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Fürstenkrone Box 15 – Adelsroman. Maria Czigler BiancaЧитать онлайн книгу.

Fürstenkrone Box 15 – Adelsroman - Maria Czigler Bianca


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die Luft, solange er nicht merkt, daß man ohne sie nicht leben kann. Und vielleicht kann auch Angelika de Roussillon nicht ohne dich leben. Gib ihr Gelegenheit, das festzustellen, Michael.«

      »Es ist etwas Wahres an deinen Worten, Mama. Vielleicht habe ich wirklich einen Fehler gemacht.«

      »Ganz sicherlich, Michael.«

      »Und wenn du dich irrst, Mama? Wenn sich herausstellt, daß Angelika sehr wohl ohne mich leben kann, daß sie mich nicht vermißt?«

      »Glaubst du das wirklich, Michael?«

      »Ich weiß es nicht.«

      »Dies Risiko mußt du auf dich nehmen, und du solltest es leicht können, denke ich.«

      »Warum?«

      »Weil du dann die Wahrheit kennst, auch wenn sie für dich bitter ist.«

      *

      Prinzessin Angelika de Roussillon schaute zum wiederholten Male auf ihre kleine goldene Armbanduhr. Ungeduldig lief sie sodann zum Fenster und blickte hinaus.

      Es war schon eine Stunde über die Zeit, zu der Graf Michael sie sonst zum morgendlichen Ausritt abzuholen pflegte.

      Noch nie hatte Angelika je auf einen Mann gewartet und schon gar nicht so lange Zeit. Sie verstand sich selber nicht mehr.

      Sie beschloß, noch zehn Minuten zuzugeben und dann schließlich allein auszureiten. Michael hatte es nicht anders verdient, wenn er wirklich noch erscheinen sollte. Man ließ eine junge Dame nicht einfach warten.

      Oder sollte er ihr übelgenommen haben, daß sie seine Gefühle nicht erwidern konnte?

      Angelika biß sich auf die Unterlippe.

      Aber das sähe Michael so gar nicht ähnlich. Es paßte einfach nicht zu ihm. Er war ja der geborene Kavalier. Niemals würde er sich absichtlich verspäten.

      Unruhig wanderte sie im Zimmer auf und ab, und als der Zeiger der Uhr um eine Viertelstunde weitergerückt war, begab sie sich in die Halle hinunter und verließ das Schloß.

      Puck lief ihr über den Weg. Er kläffte und jaulte vor Freude, als sie ihn auf den Arm emporhob.

      Angelika hatte ein etwas schlechtes Gewissen.

      »Armer Puck«, murmelte sie in sein rauhaariges Fellchen, »ich glaube, ich habe dich arg vernachlässigt. Aber das kommt nur davon, daß du niemals gehorchst und immer eigene Streifzüge im Wald unternimmst. Und das gehört sich nicht für einen wohlerzogenen Hund. Aber warte nur, heute nehme ich dich mit. Später darfst du dann ein wenig umherstreifen.«

      Als habe Puck den Sinn ihrer Worte verstanden, so hob er freudig winselnd seinen Kopf und versuchte, mit seiner kleinen Zunge über ihr Gesicht zu lecken.

      Aber sie wehrte ihn entrüstet ab und belehrte ihn darüber, daß sich auch dergleichen nicht für einen Hund gehöre, auch wenn er Puck heiße.

      Ein Reitknecht führte ihr Pferd vor und half ihr in den Sattel.

      Angelika faßte die Zügel fester. Unwillkürlich warf sie noch einen Blick in die Richtung, aus der Michael gewöhnlich zu kommen pflegte, aber kein Reiter war in Sicht, und so gab sie ihrem Pferd ein wenig ärgerlich die Sporen.

      Sie hatte an Michaels Seite in den vergangenen Wochen den Forst nach allen Seiten hin durchstreift, aber sie war noch immer weit davon entfernt, das ganze Ausmaß des riesigen Rothensteinschen Waldes zu kennen.

      Es war ein wunderschöner Frühlingsmorgen. Der Tau hing noch in den Gräsern und Blüten, die Vögel jubilierten und huldigten mit ihrem Gesang dem kommenden Tag.

      Angelika ritt tief in Gedanken versunken dahin, Puck fest an sich gepreßt, und achtete nicht weiter auf den Weg.

      Sie schrak aus ihren Gedanken, die hauptsächlich um den jungen Grafen Michael gekreist hatten, erst auf, als sie sich einer sonnenbeschienenen Lichtung näherte, auf der sie noch niemals gewesen war, wie sie sofort erkannte.

