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Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman. Patricia VandenbergЧитать онлайн книгу.

Chefarzt Dr. Norden Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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freundlich ausfiel.

      »Ich bewundere Ihre hervorragende Beobachtungsgabe, lieber Kollege«, erwiderte sie säuerlich.

      Doch Lammers wäre nicht er selbst gewesen, wenn er sich daran gestört hätte.

      »Ich fragte mich gerade, ob es um den Fall Kronseder geht«, erwiderte er unschuldig.

      Felicitas und Daniel tauschten rasche Blicke. Woher hatte der Kollege diese Information schon wieder?

      »Es war mir neu, dass Ihre Intuition so gut ausgeprägt ist«, bemerkte Fee trocken.

      »Tja, man lernt eben nie aus.« Lammers schenkte ihr ein süffisantes Grinsen, ehe er sich an den Chef Dr. Daniel Norden wandte, der die Klinikleitung erst vor kurzer Zeit von seiner langjährigen Freundin und Kollegin Dr. Jenny Behnisch übernommen hatte. »Haben Sie schon eine Diagnose?«

      »Wir haben es mit einer schweren Anaphylaxie mit fast gleichzeitigem Versagen mehrerer Organe zu tun«, erläuterte Daniel Norden. Anders als seine Frau machte er keinen Hehl aus seiner Ratlosigkeit. »Bei jedem weiteren Anfall besteht die Gefahr, dass der Junge stirbt.«

      »Verstehe.« Lammers nickte und legte nachdenklich den Zeigefinger an das Kinn. »Aber es gibt Anlass zur Hoffnung. Gerade auf dem Gebiet der Allergologie macht die Forschung täglich große Fortschritte.«

      »Jeder Tag könnte einer zu spät sein für Niklas«, gab Felicitas Norden zu bedenken. »Sie wissen ja selbst, dass nach einem anaphylaktischen Schock ein zweites solches Ereignis keine Seltenheit ist. Und selbst, wenn das nicht jetzt passiert, ist Niklas ständig in Gefahr.«

      »Kann ich mir die Krankenakte einmal ansehen?«

      Fee zögerte. Es war Daniel, der die Entscheidung traf. Er streckte die Hand aus und reichte Lammers die Unterlagen vom Schreibtisch.

      »Bitteschön. Jede Meinung ist uns willkommen.«

      »Vielen Dank. Ich bringe sie später zurück.« Lammers nickte zum Gruß und war aus dem Zimmer verschwunden, ehe Fee Gelegenheit zu einer Reaktion hatte.

      »Na, bravo.« Ärgerlich spendete sie ihrem Mann Applaus. »Du hast soeben meinen Fall an meinen Erzfeind abgegeben.«

      Doch Daniel war anderer Meinung. Er rutschte von der Tischkante und legte die Arme auf die Schultern seiner Frau.

      »Konkurrenzdenken ist im Augenblick fehl am Platz, Feelein«, raunte er ihr ins Ohr und küsste ihren Hals. »Es geht um das Leben dieses Kindes. Da ist jede Idee hilfreich.«

      Mit den Händen in den Kitteltaschen stand Felicitas vor ihrem Mann. Schließlich seufzte sie abgrundtief.

      »Natürlich haben Sie recht, Chefarzt Dr. Norden. Es tut mir leid.« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mund. »Bist du auch so hungrig wie ich?« Sehnsüchtig dachte sie an die Abende, die sie im Kreise ihrer Lieben am reich gedeckten Tisch verbracht, zusammen gegessen, gelacht und gescherzt hatten. Diese Zeiten schienen Jahre zurückzuliegen.

      »Ich verhungere gleich«, gestand Daniel.

      Fee sah sich um.

      »Ich könnte dir ein paar staubige Kekse anbieten. Aber draußen der Schrank ist voll mit Sondennahrung. Welche Geschmacksrichtung hättest du gern?«

      Daniel Norden lachte belustigt auf.

      »Weißt du, was ich an dir liebe?«, fragte er immer noch belustigt. »Dass du nie deinen Humor verlierst.«

      »Das ist nichts anderes als mein Überlebenstrieb.«

      »Und der sollte uns jetzt schleunigst heimschicken. Aber nicht, ohne vorher einen Abstecher bei Enzo gemacht zu haben.«

      Fee zögerte. Dieser Vorschlag war fast so verlockend wie ein Essen im Kreise ihrer Lieben.

