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Der Hochwald. Adalbert StifterЧитать онлайн книгу.

Der Hochwald - Adalbert Stifter


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zerfallenem Auẞenwerke umgeben, tausend Gräser und schöne Waldblumen und weiẞe Steine im Hofraum hegend und von auẞen umringt mit vielen Platten, Knollen, Blöcken und andern wunderlichen Granitformen, die ausgesät auf dem Rasen herumliegen. Keine Stube, kein Gemach ist mehr in wohnbarem Zustand, nur seine Mauern, jedes Mörtels und Anwurfes entkleidet, stehen zu dem reinen Himmel empor und tragen hoch oben manche einsame Tür oder einen unzugänglichen Söller, nebst einer Fensterreihe, die jetzt in keinem Abendrot mehr glänzen, sondern eine Wildnis schöner Waldkräuter in ihren Simsen tragen. – Keine Waffen hängen an den Mauerbögen als die hundert goldenen Pfeile der schief einfallenden Sonnenstrahlen; keine Juwelen glänzen aus der Schmucknische als die schwarzen, befreundeten Äuglein eines brütenden Rotkehlchens; – kein Tragbalken führt vom Mauerrande sein Dach empor als manch ein Fichtenbäumchen, das hoch am Saume im Dunkelblau sein grünes Leben zu beginnen sucht. – Keller, Gänge, Stuben – alles Berge von Schutt, gesucht und geliebt von mancher dunkeläugigen Blume. Einer der Schutthügel reicht von innen bis gegen das Fenster des zweiten Stockwerks empor. Dem, der ihn erklimmt, wird ein Anblick, der, obwohl im geraden Gegensatze mit den Trauerdenkmalen ringsum, dennoch augenblicklich fühlen läẞt, daẞ eben er die Vollendungslinie um das beginnende Empfinden lege, nämlich: über alle Wipfel der dunklen Tannen hin ergieẞt sich dir nach jeder Richtung eine unermessene Aussicht, strömend in deine Augen und sie fast mit Glanz erdrückend. – Dein staunender und verwirrter Blick ergeht sich über viele, viele grüne Bergesgipfel, in webendem Sonnendufte schwebend, und gerät dann hinter ihnen in einen blauen Schleierstreifen – es ist das gesegnete Land jenseits der Donau mit seinen Getreidehängen und Obstwäldern –, bis der Blick endlich auf jenen ungeheuren Halbmond trifft, der den Gesichtskreis einfaẞt: die Norischen Alpen. – Der groẞe Briel glänzt an heiteren Tagen, wie eine lichte Flocke am Himmelsblau hängend, der Traunstein zeichnet eine blasse Wolkenkontur in den Kristall des Firmaments. – Der Hauch der ganzen Alpenkette zieht wie ein luftiger Feengürtel um den Himmel, bis er hinausgeht in zarte, kaum sichtbare Lichtschleier, drinnen weiẞe Punkte zittern, wahrscheinlich die Schneeberge der ferneren Züge.

      Dann wende den Blick auch nordwärts; da ruhen die breiten Waldesrücken und steigen lieblich schwarzblau dämmernd ab gegen den Silberblick der Moldau; – westlich blauet Forst an Forst in angenehmer Färbung, und manche zarte, schöne, blaue Rauchsäule steigt fern aus ihm zu dem heitern Himmel auf. Es wohnet unsäglich viel Liebes und Wehmütiges in dem Anblicke.

      Und nun, lieber Wanderer, wenn du dich satt gesehen hast, so gehe jetzt mit mir zwei Jahrhunderte zurück, denke weg aus dem Gemäuer die blauen Glocken und die Maẞlieben und den Löwenzahn und die andern tausend Kräuter; streue dafür weiẞen Sand bis an die Vormauer, setze ein tüchtig Buchentor in den Eingang und ein sturmgerechtes Dach auf den Turm, spiegelnde Fenster in die Mauern, teile die Gemächer und ziere sie mit all dem lieben Hausrat und Flitter der Wohnlichkeit – dann, wenn alles ist wie in den Tagen des Glückes, blank, wie aus dem Gusse des Goldschmiedes kommend – – dann geh mit mir die mittlere Treppe hinauf in das erste Stockwerk, die Türen fliegen auf – – – gefällt dir das holde Paar?

      Es sind Töchter Heinrichs des Wittinghausers, in dessen Wohnung du dich befindest – Wittinghausen hieẞ vorzeiten das Schloẞ, ehe es von einem in der Nähe erbauten und nun ebenfalls verfallenen Kirchlein den Namen St. Thoma erhielt.

      Die Jüngere sitzt am Fenster und stickt, und obwohl es noch früh am Morgen ist, so ist sie doch schon völlig angekleidet, und zwar mit einem mattblauen Kleide nach der so malerischen Art, wie wir sie noch hier und da auf Gemälden aus der Zeit des Dreiẞigjährigen Krieges sehen. Alles ist nett. Ärmel und Mieder schlieẞen reinlich, jede Falte der Schleppe liegt bewuẞtvoll, jede Schleife sitzt wohlberechtigt, und jede Puffe gilt, und über dem Ganzen des Trachtenbaues schwebt als Giebel ein schönes Köpfchen, über und über blondlockig, und schaut fast wunderselig jung aus der altväterlichen Kleiderwolke. Man sieht es offenbar, sie hat hohe Freude an ihrem Anzuge und hat ihn deswegen schon ganz und gar an. Zu den blonden Locken stehen seltsam die dunkelbraunen, fast schwarzen Augen, wenn sie mit ihnen gelegentlich erschrocken oder neugierig emporleuchtet – aber dann liegen sie so rein und rund in ihrem Rahmen, daẞ man sieht, wie die junge Seele, unberührt von Schmerz und Leidenschaft, noch so arglos zutäppisch durch ihre Fensterlein herausschaut, weil die Welt gar so groẞ und prächtig ist. Den Locken nach ist sie älter als achtzehn, den Augen nach jünger als vierzehn Jahre. Vielleicht steht sie mitten.

