Raumschiff Prokyon Band 1-18: Die ganze Serie. Harvey PattonЧитать онлайн книгу.
kniff skeptisch die Augen zusammen.
»Die berühmten Ausnahmen von der Regel scheint es aber auch hier zu geben«, meinte er gedehnt. »Ich meine noch immer, dass es Nimboiden gewesen sind, die Alexandros entführt haben, wenn auch der Schein dagegen spricht. Damit wären wir aber wieder beim zentralen Thema angelangt. Durch diese Anlage ist Demosthenes fortgeschafft worden, der Teufel mag wissen, wohin. Wenn wir ihn wieder befreien wollen, müssen wir versuchen, auf demselben Weg zu folgen! Lars und Luca: Traut ihr euch zu, den Transmitter wieder zu aktivieren?«
Der Bordingenieur zuckte mit den Schultern.
»Das ist eine Gretchenfrage, die nicht so ohne Weiteres zu beantworten ist, Taff. Wir sind zwar keine Experten in dieser Materie, aber theoretisch müsste es möglich sein. Die Entführer konnten schließlich auch mit der Anlage umgehen, und ich bezweifle, dass sie dasselbe Format besitzen wie die PROKYON-Crew. Im Endeffekt hängt aber alles davon ab, ob sich die Gegenstelle auch auf Empfang schaltet, wenn dieses Gerät in Betrieb genommen wird.«
»Wir sollten es jedenfalls versuchen«, sagte Luca Ladora in ungewohnt nüchternem Tonfall. »Du wirst uns allerdings dafür einige Zeit zugestehen müssen, großer Boss. Wir verfügen hier kaum über nennenswerte Hilfsmittel und müssen diesen Mangel durch doppelte Sorgfalt bei der Arbeit auszugleichen versuchen.«
Taff nickte kurz.
»Dreifache Sorgfalt wäre noch besser, meine ich, Freunde. Ich habe jedenfalls keine Lust, durch den Transmitter zu gehen und anschließend, in einzelne Atome zerlegt, für ewig irgendeiner unbekannten Dimension zu verbleiben. Sonst noch irgendwelche Einwände? Gut, dann fangt sofort an.«
Alle verfügbaren und irgendwie für diesen Zweck brauchbaren Instrumente wurden aus den Taschen in den Kombinationen der sechs Crewmitglieder hervorgeholt und auf den Stufen vor dem Transmitter zurechtgelegt. Dann machten sich Luca und Lars, assistiert von Orvid Bashkiri, an die Arbeit. Dorit und Mitani kümmerten sich indessen um Caine, verarzteten seine Kopfwunde und einige weitere kleine Verletzungen und gaben dem Commander zu essen und zu trinken.
Gegen das Gehäuse einer alten Maschine gelehnt, schlief Taff schließlich ein. Das Medikament hatte seine Körperfunktionen für einige Zeit gesteigert, und nun kam die Gegenreaktion. Sein durchtrainierter Körper brauchte jedoch nur kurze Zeit, um sich wieder zu erholen. Als er nach einer Stunde geweckt wurde, fühlte er sich frisch und tatkräftig wie sonst auch.
»Habt ihr etwas erreicht?«, erkundigte er sich sofort.
»Die unvergleichliche PROKYON-Crew erreicht auch dann etwas, wenn ihr Anführer sich im Land der Träume befindet!«, gab Luca so großspurig wie meist zurück. »Nachdem wir einmal das Schema erkannt hatten, nach dem die Anlage arbeitet, gab es keine unlösbaren Probleme mehr für uns. Wir können den Transmitter aktivieren und auch an den Kontrollen ablesen, ob sich die Gegenstation gleichzeitig auf Empfang schaltet. Fehlerkoeffizient gleich minus 0,5 Prozent, errechnet mit meinem organischen Computer.«
»Du verblüffst mich immer aufs neue, Elektronenbändiger«, sagte Caine und erhob sich elastisch. Das Beben war schon seit einiger Zeit abgeklungen, nur zuweilen ließ der Mont Mortus noch ein kaum vernehmbares Murren hören. »Hoffen wir, dass dein bisschen Hirn halb so zuverlässig ist wie unser Bordcomputer, das sollte dann schon genügen.«
»Es wird genügen«, versicherte Lars ernst. »Der unvermeidliche Haken an der Sache ist der, dass die Gegner es natürlich sofort bemerken müssen, wenn ihre eigene Anlage sich aktiviert. Da sie aber vermuten dürften, dass dieser Transmitter inzwischen in die Luft gegangen ist, müsste ihre Schrecksekunde relativ lang sein. Das ist unser Vorteil, den wir nutzen müssen, Taff.«
»Wir werden es verstehen, ihn auszunutzen«, versicherte der Commander überzeugt. »Schließlich besitzen wir einige Erfahrung mit solchen Situationen, die Entführer dagegen vermutlich nicht.«
»Dafür kennen sie die Örtlichkeit, an der wir herauskommen werden, wir dagegen nicht«, warf Dorit ein. »Vor- und Nachteile könnten sich also die Waage halten. Wo, denkst du, werden wir landen, Taff?«
»In einer anderen Stadt hier auf Nimboid«, antwortete Luca an seiner Stelle. »Das Gerät ist meiner Ansicht nach zu klein, um für Transporte über größere Strecken geeignet zu sein. Wo sollten sich die Entführer auch sonst aufhalten, als hier auf Nimboid? Alle anderen Planeten in diesem System sind lebensfeindlich, das ist seit Langem bekannt.«
»Nimboid auch, und das nicht zu knapp«, meinte Mitani N'Kasaa düster. »Okay, die Lage ist also soweit geklärt, wir sollten uns beeilen, damit wir nicht eventuell zu spät kommen. Eine neue Jagd durch alte Gewölbe ist das letzte, nach dem mir der Sinn steht.«
Sie überprüften ihre Waffen noch einmal, und dann aktivierte Lars den Transmitter. Luca beobachtete aufmerksam die Kontrollen und hob dann den Arm. »Die Gegenstation ist auf Empfang!«, meldete er.