      »Und was ist mit Niklas?«

      »Im Augenblick können wir ihm eh nicht helfen«, gab Daniel zu bedenken. Er ging zum Sessel und nahm den Mantel seiner Frau, den er irgendwann dort abgelegt hatte. »Die Klinik wird sich melden, wenn etwas ist.«

      »Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche«, wusste auch Felicitas Norden, und so ließ sie sich auf das Angebot ihres Mannes ein.

      *

      Dr. Danny Nordens Freundin Tatjana Bohde schlenderte durch die Straßen der Stadt. Es dämmerte. Nach dem langen Winter war die Frühlingsluft angenehm mild. Tatjana liebte den frischen Duft der wiedererwachenden Natur ebenso wie die Vögel, die ihr Abendlied sangen.

      Trotz ihrer Sehbehinderung fand Tatjana ihren Weg mit schlafwandlerischer Sicherheit. Das lag an ihren übrigen Sinnen, die sich im Laufe der Zeit auf fast mystische Art und Weise sensibilisiert hatten. So wusste sie auch genau, wer in der Praxis Dr. Norden am Tresen saß. Am Rascheln der Blätter hörte sie, dass die langjährige Assistentin Wendy Belege sortierte. Das Klappern von Geschirr verriet ihr, dass die ehemalige Krankenschwester Janine Tassen und Teller in der kleinen Küche aufräumte.

      »Einen wunderschönen guten Abend, die Dame«, begrüßte sie Wendy scherzhaft und zwinkerte ihr zu.

      Wendy kannte Tatjana gut genug, um zu wissen, dass sie fast immer zum Scherzen aufgelegt war.

      »Guten Abend, junge Frau. Tut mir leid, aber wir haben schon geschlossen.«

      »Oh, das ist ja wirklich schade.« Tatjanas Grinsen verriet, dass sie sich freute, in Wendy eine Mitspielerin gefunden zu haben. »Vielleicht könnten Sie trotzdem eine kurze Frage beantworten. Haben Sie zufällig einen gutaussehenden Mann gesehen? Ungefähr einen Meter fünfundachtzig groß, mit dunklem Haar, das an den Schläfen etwas grau wird. Er ist schlank … na ja … von einem kleinen Wohlstandsbäuchlein abgesehen … Ich bin sicher, dass er sich hier ziemlich oft herumtreibt.«

      Nur mit Mühe konnte sich Wendy ein Kichern verkneifen.

      »Das mit dem Wohlstandsbäuchlein lässt du ihn mal lieber nicht hören.«

      »Und die grauen Schläfen sind eine Frechheit«, ertönte Dannys Stimme aus dem Hintergrund.

      Ein siegessicheres Lächeln auf dem Gesicht, drehte sich Tatjana um.

      »Tut mir leid. Ich war mir nicht mehr ganz sicher. Schließlich habe ich dich schon lange nicht mehr gesehen. Da passiert so was schon mal.«

      »Aber nicht in meinem Alter!«, reklamierte Dr. Danny Norden und trat an den Tresen. Er küsste Tatjana auf den Mund. »Andere Frauen sind übrigens froh, wenn sie ihre Männer möglichst selten zu Gesicht bekommen.«

      »Mag sein. Dummerweise bin ich nicht andere.« Tatjana hatte ihre Hände auf seine Wangen gelegt. Ihre Finger fuhren tastend über seine Schläfen. »Du hast übrigens recht. Sie sind noch nicht grau.«

      Ihre Beharrlichkeit beunruhigte Danny nun doch. Er schob sie sanft von sich und trat an den Garderobenspiegel, in dem er sich prüfend betrachtete. Erleichtert und ebenso verwirrt kehrte er zu ihr zurück.

      »Woher weißt du das eigentlich so genau?«, stellte er eine berechtigte Frage. Manchmal war sie selbst ihm unheimlich.

      »Ganz einfach. Graue Haare haben eine andere Struktur.«

      Unwillkürlich griff sich Wendy ins Haar, als das Telefon klingelte. Obwohl die Sprechstunde längst vorbei war, zögerte sie nicht, das Telefonat anzunehmen.

      »Praxis Dr. Norden, Sie sprechen mit Wendy. Was kann ich für Sie tun?«, sagte sie ihr Sprüchlein auf.

      Der Anrufer war so aufgeregt, dass sogar Danny jedes einzelne Wort verstand.

      »Hier ist Tim Kröger aus dem ›Buntspecht‹. Ist der Doktor noch da?«

      Danny nickte und streckte die Hand nach dem Hörer aus.

      »Einen Moment bitte.« Wendy reichte ihn weiter.

      Das Gespräch dauerte nicht lange.

      »Ich bin in fünf Minuten da«, versprach Dr. Norden, nachdem er sich das Anliegen angehört und ein paar


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