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Die neue Praxis Dr. Norden 1 – Arztserie. Carmen LindenauЧитать онлайн книгу.

Die neue Praxis Dr. Norden 1 – Arztserie - Carmen Lindenau


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      »Bitte sehr«, entgegnete Gusti schnippisch, ohne sich noch einmal umzudrehen.

      »Ich glaube, das hat ihr nicht gefallen«, sagte Danny, nachdem die Tür hinter Gusti zugefallen war.

      »Nein, ganz bestimmt nicht. Ich hoffe aber, dass sie meine Ansprache zum Nachdenken bringt. Was Ihren Fall betrifft, tut es mir wirklich leid, dass ich nicht mehr für Sie tun kann«, entschuldigte sich Thea mit einem bedauernden Achselzucken, als Danny und Olivia sich gleich darauf von ihr verabschiedeten. »Ich melde mich bei Ihnen, sobald ich etwas Neues weiß«, versprach sie den beiden und brachte sie zur Tür. Sie würden ein schönes Paar abgeben, dachte Thea, als sie danach aus dem Fenster auf die Straße schaute und Danny und Olivia aus dem Polizeirevier kommen sah.

      Auch Gusti Meier, die an der Bushaltestelle stand, beobachtete die beiden. Sie hielt ihr Telefon in der Hand und telefonierte mit Antonia, ihrer besten Freundin. »Ich sage dir, es ist genauso, wie ich vermute, der neue Herr Doktor und die zugezogene Psychologin sind ein Paar«, verkündete sie die Neuigkeit, für deren Verbreitung sie sorgen wollte.

      *

      »Vielleicht sollte ich besser schon aussteigen«, schlug Olivia vor, als sie nur noch ein paar Straßen von ihrem Haus entfernt waren.

      »Nein, das sollten Sie nicht tun.« Danny hielt auf dem Seitenstreifen der befahrenen Hauptstraße an und stellte den Motor der luxuriösen Limousine ab, die er sich vor Kurzem geleistet hatte. Als Geschenk für seine verletzte Seele.

      »Hören Sie, Frau Doktor Mai, wir haben keine Ahnung, wo und wann und ob dieser Mann uns beobachtet.«

      »Vermutlich haben Sie recht«, stimmte sie ihm zu.

      »Dann wäre das geklärt«, sagte Danny und startete den Motor. Auch wenn er es nicht zugeben wollte, er hatte das Gefühl, dass er dieser Frau, die er erst ein paar Stunden kannte, beistehen musste.

      »Also gut, wenn Sie keine Angst haben, dass er uns zusammen sieht, dann schlage ich vor, dass sich alle Beteiligten morgen um sieben zum Abendessen bei mir treffen. Ich werde dann alles erklären, auch, dass dieser Mann derjenige sein könnte, der Frau Kern angefahren und Fahrerflucht begangen hat. Würden Sie Sophia, Lydia und Valentina Bescheid geben? Und auch Frau Kern und Herrn Bergwald.«

      »Ich kümmere mich darum, dass alle von Ihrer Einladung erfahren«, versprach Danny ihr, weil er es für eine gute Idee hielt, die unangenehme Lage, in der sie sich befanden, gemeinsam zu besprechen.

      *

      Das Haus der Mais war weiß gestrichen, hatte türkise Fensterläden, und auch das gedrechselte Balkongeländer besaß einen türkisfarbenen Anstrich. Der Obst- und Gemüsegarten war durch einen weißen Holzzaun von den Blumenbeeten und dem Rasen getrennt und passte sich mit seinen Apfel- und Kirschbäumchen dem romantisch verspielten Erscheinungsbild des gesamten Grundstückes an. Rosafarbene Rosen in weißen bauchigen Blumenschalen standen auf der gemauerten Umrandung der überdachten Terrasse, und auch die Tür aus massivem Holz, die direkt in die Küche führte, war türkis gestrichen.

      Olivia hatte am Vormittag von Danny erfahren, dass alle kommen würden, die sie über den Sportwagenfahrer ins Bild setzen wollte, und sie hatte eine Gemüselasagne mit Salat vorbereitet. Sie empfing ihre Gäste an einem Tisch aus heller Kiefer. An den beiden Längsseiten standen jeweils vier weiße Stühle, an den beiden Stirnseiten jeweils einer.

      Franziska, Lorenz und Valentina waren schon da, als Danny in Begleitung von Sophia und Lydia kam. Die beiden waren nach der Sprechstunde nicht mehr nach Hause gegangen und kamen ganz leger gekleidet in Jeans und T-Shirt. Danny aber hatte seine Praxiskleidung gegen eine dunkle Stoffhose und ein tailliertes weißes Hemd getauscht.

      Olivia trug an diesem Abend ein violettes schmal geschnittenes Kleid mit langen Ärmeln. Sie hatte ihr Haar hochgesteckt, und die zarten Locken, die sich über ihren Nacken kräuselten, erregten Dannys Aufmerksamkeit. Er musste immer wieder hinsehen, betrachtete das hellrote Haar, wie es die weiße Haut ihres Nackens streichelte.

