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Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus. Andreas SuchanekЧитать онлайн книгу.

Heliosphere 2265 - Der komplette Fraktal-Zyklus - Andreas Suchanek


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Vielleicht aber auch nicht. Walker war nicht der einzige Mann, den Michalew an Bord geschleust hat, da bin ich sicher. Aber durch eine Anklage gegen den Lieutenant wird die Angelegenheit ins Licht der Öffentlichkeit gezerrt. Einstweilen hält der Admiral also hoffentlich die Füße still. Das gibt mir Zeit, meinen Stand zu festigen.« Ishida lächelte. »Insofern haben Sie recht: Seine absolut dämliche Aktion hatte auch etwas Gutes.«

      »Das erwähnen Sie in Ihrem Bericht natürlich besser nicht.« Jayden zwinkerte ihr zu. »Die Admiralität wird sowieso genug zu tun haben, die Daten auszuwerten, die wir beim Durchflug des Systems gesammelt haben.«

      »Glauben Sie, die Vermutung der Rentalianer trifft zu? Gibt es dort Gefangenenlager?«

      Jayden nahm sich einige Sekunden Zeit, seine Gedanken zu ordnen. Dann erwiderte er: »Uns ist nie in den Sinn gekommen, dass die Parliden Gefangene machen könnten. Das widerspricht allem, was wir über sie wissen. Sie zerstörten aufgebrachte Schiffe meist vollständig.« Er zögerte.

      »Aber?«

      »Wer kennt nicht die Geschichten über Kolonien, die den Parliden in die Hände fielen und die nach der Rückeroberung entvölkert waren; Rettungskapseln, die nie gefunden wurden; Schiffe, die spurlos verschwanden.«

      »Ein schlimmer Gedanke.« Ishida schluckte. »Aber dann hätten die Parliden seit Jahrzehnten Gefangene gemacht. Und nicht nur menschliche.«

      »Der Geheimdienst wird unsere Berichte sehr genau lesen und die Sensorendaten genau analysieren. Warten wir ab, was dabei herauskommt. Ich nehme an, man wird die Rentalianer bitten, auch ihre Daten zur Verfügung zu stellen.«

      Ishida nippte vorsichtig an ihrem heißen Vitamin-Koffein-Drink. »Die werden sich vor Hilfsbereitschaft überschlagen. Immerhin suchen sie diese Beweise bereits seit langer Zeit.«

      »Ich hoffe ehrlich gesagt, dass sie sich über diese gesamte Zeit geirrt haben. Doch einstweilen können wir nur warten. Aber kümmern wir uns wieder um die unmittelbaren Herausforderungen«, sagte Jayden. »Die Admiralität gab uns neue Befehle. Wir bringen das angekoppelte rentalianische Schiff zur NOVA-Raumstation.«

      Noriko runzelte die Stirn. »Halten Sie das für eine gute Idee, Sir? Die Station liegt im Machtgefüge der Völker sehr exponiert.«

      In Gedanken stimmte Jayden seiner Stellvertreterin zu. Genau dieses Argument hatte er vor Admiral Sjöberg angebracht. Aufgrund ihrer exponierten Lage im Dreivölker-Dreieck – die Station lag genau zwischen dem Raum der Parliden, der Menschheit und der ehemaligen Grenze der Rentalianer – war sie leicht angreifbar.

      Sjöberg hatte die ausgezeichnete Bewaffnung der Station sowie die Nähe zum rentalianischen Raum als Gegenargument eingeworfen.

      »Ein rentalianisches Schiff ist bereits auf dem Weg, um uns dort zu treffen«, wandte sich Jayden an Ishida. »Bis sie eintreffen, dürfen wir die SE-RA nicht betreten. Nicht, dass irgendjemand auf eine solch hirnrissige Idee käme. Die Rentalianer nehmen das Schiff in Empfang und bringen das Artefakt zu einem geheimen Ort.«

      »Es wird nicht zum Mars verlegt?«

      Jayden schüttelte den Kopf. »Der Mars ist nicht sicher genug. Irgendjemand in der Admiralität hat nach dem Mars-Debakel wohl begriffen, dass das Fraktal zu gefährlich ist. Welch eine Überraschung. Manchmal frage ich mich, ob irgendjemand meine Berichte wirklich liest. Man wird beide Teile an einen anderen Ort bringen.«

      »Wir spielen also Bote?«

      »Ich denke, so kann man es zusammenfassen.« Jayden aktivierte die Holoprojektoren in seinem Schreibtisch, worauf die schematische Zeichnung der HYPERION mit der angekoppelten SE-RA erschien. »Ich werde deutlich besser schlafen, wenn wir das Ding los sind.«

      »Da geht es mir ähnlich, Sir.«

      Der sanfte Dreiklang des Türschotts ertönte. Jayden warf einen kurzen Blick auf die ID des Besuchers, dann gab er die Tür frei.

