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Perry Rhodan 3099: Die Kinder der Milchstraße. Michael Marcus ThurnerЧитать онлайн книгу.

Perry Rhodan 3099: Die Kinder der Milchstraße - Michael Marcus Thurner


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erschienen – die Rückholung der Erde beispielsweise. Grenzen waren Ansporn, nicht Hemmschuh.

      Rhodan schüttelte sich. Warum musste er ausgerechnet in diesem Moment über diese Dinge nachdenken? Er hatte eigentlich ganz andere Sorgen.

      Nun: Vermutlich war diese Verleugnung jeglicher Grenzen der Grund dafür, warum er an Bord des Golems gelangt war. Er glaubte selbst in einem Augenblick, da alles gegen seine Begleiter und ihn sprach, dass er Opt-Atlan besiegen und die große Katastrophe in M 13 verhindern konnte.

      *

      »Du wirkst verwirrt«, sagte Zemina Paath.

      »Ich habe nachgedacht.« Rhodan konzentrierte sich wieder auf seine Aufgaben: erstens, Atlan aus diesem schrecklichen Zerrbild eines terranischen Schiffs zu befreien; zweitens: Opt-Atlan und dessen Mannschaft unschädlich zu machen.

      Dies war nicht die THORA, wie er sie kannte. Es roch anders. Die Gänge wirkten schmaler. In die Wände waren sonderbare Linien geritzt, die kreuz und quer führten und durch die ein beständiger Wind pfiff. Er erzeugte Töne wie von einer äolischen Harfe. Nahmen sie einen Weg, der in Richtung Nordpol des Golems führte, erklangen aufmunternde Töne. Gingen sie in die andere Richtung, fühlte sich Rhodan klein und traurig. Welchen Zweck die Äolsharfen hatten, wusste er nicht zu sagen.

      Sie begegneten mehreren Arbeitsrobotern, die sie dank der Deflektoren unbemerkt passierten.

      Die Arbeitsmaschinen des Golems hatten bloß noch vage Ähnlichkeit mit jenen Robotern, die an Bord der wahren THORA Reparaturarbeiten erledigten. Sie waren wie Hummeln im Vergleich zu Bienen: wuchtiger, massiver und zorniger.

      Sie brannten mit gebündelten Thermostrahlen zusätzliche Ritzen in die Wände. Je mehr Linien existierten und je öfter sie sich kreuzten, desto intensiver wurde die Musik.

      »Sie machen den ganzen Golem zum Klangkörper«, behauptete Gucky.

      »Aber warum?«, fragte Zemina Paath. Mit der Rechten tätschelte sie den Paau, ihren sonderbaren Koffer, dessen Geheimnisse längst nicht alle aufgeklärt waren.

      »Weil sie offenbar einen Drang in sich tragen, alles zu optimieren. Womöglich auch im künstlerisch-musikalischen Bereich. Sie wollen so viele Sinne wie möglich ansprechen, um sich wohlzufühlen in ihrem Kampf.«

      »Ich höre Mozarts kleine Nachtmusik und die Insektenpolka von Piwaniewicz heraus«, sagte Rhodan, widmete sich aber gleich wieder anderen Dingen. Wichtigeren Dingen.

      Nach der abenteuerlichen Anreise an Bord einer ZALTERTEPE-Jet war es vergleichsweise einfach gewesen, ins Innere des Golems vorzudringen. Sie waren an einem der angekoppelten Augenraumer eingestiegen und hatten sich im Schutz der Deflektorschirme bis ins Hauptschiff geschlichen, ohne bemerkt zu werden. Nun galt es, einen Rückzugsraum zu finden. Einen Ort, an dem sie Zugang zum Schiffsrechner fanden, zu Opt-TOIO.

      Während der vergangenen Minuten hatten sie einen winzigen Teil des Golems im unteren Teil erkundet. Nahe eines der vier Ringkomplexe, die die Zhi-Néng-Traf-Speicherbanksysteme umfasste. Sie hatten ein Gefühl für das Schiff bekommen wollen – und waren mehrfach überrascht worden. Die Opt-Besatzung hatte die Deckstrukturen im Vergleich zur THORA neu ausgerichtet.

      Dank der Interkonnekt-Felder waren einzelne Modulteile des Raumers leicht aus dem Innenskelett zu trennen und neu zusammenzubauen. Diese Möglichkeiten hatten die Helfer Opt-Atlans weidlich genützt. Nur einzelne, fix verankerte Stützelemente hatten sie bei ihren Optimierungsarbeiten in Ruhe gelassen: die zentrale Kugelzelle, die Expressliftnetze sowie die Antigravschächte zum Personen- sowie Warentransport.

