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Geteilt durch Null. Ted ChiangЧитать онлайн книгу.

Geteilt durch Null - Ted Chiang


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und die anderen Bergarbeiter versuchten zu helfen, aber das war schwierig für sie: Man konnte den Stein nicht wegschleifen, sondern nur mit einer bestimmten Schlagtechnik absplittern – zu starke oder zu schwache Schläge führten zu nichts.

      Nach einigen Wochen war der Block fertig. Er war mehr als mannsgroß und sogar noch breiter. Um den Block aus dem Boden zu befreien, meißelten sie Schlitze in die Basis des Steins und hämmerten trockene Holzkeile hinein. Dann schlugen sie dünnere Keile in die ersten Holzkeile, um diese zu spalten, und gaben Wasser in die Risse, sodass das Holz aufquoll. Nach ein paar Stunden pflanzten sich die Risse in den Stein fort, und der Block löste sich.

      Am Ende der Kammer, auf der rechten Seite, brannten die Bergarbeiter einen engen, aufwärts führenden Korridor heraus und einen abwärts verlaufenden direkt in den Boden vor dem Eingang des Raumes. So führte nun eine glatte Rampe durch den Raum, die direkt links vor dem Zugang zur Kammer endete. Auf diese Rampe hievten die Ägypter den Granitblock. Sie zogen und schoben den Block den Korridor an der Seite hinauf, in den er gerade so hineinpasste, und befestigten ihn, indem sie von links nach rechts flache Erdziegel übereinanderstapelten, wie eine Säule, die auf der Rampe lag.

      Da nun ein Schiebestein bereitlag, der das Wasser aufhalten würde, war es für die Arbeiter sicher, den Tunnel zu verlängern. Falls sie einen Speicher aufbrechen würden und Himmelswasser hineinströmen würde, könnten sie die Erdziegel einen nach dem anderen zerschlagen, der Block würde abwärtsgleiten und in der kleinen Aussparung zur Ruhe kommen – und damit den Eingang völlig versiegeln. Falls das Wasser mit solcher Wucht herabstürzen würde, dass es die Männer aus den Tunneln hinausspülte, würden sich die Erdziegel langsam auflösen, und der Block ebenfalls wiederum hinabgleiten. Die Flut wäre aufgehalten, und die Bergarbeiter könnten, um den Speicher zu umgehen, in eine andere Richtung einen neuen Tunnel beginnen.

      Wieder zündeten die Bergarbeiter ein Feuer an, um den Tunnel fortzusetzen. Um die Luftzirkulation im Gewölbe zu befördern, wurden Rinderhäute beiderseits des Tunneleingangs auf hohen, schrägen Gestellen aufgehängt. So wurde der stete Wind, der unter dem Gewölbe wehte, in den Tunnel umgeleitet; der Wind fachte das Feuer an und lüftete den Tunnel und die Kammer, nachdem das Feuer gelöscht worden war, sodass die Bergarbeiter graben konnten, ohne Rauch einzuatmen.

      Die Ägypter hörten nicht mehr zu arbeiten auf, nachdem der Schiebestein fertig war. Während die Bergarbeiter am Tunnelende ihre Hacken schwangen, mühten sich die Ägypter, um eine Treppe aus dem massiven Stein zu schneiden, welche die Holztreppe ersetzen sollte. Das taten sie mit Holzkeilen, und wo sie die Blöcke herausbrachen, blieben Stufen zurück.

      So arbeiteten sie fort und verlängerten den Tunnel immer weiter und weiter. Der Tunnel führte stets aufwärts, doch er änderte regelmäßig die Richtung, wie der Faden einer gigantischen Naht, sodass er insgesamt senkrecht nach oben führte. Sie bauten weitere Kammern mit Schiebetüren, sodass immer nur der höchste Abschnitt des Tunnels geflutet werden würde, falls sie zu einem Speicher durchstießen. Sie schnitten Kanäle in die Gewölbeoberfläche, unter denen sie Laufplanken anbrachten; von diesen Planken aus, in einiger Entfernung vom Turm, gruben sie Seitentunnel, die tief im Innern auf den Haupttunnel trafen. Der Wind wurde zur Ventilation durch diese Seitentunnel geleitet und so der Rauch aus dem Inneren des Haupttunnels geweht.

      Die Arbeit währte Jahre. Die Karrenzieher brachten keine Steine mehr, sondern Holz und Wasser für die Feuerstellen. Menschen kamen, um in den Tunneln der Gewölbeoberfläche zu leben, und auf hängenden Plattformen bauten sie nach unten wachsendes Gemüse an. Die Bergarbeiter lebten dort an der Grenze des Himmels; einige heirateten und zogen Kinder groß. Nur wenige setzten ihren Fuß je wieder auf die Erde.

      Nachdem er gerade mit einigen Scheiten das Feuer am Ende des Tunnels versorgt hatte, stieg Hillalum mit einem nassen Tuch vor dem Gesicht die Holzstufen bis zum Stein hinunter. Das Feuer würde viele Stunden lang brennen, und er würde in den unteren Tunneln warten, wo der Wind nicht so sehr vom Rauch erfüllt war.