      Hübsch war es an diesem Fleckchen, und sie beschloß, eine kurze Rast zu machen, was offensichtlich auch ganz in Pucks Sinn zu sein schien, denn er machte wilde Anstrengungen, auf den Boden zu gelangen.

      So stieg Angelika denn ab, ließ ihr Pferd ruhig grasen und setzte Puck zu Boden.

      Der Hund schoß sofort laut kläffend davon. Sie rief ihm noch ein paarmal laut nach, aber sein Bellen verlor sich immer mehr in der Ferne, und schließlich ließ sie ihn lächelnd gewähren. Sie wußte, daß er das Wild nicht belästigte, es lag nicht in seiner Natur, und er würde schon wiederkommen, wenn er sich ein wenig ausgetobt hatte.

      Sie setzte sich auf einen umgestürzten Baumstamm und träumte in den offenen Himmel. Etwas wehmütig war ihr zumute, als sie so dasaß, allein, ohne Michael von Seebach. Und zum erstenmal merkte sie, daß sie ihn vermißte.

      Es erschien ihr selber verwunderlich, und sie horchte erstaunt in sich hinein und glaubte, in ihrem Innern eine Stimme zu hören, die seinen Namen rief.

      Dann kam ihr die jähe Stille zum Bewußtsein. Puck hatte aufgehört zu bellen. Sie fuhr empor.

      »Puck!« rief sie laut. »Puck!«

      Lange Zeit rührte sich nichts.

      Dann aber wurde die morgendliche Stille durch lauten Lärm unterbrochen. Puck bellte wieder, aber jetzt klang es giftig und angriffslustig. Ganz fern hörte sie eine Männerstimme. Dann ertönte ein Schuß, und sofort ging Pucks Bellen in ein Winseln über und erstarb plötzlich.

      Erstarrt hatte Prinzessin Angelika dagestanden, nun aber kam Leben in sie. Jemand hatte ihren Puck erschossen.

      Sie rannte über die Lichtung, tauchte im Gestrüpp unter, das am Rand der Lichtung begann, und bahnte sich, halb blind vor Zorn und ohnmächtigem Schmerz, ihren Weg dorthin, von wo sie zuletzt das entsetzliche Winseln zu hören vermeint hatte. Dabei rief sie immer wieder laut nach ihrem geliebten Puck.

      »Hier!« rief endlich eine sonore Männerstimme ganz in der Nähe.

      Angelika schob Tannenzweige zur Seite, achtete nicht darauf, daß die scharfen Nadeln ihr die zarte Haut ritzten, und stand dann plötzlich auf einer Schneise.

      Und da sah sie den Jäger, der das Gewehr noch locker unter dem Arm hielt und ihr ernst entgegenschaute.

      »Sie«, rief Angelika vor Zorn geschüttelt. »Sie Unmensch. Sie haben meinen Puck erschossen. Was hat der kleine Hund Ihnen getan? Oh, ich hasse Sie!«

      »Hunde haben im Forst nichts zu suchen«, sagte der Mann mit sympathischer Stimme ernst. »Sie stöbern das Wild auf und beunruhigen es, auch wenn sie es vielleicht selbst nicht angreifen. Jeder Jäger hätte den Hund erschossen, wenn er nur halbwegs pflichtbewußt gewesen wäre. «

      »Aber Sie sind im Rothensteinschen Forst. Sie hatten hier nichts zu suchen. Und es ist meine Sache, ob in meinem Wald Hunde herumlaufen oder nicht. Sie hatten nicht das Recht, meinen Hund zu erschießen. Ich werde Sie entlassen.«

      »Das wird nicht gut möglich sein, mein Fräulein.« Der Anflug eines Lächelns zog über das ernste schmale Männerantlitz.

      »Und warum nicht?« Prinzessin Angelika richtete sich kampfbereit auf. »Sie befinden sich auf meinem Grund und Boden, und ich müßte mich doch sehr irren, wenn Sie nicht zu meinen eigenen Jägern gehörten.«

      Angelikas Irrtum war verzeihlich. Der hochgewachsene Mann vor ihr war in grünes Loden gekleidet. Er trug Stiefel an den Füßen, wie die Jäger sie trugen, und einen Hut, der der Jägertracht sehr ähnelte.

      Zudem trug er ein Gewehr und an einem Schulterriemen eine lederne Tasche bei sich.

      »Sie haben die Grenzen des Rothensteinschen Forstes schon lange hinter sich gelassen, mein Fräulein«, sagte der Mann, und Prinzessin Angelika empfand sein Lächeln als impertinent. »Sie befinden sich auf meinem Grund und Boden. Und hier bestimme ich, ob Hunde herumlaufen dürfen oder nicht.«

      »Und wenn es so wäre«, erwiderte Angelika, und


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