Perry Rhodan 150: Stalker (Silberband). Arndt EllmerЧитать онлайн книгу.
nicht Pfaden folgt, die von heimtückischen Fährtenlegern getreten wurden ...«
Als sich nach geraumer Zeit die Techniker zurückzogen, blieb ihnen die Stimme des Warners weiterhin im Ohr. Jeder, der die Stimme gehört hatte, trug sie weiter und verbreitete sie um sich. So kam es, dass der Warner bald überall an Bord der BASIS zu hören war. Die flimmernde Silbergestalt trat indes nicht in Erscheinung.
Perry Rhodan und Gesil wurden in ihrer Kabine alarmiert. Zu dem Zeitpunkt hörten sie die Stimme noch nicht, denn sie wurde nicht über Interkom weitergetragen. Rhodan beauftragte Waylon Javier, den Kommandanten der BASIS, herauszufinden, ob Stalker mit den Warnungen zu tun hatte. Außerdem forderte er Fellmer Lloyd und Gucky an. Ras Tschubai, der sich ebenfalls an Bord aufhielt, wurde gebeten, die BASIS zu erkunden, indem er kreuz und quer teleportierte.
Tschubai hatte die Warnerstimme schon gehört, deshalb verfolgte sie ihn unaufhörlich. Wo er auch materialisierte, die Stimme war stets bei ihm.
»... ihr könnt einen eigenen Weg wählen, aber achtet darauf, dass es wirklich euer Weg ist. Krücken sind nicht nötig, ihr schafft es, auf eigenen Beinen zu gehen. Ihr hört, also ignoriert die Warnungen nicht; verschließt die Ohren jedoch vor sirenenhaften Verlockungen. Ihr seid nicht blind, darum lasst euch nicht führen, keiner braucht einen Wegbereiter. Niemand soll euch geleiten, denn er könnte euch zu Abgründen führen, und stürzen ist leichter, als die Höhen neu zu erklimmen ...«
Kaum dass Perry Rhodan und Gesil die Kommandozentrale betraten, wurden sie von den phrasenhaften Sätzen des Warners überfallen.
»Stalker fällt nichts Neues ein«, kommentierte Waylon Javier. »Das ist Negativwerbung im klassischen Sinn. Ich kann das nicht länger hören.«
Rhodan wechselte mit Gesil einen Blick und erkannte, dass sie in ähnlichen Bahnen dachte wie er. »Ich würde sagen, dass dies eine Parodie auf den Warner ist«, stellte er fest. »Und ganz bestimmt wird sie nicht von Stalker verbreitet.«
Javier wirkte für einen Moment ratlos, dann erhellte sich seine Miene. »Ich verstehe!«, rief er. »Du nimmst an, dass Taurec und Vishna eine Kampagne gegen Stalker starten. Möglicherweise über die Fragmente des Virenimperiums ...«
Er stockte, weil die beiden Kosmokraten soeben die Zentrale betraten. Sie waren mit der SYZZEL außerhalb des Solsystems unterwegs gewesen und sofort zurückgeflogen, nachdem sie von der Warnersendung erfahren hatten.
»Du kannst die beiden fragen«, meinte Rhodan. »Die Antwort wird dich aber nicht weiterbringen. Ich wundere mich nur, warum niemand darauf eingeht, dass es sich um eine telepathische Sendung handelt.«
Gucky und Fellmer Lloyd materialisierten.
»Jemand erlaubt sich einen üblen Scherz mit uns«, schimpfte der Mausbiber. »Da steckt nie und nimmer Stalker dahinter. Er ist nicht in der Lage, derart starke telepathische Impulse zu senden. Stalker kann nur die Psi-Kräfte anderer reflektieren.«
»Wer weiß, vielleicht wird Stalker ohne sein Wissen als Reflektor benutzt«, griff Rhodan den Hinweis auf. »Wem wäre ein solcher Scherz zuzutrauen? Gucky?«
»Ich kenne nur einen mit so eigenartigem Humor«, antwortete der Mausbiber spontan. »Keiner kann geschmacklosere Witze produzieren als der Medienmann Krohn Meysenhart.«
Die telepathische Warnung brach ab, mentales Gelächter brandete auf. Alle in der Zentrale duckten sich wie unter einem beginnenden Sturm. Nur Vishna und Taurec zeigten sich davon unbeeindruckt.
Rhodan spannte sich an. Für ihn war schon nach den ersten Sätzen des vermeintlichen Warners klar gewesen, dass ES damit zu tun hatte. Seit Tagen wartete er darauf, dass sich das Geisteswesen meldete. Es wunderte ihn keineswegs, dass sich die heimische Superintelligenz auf diese Weise bemerkbar machte.
Ich hoffe, dass ich euch mit meiner Warnung nicht erschreckt habe, drang die mentale Stimme in das Bewusstsein aller an Bord der BASIS. Es ist keineswegs so, dass ich mir nur einen Scherz erlauben wollte. Ich hatte euch auch einiges mitzuteilen. Vermutlich habt ihr etwas davon behalten und könnt lernen, ohne erst schlechte Erfahrungen machen zu müssen.
