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Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus. Andreas SuchanekЧитать онлайн книгу.

Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus - Andreas Suchanek


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Platten, dann erschien eine dreidimensionale astrografische Karte dazwischen. Da alle Primärkonsolen im Kreis um den mittigen Tank angeordnet waren, konnte jeder Offizier sehen, wovon Lieutenant Kensington sprach. Jayden erhob sich und trat an den Rand des Kommandopodests, von dem aus Commander Ishida und er alles überblickten.

      Das System der Rentalianer war beeindruckend. Das Doppelsternsystem bot einen wunderbaren Anblick. Ein glühend-orangeroter Riese schwebte im Zentrum des Displays. Dicht neben ihm befand sich die kleinere Sonne. Den eingeblendeten Daten zufolge handelte es sich bei dem größeren Stern um einen orangefarbenen Zwerg von 0,7295 Sonnenmassen, der zur Spektralklasse K5 V gehörte. Der kleinere Stern besaß nur 0,2157 Sonnenmassen und gehörte zur Spektralklasse M5 V. Der Abstand zwischen beiden betrug 0,35 AE.

      Überall im System gab es größere Asteroiden, die von den Rentalianern zu Geschützstellungen ausgebaut worden waren, sowie kleinere Zwergplaneten. In der habitablen Zone gab es fünf Welten: Zwei Gasriesen, die mit Atmosphärenhabitaten zugepflastert waren, und drei erdähnliche Welten.

      Die Heimatwelt der Rentalianer war der vierte Planet.

      Ein Bereich des Holotanks wurde nun von einer roten Kugel hervorgehoben und herangezoomt.

      »Die Sensoren melden Rückstände von Eisen, Stahl und Keranit. Hinzu kommen Rückstände von Gamma- und … Sivor-Strahlung.«

      Jayden nickte. Das war nicht ungewöhnlich. Aller Wahrscheinlichkeit nach waren einige Rentalianer per Transmitter von ihrem Schiff geflohen, kurz bevor es explodierte. Charles Sivor hatte den Namen jener Strahlung geprägt, die beim Einsatz von Transmittern unweigerlich entstand und noch lange danach angemessen werden konnte. Sie war nicht schädlich, strahlte jedoch wie ein Leuchtfeuer weithin sichtbar für alle Sensoren.

      »Deutet irgendetwas auf einen Angriff der Parliden hin?«, fragte Commander Ishida. »Metallurgische Rückstände, Strahlenwerte, Biosignaturen?«

      Kensington schüttelte den Kopf. »Nein, Ma’am. Keinerlei Hinweise auf Nicht-Rentalianer.«

      »Sir, ich erhalte keine Antwort auf unsere Phasenfunk-Anfrage«, sagte Lieutenant McCall. Mit großen Augen sah sie zu ihm auf, unschlüssig, was zu tun war.

      »Versuchen Sie es weiter, Lieutenant«, befahl Jayden. »Wenn Sie keine Verbindung zum obersten Rudelführer herstellen können, versuchen sie es bei einem der Habitate oder Schiffe.«

      »Ich orte multiple Signaturen!«, rief Tess Kensington. »Insgesamt sieben rentalianische Schiffe halten auf uns zu – sie haben ihre Stealth-Systeme eindeutig verbessert. Ihr Vektor und die Geschwindigkeit deuten auf einen Abfangkurs zur HYPERION.«

      Kein Wunder. Sie wussten ja auch, wo wir in das System einfliegen, dachte Jayden. »Rufen Sie die Schiffe.«

      »Verbindung wird hergestellt«, sagte McCall. »Ich habe den Kommandanten der Lu-Men-Ta-Rau.«

      Jayden nickte. Die Verbindung wurde freigeschaltet. Im Holotank erschien das Gesicht eines hundeähnlichen Humanoiden.

      »Ich grüße Sie, Cross. Ihr Kommen wurde angekündigt. Ich bin Kommandant Ti-So-Ma-Ro-Lu.«

      Jayden erinnerte sich an das Dossier. Jeder Rentalianer lebte in einem Rudel und der eigene Name setzte sich aus den beiden Anfangssilben der Namen aller Rudelmitglieder zusammen. Der Name des Rudelführers machte den Anfang, der Name des jeweiligen Rentalianers selbst bildete den Abschluss. Durch den Rudelnamen ließ sich also die Größe des Rudels ablesen. Den spezifischen Eigennamen eines Rentalianers erfuhr kein Fremdweltler.

      Mit Raumschiffen war es ähnlich. Der Name des Captains bildete hier den Anfang der Schiffsbezeichnung. Dahinter folgten die Kürzel der Brückenoffiziere. Jayden wollte nicht darüber nachdenken, wie oft die Namen der Schiffe aufgrund von Wechseln innerhalb der Brückenbesatzung geändert wurden.

