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Celsissimus. Arthur AchleitnerЧитать онлайн книгу.

Celsissimus - Arthur Achleitner


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      „Ja, darauf wollen wir trinken! Euch meine Huld immerdar, mir Eure Gnade und —“

      „Und?“

      „Und Liebe!“ flüsterte der junge, feurige Landesherr und sandte einen flammenden Blick zu Salome, die jäh errötete und verstummte.

      Verschiedene Gänge des üppigen Mahles waren inzwischen serviert worden, doch jedesmal hatte Wolf Dietrich durch eine Handbewegung angedeutet, daß er nicht im Gespräch gestört sein wolle. Diesem Beispiel war auch Salome gefolgt, und Ludwig Alt hielt es für seine Pflicht, zu jeglichem Augenblick dem Fürsten zur Verfügung zu sein, daher der Bürgermeister auf das Essen verzichtete. Nach dem Speisezettel, den Ludwig Alt bei sich hatte, sollte nun köstlicher Fasanenbraten an die Reihe kommen, und zwar mit einer Neuerung im Gedeck für diese Zeit. Bisher war es üblich, des öfteren Handwasser mit Handtüchern herumreichen zu lassen, damit die Tafelnden sich die Hände reinigen könnten. Auch heute war das der Fall gewesen. Nun zum Fasanenbraten des heutigen Mahles, zur Erhöhung des Festes war, ausgeheckt von beiden Alts, eine Neuerung geplant, die eben jetzt der Tafelrunde vorgeführt werden sollte, und diese Neuerung bestand in der erstmaligen offiziellen Verabreichung von Gabeln.[2] Ludwig Alt war nicht wenig neugierig auf die Wirkung dieser Neuerung und hatte angeordnet, daß zum „Fasanen-Gang“ dieser Gebrauchsgegenstand solle vorgelegt werden. Natürlich interessierte es den Bürgermeister am meisten zu erfahren, was der Fürst zu sothaner Neuerung sagen werde.

      Wolf Dietrich war aber schon wieder in ein Gespräch mit Salome vertieft und hatte weder Aug' noch Ohr für die übrige Gesellschaft.

      Längeres Zaudern würde eine auffällige Unterbrechung des Mahles herbeiführen, der Bürgermeister mußte daher das Zeichen geben, und sogleich erschienen die Aufwärter, deren jeder eine in der Form noch ziemlich ungeschlachte, zweizinkige Gabel zur Rechten jedes Tafelgastes legte. Von der schwätzenden Menge ward das neue Instrument vielfach nicht beachtet; einigen Gästen aber fiel es doch sofort auf, sie ergriffen die Gabeln, besahen sie, fuhren damit in die Luft, und als von einigen vielgereisten älteren Bürgern der Gebrauch dieser neuen Tischinstrumente erklärt wurde, konnte es an praktischen Erprobungen nicht fehlen. Unter großer Lebhaftigkeit ward aufgespießt, was den überraschten Gästen erreichbar war und die Fasanen kamen hierzu just recht. Völlig unbeachtet blieb die Neuerung am Präsidium der Tafel; den Altschen Familien war sie bekannt, für das heutige Mahl eigens bestimmt, und der Landesvater widmete sich ausschließlich seiner Tischnachbarin.

      Die Edelknaben kamen mit den Fasanen auf silbernen Platten, und unwillig wollte Wolf Dietrich abwinken, da bat Salome, es möge der gnädige Herr doch auf die Atzung nicht ganz vergessen, wasmaßen diese Leib und Seele zusammenhalte. So ließ sich denn der fürstliche Ehrengast von den Fasanen vorlegen, ebenso Salome, und beide bedienten sich der neumodischen Gabeln ohne das geringste Anzeichen einer Überraschung.

      Von Salome wunderte das den Bürgermeister ja nicht, aber die Vertrautheit des Fürsten mit dem neuen Instrument verblüffte und enttäuschte ihn derart, daß Ludwig Alt dem Bruder zuflüsterte: „Der kennt alles!“

      Und Wilhelm raunte zurück: „Stimmt! Der wird uns in allem über!“

      Wolf Dietrich hatte mit Behagen von der leckeren Speise genossen und dann einen Blick über die Tafel geworfen, an der es lebhaft zuging, denn der in großen Mengen genossene schwere Südwein aus Welschland übte auf Männlein und Weiblein seine Wirkung aus. „Meine Salzburger lieben den süffigen Wein!“ meinte der Fürst zum Bürgermeister, der sogleich beteuerte, daß das gewöhnliche Volk sich wohl an das Hopfenbier halte, denn süße Weine seien von wegen der Teuerung und dem kostspieligen Transport nur den bemittelten Ständen erreichbar.

