VögelLaune 3 | 16 Erotische Geschichten. Paula CranfordЧитать онлайн книгу.
sich dort festzusaugen. Und ich schlucke seine orgiastischen Schreie, bevor ich meine ausstoßen kann.
***
Er ging vor mir die ausgetretenen Stufen hinunter, schob die Plane des Gerüstes zur Seite, um mich durchzulassen. Es war mittlerweile fast dunkel geworden. Wir hatten wohl eine lange Zeit miteinander verbracht. Er ließ mich vorgehen, durch den Hinterhof und das Tor. Ich stand wieder auf der schmalen Gasse. Wie benebelt fühlte ich mich. Keinen klaren Gedanken konnte ich fassen. Wir gingen schweigend nebeneinander her. Es gab nichts zu sagen. Unser Treffen war so überwältigend gewesen, dass Worte nur stören konnten.
Wir kamen zu dem Platz, auf dem ich Stunden vorher den Wein getrunken hatte. Ich drehte mich zur Seite, um ihn anzusehen. Er war weg. Ich war wieder allein und hatte nicht einmal bemerkt, seit wann der Mann neben mir weg war. Aber auch das passte zu dieser Begegnung.
Ein wenig melancholisch, aber trotzdem sehr beschwingt, überquerte ich den Platz. Ich fühlte mich so begehrenswert! Ich spürte die taxierenden Blicke von Männern, an denen ich vorbeiging, und obwohl ich wirklich müde war, lächelte ich voller Übermut. Mein Leben war also doch nicht immer so vorhersehbar und so eingefahren – und nach so einer Begegnung alles andere als langweilig.
***
Ich liege erschöpft im Bett, als mein Ehemann nach Hause kommt. Ich habe nicht geduscht, weil ich weiß, mein Geruch, eine Mischung aus übergesprudeltem Sperma und nicht gestillter Nässe, macht ihn an. Als er sich auszieht, fällt mein Blick auf die lange Narbe oberhalb seines stattlichen Teils. Aber das tut dieser männlichen Schönheit so gar keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. Es macht sie besonders attraktiv.
»Was für eine fantastische Idee du da hattest.« Ich greife nach meinem Mann.
Er lächelt selbstbewusst. »Es hat dir also gefallen ...«
Als sein Schwanz zustößt, schließe ich beglückt die Augen. Irgendwann hatten wir beide, fast gleichzeitig, diese Idee gehabt. Immer dann, wenn uns der öde Ehealltag übermannt, wenn wir meinen, unser Leben stecke in Langeweile fest, dann denkt sich einer von uns ein sexuelles Rollenspiel aus. Ein Spiel mit vertauschten Charakteren, an aufregenden Orten mit unvorhersehbarem Ausgang.
Was haben wir so schon für sexuelle Abenteuer erlebt! Ich freue mich so sehr, dass wir beide, auch nach all diesen langen Jahren Gemeinsamkeit, immer wieder neue erotische Wege finden, unsere Lust aufeinander lebendig zu halten!
Sie trägt kein Höschen!
Freitag, später Nachmittag. Wie immer saß ich über den wichtigsten Unterlagen mit all den Dingen, die unbedingt noch vorm Wochenende erledigt werden mussten. Ich hatte mir seit einiger Zeit vorgenommen, lieber länger im Büro zu sitzen, als ständig diverse Akten mit nach Hause zu nehmen und damit das Wochenende zu belasten. Manchmal klappte das auch, und manchmal klappte das nicht. Für dieses Wochenende sah es richtig übel aus. Eine Kollegin war krank, zu viele Außentermine, und dann hatte ich zu allem Überfluss auch noch die ganze Woche Bewerbungsgespräche für die neu zu besetzende Position der Abteilung Buchhaltung zu führen.
Ich konnte Bewerbungsgespräche nicht leiden. Glücklicherweise musste ich sie selten halten, aber in diesem Fall würde die oder der Neue für mich arbeiten und mir direkt unterstellt sein. Da war es nur logisch, dass ich denjenigen selbst einstellte. Da die Kollegin aus dem Bereich Human Resources diejenige war, die sich krank gemeldet hatte, musste ich das Vorstellungsgespräch allein führen und konnte nur inständig hoffen, meine mangelnde Menschenkenntnis würde mich dieses Mal nicht im Stich lassen.
Ich wusste, ich war ein exzellenter Buchhalter. Niemand in der Firma konnte mir das Wasser reichen. Es hatte mir das finanzielle Wohlwollen des Chefs eingebracht und den fast ehrfürchtigen Respekt der Kollegen. Meine Arbeit war unantastbar, mein soziales Verhalten allerdings schwierig. Ich hatte kaum private Kontakte, redete nicht viel bei der Arbeit und war restlos fokussiert auf meine Tätigkeit. Da ich wenig mit Menschen zu tun hatte, waren mir entweder im Laufe der Jahre die Kenntnisse über sie verlorengegangen, oder ich hatte sie niemals besessen. Vermutlich Letzteres. Und umso schwieriger war es für mich, jemanden nicht nur anhand seiner vermeintlich beruflichen Fähigkeiten zu bewerten, sondern darüber hinaus auch noch sein soziales Verhalten und die Teamfähigkeit einzuschätzen.