»Hast du dich gemeldet, um uns vor Stalker zu warnen?«, fragte Rhodan. »Ich kann dich beruhigen, wir haben uns gegenüber dem Gesandten von ESTARTU ein gesundes Maß an Misstrauen bewahrt.«
Gut so, reagierte ES. Nur erinnere ich mich nicht, einen Namen genannt zu haben. Es gibt viele Versuchungen, denen ihr widerstehen müsst. Sie werden euch an etlichen Orten und in unterschiedlichster Gestalt begegnen. Aber ich melde mich nicht, um euch Ratschläge zu geben. Ich habe prophezeit, dass ihr euch eines Tages aus meiner Abhängigkeit und aus der der Kosmokraten lösen und eigene Wege gehen werdet. Es steht mir also nicht länger zu, euer Mentor zu sein.
»Es ist richtig, dass der Dritte Weg nicht ohne Reiz für uns erscheint«, sagte Rhodan. »Vielleicht lohnt es sich sogar, diese Möglichkeit zu erwägen. Wie auch immer wir uns entscheiden, die Milchstraße bleibt Bestandteil deiner Mächtigkeitsballung.«
Die Milchstraße wurde zu einem Galaktikum, ihre Bewohner wurden zu Galaktikern, fuhr die lautlose Stimme fort. Das ist ein Riesenschritt voran in eurer Entwicklung. Ich werde euch dabei nicht im Weg stehen. Eine Aufgabe müsst ihr allerdings noch bewältigen, erst dann seid ihr entlassen: Es gilt, die Reparatur des Moralischen Codes zu vollenden.
»Wir sind bereit für die Aktivierung des letzten Chronofossils«, bestätigte Rhodan. »Wir hätten längst nach EDEN II aufbrechen können, um seine Aktivierung vorzunehmen. Es gibt nur ein Problem: Wo finden wir EDEN II?«
ES lachte, und diesmal war es tatsächlich, als fege ein psionischer Orkan durch die BASIS. ES' Heiterkeitsausbruch dauerte eine Weile an. Erst als das mentale Gelächter verhallte, wiederholte Perry Rhodan seine Frage: »Wo liegt EDEN II? Wie können wir ans Ziel gelangen?«
EDEN II befindet sich im geistigen Zentrum meiner Mächtigkeitsballung.
»Das wissen wir«, sagte Rhodan enttäuscht. »Uns fehlen die Koordinaten des Zentrums.«
Wieder lachte ES, diesmal sehr verhalten.
Wie naiv ihr manchmal seid. So wenig wie es Koordinaten für den Sitz der Seele in deinem Körper gibt, so wenig gibt es sie für mein geistiges Zentrum. Was erwartet ihr also von mir?
Perry Rhodan konnte seine Enttäuschung kaum verbergen. Ihn beherrschte die bange Frage, ob am Ende gar der Herr der Elemente die Hände im Spiel hatte. Die Chaosmächte waren keineswegs geschlagen ...
»Ich erwarte einen Hinweis, wo wir EDEN II finden könnten«, sagte er mit Nachdruck; Gespräche mit ES konnten recht anstrengend sein.
Ich gebe euch sogar zwei Hinweise.
ES schwieg. Fast eine Minute lang herrschte in der Zentrale angespannte Stille.
EDEN II ist dort, wo man mich sucht!, vernahm dann jeder an Bord.
Wieder entstand eine Pause, bis die telepathische Stimme erneut zu hören war: Letztlich führen alle Wege nach EDEN II.
Perry Rhodan blickte zu Gesil, zu den Mutanten und dann in die Runde. Er sah betroffene Gesichter. Das Schweigen löste sich endlich in Stimmengemurmel auf.
»Worauf wartest du, Perry?«, fragte Taurec mit unergründlichem Lächeln. »Du hast alle Informationen, die du brauchst, also mach dich auf die Suche nach EDEN II. Vishna und ich werden deiner BASIS mit der SYZZEL folgen.«
Rhodan nickte knapp.
»Auf nach EDEN II!« Er sagte es in einem Ton, als hätte er mit der BASIS einen Flug ins Ungewisse beschlossen. Und etwas anderes war es auch nicht. Wenn EDEN II überall zu finden war, dann spielte es keine Rolle, wohin sie flogen.
»Viel Glück, Perry«, wünschte Reginald Bull im Selbstgespräch, als ihm das Virenschiff die Nachricht vom Aufbruch der BASIS übermittelte.
Er saß allein in dem kahlen Raum mit dem halben Dutzend Kontursesseln. Ein rechteckiger Bereich der Längswand schien herausgeschnitten zu sein. Dieses Holofenster zeigte Rhodans mächtiges Fernraumschiff, das sich schnell aus der