»Dann auf ins zweifelhafte Vergnügen«, sagte Taff und ging die Stufen hoch, auf das wabernde Transportfeld zu.
8
Übergangslos fand er sich in einer gänzlich anderen Umgebung wieder. Er schenkte ihr jedoch vorerst keinen Blick, trat rasch vor, um für die anderen Platz zu machen, und sah sich nach eventuellen Gegnern um. Es gab jedoch keine.
Er sah weit und breit keinen Menschen. Der zweite Transmitter stand in einer großen Kuppelhalle, die sich von der Unterwelt der nimboidanischen Hauptstadt sehr deutlich unterschied. Wandung und Decke waren in bunten Farben gehalten, der Steinboden mit farbigen, futuristisch anmutenden Mosaiken verziert. Bis auf den Transmitter und eine große Anzahl fremdartiger Schalt- und Kontrollelemente an den Wänden war die Halle vollkommen leer. Sie war von hellem gelblichem Licht erfüllt, ohne dass irgendwo eine Lichtquelle zu erblicken war.
»Wirklich verblüffend«, murmelte Luca, der als nächster in dem Raum erschienen war. »Dieser Bau könnte sich auch irgendwo in der Basis 104 befinden, aber auf Terra können wir unmöglich sein. Was sagst du dazu, Taff?«
»Vorsichtshalber zunächst einmal gar nichts«, gab Caine zurück. »So, jetzt sind alle da, verschiebe das Wundern auf später und schalte diesen Transmitter ab. Man könnte seine Aktivität anmessen und nachsehen kommen, und damit wäre der Überraschungseffekt dahin.«
Ladora nickte und kam seinem Verlangen nach. Inzwischen hatten sich auch die anderen umgesehen und gaben gedämpfte Kommentare ab. Sie wunderten sich nicht weniger als Taff und Luca, aber Dorit Grenelle machte schon nach kurzer Zeit eine erste sachliche Feststellung.
»Wir können nicht mehr auf Nimboid sein, Taff! Dies ist eine andere Welt, die Gravitation hier ist merklich geringer als dort.«
Caine stutzte und nickte dann. »Du hast recht, Dorit-Mädchen, es scheint sogar weniger als ein Gravo zu sein. Auch der Luftdruck ist hier wesentlich niedriger, und der leichte Geruch nach Schwefel fehlt. Du scheinst dich also in Bezug auf die Leistungsfähigkeit des Transmitters geirrt zu haben, Computerschreck.«
Luca Ladora zuckte mit den Schultern.
»Schon möglich«, gab er ohne Verlegenheit zu. »Du weißt ja selbst, wie das so mit den Erzeugnissen fremder Technik ist: Ihre Funktionsweise zu erkennen heißt noch lange nicht, gleichzeitig alle Zusammenhänge zu begreifen. Übrigens sehe ich dort hinten etwas, das den Anschein eines großen Tores erweckt; oder sollte ich mich auch hier irren?«
Taff folgte seiner weisenden Hand, sah aber erst nach einigen Sekunden die Umrisse, denn das Tor unterschied sich in der Farbe nicht von seiner Umgebung. Langsam ging er, die Waffe noch immer schussbereit, darauf zu, während die anderen die Instrumente an den Wänden misstrauisch musterten.
Sie alle waren verunsichert, denn sie hatten etwas gänzlich anderes vorzufinden erwartet. Sie waren darauf vorbereitet gewesen, hier auf die Entführer Alexandros’ zu stoßen und mit ihnen kämpfen zu müssen. Stattdessen befanden sie sich nun auf einer anderen Welt, wo keine Spur von diesen zu entdecken war, es gab nur diese leere, absolut fremdartige Kuppelhalle.
Was hatte das zu