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dem Absatz kehrt und verschwand wieder.
Ein Ruck, und das Klinikhemd zerriss. Dr. Linhardt begann mit der Herzdruckmassage.
Die Schwester kehrte zurück. Katharina bestrich die Elektroden mit Gel.
»Und weg!« Ihr Blick flog hinüber zum Monitor. »Noch einmal. Und weg!«
Der Alarm wechselte in ein regelmäßiges Piepen. Katharina Linhardt atmete auf. Fuhr sich mit dem Kittelärmel über die Stirn.
»Das war knapp.«
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Schwester Rosi.
Über die Antwort dachte Dr. Linhardt nicht lange nach.
»Trommeln Sie ein OP-Team zusammen. Wir müssen sofort operieren.«
*
»Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich nicht wiedersehen will«, krächzte Manfred Tuck. Sein Hals war rau vom Tubus und schmerzte. »Warum bist du immer noch hier?«
»Was glaubst du alter Esel denn?« Evas Stimme war süß wie Honig. »Weil ich dich liebe. Und weil ich alt mit dir werden will. Noch viel älter, als du jetzt bist.«
Manni blinzelte seine Eva an. War er etwa doch im Himmel gelandet?
»Wirklich?« Er hustete. »Dabei dachte ich immer, du bist nur bei mir, weil ich dir ein schönes Leben, Status und Anerkennung bieten kann.«
»Wenn du so denkst, dann bist du nicht nur ein alter, sondern auch noch dummer Esel.« Eva kicherte.
Zupfte ihren Manni am Ohrläppchen.
»Ganz genau! Und was willst du jetzt mit diesem dummen, alten, gebrechlichen Esel anfangen?«
»Ganz einfach. Ich sorge dafür, dass du wieder auf die Beine kommst.« Sie strich ihm eine Strähne aus der Stirn. Ihr liebevoller Blick streichelte sein Gesicht.
Dabei war er so sicher gewesen, nie mehr wieder so angesehen zu werden. Manni blinzelte tapfer gegen die Tränen an, die über die Ufer zu treten drohten.
»Aber …«
»Kein Aber.« Eva lächelte nicht mehr. »Ich liebe dich, Manni. Und ich will mit dir zusammenbleiben. Das wusste ich auch schon, als ich nach der Operation an deinem Bett gesessen bin. Als ich nicht wusste, ob du mich je wieder umarmen, je wieder mit mir shoppen gehen kannst.«
»Eva! Meine Eva!«, erwiderte Manfred rau. »Schwester Elena hatte doch recht: Ich habe dich unterschätzt.« Er drehte den Kopf, um sie besser ansehen zu können. »Aber wie siehst du überhaupt aus? Völlig verändert. So hätte ich dich bestimmt nicht geheiratet.« Die vertraute Leichtigkeit zwischen ihnen war zurück. Was für ein wunderbares Gefühl! Fast so wunderbar wie die Nachricht der Ärzte, dass er wieder ganz gesund werden würde.
»Man sieht immer so aus, wie man sich fühlt«, klärte Eva ihren Mann auf.
»Dann musst du dich bis jetzt verdammt gut gefühlt haben mit mir«, bemerkte Manfred nachdenklich.
Einer plötzlichen Eingebung folgend, erhob Eva sich vom Bett.
Seine Augen weiteten sich vor Schreck.
»Wo gehst du hin?«
An der Tür drehte sie sich noch einmal um und schickte ihrem Mann eine Kusshand.
»Keine Angst. Ich bin bald wieder da!«
»Hoffentlich.« Vor nicht allzu langer Zeit wäre Manfred aufgesprungen, wäre seiner Frau nachgelaufen. In seinem Zustand blieb ihm aber nichts weiter übrig, als sich in sein Schicksal zu fügen. Er legte den Kopf zurück in die Kissen und schloss die Augen. Dachte an Eva. Seine wunderschöne, junge Eva, um die ihn so viele Männer beneideten. Aber nicht nur aus diesem Grund würde er sie immer wieder … Die Gedanken flogen davon, und Sekunden später war er mit einem Lächeln auf den Lippen eingeschlafen.
