Die neue Praxis Dr. Norden Staffel 1 – Arztserie. Carmen von LindenauЧитать онлайн книгу.
uns mit dem Foto, das er gerade geschickt hat, mitteilen wollte, dass wir einfach nur zuhören sollen.«
»Genau, deshalb der Zeigefinger vor den Lippen. Er will nicht, dass Arnold Berheim mitbekommt, dass er Kontakt mit uns aufnimmt«, sagte Ophelia. »Also dann, Ruhe«, flüsterte sie und nahm das Gespräch an. Sie stellte das Telefon auf Mithören und schaltete ihre eigene Spracheingabe auf stumm, sodass sie Danny hören konnten, er sie aber nicht.
»Wissen Sie, Herr Doktor Norden, es gibt immer wieder Menschen, die glauben, eine perfekte Beziehung zerstören zu müssen«, hörten sie Arnold Berheim sagen.
»Und das ist Ihnen passiert, Herr Berheim?«, fragte Danny und teilte ihnen so mit, wer bei ihm war.
»Mir passiert es gerade, und das tut sehr weh.«
»Das glaube ich Ihnen, aber ich denke nicht, dass ich Ihnen helfen kann, dieses Problem zu lösen.«
»Was hast du vor, Mama?«, fragte Ophelia, als ihre Mutter ihr Handy aus der Küche holte.
»Er braucht unsere Hilfe, und die bekommt er«, sagte Olivia, während sie eine Nachricht tippte.
»Was schreiben Sie ihm?«, wollte Thea wissen.
»Geben Sie Berheim das Gefühl, dass er Ihnen überlegen ist«, las Olivia ihre Nachricht vor und drückte auf senden.
»Sie sind sogar der einzige, der mein Problem lösen kann«, hörten sie Arnold mit erhobener Stimme sagen.
»Gut, Herr Berheim, dann sagen Sie mir, wie.«
»Sie müssen sich klar machen, dass Sie sich in die falsche Frau verliebt haben«, antwortete Arnold.
»Wen meinen Sie denn damit?«, gab sich Danny ahnungslos.
»Lassen Sie das oder halten Sie mich für dumm?«, entgegnete Arnold ungehalten.
»Mama, tu etwas«, forderte Ophelia ihre Mutter auf.
»Sagen Sie ihm, was er hören will«, tippte Olivia in ihr Handy und drückte auf senden.
»Ich werde Verstärkung anfordern. Falls die Situation eskaliert, gehen wir rein. Vielleicht gelingt es Doktor Norden, Berheim dann für einen Moment abzulenken, damit er uns nicht gleich bemerkt«, sagte Thea und ging mit ihrem Handy zum Küchenfenster, um einen Blick auf Dannys Grundstück zu werfen, das jetzt, da die Dämmerung eingesetzt hatte, nur noch schlecht einsehbar war.
»Was ist hier los?«, wollte Ottilie wissen, die plötzlich in einem leuchtendgelben Morgenmantel und einem weißen Wollschal um den Hals in der Tür zum Esszimmer stand.
»Mutter, du gehörst ins Bett«, sagte Olivia.
»Mir geht es gut«, versicherte ihr Ottilie. »Was man von Doktor Norden aber offensichtlich nicht behaupten kann. Ich habe deine Nachrichten mitgelesen, Olivia. Geht es um Arnold Berheim, deinen ehemaligen Patienten?«
»Er ist der Mann, der mich verfolgt. Wie ich erst heute erfahren habe, wurde er bereits vor Monaten entlassen«, klärte Olivia ihre Mutter über Arnold auf.
»Verstehe, den Rest kann ich mir zusammenreimen«, entgegnete Ottilie und setzte sich auf das Sofa am anderen Ende des Zimmers. Ortrud, die ihr auf Schritt und Tritt folgte, machte es sich auf ihrem Schoß gemütlich.
»Also gut, ich gebe es zu«, hörten sie Danny sagen, nachdem ihn Arnold noch ein paar Mal aufgefordert hatte, endlich die Wahrheit zu sagen.
»Danke, das war doch gar nicht so schwer. Aber was auch immer sie sich bisher eingebildet haben, Sie haben sich geirrt. Olivia Mai liebt nur mich. Sie weiß das, und ich weiß das, und nun wissen auch Sie es«, sagte Arnold. Gleich darauf hörten sie, wie jemand von einem Stuhl aufstand.
»Die Verstärkung ist in einer Viertelstunde hier«, teilte ihnen Thea mit, die inzwischen mit ihren Kollegen gesprochen hatte. »Mir wäre es allerdings lieber, wir könnten Doktor Norden auf eine andere Weise vor Berheim in Sicherheit bringen«, sagte sie nachdenklich.