      »Sir«, grüßte ihn Alpha 365.

      »Was kann ich für Sie tun, Commander?«

      Der Sicherheitschef trat bedächtig näher. Seine blonden Haare waren wie immer streng nach hinten gelegt. Sein Gesicht glich in seiner Emotionslosigkeit einer Maske. »Ich würde gerne unter vier Augen mit Ihnen sprechen, Sir.«

      »Wir sind so weit fertig, Commander?«, wandte Jayden sich an Ishida.

      »Das sind wir, Sir. Commander Akoskin hat die Brücke. Ich ziehe mich für heute zurück.« Sie erhob sich und verließ den Bereitschaftsraum.

      Alpha 365 wartete, bis das Schott sich hinter Ishida geschlossen hatte. »Im Verlauf der Untersuchung zu Lieutenant Walkers Vergehen habe ich einige beunruhigende Entdeckungen gemacht, Sir.«

      »Davon steht gar nichts in Ihrem Bericht. Setzen Sie sich doch bitte.«

      Alpha 365 nahm Platz. »Das tut es in der Tat nicht, Sir. Und dafür gibt es Gründe. Im Zuge der Ermittlungen besah ich mir die System-Logs des Schlachtverlaufs. Hierbei entdeckte ich etwas Sicherheitsrelevantes.«

      Jayden war immer wieder verblüfft darüber, wie emotionslos sein Sicherheitschef Probleme verbal artikulierte. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, wäre ihm ein ums andere mal der Gedanke gekommen, dass der Alpha in Wahrheit ein Androide mit einer menschlichen Maske sei. »Um was genau handelt es sich dabei?«

      »Kurz bevor das rentalianische Schiff seine Energie verlor, wurde mittels Phasenfunk ein Signal dorthin gesendet.«

      Der Lieutenant Commander schwieg, während Jayden ihn anstarrte. »Kann es sich dabei um einen Kontaktversuch durch Lieutenant McCall handeln?«

      Ein Kopfschütteln. »Das Signal war verschlüsselt und wurde nicht über eine Brückenkonsole versendet. Das hat allerdings nichts zu heißen, denn der Absender könnte es intern weitergeleitet haben. Oder es gibt keinen Absender und wir haben es hier mit etwas ganz anderem zu tun.«

      »Nämlich?«

      »Durch die Ereignisse auf dem Mars müssen wir davon ausgehen, dass das Artefakt über weite Strecken kommunizieren kann. Möglicherweise hat es einen Datensatz in unsere Datenbank geschleust. Dieser könnte für den Funkimpuls verantwortlich sein.« Der Alpha legte den Kopf leicht schief. »Ich empfehle eine Reinigung des Computerkerns, sobald wird die NOVA-Station erreicht haben.«

      Es wunderte Jayden nicht, dass sein Sicherheitschef die neuen Einsatzbefehle bereits kannte. Vermutlich gab es nichts an Bord, was er nicht wusste. »Das werde ich auf jeden Fall veranlassen.«

      »Doch wir müssen ebenso von der Möglichkeit eines Verräters an Bord ausgehen.«

      Jayden zuckte bei den Worten innerlich zusammen. Der Gedanke, dass ein Offizier der Space Navy gegen die Interessen der Solaren Union und dieses Schiffes handelte, war absurd. »Ich stimme Ihnen zu, obgleich ich eher an eine Korrumpierung des Systems glaube. Wie sollte ein Verräter die Energie auf der SE-RA deaktivieren?«

      »Der Funkimpuls war nicht an die Besatzung oder den Computerkern der SE-RA-TA-LA-MU gerichtet«, korrigierte Alpha 365. »Die Signatur der Übertragung entsprach dem Signal, das auf dem Mars von dem Artefakt ausging. Das Artefakt wurde angefunkt, nicht das Schiff.«

      »Aber niemand weiß, was es für ein Artefakt ist!« Jayden schlug mit der Hand auf die Tischplatte. »Selbst wenn es an Bord einen Spion geben sollte, von wem wurde er gesandt? Dieses Fraktal arbeitet mit einer Technologie, die fortschrittlicher, aber auch fremdartiger ist als alles, was wir bei anderen Völkern gesehen haben.«

      »Und warum sollte eine solche Spezies nicht dazu in der Lage sein, einen Menschen zu beeinflussen, zu kopieren, zu erpressen oder die Gestalt eines Menschen anzunehmen?«

      Jayden lachte auf. »Entschuldigen Sie meine deutlichen Worte, aber das klingt für mich ein wenig paranoid. Außerdem: Wozu sollte diese ganze Aktion denn dienen?«

      »Das weiß ich nicht, Sir. Zum jetzigen Zeitpunkt gehe ich von einem Trojaner in unserem Computerkern aus. Trotzdem


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