*
»Ja. Ja, das klingt hervorragend. Dann werde ich alles Nötige in die Wege leiten«, versprach Felicitas Norden. Sie beendete das Gespräch. Legte den Hörer zurück auf die Gabel. Ein kurzer Blick in den Terminkalender. Im Augenblick wartete niemand auf sie. Eine gute Gelegenheit, um ihren Mann zu entführen.
»Was verschafft mir die Ehre, schöne Frau?«, fragte Daniel und unterschrieb den letzten Brief in der Mappe, bevor er sie zuklappte und den Füller zur Seite legte.
»Lass uns ein paar Schritte gehen. Ich muss dir etwas erzählen.«
Ein paar Minuten später knirschte Kies unter ihren Füßen. Vor ihnen schlängelte sich der Weg wie eine Schlange durch die Gartenanlage. An diesem späten Nachmittag waren sie allein hier. Kein Wunder. Ein kühler Lufthauch zerrte an den Blättern der Bäume. Unter der großen Kastanie lagen ein paar braune Kugeln neben stacheligen Schalen. Fee mochte sie besonders gern, wenn sie noch glänzten wie frisch poliert. Wenn das Leben noch keine Spuren auf ihnen hinterlassen hatte. Sie fand eine stachelige Kugel und brach sie auf. Pulte die Kastanie aus der schützenden Hülle.
»Wie gut sie sich anfühlt.«
»Fast so gut wie du.« Daniel zog seine Frau an sich und küsste sie.
Sie lachte an seinen Lippen. Als sie weitergingen, behielt sie die Kastanie in der Hand.
»Ich habe mit Fuchs gesprochen«, verriet sie endlich ihr Geheimnis. »Er ist einverstanden mit unserer Idee.«
»Wirklich?« Daniels Überraschung war echt. »Wie hast du das denn angestellt? Wenn ich ihm mit so einem Vorschlag gekommen wäre, wäre er mir mit Sicherheit an die Gurgel gegangen.«
»Tja, die Waffen einer Frau sind eben nicht zu unterschätzen.«
Daniel zog eine Augenbraue hoch.
»Ist Fuchs gegen solche Methoden nicht immun?«
»Den Menschen möchte ich sehen, der nicht empfänglich ist für Lob und Anerkennung.«
»Ganz schön raffiniert.« Daniel schnalzte mit der Zunge. »Dabei dachte ich, ich kenne dich ganz gut.«
»Schön, dass ich dich immer noch überraschen kann.« Genug geplänkelt. Fee hatte nicht ewig Zeit. »Nachdem ich meinen Teil des Plans erfüllt habe, bist du jetzt dran. Kannst du bitte Dr. Beckmann anrufen und ihm mitteilen, dass Dieter Fuchs aus gesundheitlichen Gründen nicht länger für den Posten des Verwaltungsdirektors zur Verfügung steht?«
Sie waren am Ende der Runde angelangt. Daniel Norden hielt seiner Frau die Tür auf. Warum grinste er so verschlagen?
»Schon erledigt.«
»Wie bitte?« Fee drehte sich zu ihm um. »Aber …«
Er legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen.
»Ich wusste zwar nicht, wie du Fuchs von seinem Rückzug überzeugen würdest. Aber ich hatte keinen Zweifel an deinem Erfolg.«
»Jetzt bin ich sprachlos«, entfuhr es Fee.
»Wie schön, dass auch ich dich immer noch überraschen kann«, erwiderte Daniel, legte den Arm um ihre Schultern und begleitete sie zurück in die Pädiatrie.
*
»Hast du mitbekommen, was heute mit Dr. Lekutat passiert ist?« Matthias Weigand stand im Aufenthaltsraum der Ärzte und schenkte sich den letzten Rest Kaffee aus der Maschine aus. Er schmeckte genauso verbrannt, wie er roch. Offenbar stand er seit Stunden auf der Warmhalteplatte.
Sophie Petzold saß am Tisch und knabberte an einem der Kekse, die Dieter Fuchs gekauft hatte. Nebenbei blätterte sie eine Fachzeitschrift durch.
»Christine Lekutat hat heute während einer Meningeom-Operation einen ischämischen Infarkt erlitten. Anschließend hat unsere Herzspezialistin Katharina Linhardt eine PTA durchgeführt. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee war«, antwortete sie und blätterte um. »Immerhin ist nicht auszuschließen, dass der Herzinfarkt von der PTA ausgelöst wurde.«
Da war sie