      »Ich könnte uns in Bullys Lustgarten teleportieren«, sagte Gucky. »Dort gibt es einige schöne Verstecke.«

      Rhodan schüttelte den Kopf. »Keine Teleportationen vorerst. Außerdem vermute ich, dass uns Opt-Atlan dort zuerst suchen lässt. Er kennt mich aus Atlans Erinnerungen. Er weiß, dass ich eine natürliche Umgebung einer technisierten jederzeit vorziehen würde. Wir müssen einen Ort finden, an man uns unter keinen Umständen vermutet.«

      »Wir haben nicht die Zeit, uns in einem Versteck einzunisten, Perry«, sagte Zemina Paath.

      »Im Gegenteil: Wir brauchen einen Rückzugsort. Um uns zu orientieren. Um Luft zu holen.«

      Rhodan trat an eines jener Interkom-Terminals heran, die im Abstand von 20 Metern längs des Ganges angebracht waren. Er überlegte, ob er das Gerät einfach so aktivieren sollte.

      »Lass mich«, sagte Zemina sanft und schob sich an seine Seite. Sie legte die metallenen Fingerhüte beider Hände auf die Eingabefelder.

      Nichts geschah. Die Schnittstelle zu Opt-TOIO reagierte vordergründig nicht auf Zemina Paath. Was aber, wenn der Zentralrechner Alarm schlug? Schließlich nahm eine Unsichtbare Zugriff auf die Datenspeicher.

      »Ich weiß, was ich tue«, behauptete Zemina und versuchte ein weiteres Mal, den Interkom zu aktivieren.

      Gucky schwebte hoch zur Decke, als wollte er sich einen besseren Überblick verschaffen. Er drehte seinen Kopf hin und her, die Augen halb geschlossen. Gewiss esperte er in alle Richtungen.

      Rhodan sah sich ebenfalls um. Sie befanden sich in einem Wohnkomplex. Daran angrenzend lagen Labors, von denen aus Zugang zu den ZN-Traf-Speicherbanken bestand.

      »Erhöhte Alarmbereitschaft!«, warnte er die TARAS. »Dehnt eure Ortungsreichweite auf mindestens vierzig Meter aus.«

      Einer der TARA-IX-INSIDE bestätigte im Namen des gesamten Verbands. Die Roboter verteilten sich links und rechts im Gang. Die Waffenarme waren gegen die Decke oder den Boden gerichtet.

      »Ich habe Kontakt zu Opt-TOIO«, meldete die Thesan zu Rhodans Überraschung.

      Er blickte sie an. Wachsam, auf alles vorbereitet. Zemina Paath hielt einen der Fingerhüte ihrer rechten Hand auf Höhe jener Filigranöffnung, die für das Einschleusen von Datenkristallen gedacht war. Weiß leuchtende Drähtchen reichten vom Fingerhut ins Innere des Terminals. Wie Fadenwürmer, die sich in einen Körper bohrten.

      »In den Fingerhüten steckt eine hoch entwickelte Technik«, sagte sie, ohne ihre Blicke vom Terminal zu nehmen. Ihre Stimme klang bitter. »Ich wurde als cairanischer Kundschafter ausgebildet und mit dieser Art Technik ... verseucht.«

      Zeminas Blick wirkte entrückt. Sie stand auf eine besondere Art und Weise in Kontakt mit der Schiffspositronik. Hoffentlich auf einer Ebene, die Opt-TOIO nicht als Gefahr für das Schiff oder Opt-Atlan wahrnehmen würde.

      »Und?«, fragte Gucky ungeduldig.

      »Ich kämpfe um eine eingeschränkte Befehlsgewalt über den Golem«, sagte Zemina angestrengt. »Der Rechner lässt sich aber leider nicht so einfach in die Schiffsführung reinreden.«

      »Kannst du dafür sorgen, dass wir Teile des Schiffs unbemerkt begehen können?«

      »Opt-TOIO wehrt sich. Die Positronik bezeichnet mich als Eindringling mit moderater Befehlshandhabe.«

      »Das bedeutet?«

      »Ich weiß es nicht«, gestand die Thesan. »Vorläufig kann ich einige Daten abrufen und bleibe der Schiffsführung gegenüber anonym.«

      »Versuch, Kontakt nach außen aufzunehmen! Mit der RAS TSCHUBAI!«

      Zemina zögerte sichtlich. »Ich komme nicht an die schiffsinternen Funkanlagen heran«, sagte sie zu Rhodans Enttäuschung. »Ich bin in den Datenspeichern als hochrangiges Mitglied der Vecuia verzeichnet. Nur deswegen wurde mein Vordringen nicht als gewaltsamer Akt verurteilt.«

      »Konsul Ataidse Sturu hat dich als Tochter Zem angesprochen. Du hattest ein weitaus innigeres Verhältnis zu ihm, als du glaubst.«

      Zemina Paaths Rolle in diesem Spiel war noch immer nicht vollends geklärt. Mittlerweile wusste Rhodan, dass die Thesan einen Teil ihrer Gehirnsegmente an Jasmyne da Ariga gespendet hatte. Die beiden galten darum als Vertex-Schwestern.

      Vertex war ein lateinischer Begriff für einen Wendepunkt. Suggerierte das nicht eine besonders herausgehobene


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