      „Wird denn viel solchen Weines eingeführt ins Erzstift?“

      „Ew. Hochfürstliche Gnaden unterthänigst aufzuwarten, ja; man bringet auf Wasser und Land überflüssig aus allen Landen herzu, als nämlich vom Rhein, Neckher (Nekar), aus Elsaß, Franken, auch Osterwein (aus Österreich), Marchwein (aus Steiermark), aus Hungern (Ungarn), viel aus Welschland, so man sie heißet Terrant, Raifel, Muscatell, Malvasier von Napoli, Romanier, so in Griechenland wachset, Rosatzer auch und Farnätscher, Veltliner, und aus dem Etschland Traminer und Höpfwein und dergleichen noch manche, die des Thalhammer Zunge besser kennet als Dero unterthäniger Knecht!“

      „Ich staune! Wußte wahrlich nicht, daß meine Salzburger so gern und viel der schweren und teuren Weine trinken!“

      Voreilig sprach Ludwig Alt: „Sie trinken nicht, o Herr, sie saufen ihn! Ein Laster ist's, ein allgemeines in ganz Deutschland, und es hilft so viel wie nichts, mag man dagegen wettern oder sich selber eines guten Wandels befleißigen. Der Saufteufel hat sie alle am Kragen, Männerleut und Weibes, ein Halbes können Kinder selbst schon zutrinken, die Eltern lehren's wohl den Kleinen! Ein Kreuz ist's und ein Elend mit dem Weinteufel!“

      „Und der Bürgermeister weiß sich nicht Rat, sothanem Laster wirksam zu steuern?“ fragte der Landesherr.

      „Dero Gnaden unterthänigst aufzuwarten, ich nicht, und besseren Leuten kann ich die Rumorknechte nicht auf den Leib hetzen!“

      „So! Nun es erscheinet mir günstig, daß der Landesherr sich Rats weiß, ich weiß ein Mittel, doch ist es nicht an der Zeit, es heute schon zu publizieren. Ich will es mir merken, und dem Saufteufel rücke ich an den Leib, ich zwing' ihn, darauf könnt Ihr Euch verlassen!“

      „Das kann, o hoher Herr, der Menschheit nur zum Segen gereichen!“ sprach Salome, der die übermäßige Trinklust ein Greuel war, und die es peinlich berührte zu sehen, wie namentlich die jungen Bürgersöhne ohne Rücksicht auf die Anwesenheit des Landesherrn dem Wein in großen Mengen zusprachen.

      „Eure Zustimmung erquickt meinen Sinn, wie Eure Anmut mein Herz ergötzt!

       Ich wünsche mir nichts Besseres, als mit Euch, teure Salome, auch die

       Maßnahmen der Regierung beraten zu können. Seid Ihr dazu gewillt?“

      Salome fühlte den tieferen, verhüllten Sinn dieser Frage, und heiße Röte schoß in des klugen Mädchens Wangen, ein Zittern lief durch ihren Körper, bebenden Tones erwiderte sie: „Wie sollt' ich je in solche Lage kommen? Gebannt in die engen Schranken der Häuslichkeit, gezwungen nach Zeit und Art, zu stiller Arbeit, Sinn und Zunge gefesselt! Doch was will ich sagen, da Fürstentöchter es kaum anders haben und verdorren schier in dumpfer Kemenate!“

      „So sehnt Salome sich hinaus in die Freiheit glanzerfüllter Welt?“

      „Nicht das ist meines Sinnes Streben, gnädigster Herr! Ich kenne die gezogenen Grenzen und beug' mich willig diesem Gebot. Was ich ersehne heiß, wär' ein Erfassen vieler Dinge, die man kaum dem Namen nach uns einst gelehrt! Denkt nur, hoher Gebieter, wie karg die Kost gewesen, die uns Mädchen man gereicht! Ein winzig Kritzeln, etwas Lesen, des Mehreren von heiliger Religion, und in der Erdbeschreibung hat es vollauf genügt zu wissen, daß fern im Süden liegt das heilige, ewige Rom.“

      „Sothanes will auch mich nicht viel bedünken, doch mag's für deutsche Fürstentöchter genügen. Ihr aber, Schön-Salome, wollt mit Gram herabdrücken Euren edlen Geistes feine Bildung! So manch' Gespräch, die feingesetzten Worte, sie verraten Euren hellen Geistes hohen Flug, die Klage über geringen Unterricht in jungen Jahren stimmt nicht zur staunenswerten Kenntnis vieler Dinge. Ich nannt' Euch doch vorhin schon einen Diplomaten, wollt' stecken Euch in meiner Juristen Schar, und warum? Weil Eures Verstandes Schärfe, ein klug Erfassen dessen, was kaum der Zunge Laut noch ausgesprochen, schon bethätigt ist vom aufgeweckten Kopf. Ihr dürstet wohl nach Erweiterung von Gedanken, denkt an hohe Ziele, die in Mädchenkemenaten nicht wollen Wurzel fassen? Gern beut ich die Hand, Euch zu verhelfen zum Flug in des Geistes höhere Regionen! Mein Fürstenwort geb' ich zum Pfand!“

      Das Mahl war zu Ende und die Zeit sehr vorgeschritten, der Tanz sollte beginnen. Die höfische Etikette verlangte vom Fürsten und Erzbischof, sich nun ins Palais zurückzuziehen, so gern Wolf Dietrich auch mit Salome noch gesprochen. „Ich sehe Euch bald wieder!“ flüsterte er dem schönen Fräulein zu, und ein heißes Verlangen flog durch seinen geschmeidigen Körper. Noch ein lodernder Blick, dann erhob sich der Fürst, um den nun die


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