erfolg trug auch der Einstieg in den Versandhandel durch die Übernahme des Neckermann-Konzerns in den 1970ern bei. Nach 1989 übernahm Karstadt viele der Centrum- und Magnet-Warenhäuser in den neuen Bundesländern (darunter auch das alte Stammhaus in Wismar), 1994 auch Häuser von Hertie. Durch die Verschmelzung mit der Schickedanzgruppe zur KarstadtQuelle AG (1999) verbarg sich hinter dem Namen schließlich einer der größten europäischen Handelskonzerne mit 116.000 Mitarbeitern. 2004 wurde bekannt, dass der Konzern in wirtschaftliche Schieflage geraten war, 2007 folgte die Umbenennung in Arcandor, 2009 die Insolvenz. Heute gehört die traditionsreiche Kaufhauskette zur österreichischen Signa Holding, den Mehrheitsanteil an den Premiumhäusern hält die thailändische Central Group.
Klützer Winkel
Bei Boltenhagen
Im Westen von Wismar, zwischen Wismarbucht und Trave, erstreckt sich ein lieblicher Landstrich. Seit jeher wurde rund um das kleine Städtchen Klütz Landwirtschaft betrieben, und auch heute noch befindet sich hier die Kornkammer Mecklenburgs.
Im Klützer Winkel scheint mancherorts die Zeit stillzustehen. Winzige Weiler, teilweise nur durch Schotterpisten oder holpriges Kopfsteinpflaster miteinander verbunden, verstecken sich zwischen sanften Hügeln. Am Straßenrand scharren Hühner, auf den Koppeln weiden Kühe neben Pferden und Eseln, Schweine liegen träge in offenen Stalltüren, und im Dorfteich schwimmen die Enten in Paaren umher.
Zentrum der Landschaftsidylle ist das kleine Städtchen Klütz, das durch seinen Besuchermagnet Schloss Bothmer am Ortsrand zuletzt enorm belebt wurde. Das touristische Zentrum für Strandgänger ist hingegen das Ostseebad Boltenhagen mit langem Sandstrand, Seebrücke und Kurzentrum. An der Küste des Klützer Winkels und in Klütz selbst erinnern wie an der ganzen Lübecker Bucht und Wismarbucht Gedenksteine an die Katastrophe der Cap Arcona (→ Insel Poel).
Klützca. 3100 Einwohner
Ein verträumtes, kleines Städtchen mit einem weithin bekannten, prächtigen Schloss, geadelt durch sein literarisches Erbe. Sieht man einmal vom regen Verkehr an der Durchgangsstraße ab, scheint sich kaum etwas geändert zu haben, seit Uwe Johnson in seinem berühmten Roman Jahrestage das kleine (fiktive) Jerichow beschrieb, das gemeinhin mit Klütz identifiziert wird: kopfsteingepflasterte Straßen, ein beschaulicher Markt, eine schmucke kleine, steinalte Kirche mit weithin sichtbarem Turm, am Ortsrand eine alte Windmühle sowie das überraschend stattliche barocke Schloss Bothmer mit ausladendem Park und schließlich und vor allem - keine Hektik.
Uwe Johnsons „Jahrestage“
„... einwärts der Ostsee zwischen Lübeck und Wismar gelegen, ein Nest aus niedrigen Ziegelbauten entlang einer Straße aus Kopfsteinen, ausgespannt zwischen einem zweistöckigen Rathaus mit falschen Klassikrillen und einer Kirche aus der romanischen Zeit, deren Turm mit einer Bischofsmütze verglichen wird; lang und spitz läuft er zu, und wie die Mütze eines Bischofs hat er Schildgiebel an allen vier Stirnen“
Uwe Johnson, Jahrestage, Bd. 1, Frankfurt/M. 1993, S. 30f.
Ein Literaturhaus für Jerichow
Jerichow, das fiktive mecklenburgische Städtchen aus Uwe Johnsons Roman Jahrestage, wird längst mit dem realen Klütz in Beziehung gesetzt, auch wenn Johnson in Interviews dieser Zuweisung immer widersprochen hat. Den edlen Spender des literarischen Ruhmes hat man in Klütz gleich mehrfach bedacht: Seit 2002 gibt es den Förderverein Uwe Johnson in Klütz, der u. a. den Klützer LiteraturSommer (Juni bis Sept., meist Lesungen) organisiert. Um eine weitere Attraktion reicher ist der Ort seit 2006: In einem umgebauten Getreidespeicher von 1890 wurde das Literaturhaus Uwe Johnson eröffnet, das neben einer Dauerausstellung zu Johnson auch die Stadtbibliothek (im Erdgeschoss) beherbergt. Dessen Lebensweg ist über mehrere Stockwerke verteilt zu sehen und mit zahlreichen interessanten Dokumenten unterlegt, dazwischen kann man sich auch mal in bequeme Sessel sinken lassen und in den Werken Johnsons schmökern. Im Literaturhaus finden häufig auch Lesungen und andere kulturelle Veranstaltungen statt. Es werden auch die Werke des Autors verkauft, außerdem gibt es eine kleine Automaten-Cafeteria. Sehr freundliche und hilfsbereite Leitung. Im Erdgeschoss befindet sich auch die Stadtinformation (Touristeninformation) Klütz.
♦ April bis Okt. Di-So 10-17 Uhr, Mo geschl.; Nov. bis März Mi-Sa 10-16 Uhr, So-Di geschl. Eintritt 3,50 €, erm. 2 €, Kombiticket mit Schloss Bothmer 7,50 €. Im Thurow 14, 23948 Klütz, Tel. 038825-22387, www.literaturhaus-uwe-johnson.de.
Sehenswertes