      Da hörte er ein fernes Bersten, das Geräusch eines Berges, der gespalten wurde, und ein stetig lauter werdendes Tosen. Dann ergoss sich eine Sturzflut den Tunnel hinab.

      Für einen Augenblick war Hillalum starr vor Schreck. Das entsetzlich kalte Wasser schlug gegen seine Beine und riss ihn zu Boden. Er richtete sich auf, schnappte nach Luft, stemmte sich gegen die Strömung, klammerte sich an die Stufen.

      Sie waren auf einen Speicher gestoßen.

      Er musste nach unten zum höchstgelegenen Schiebestein, bevor dieser sich schloss. Seine Beine wären am liebsten die Stufen hinabgesprungen, doch er wusste, dass er sich dann nicht würde aufrecht halten können, und die tosende Strömung hätte ihn mitgerissen und höchstwahrscheinlich zu Tode geschmettert. So schnell er sich traute, ging er die Stufen hinab, eine nach der anderen.

      Er rutschte einige Male aus, schlitterte jedes Mal bis zu einem Dutzend Stufen hinunter; sein Rücken schrammte über die Felsstufen, doch er spürte keinen Schmerz.

      Die ganze Zeit rechnete er damit, dass der Tunnel über ihm einstürzen oder das gesamte Gewölbe aufbrechen, der Himmel sich unter seinen Füßen auftun und er zusammen mit dem himmlischen Regenguss auf die Erde fallen würde. Jahwes Strafe kam über sie, eine zweite Sintflut.

      Wie weit war es noch bis zum Schiebestein? Der Tunnel schien kein Ende zu nehmen, und das Wasser strömte nun sogar noch schneller herab. Hillalum rannte buchstäblich die Treppe hinunter.

      Plötzlich stolperte er und klatschte in flaches Wasser. Er war über das Ende der Treppe hinaus gerannt und in die Kammer mit der Schiebetür gefallen, und hier reichte ihm das Wasser bis über die Knie.

      Er richtete sich auf und sah Damqiya und Ahuni, zwei andere Bergarbeiter, die ihn ebenfalls gerade bemerkten. Sie standen vor dem Steinblock, der bereits den Ausgang versperrte.

      »Nein!«, schrie er.

      »Die haben den Zugang schon verschlossen!«, schrie Damqiya. »Sie haben nicht gewartet!«

      »Kommt noch jemand?«, rief Ahuni ohne Hoffnung. »Vielleicht können wir den Stein bewegen.«

      »Da kommt niemand mehr«, erwiderte Hillalum. »Können sie den Stein von der anderen Seite bewegen?«

      »Sie können uns nicht hören.« Ahuni schlug mit einem Hammer gegen den Granit, doch das Geräusch ging im Getöse des Wassers unter.

      Hillalum sah sich in der kleinen Kammer um und bemerkte erst jetzt, dass ein Ägypter mit dem Gesicht nach unten im Wasser trieb.

      »Er ist gestorben, als er die Treppe runterstürzte«, schrie Damqiya.

      »Gibt es nichts, was wir tun können?«

      Ahuni blickte nach oben. »Jahwe, verschone uns.«

      Die drei standen im ansteigenden Wasser und beteten verzweifelt, doch Hillalum wusste, dass es vergebens war: Sein Schicksal hatte ihn nun doch eingeholt. Jahwe hatte von den Menschen nicht verlangt, den Turm zu errichten oder das Gewölbe zu durchbohren; die Menschen allein waren für die Entscheidung, den Turm zu bauen, verantwortlich, und sie würden bei diesem Unternehmen ihr Leben lassen, so wie bei jeder anderen Anstrengung, der sie auf Erden nachgingen. Ihre Rechtschaffenheit konnte sie nicht vor den Folgen ihrer Taten schützen.

      Das Wasser erreichte ihren Brustkorb. »Lasst uns nach oben gehen«, rief Hillalum.

      Sie mühten sich gegen die Strömung den Tunnel hinauf, während das ansteigende Wasser ihnen auf den Fersen blieb. Die wenigen Fackeln, die den Tunnel erhellten, waren ausgegangen, sodass sie die Stufen im Dunkeln hinaufstiegen, Gebete murmelnd, die sie nicht hören konnten. Die Holztreppen am Ende des Tunnels waren fortgerissen worden und hatten sich weiter unten im Tunnel festgeklemmt. Sie kletterten über die Holztrümmer, bis sie die glatte Steinrampe erreichten. Dort warteten sie ab, bis das Wasser sie höher hinauftrug.

      Wortlos harrten sie aus, denn ihre Gebete waren erschöpft. Hillalum stellte sich vor, dass er im schwarzen Schlund Jahwes stand, während der Mächtige tief von den Wassern des Himmels trank, bereit, die Sünder hinunterzuspülen.

      Das Wasser stieg weiter an und trug sie aufwärts, bis


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