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Heute bei uns zu Haus. Ханс ФалладаЧитать онлайн книгу.

Heute bei uns zu Haus - Ханс Фаллада


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jetzt einen Frühling!

      Das Kollern des Puters, jetzt das Krähen eines Hahnes, und immer der Tauwind, das sind die Geräusche, die ich höre – kein Kuhgebrüll. Seit die Hungerkuh ihren Einzug hielt, die ich mir borgte, sind wieder achtzehn Stunden vergangen – wir haben es geschafft! Die Kuh frißt das Sauerfutter, unsere Olsch hat sich zu modernen Fütterungsmethoden bekannt. Die Wandlung setzte mit dem Augenblick ein, als die geliehene Hungerkuh unsern Stall betrat. Das ist nun schon wieder zwei Tage her, heute schreiben wir den 3. April. Aber ich wollte es nicht eher verraten, ich wollte ganz sichergehen ...

      Jetzt bin ich ganz sicher.

      Neue Kuh und alte Kuh sahen einander an. Dieser unerwartete Besuch im einsamen Stall verschlug unserer Olsch erst einmal das Hungergebrüll. Sie glotzten, beide standen sie vorm leeren Trog. Ach, unsere Kuh, so sehr sie auch nach sechs Tagen Hungerns und Dürstens zusammengefallen war, sah noch fettleibig aus gegen dies arme Geschöpf, das wohl nie in seinem Leben ordentlich satt geworden war. Vorne spitz und hinten gar nichts, Knochen und Löcher, ein Leib wie ausgedörrt und ein Euterchen wie bei einer Sterke!

      Aber der Kopf mit dem kleinen Horn war schön, und schön war vor allem das lebhafte Auge, dieses blaue Auge, das immer etwas verwundert und etwas traurig schaut. Sie hatte Anlagen mit auf die Welt gebracht, diese Hungerkuh, man sah es an Kopf und Auge. Sie war nicht von schlechten Eltern, aber sie hatte nie im Leben eine Chance gehabt. So taugte sie nicht einmal was für den Fleischer. Fünf Liter Milch sollte das Prachttier am Tage geben, und es war ziemlich frischmelkend.

      Nachdem die beiden miteinander Bekanntschaft geschlossen hatten, fing unsere Olsch wieder mit ihrem Hungergebrüll an, zage und schüchtern mischte die Neue ihre Stimme darein, es klang, als mähte ein Schaf. Ich ließ sie brüllen bis sechs Uhr, bis zur richtigen Futterzeit. Dann nahm ich das Gemisch aus Stroh und Heu und Sauerfutter auf die Gabel und warf es ihnen vor. Ich gestehe, mein Herz klopfte, es war ein spannender Moment: würden sie nun beide streiken und einander in ihrer verhängnisvollen Abneigung bestärken?

      Es war einfach lächerlich anzusehen: die Hungerkuh nahm sich nicht einmal Zeit, das Futter zu besehen oder zu beriechen. Es lag noch nicht richtig vor ihr, so hatte sie schon das Maul voll und kaute los! Unsere Olsch, die grade anfing, unmutig muhend in dem verhaßten Futter zu wühlen, warf einen erstaunten Blick auf die Nachbarin: so etwas fraß man also unter anständigen Kühen –?!

      Aber es wurde ihr keine Zeit zu langem Überlegen gelassen. Das erste Maulvoll war schon verdrückt, und trotzdem die Hungerkuh einen ganzen Haufen Futter vor sich liegen hatte, langte sie zu der Nachbarin hinüber und riß ihr das Futter vor der Schnauze fort. Dies war unserer Olsch denn doch zuviel, die Hörner klangen aneinander, und die Olsch hatte sich ein Maulvoll Futter von der Hungerkuh geholt. So, im unedlen, futterneidischen Wettstreit, fraßen sie immer eine der andern das Futter weg, in einer Viertelstunde war der Trog leer. Unserer Olsch war dabei gar nicht so recht klar geworden, daß sie das verhaßte Sauerfutter gefressen hatte.

      Der Besitzer der Hungerkuh heißt mit Vornamen Paul oder, wie man hierzulande sagt, Päule. »Den Dunner!« sprach mein Futtersmann und kratzte sich den grauen Kopf. »Frißt der Päule unserer Olsch das Futter vor – das hätten wir vor drei Tagen wissen sollen, Päule!«

      »Seien wir froh, daß wir es heute wissen«, antwortete ich, erleichtert aufatmend. »Sind wir die Sorge doch wenigstens los!«

      Ich habe dem Frieden weiter mißtraut. Mit Begeisterung frißt unsere Olsch das Sauerfutter noch immer nicht, und Päule hat nur einen kleinen Magen. Päule ist immer gleich satt und läßt dann unserer Olsch kampflos das Futter. Aber wir sind wohl über den Berg, auch ohne Konkurrenz priemt die Olsch jetzt langsam weiter. Und Päule bekommt sehr schnell wieder Hunger.

      Eben haben wir gemolken. »Na –?« fragte ich die Melkfrau.

      »Unsere gibt schon wieder fünf Liter«, meldete sie, »und Päule gibt auch schon einen halben Liter mehr.«

      »Guter Päule!« dachte ich und sah liebevoll die spitze Ziege an. Ich hätte nie gedacht, daß ich eine so jämmerliche Kuh so liebevoll ansehen könnte.

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