Ich schaffs!. Ben FurmanЧитать онлайн книгу.
dass es ihm etwas nützt, wenn er lernt, mit anderen zu verhandeln. Außerdem könnte ihm diese Fähigkeit viel Spaß machen.«
»Welche Fähigkeit sollte Sheena erlernen?«
»Sie hat die schlechte Angewohnheit, andere Leute nachzuäffen. Sie sollte lernen, damit aufzuhören.«
»Was muss sie lernen, um diese Angewohnheit aufzugeben?«
»Sie muss einfach damit aufhören, das ist alles.«
»Das ist richtig, aber wir müssen uns klar darüber sein, dass es für Kinder sehr schwer ist, schlechte Angewohnheiten aufzugeben, wenn sie keine andere Angewohnheit haben, mit der sie die schlechte Angewohnheit ersetzen können. Was könnte denn diese bessere Angewohnheit sein?«
»Das weiß ich nicht, aber ich glaube, es ist nicht so sehr die Frage, dass sie aufhören soll, andere Leute nachzuäffen, sondern, dass sie verstehen lernt, dass es manchmal in Ordnung ist, andere Leute nachzumachen, und manchmal sehr respektlos oder sogar verletzend sein kann.«
»Ist es also so, dass sie die Angewohnheit, andere Leute nachzumachen, nicht ganz verlieren sollte, sondern dass sie lernen muss zu unterscheiden, wann es in Ordnung ist und wann nicht?«
»Genau. Sie sollte wahrscheinlich lernen, andere Leute um Erlaubnis zu bitten, wenn sie Lust hat, sie nachzumachen, und zumindest sollte sie lernen, sich zu entschuldigen, wenn sie damit die Gefühle anderer verletzt hat.
»Welche Fähigkeit sollte Matthias erlernen?«
»Er sollte lernen, nicht zu lügen.«
»Er weiß wahrscheinlich, dass er keine Geschichten erzählen soll, aber was muss er lernen, damit er das nicht mehr tut?«
»Er muss einfach aufhören, Geschichten zu erzählen.«
»Aber Sie wollen doch nicht, dass Matthias ganz damit aufhört, Geschichten zu erzählen, oder? Schließlich ist das ja auch eine Fähigkeit, wenn man spannende Geschichten erzählen kann. Wer weiß, vielleicht wird er ja Schriftsteller, wenn er groß ist.«
»Nein, ich meine nicht, dass er ganz damit aufhören sollte, Geschichten zu erzählen, aber er sollte lernen, Dichtung und Wahrheit zu unterscheiden.«
»Das ist, glaube ich, eine wichtige Fähigkeit, die Kinder erlernen müssen. Können wir sagen, dass die Fähigkeit, die Matthias erlernen muss, ist, Dichtung und Wahrheit zu unterscheiden und den anderen mitzuteilen, welche Geschichte wahr ist und welche nicht?«
»Das ist genau die Fähigkeit, die Matthias erlernen muss, denn es ist eigentlich gar nichts Schlimmes dran an seinen Geschichten. Es ist nur, dass er nicht versteht, dass es seine Pflicht ist, den anderen klar zu machen, ob das, was er sagt, wahr ist oder nicht.«
Ein Lehrer zu seinen Schülern: »Was müsst ihr lernen, damit ihr ordentlich in die Schulkantine gehen könnt?«
»Wir müssen lernen, nicht zu rennen, wenn wir da hingehen.«
»Das stimmt, aber was solltet ihr machen, anstatt zu rennen?«
»Wir sollten in die Kantine gehen.«
»Sehr gut. Das ist eine Fähigkeit, die ihr üben könnt. Lasst mich das aufschreiben! Und was müsst ihr noch können, damit es reibungslos abläuft, wenn ihr in die Kantine geht?«
»Wir müssen lernen, einander nicht zu schubsen.«
»Und was müsst ihr lernen, damit ihr das nicht mehr macht?«
»Wir müssen lernen, in der Schlange zu stehen und zu warten.«
»Gut, das schreibe ich auch auf. Auch das ist eine Fähigkeit, die man erlernen kann.«
Von »Lass das!« zu »Tu das!«
Sie haben vielleicht schon einmal festgestellt, dass Sie nichts erreichen, wenn Sie Ihr Kind bitten, dass es aufhören soll, etwas zu tun, von dem Sie nicht möchten, dass es dies tut. Sie sagen: »Lass das!«, und Ihr Kind macht einfach so weiter, als hätten Sie nichts gesagt.
»Hör auf zu schreien!«
»Hör auf, Sachen herumzuschmeißen!«
»Lass das Treten!«
»Spiel nicht mit dem Essen herum!«
»Hör auf damit, deine Schwester zu ärgern!«
Zusätzlich zu der Tatsache, dass diese »Stopp-Befehle« oft keinen oder nur wenig Effekt haben, provozieren sie in einigen Fällen die Kinder sogar dazu, absichtlich mit dem weiterzumachen, was sie gerade tun. Wie gut, dass wir wissen, dass Kinder auf unsere Anweisungen besser reagieren, wenn wir uns so ausdrücken, dass wir ihnen sagen, was wir möchten, dass sie das tun, anstatt was wir nicht möchten, dass sie das tun. Wenn wir einem Kind sagen, was wir möchten, dass es tut – und nicht, was wir nicht möchten, dass es tut – wird es sich nicht kritisiert fühlen und deshalb auch kein Bedürfnis haben, sich zu verteidigen. Ich nenne das eine Umkehrung einer »Tu-das-nicht«-Aussage in eine »Mach-das-stattdessen«-Aussage: von »Lass-das!« zu »Tu-das!«. Hier sind ein paar Beispiele:
»Schrei mich nicht an!« |
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»Sprich leise!« |
»Wirf keine Sachen durch die Gegend!« |
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»Behalt die Sachen bei dir!« |
»Hör mit dem Treten auf!« |
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»Halt deine Füße ruhig!« |
»Spiel nicht mit dem Essen herum!« |
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»Iss ordentlich!« |
»Ärgere deine kleine Schwester nicht!« |
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»Sei nett zu deiner kleinen Schwester!« |
»Ich schaffs« fängt damit an, dass sich die verantwortlichen Erwachsenen, normalerweise in Abwesenheit des Kindes, zusammensetzen und besprechen, welche Fähigkeit das Kind erlernen oder verbessern soll, um sein Problem loszuwerden. Wenn sie sich darüber verständigt haben, welche Fähigkeit das Kind erlernen sollte, treten sie an das Kind heran und schlagen ihm vor, diese Fähigkeit zu erlernen. Im nächsten Abschnitt geht es darum, wie man Kindern solche Vorschläge unterbreitet und wie man mit ihnen über die Fähigkeiten, die sie erlernen sollen, spricht.
Schritt 2: Sich auf eine zu erlernende Fähigkeit einigen
Besprechen Sie sich mit dem Kind und einigen Sie sich mit ihm darauf, welche Fähigkeit es zuerst erlernen möchte.
An unseren Kindern ist nichts falsch – sie müssen nur manchmal die eine oder andere Fähigkeit weiterentwickeln.
Kevin war zehn Jahre alt. Sein problematisches Verhalten war, dass er log. Zusammen mit seinen Eltern und seinem Lehrer suchte er Andrew Duggan auf, einen britischen Therapeuten, der »Ich schaffs« in seiner Arbeit mit Kindern anwendet. Nachdem