      Die Ältere ist noch nicht angezogen. Sie sitzt in einem weiẞen Nachtkleide auf einer Art von Ruhebett, auf dem sie viele Papiere und Pergamentrollen ausgebreitet hat, in denen sie herumsucht. Eine Fülle äuẞerst schwarzer Haare ist aufgelöst und schneidet, in breitem, niedergehendem Strom den faltenreichen Schnee des Nachtgewandes. Das Gesicht ist fein und geistreich, nur etwas blaẞ, daher die Augen desto dunkler daraus vorleuchten, da sie den Haaren entsprechend sind, tiefschwarz und fast noch gröẞer als die der braunen Schwester.

      Das Zimmer ist das Wohn- und Schlafgemach der Mädchen; denn in seiner Tiefe stehen die zwei aus Eichenholz geschnitzten Bettgestelle, jedes überwölbt mit einem seidenen Baldachin und umlegt mit blühenden Teppichen; – Sessel und Schemel stehen verschoben, als eben gebraucht, und zum Teil bedeckt mit Stücken weiẞen Nachtzeuges. Die Betschemel stehen jeder in einer andern Fensterbrüstung, daẞ sich die betenden Schwestern nicht sehen können; denn die Andacht ist verschämt wie die Liebe. Auf dem Putztisch ist nur ein hoher, schmaler Spiegel und echte Schmuckstücke. Es ist noch sehr früh am Morgen, wie die langen Schatten und die Silberblitze an taufeuchten Tannen drauẞen zeigen. Der Tag ist ganz heiter, die Alpenkrone liegt in den zwei Fenstern wie in einem Rahmen, und ein glänzender Spiegel spannt sich darüber weg.

      Die am Fenster stickt emsig fort und sieht nur manchmal auf die Schwester. Diese hat mit einemmal ihr Suchen eingestellt und ihre Harfe ergriffen, aus der schon seit länger einzelne Töne wie träumend fallen, die nicht zusammenhängen oder Inselspitzen einer untergesunkenen Melodie sind.

      Plötzlich sagte die Jüngere: „Siehe, Clarissa, wenn du auch die Melodie verbergen willst, ich kenne doch das Lied, das du schon wieder singen möchtest –“

      Die Angeredete, ohne zu antworten, sang mit leiser Stimme die zwei Verse:

      „Da lagen weiẞe Gebeine,

      Die goldne Kron’ dabei.“

      Dann lieẞ sie ab vom Spiele, und ohne die Harfe wegzustellen, sah sie durch die Saiten in das unschuldige Angesicht der Schwester.

      Diese erwiderte mit den guten, runden Augen den Blick und sagte dann fast schüchtern: „Ich weiẞ nicht, das Lied ist mir so unheimlich, es ahnt einem Unglückliches an – und der Inhalt ist so schauerlich – – auch weiẞt du ja, daẞ es der Vater nicht gern höret, daẞ du gerade dieses Lied singest – –“

      „Sieh, und dennoch hat es einer gedichtet, der sehr sanft und gut war“, fiel die ältere Schwester ein.

      „So hätte er gleich lieber ein sanfteres und freundlicheres dichten können“, erwiderte die Jüngere, „denn ein Lied muẞ gut und hold sein, daẞ man es liebet und nicht fürchtet wie dieses.“ Clarissa sah bei diesen Worten mit einer so gütigen Zärtlichkeit auf die Schwester, fast wie eine Mutter, und sagte: „O du gutes Ding, du treuherziges, wie bist du noch gar so jung! – – – Jene Furcht, jenes Schauern ist ja eben der Abgrund unseres Gewissens und versöhnt zuletzt zu doppelter Güte.“

      „Nein, nein“, antwortete die andere; „ich bin lieber gleich vom Anfange gut. Ein Lied muẞ bei mir lieb und hell sein wie der heutige Tag, kein Wölkchen, so weit du schauen magst, lauter Blau und lauter Blau, das reinste und freundlichste Blau. Deine Melodien sind jetzt immer wie Nebel und Wolken oder gar wie Mondschein, der wohl auch schön ist, aber bei dem man sich fürchtet.“

      „O die vielgeliebten, schwebenden, webenden Wolken“, entgegnete Clarissa, „wie sie aufblühen in der Öde des Himmels, um die Berge glänzen und träumen, schimmernde Paläste bauen, massenweise sich sonnen und abends so liebrot entbrennen wie schlafmüde Kinder! – – – O Johanna, liebes Mädchen, wie bist du doch dein eigner Himmel, tief und schön und kühl! Aber es werden in ihm Düfte emporsteigen – der Mensch gibt ihnen


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