Das Telefon schnarrte.
Genervt drückte ich die Sprechtaste. »Ja, was gibt es?«
Unsere Vorzimmerdame war nicht verwöhnt, was meinen meist eher rüden, im besten Fall noch sachlichen Ton betraf. »Ihr Bewerbungsgespräch wartet immer noch. Bitte nicht vergessen!«
Die Uhr zeigte meine Verspätung von fast fünfzehn Minuten an. Das war weder höflich noch seriös.
Ich seufzte laut in den Hörer. »Jaaa, reinschicken.« Schnell sandte ich noch ein »Bitte« hinterher. Dann schloss ich den Aktendeckel, nahm die Bewerbungsmappe aus der Schublade, die ich schon vor ein paar Tagen kurz überflogen hatte. Lebenslauf und Anschreiben hatten den Anforderungen des Stellenprofils standgehalten, und ich hatte beschlossen, auch diese Kandidatin einzuladen. Sie war die Letzte im Reigen der zehn Bewerber, die es in ein persönliches Gespräch mit mir geschafft hatten. Von den letzten neun Bewerbern würden drei zu einem zweiten Gespräch in der kommenden Woche eingeladen werden. Blieb heute nur noch, diese letzte Kandidatin zu checken.
Mit freundlichstem Lächeln betrat Frau Berger mein Büro. Ich stand auf, begrüßte sie mit einem kräftigen Händedruck und zeigte einladend auf den Sessel vor meinem Schreibtisch. Ich musste mich vom ersten Moment unseres Kontaktes bemühen, gelassen zu wirken und cool zu bleiben. Sie war nicht diese klassische Schönheit, aber von ihrer Erscheinung gingen, für mich zumindest, derartig erotische Impulse aus, die mich aufs Äußerste irritierten. Frauen spielten keine besondere Rolle in meinem Leben, hatten es nie getan. Beziehungen nervten mich. Affären auch. One-Night-Stands entsprachen nicht meinem Naturell. Wenn ich über einen längeren Zeitraum die dringlicher werdenden sexuellen Triebe nicht mehr länger unterdrücken konnte, gönnte ich mir Entspannung bei einer Prostituierten. Das war meiner Meinung nach die nahezu perfekte Dienstleistung für einen Mann wie mich. Kein unnötiges Reden, kein zeitraubendes Vorspiel. Ich bezahlte angemessen, für eine angemessene Leistung und wurde nicht beurteilt für meine, für manche Frauen vielleicht, etwas schrägen Sexvorstellungen. Der letzte Besuch bei einer solchen Dame lag allerdings auch schon wieder länger zurück. Ich hatte es aus Zeitgründen schlichtweg nicht geschafft und offensichtlich waren meine sexuellen Gelüste zurzeit auch fast eingeschlafen. Das änderte sich jedoch schlagartig mit dem Eintritt dieser Frau, die ich in Gedanken schon eingestellt hatte, bevor sie überhaupt nur einen ganzen Satz gesprochen hatte.
Ihre Erscheinung war als zurückhaltend elegant zu bezeichnen. Angemessen für diese Art von Gespräch. Aber ich hatte das Gefühl, ihre Fassade durchschauen zu können.
Die Bluse hätte eine Nummer größer sein müssen, um die darin verborgenen, prallen Brüste kaschieren zu können. Der Rock rutschte wie aus Versehen ein kleines bisschen zu hoch, als sie Platz nahm und die Schenkel grazil übereinanderschlug. Die Absätze der Pumps hätten etwas niedriger sein können, um der Frau den seriösen Eindruck abzunehmen, den sie vorgab.
Ihre Stimme hatte einen sanften Ton mit einem gurrenden Timbre, den vielleicht nur ich wahrnehmen konnte. Dunkelgrüne Augen mit rätselhafter Tiefe im Blick. Die langen Wimpern wollten dieses Rätsel verbergen, aber ich wusste schon, ich würde es lüften. Die vollen Lippen stellte ich mir geschminkt in einem tiefen Rot vor.
Sie beantwortete ruhig und gelassen meine Fragen. Es hatte geeignetere Bewerberinnen gegeben. Im Grunde hatte ich am gestrigen Tag meine Entscheidung schon gefällt. Sie war die letzte Kandidatin, die ich zu einem Gespräch eingeladen hatte, und sie würde das Rennen machen. Wer sonst!
Die Vorzimmerdame fragte telefonisch, ob sie noch benötigt würde. Ich blickte auf die Uhr. Es war nach halb sechs an einem Freitag. Schon fast eine Stunde saß ich hier mit Frau Berger. Ich verneinte und wünschte ihr ein erholsames Wochenende. Dann ging ich in die Teeküche, um einen weiteren Cappuccino für uns beide zu machen. Dabei blickte ich aufmerksam die Flure entlang. Die meisten Büros hatten große Sichtfenster. Ich konnte keinen Mitarbeiter mehr entdecken.