»Das wäre auf jeden Fall besser. Ich habe keine Ahnung, wie Berheim reagiert, wenn er sich plötzlich in die Enge getrieben fühlt«, stimmte Olivia Theas Bedenken zu. »Er darf auf keinen Fall zu früh mitbekommen, was sich um ihn herum zusammenbraut.«
»Das habe ich schon geklärt. Meine Kollegen werden ohne Blaulicht und Sirene anrücken.«
»Was ist das?! Mit wem sprechen Sie?!«, hörten sie Arnold plötzlich aufgebracht rufen. Im selben Moment brach die Verbindung zu Danny ab.
»O Gott, was passiert jetzt?«, flüsterte Ophelia.
*
»Das Gespräch zwischen Arzt und Patient ist vertraulich. Jemanden mithören zu lassen, ist ein grober Verstoß. Die Verletzung der Schweigepflicht kann sogar mit Gefängnis bestraft werden. Das wissen Sie doch«, erklärte Arnold Danny in einem herablassenden Ton, nachdem er das Handy an sich genommen hatte. Er hatte es entdeckt, als er von seinem Stuhl aufgestanden war, um ein paar Schritte im Zimmer auf- und abzugehen, weil er so besser denken konnte, wie er glaubte.
»Ich habe die ärztliche Schweigepflicht nicht verletzt, Herr Berheim«, entgegnete Danny.
»Doch, haben Sie. Wer hat mitgehört? War sie es? Hatten Sie vor, mich vor ihr schlecht zu machen?«
»Herr Berheim, denken Sie nach, habe ich etwas gesagt, was Sie in Olivias Augen in Misskredit bringen könnte? Das einzige, was sie hören konnte, war, wie sehr Sie sie lieben. Richtig?«
»Stimmt«, musste Arnold Danny recht geben. »Aber wir führen hier ein Gespräch unter Männern, da sollte eine Frau nicht zuhören«, sagte er. Er ging zum Fenster, zog es auf und warf Dannys Telefon in den Garten.
Danny dachte nicht lange nach, er wollte diesen Moment nutzen, um Arnold zu entkommen. Er machte einen Satz in Richtung Tür, aber Arnold reagierte sofort und versperrte ihm den Weg, drehte den Schlüssel in der Tür um, zog ihn ab und steckte ihn in die Brusttasche seines Hemdes. »Wollen Sie es darauf ankommen lassen, Doktor Norden?«, fragte er, während er erneut in seine Hosentasche griff.
Ja, ich würde es gern darauf ankommen lassen, dachte Danny und ballte die Fäuste hinter dem Rücken. Aber dieser Mann war krank. Ihm war inzwischen klar, dass Arnold Berheim massive psychische Probleme hatte, und das machte es ihm unmöglich, seine Reaktionen einzuschätzen. »Okay, regeln wir die Angelegenheit. Was wollen Sie?«, fragte Danny. Er musste dafür sorgen, dass Arnold sich erst einmal beruhigte.
»Setzen wir uns wieder«, forderte Arnold ihn auf, nachdem er auch das Festnetztelefon an sich genommen hatte. Er wartete, bis Danny hinter seinem Schreibtisch saß, bevor auch er wieder Platz nahm und das Festnetztelefon vor sich auf den Tisch legte. »Sie müssen dafür sorgen, dass Olivia wieder nach Heilbronn zurückkommt. Nur so können Sie mir beweisen, dass Sie diese Liebe zwischen ihr und mir nicht zerstören wollen«, erklärte ihm Arnold.
»Und wie stellen Sie sich das vor?« Danny fragte sich, wie abstrus diese Unterhaltung noch werden würde, und welchen wirren Gedankengängen er noch folgen musste. Als er sah, dass das Fenster, das Arnold geöffnet hatte, nur angelehnt war, weil er ihm den Weg zur Tür versperren musste und vergessen hatte, es zu schließen, schöpfte er für einen kurzen Moment erneut Hoffnung, dieser unangenehmen Lage zu entkommen.
Gleich darauf verwarf er den Gedanken an diesen Fluchtweg wieder. Um durch das Fenster zu entkommen, hätte er sich mit einem Hechtsprung in den Garten stürzen müssen, und das würde vermutlich nicht gut ausgehen.
»Ich sage Ihnen, was Sie tun werden. Sie machen Olivia klar, dass sie hier nicht willkommen ist«, sagte Arnold.
»Dazu habe ich nicht die Macht. Sie ist nicht wegen mir hier«, entgegnete Danny.
»Das ist allerdings wahr, warum sollte sie auch wegen Ihnen hier sein. Sie will ja nichts von Ihnen. Hm, schwierig«, murmelte Arnold. »Obwohl, nein, eigentlich ist es ganz einfach. Sie müssen ihr das Leben schwermachen, so schwer, dass es für sie unerträglich wird, in Ihrer Nähe zu bleiben«, sagte er, nachdem er eine Weile nachdenklich vor sich her gestarrt