      Glücklicherweise war es Außenweltlern gestattet, den Rudelnamen abzukürzen und das Gegenüber mit seinem eigenen Rudelkürzel anzusprechen.

      »Ich grüße Sie, Lu aus dem Rudel des Ti.« Jayden erhob sich von seinem Konturensessel. »Warum wurde mein Schiff eingekreist? Unser Kommen ist mit Al-Re-Al abgesprochen.«

      Der Große Rudelführer des gesamten rentalianischen Volkes wurde als Rudel für sich gesehen. Sein Name begann und endete mit der eigenen Bezeichnung, unterbrochen vom Synonym »Re« für das gesamte Volk.

      Jayden hatte ewig gebraucht, sich die komplizierten Namen der führenden Rentalianer einzuprägen und die dahinterliegenden Schemata zu begreifen.

      »Das ist uns bekannt. Betrachten Sie uns als Eskorte. Wir bringen Ihr Schiff sicher nach Rental IV. Dort erwartet Sie der Herrscher für ein persönliches Gespräch.«

      Bevor Jayden etwas erwidern konnte, hatte Lu die Verbindung unterbrochen. Von Höflichkeitsfloskeln hielten die Rentalianer nicht allzu viel, was er jedoch nicht als persönlichen Angriff auffasste – es war eben einfach ihre Art. Als Jayden an all die diplomatischen Stolperfallen dachte, die auf ihn warteten, verspürte er eine bleierne Müdigkeit.

      »Ich beneide Sie«, sagte Commander Ishida. »Wie gerne würde ich den Rudelführer der Rentalianer kennenlernen. Ich habe gehört, die Rentalianer sind uns technisch mittlerweile einige Jahre voraus.«

      »Angeblich sind sie das. Natürlich kennen wir nur Gerüchte. Es ist schade, dass sie so isolationistisch geworden sind. Eine stärkere Zusammenarbeit würde beiden Völkern zugutekommen. Ich bin jedenfalls sehr gespannt.« Jayden streckte die Beine aus. »Aber ich fürchte, Sie werden mich an Bord vertreten müssen, während ich mich als Diplomat versuche. Der Oberste Rudelführer möchte sich alleine mit mir treffen. Eine der wenigen Regeln, auf denen sie bestehen. Der Erstkontakt zum Captain eines Schiffes erfolgt alleine.« Er wandte sich an Tess Kensington. »Lieutenant, bitte setzen Sie unsere passiven Sensoren ein, um weiter nach dem Artefakt zu suchen.«

      »Sie glauben, so finden wir es?«, fragte Ishida.

      »Manchmal wurde schon eine Nadel in einem Heuhaufen gefunden. Bedauerlicherweise meistens, in dem man sich draufsetzte.«

      »Ich hoffe sehr, Ihre Metapher erfüllt sich in diesem Fall nicht.«

      »Das hoffe ich auch, I.O. Das hoffe ich auch.«

      *

      Jayden blickte fasziniert auf den Transmitterbogen, der sich vor ihm erhob.

      Ein Shuttle hatte ihn auf die Lu-Men-Ta-Rau gebracht, wo Kommandant Lu ihn empfangen hatte. Der Rentalianer war einen Kopf kleiner als Jayden und entsprach damit der normalen Größe eines Rentalianers. Er trug eine rotblaue Uniform, auf deren linker Brustseite das Emblem des Rentalianischen Sternensystems aufgenäht war. In seinem Gürtelholster steckte eine Waffe, die den doppelten Umfang eines terranischen Pulsers besaß.

      Lu deutete auf den Transmitterbogen. »Wir werden von hier aus direkt in die Herrscherresidenz wechseln.«

      Jayden nickte. Bisher hatte er nur von dieser Technik gehört, sie aber noch nie benutzt. Der Bogen war etwa drei Meter hoch und zwei Meter breit – er ähnelte einer Tür, die mitten auf einem Podest stand. Überall waren Schaltflächen und Panels angebracht, aus denen kleine Antennen hervorragten. Ein Flimmern aus dutzenden Punkten entstand inmitten des Rahmens, verdichtete sich und bildete Sekunden später eine glatte, rötliche Fläche. Auf der anderen Seite standen drei Rentalianer, die Jayden verschwommen ausmachen konnte.

      »Gehen Sie voran.« Lu deutete auf den Bogen.

      Jayden trat bis dicht vor die Fläche, dann holte er tief Luft und trat hindurch. Es war, als ginge er durch eine Tür, in deren Rahmen ein Wasserfall herabplätscherte. Er spürte das Durchdringen dieser Fläche, mehr auch nicht.

      »Kommandant Cross«, grüßte ihn Al-Re-Al. Der Herrscher trug eine graue Tunika. »Willkommen auf Alus.« Er verwendete den Eigennamen von Rental IV. »Es freut mich, Sie hier begrüßen


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