      Ortrud, die zuerst auf Franziskas Schoß gesessen hatte, danach zu Lorenz wechselte und schließlich bei Valentina gelandet war, suchte sofort Dannys Nähe, der gegenüber von Valentina Platz nahm.

      »Ortrud liebt Sie, Doc, ehrlich«, versicherte ihm Ophelia, die in ihrem knöchellangen schwarzen Kleid schon richtig erwachsen aussah. Sie stellte die Schüssel mit dem Tomatensalat, den sie aus der Küche geholt hatte, auf den Tisch und setzte sich auf den Stuhl neben Danny.

      »Ortrud kann sich das Recht herausnehmen, jeden zu lieben«, entgegnete Olivia und hauchte ihrer Tochter einen Kuss auf das Haar.

      »Dieses Recht können wir uns alle herausnehmen. Wir müssen nur darauf gefasst sein, dass unsere Liebe nicht erwidert wird.«

      »Kluges Madl«, sagte Valentina und schnipste ein Katzenhaar von dem Rock ihres geblümten Kleides.

      »Dass die Liebe nicht erwidert wird, trifft bei Ihnen auf keinen Fall zu«, erklärte Ophelia und sah zuerst Franziska und dann Lorenz an.

      »Schatz, bitte, sei nicht immer so direkt«, bat Olivia.

      »Die Wahrheit ist, dass die beiden glücklich sind, warum sollte ich das nicht laut sagen dürfen?«, entgegnete Ophelia selbstbewusst, als Franziska sich Lorenz mit einem Lächeln zuwandte.

      Ophelia hatte recht, Franziska war glücklich, so glücklich, dass sie zum ersten Mal, seitdem sie an Krücken laufen musste, ihr Lieblingskleid, das rote mit dem weiten U-Boot-Ausschnitt, das kurz unterhalb der Knie endete, angezogen hatte.

      »Für meine Mutter ist die Wahrheit der Grundpfeiler des Lebens, deshalb gibt sie auch nie auf, bis sie sie herausgefunden hat«, erzählte Lydia, und ihr Blick verriet, dass sie stolz auf ihre Mutter war.

      »Vielleicht sollte ich Polizistin werden«, stellte Ophelia mit nachdenklichem Blick fest.

      »Für Wahrheitsliebende eine weitaus bessere Wahl als ein medizinischer Beruf. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich während eines Rettungseinsatzes die Floskel ›Es wird alles wieder gut‹ von mir gegeben habe, obwohl ich genau wusste, es wird gar nichts mehr gut«, erzählte Lydia mit einem tiefen Seufzer.

      »Manchmal wird es aber gerade deshalb wieder gut, weil dieser Satz den Menschen Hoffnung gibt. Ist es nicht so, Doktor Norden?«, bat Sophia um die Unterstützung ihres Chefs.

      »Menschen Hoffnung zu geben, gehört zu der stärksten Waffe, wenn es ums Überleben geht«, gab Danny ihr recht.

      »So sehe ich das auch«, stimmte Olivia Danny zu und hielt seinen Blick einen Moment lang fest. »Jetzt würde ich aber gern auf den Grund dieses Treffens zu sprechen kommen. Was die Getränke betrifft, bedienen Sie sich bitte selbst«, bat sie und deutete auf die Karaffen mit Wasser, Saft und Wein, die auf dem Tisch standen.

      »Mama, du hast das Wort«, sagte Ophelia.

      »Vielen Dank, mein Schatz.« Olivia setzte sich an die Stirnseite des Tisches und klärte ihre Gäste über den Mann auf, der vermutlich Franziska angefahren hatte.

      »Was passiert, wenn dieser Mann nicht gefunden wird?«, wollte Sophia wissen.

      »Wir hoffen, dass er bald seine Deckung verlässt und die Polizei ihn festnehmen kann«, antwortete Olivia.

      »Vielleicht verschwindet er auch, weil es ihm durch die Präsenz der Polizei zu ungemütlich wird«, sagte Lydia.

      »Er ist mir in eine andere Stadt gefolgt. Ich befürchte, er wird bleiben und auf seine Chance warten. Er hat es auf mich abgesehen, glaubt, mich zu lieben.«

      »Und das geht zu weit«, erklärte die rothaarige Frau mit den strahlend blauen Augen, die mit einer großen Auflaufform aus dem Haus kam.

      »Darf ich vorstellen, meine Mutter Ottilie Mai«, machte Olivia ihre Gäste mit der Frau in dem eleganten hellen Kleid bekannt, die die nach Oregano und Basilikum duftende Gemüselasagne auf den Tisch stellte.

      Wirklich interessant, dachte Danny, als sein Blick von Olivia zu Ophelia und danach zu Ottilie wanderte. Alle drei hatten


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